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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sachs. Landeszeitung Sllustr. Sonntagsbeilage Sernfprecher Nr.» » für die Gemeinden Albrechtshain. Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmanushain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnltz,Threna re. Lrjchetnl wöchentlich dreimal: Dienctag, Donnerstag und Sonnabend, abends 6Uhr Bezugspreis oierteljährl. 2 MK.40Pfg., monatl. 80 Pfg., durch die Post bezogen inkl. der Postgebühren 2MK. 60Pfg. Anzeigenpreis: die sechsgespaltene Petitzetle 25 Pfg., auswärts 30 Pfg. Amtlicher Teil 50 Psg. Reklamezeile 60 Pfg. Beilagegebühr pro Tausend lO Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. Im Falle höherer Gewalt, Krieg, Streik, Aussperrung. Maschtnrnbruch, Betriebsstörung im Beiried der Druckerei oder unserer Lteseranle« Hai d« Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung der Bezugspreis«. — — Nr. 42. Sonntag, den 6. April 1919.30. Jahrgang. Amtliches. Mnschlnß au Sonu- uud Feßtasen. I. Allgemeines. Durch Reichsoerordnung vom 5. Februar 19lS (Retchsgesetzblatt) Seite 176) ist bestimmt worden, daß künftig im Sandelsgewerbe Ge hilfen, Lehrlinge und Arbeiter an Sonn- und Festtagen nicht be schäftigt werden dürfen. Es sind daher Läden und chfene Verkaufs stellen, und zwar gemäß Z 41 a der Gewerbeordnung auch solche, in denen Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter nicht beschäftigt werden dürfen, an Sonn- und Festtagen geschlossen zu halten. n. Ausnahmen. Auf grund von 8 105 e der Gewerbeordnung hat die Kreis- hauptmannschast zur Befriedigung der täglichen Bedürfnisse der Be völkerung an Sonn- und Festtagen folgendes angeordnet: Die Beschäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern wird gestattet 1. an allen Sonn- und Festtagen — mit Ausnahme des 2. Weih, nachts-, Oster- und Pfingstfeiertags-zur Ausgabe der Mor genzeitungen in den Kaupt» und Nebenvertriebsstellen der Zeitungsunternehmungen und zum Austragen in die Käufer von 6 — V.S Uhr morgens. 2. an allen Sonn- und Festtagen von vormittags 11 bis nach mittags 1 Uhr zum Verkaufe a) der Tageszeitungen in den auf öffentlichen Strahen- und Plätzen befindlichen Derkaufsständen, d) von Back- und Kondiloreiwaren, c) von Blumen, Blumengewinden und Topfpflanzen, ä) von Zigarren, 3. an allen Sonn- und Festtagen, von morgens 7 bis 9 Uhr, längstens aber bis zum Beginn des Vormittagsgottesdienstes, zum Verkaufe von Fleisch und Fleischwaren, 4. an allen Sonn- und Festtagen von früh 7 bis 8 Uhr und vormittags 11 bis nachmittags 1 Uhr zum Verkaufe von Milch 5. an allen Sonn- und Festtagen von 12 Uhr mittags bis 1 Uhr nachmittags zum Verkaufe von Roh-Eis. U. Zur Ermöglichung eines erweiterten Geschäftverkehrs wird gemäß 105 b Abs. 2 Ler Gewerbeordnung in der Fassung der an gezogenen Reichsoerordnung, soweit nicht für einzelne Gemeinden ab- weichende Sonderbestimmungen getroffen werden, weiter bestimmt, bah 1. am Sonntage Iudica 2. an den beiden Jahrmarkts-Sonntagen 3. am 2., 3. und 4. Advents-Sonntage in der Zeit von vormittags 11 bis abends 6 Uhr Gehilfen, Lehr linge und Arbeiter in allen Zweigen des Kandelsgewerbes beschäftigt und während dieser Beschäftigung Läden und offene Verkaufsstellen dem Verkehre des Publikums offen gehalten werden.— Weitere Ausnaymebewilligungen, insbesondere auch für das Spe- dittons- und für andere Gewerbe, bei denen es sich um Abfertigung und Erpedition von Gütern handelt, sowie über die Schließung von Apotheken sind der Kreishauptmannschaft Vorbehalten. Ili. