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Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei tnS Hau- durch Au-träger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS Hau- durch die Post 1 Mk. 1.30 vierteljährlich. Mit einer vierseitige« Mustrrerte» Verlag und Druck: Gü«z är Eule, Naunhof. Redaktion: Ankündfgnng««: Für Inserenten der Amt-Hauptmann« schast Grimma 12 Pfg. die fünsge« spaltme Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Daunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum des nachfolgenden Tage? Schluß der Anzeigenannahme: Vormittag? 11 Uhr am Tage de- Erscheinen-. Nr. 154 Mittwoch, den 30. Dezember 1914. 25. Jahrgang. Das Neueste von den Kriegsschauplätzen. Amtlich, Großes Hauptquartier, 29. Dez. vormittags. Bei Nieuport und südlich Ipern gewannen wir in kleineren Gefechten einigen Boden. Mehrfache französische Angriffe nordwestlich St. Menehould wurden unter schweren Verlusten für die Franzosen zurückgeschlagen. Dabei machten wir einige hundert Gefangene. Ein Vorstoß im Bois Brule westlich Apremont führte unter Erbeutung von drei Maschinengewehren zur Fortnahme eines französischen Schützengrabens. In Ostpreußen und Polen rechts der Weichsel keine Veränderung. Im Bzura- und Rawkaabschnitt schritten unsere Angriffe vor. In Gegend südlich Jnowlodz wurden starke russische Angriffe zurückgeschlagen. Oberste Heeresleitung. (W. T. B) Amtliches. Stadtgemeiuderatsfitzung Mittwoch, de» Sv. Dezember LSL4, abends 8 Uhr. Tages-Ordnung. I . Mitteilung de- Ergebnisses der letzten Wasseruntersuchung. 2. Gesuch um Verlängerung eines Wiesenpachles. 3. BeschleusungS-Angelegenheiten. 4. Beratung der Haushaltpläne auf 1915. 5. Ausschreibung von Kaffenstellen. 6. Ergebnisse von Kaffen-Revisionen. Anschluß an die Ortsbeschleusung. Nach den ortsgesetzlichen Bestimmungen ist jedes be baute Grundstück au die Hauptschleuse anzu schließen. Die betriebsfähige Fertigstellung des gesamten Schleusennetzes ist in kurzer Zeit zu erwarten. Die Hausentwäfferungen haben die Grundstücksbesitzer an zumelden. Die Anmeldung geschieht durch Abgabe von Plänen, deren Form und Ausführungen aus den Vorschriften des OrtS- gesctzeS über die Anlage, den Bau und den Betrieb der Haus entwäfferungen in der Stadt Naunhof hervorgeht. Die zum Anschluß der Grundstücke verpflichteten Eigen tümer werden deshalb aufgefordert, die vorgeschriebenen Pläne bis zum LS. Januar L9L5 hier abzugeben. Es wirb empfohlen, dabet die Hilfe von einem der zuge- laffcnen Gewerbetreibenden in Anfpruch zu nehmen. Naunhof, am 22. Dezember 1914. Der Bürgermeister. Trichinenschau. Vom I. Januar LOLS ab wird die Trichinenschau im Bezirke (unterer Stadtteil) vom Schauer Herrn Angermann, K (oberer Stadtteil) vom Schauer Herrn Kaufmann ousgiübt. Naunhof, am 28. Dezember 1914. Der Bürgermeister. Vie beicken Onentkckloklenen. Der sonst von reichem parlamentarischen Leben durch flutete Winter trägt in diesem Jahre alle Zeichen eines Ausnahmezustandes. Vor dem die Länder zerfleischenden Kriege sind auch die redseligsten Volksvertretungen ver stummt: sie begnügen sich mit schweigender Entgegennahme der für sie bestimmten Vorlagen und Berichte, bewilligen ohne viel Federlesen Milliardellkredite und Vertrauens- fundgebungen und lassen sich dann ohne Widerspruch auf Monate vertagen, um der Regierung freie Bahn für die Fortführung der Schwertarbeit zu lassen, die am besten »edeiht, wenn gute Reden sie begleiten. Nur in Portugal und in Japan erlebten wir Über raschungen. Beide Länder stehen unter englischer Ober leitung. Also war es von vornherein ausgemacht, daß sie an diesem Kriege nicht vorbeikommen würden. Japan zierte sich nur ein Weilchen, dann beehrte eS uns mit einem unverschämten Ultimatum, dessen Text augenschein lich in London aufgesetzt war, und bemächtigte sich, nicht ohne Anstrengung unseres ostasiatischen Gebietes, um danach wieder in die Rolle des Zuschauers zurückzufallen. Und nun kommt das Parlament und lehnt der Regierung, der dieser entscheidende Schritt auf das chinesische Festland gelungen ist, eine verhältnismäßig bescheideneMilitäroorlage ab, durch die das stehende Heer um zwei Divisionen ver mehrt werben sollte. Der Mikado hat dieses Mißtrauens votum mit sofortiger Auflösung der Kammer beantwortet. Und obwohl er kürzlich, bei der Eröffnung der Session, sehr bedeutsam darauf hinwies, daß das Land sich auch nach der Eroberung von Kiautschou, im Kriege befinde, wird die Reai-runa fetzt einen heftigen Wahlkampf bestehen müssen, um zunächst der Oppontwn im eigenen Hause Herr zu werden. In welcher Weise sie die neue Heeres- forderung begründet hat, ist in Europa nicht bekannt ge worden: es wäre interessant zu erfahren, welchem Gegner gegenüber sie eine Verstärkung der Armee für unerläßlich hält. China wird ja von Japan militärisch kaum ernst genommen, und mit Rußland ist man doch neuerdings in freundschaftlicher Entente verbunden. Also an welche Zukunftsmächte denkt wohl die japanische Regierung? Das Volk scheint jedenfalls für ihre Absichten kein Ver ständnis zu besitzen. Es war schon nicht begeistert für die Heeresfolge gegen Deutschland und will von weitergehenden kriegerischen Unternehmungen erst recht nichts wissen. Sind doch die finanziellen und wirtschaft lichen Folgen des siegreichen Krieges gegen Rußland noch immer nicht überwunden. Im Gegenteil: Ler Steuerdruck hat sich empfindlich verstärkt, und weder von Korea noch von der Mandschurei hat das Volk bisher irgendwelchen Segen zu verspüren bekommen. Der ehrgeizige Graf Kato hat also das Land nicht hinter sich, wenn er es England zuliebe in auswärtige Verwicklungen hineinschieben will. Darauf wird es zwar m letzter Linie nicht ankommen, aber ganz übersehen kann er die Volksstimmung doch auch nicht, und dieser ist vielleicht soviel immerhin schon zu verdanken, daß die japanische Regierung den Mut zu einer unmittelbaren Teilnahme an den Kämpfen in Europa nicht aufzutreiben vermag. Herr Pichon und Genossen werden vermutlich auch weiterhin vergeblich um die Ent sendung japanischer Hilfstruppen betteln. Ähnlich liegen die Dinge in Portugal. Man kann nicht gerade sagen, daß diese Republik sich unsere« Feinden als Bundesgenosse aufgedrängt hat, aber als es, nach wiederholtem freundlichen Zuspruch von englischer Seite, endlich so weit war, setzte in der Bevölkerung offen eine kräftige Gegenbewegung ein, die zunächst eine Umbildung des Ministeriums zur Folge hatte. Dann gab es in der Kammer ein Vertrauens-, im Senat dagegen ein Miß trauensvotum für die Politik der Regierung, die „zur Verteidigung des Landes", sowie zur Teilnahme am Kriege entschlossen war, ohne doch sagen zu können, von welcher Seite der Freiheit, der Unabhängigkeit Gefahr drohe. Man darf vermuten, daß hier bindende Verträge ehrwürdigen Alters oorliegen. die den Wechsel der Staats form überdauert haben. Gegen sie lehnt das Volk sich aus, weil es sich von auswärtigen Abenteuern mit Recht eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung seiner Lage verspricht. Aber für die Regierung gibt es wohl kein Zurück mehr. Einstiveilen sucht sie die Entscheidung zu verzögern; vielleicht, daß ihr schließlich irgendein Zwischenfall zu Hilfe kommt. Ihre Tatkraft ist jedenfalls vorerst gelähmt. So haben wir neben den vielen erbitterten Feinden, mit denen wir im Kampfe liegen, auch mit zwei unent schlossenen Gegnern zu rechnen — ohne dabei unseres Bundesgenossen Italien zu vergessen, dessen Volksver tretung in vollem Einvernehmen mit der Regierung, kürzlich feste Entschlossenheit bekundete — nur durfte man nicht fragen, wozu sie entschlossen waren. Zunächst wohl nur zum Abwarten. Wir werden uns also in Geduld zu fassen haben. PoUtilcke Kuncilckau. Veutlekev Leiek. 4 Zu der von der deutschen Verwaltung angeordnete» Umgestaltung im belgischen Notenbantmesen ist zu be merken, daß die Belgische Nationalbank nach dem sieg reichen Eindringen der deutschen Truppen in Belgien ihre Werte zunächst von Brüssel nach Antwerpen, dann nach England schaffte. Dabei wurden nicht allein alle Wert objekte mitgenommen, sondern auch die halbfertigen und fertigen Noten, die Notenstempel und Klischees. Die Be mühnngen, die Werte, Lie angeblich bei der Bank von England hinterlegt sind, wiederherauszubekommen, waren bisher vergeblich. Der Vorgang ist für die belgische Ftuanzwirtschaft auck^deshalb von wesentlicher Bedeutung, weil die Belgische Nationalbank den größten Teil des Vermögens der Staatssparkasse verwaltet hat, die dadurch vollkommen lahmgelegt ist. Deshalb mußte der deutsche Generalgouverneur auf Abhilfe sinnen. Die leblos ge wordene Nationalbank wurde durch die Locietö denerLle cke Lelgique ersetzt, der das ausschließliche Recht zur Aus gabe von Banknoten erteilt wurde und zwar zunächst auf die Dauer eines Jahres. Die SoeLetä OenerLle, Lie bisher eine Industrie- und Kreditbank war, wird sich eine be sondere Notenabteilung angliedern, die besonders ver« waltet wird. Die Noten dieser neuen Notenbank erhalten Zwangskurs. Mit der Schaffung des neuen Noteninflituts liegt die Möglichkeit vor, die durch das schnöde Verhalten der Leiter des alten Instituts im belgischen ZahlungS- wesen geschaffenen zerrütteten Zustände einigermaßen wieder in geordnete Bahnen zu bringen und damit die Möglichkeit zu schaffen, daß das geschäftliche Leben in Belgien wieder lebhafter in Gang kommt. * Ein gemeinsamer Hirtenbrief aller deutschen Grz» bischöfe «nd Bischöfe ist über den Krieg erlassen worden. Als die Hauptaufgabe der gegenwärtigen Zeit bezeichnet das umfangreiche Hirtenfchreiben Buße und Sühne. Der Krieg sei ein Strafgericht für alle Völker, die von ihm betroffen sind. Daher der laute Ruf nach Buße und Sühne. Wehe dem Volk, das nicht einmal mehr dieser furchtbare Zuchtmeister zur Buße bringen kann. Es ist reif für den Untergang, und ihm würde auch der Sieg zur Niederlage. Wir wollen uns nicht in die Schuldbücher der anderen Völker vertiefen, sondern in unser eigenes, wir wollen nicht das Gewissen unserer Feinde erforschen, sondern LaS unserige. Wir find un schuldig an dem Ausbruche des Krieges, das können wir vor Gott und der Welt bezeugen. Im übrigen wollen wir nicht auf unsere Unschuld pochen. Der Krieg habe auch bei uns schwere Schuld aufgedeckt, heißt es dann weiter, einmal die Schuld an dem Niedergang des religiösen und des sittlichen Lebens. Jünglinge und Männer werden schließlich aufgefordert, einzustehen für Gott und Vaterland. Der Brief wird in allen katholischen Kirchen verlesen und auch den im Felde stehenden Katho liken übermittelt. * Sonderbare Ansichten von feinen Aufgaben scheint der amerikanische Gesandte in Brüssel zu haben. Er hat sich anscheinend in erheblicher Weise in die deutschen Anordnungen über die Zahlung der belgischen Kriegs kontribution gemischt. In Washington war nämlich Staatssekretär Bryan genötigt zu erklären, daß alle Schritte des amerikanischen Gesandten in Brüssel, die eine Herabsetzung der Kriegskontribution zum Ziele hätten, inoffiziell und ohne Ermächtigung der Regierung gemacht würden. — Die Abschüttlung des unberufenen Herrn durch seine Regierung ist ja ganz erfreulich, obwohl wir sicher sind, daß die deutsche Kriegs- oder Zivilleitung sich nicht im geringsten um die Bemühungen des Amerikaners ge kümmert, sondern entschieden haben, wie sie eS für richtig und anaemesien hielten. belgien. x Gegenüber erneuten Versuchen der belgischen Re gierung, Belgier zum Dienfteiutritt in ihre Armee zu veranlassen, wird von deutscher Seite nochmals darauf hingewiesen, daß durch gesetzkräftige Verordnung des Generalgouvernements alle Befehle und Verfügungen der ehemaligen belgischen Regierung außer Kraft geletzt sind. Wie schon vor einiger Zeit durch Maueranschlag bekanntgegeben wurde, setzt sich jeder Belgier, der ver suchen sollte, einer solchen Aufforderung Folge zu leisten, den schwersten Strafen aus. Außerdem werden, sofern eS ihm gelingen sollte, zu entweichen, seine nächsten An gehörigen dafür haftbar gemacht. 8ck>iv«cken. x Einen vorzüglichen Eindruck hat die Herabsetzung des deutschen Reichsbankdiskonts in ganz Schweden gemacht. Die Zeitungen äußern durchweg Anerkennung, die um so lebhafter ist, als das Vorgehen des Reichsbank direktoriums eine Erleichterung des Zinsfußes auch für Schweden wahrscheinlich macht. So schreibt „Svenska Dagbladet": Die Herabsetzung des deutschen Diskonts kommt uns angesichts der wunderbaren finanzielle» Kriegs bereitschaft Deutschlands nicht unerwartet. Nun wird auch die Herabsetzung des sechsprozentigen schwedischen Zins fußes um */, Prozent zu Neuiabr sebr wahrscheinlich.