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen sind nach der Gewerbeordnung mit Geldstrafe bis zu 1000 Mk. oder im Un vermögensfalle mit Kast zu bestrafen. IV. Für ortsübliche Bekanntmachung dieser Bestimmungen durch die Gemeindebehörden ist Sorge zu tragen. Grtmma, 31. März 1919. L » 727. Die Amtshauptmannschast. Der Stadtrat. Die außer Verkehr gesetzten Notgeldscheine zu 5 Mark und 20 Mark werden von der Bezirkskaste der Amtshauptmannschast bis zum IS. April ISIS eingelöst. Grimma, 3. April 1919. 247 a. kl. Der Bezirksverband der Amtshauptmannschast. I. V.: vr. o. Schwor tz. Der Arbeiterrat. Gey. Schreiber. Der Auguste Eckardt in Lindhardt sind S vom Kauf mann Kackelberg in Naunhof abgestempelte Zuckerkarten abhanden gekommen. Die Karten werden hiermit für ungültig erklärt. Wer die Karten auffindet, hat sie sofort an die Kanzlei der Amtshaupt- mannschofl einzusenden. Grimma, 2. April 1919. 550 s. 1.. Der BezirLsverband der Amtshauptmannschast. I. V: Dr. von Schwartz. Der Arbeiterrat. Gey. Schreiber. E tzungsbericht. In der gefi ' ;sn Sitzung des Stadtgemeinderates ist fol gendes beraten > nd beschlossen worden. 1. Das Baugesuch des Kerrn Maurer K. Rich ter hier wegen des Umbaues der früheren Wagner'scheu Scheune zu Wohnungen wurde in der vorgesehenen Veränderung befürwortet. Das Ge such des Kerrn Bäckermeister Theodor Krah-Errichtung eines Stallgebäudes im Grundstück Grimmaer Straße 13 wurde bedingungsweise befürwortet. 2. Der Stadtgemeinderat ist der Meinung, daß die Bil dung eines Bauern- und Landarbeiter-Rates nicht nötig sei, da Landwirtschaft in Naunhof in beachtlichem Umfange nicht betrieben wird. 3. Gegen das Gesuch der Ladenlnhaber um Festsetzung des Geschäftsschlustes in der gewünschten Weise — im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 6 Uhr — bestehen keine Bedenken. Es soll aber eine Mittagsruhezeit von 1 Stunde und zwar 1 bis Vz3 Uhr festgesetzt werden. 4. Man nahm davon Kenntnis, daß von dem Bausach verständigen in Grimma anstatt der als Notstandsarbeiten aus- zusührenden freistehenden Läufer Gruppenhäuser vorgeschlagen worden sind. Der Stadlgemeinderat bleibt ober bei den ursprünglichen Entwürfen flehen. 5. Die von den Herren Keßler und Gnäupel gestellten Entschädigungsansprüche wegen der Auffüllung eines Teiles des die Leipziger Straße mit der Badergasse verbindenden Weges wurden abgelehnt. Die Mauer an Ketzlers Grundstück soll durch die Stadt ausgebeffert werden. Mit Kerrn Gnäupel ist zu ver handeln. 6. Die Kaushaltpläne der städtischen Kaffen, die mit 15600V Mk. Fehlbetrag abschließen, wurden genehmigt. Die Gemeindesteuer im Jahre 1919 soll nach 200°/- derGemeinde- steuersätze und 30 Pfg. je Grundsteueretnheit (für Auswärtige 60 Psg.) erhoben werden. Kieraus nichtöffentliche Sitzung. Naunhof, am 4. April 1919. De« Gtadtgemeinderat. Bekanntmachung. Die als verloren gemeldete Eierkarte Nr. 2370, Moger- milchkarte Nr. 3485, Seifenkarte Nr. 488 wird hiermit für un gültig erklärt. Jede widerrechtliche Benutzung dieser Karten wird bestraft. Naunhof, am 5. April 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiter rot. Willer. Thiemann. Eier. Auf die Marke N der Elerkarte wird von heute ab 1 Ei bei den Eierhändlerinnen Anna Kaase, Minna Schirach, Bertha Wiegner, zum Preise von 55 Pfg. abgegeben. Die Eier find dänischeKalk- eier. Sie müssen sofort verbraucht werden. Sie können in folge der Aufbewahrungsort nicht in der Schale gekocht werden, find aber für alle sonstigen Küchenzwecke verwendbar. Gewähr für die Güte der Eier kann nicht übernommen werden. NaunHof, am 5. April 1919. Der Bürgermeister. Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. Abgabe von Krankengebück. Das an Kranke, Kinder unter 2 Jahren und Personen über 70 Jahre abzugebende Krankengebäck ist in einer der nachstehenden Verkaufsstellen bis spätestens den IS. d. M. zur Eintragung in die Kundenliste anzumelden. Verkaufs stellen find für die Mitglieder des Konsum-Vereins der Konsum-Verein, Markt 9, im übrigen Franz Schimmel, Bahnhofstratze 16, Kermann Wendt, Grimmaer Straße 22, Dabei ist der hierfür bestimmte Anmeldeabschnitt der neuen Be zugsmarke abzugeben. Naunh of, am 5. April 1919. Der Bürgermeister Der Arbeiterrat. Willer. Thiemann. VepejnsbanKSaunhofinSaunkof Kredtt-Gewc ung. Diskontierung und Einziehung v n Wechseln und Schecks. Scheck, und Giro - Perkehr. Avfbewahrvng und Verwüstung von Wertpapieren. Fernsprecher 44. Geschäftszeit 10—1 Uhr. Posycheckkonlo: Leipzig Nr. >0783. Lohn unb Brot. Dieser Tage war in einigen Zeitungen zu lesen, wir stünden vor einem allgemeinen AuSstanb aller deutschen Eisenbahner, die einen Mindestlohn von 3^ Mark für die Stunde verlangten. Man wundert sich ja über nichts mehr, und so wunderte man sich auch hierüber nicht-i Nun wird aber jetzt bekannt, daß diese Nachricht nur ein .Fühler" gewisser spartakistischer Clemente war; den deutschen Eisenbahnern selbst in ihrer überwältigenden Mehrheit sei weniger an ein paar Groschen Mehrverdienst gelegen als an einem Aufblühen der deutschen Arbeit überhaupt und an einem Abbau der hohen Preise für alle Lebensbedürfnisse. DaS ist das erste vernünftige unb klare Wort, baS wir seit langer Zett gehört haben. Esten und Trinken, Kleiber und Schuhe in ausreichendem Maße und guter Beschaffenheit müssen für unS erschwingbar sein, bas ist die Hauptsache. „Geld allein macht nicht glücklich; man muß dafür auch — was kaufen können!" möchten wir in leichter Abänderung einer bekannten Redensart sagen. Als der Hering noch 5 Pfennig, das Pfund guter Wurst 1 Mark, ein Paar Stiefel 12 Mark kosteten, waren wir bei unseren geringeren Einnahmen sehr zufrieden. Wir waren ordentlich gekleidet und ernährt, man sah nicht überall in knochige und hohle Gesichter. In Rußland hat Schreiber dieses im vorigen Jahre Leute gesehen, die die Brusttasche voll von Revolution-gelb hatten, Geld nach «Art der Briefmarken in groben zusammenhängenden, nur zum Abreißen gezähnten Bogen. Jeder Bogen 40000 Rubel wert! Aber ein einziges gutes Wendbrot war nicht unter 1000 Rubeln zu haben, nach unseren Friedensbegriffen also 2300 Mark. Im ganzen Lande keine Uhr, kein Taschenmesser, kein Notizbuch in den Lüden. Die Mehr zahl der Rusten läuft in Fetzen und Lumpen herum, weil die eigenen Tuchfabriken stilliegen, aus dem Auslande aber nichts eingeführt werden kann, da der russische Rubel im Auslande eben nichts mehr gilt. Bei der jetzigen Wirtschaft nähern auch wir in Deutschland unS diesen Zu ständen. Wir erzwingen immer mehr Lohn, aber wir haben bald kein Brot mehr. Wir kriegen Geld wie Heu, aber eS gibt kein Heu. Junge Arbeiter haben vielleicht ein Bankkonto, können sich aber für ihre Schecks bald nichts mehr kaufen. Noch gibt eS dies und baS im Schleichhandel, besten Preise immer höher steigen. Aber schon der Zucker beispielsweise ist auch im Schleichhandel im Verschwinden begriffen. Die Vorräte hören auf. Jetzt verlangt gar noch die Entente Zucker von uns! Dazu Kohlen und andere Artikel, damit wir ihnen baS bezahlen können, was wir wieder aus dem Auslände hereinbekommen wollen, vor allem Fett. Aber unsere Erzeugung von Zucker, von Kohlen und von allen anderen Dingen geht dauernd zurück. Die nächste Ernte wird noch geringer auSfallen aK alle bisherigen, weil wir nicht genügend Stickstoffdünger für unsere Äcker produzieren. Was wirb an Gold, an Schiffen oder sonstigen Werten noch besitzen, wird jetzt ausgeliefert, damit wir wenigstens die allernächsten Lieferungen be zahlen können, damit wenigstens Brot für eine Weile inS Land kommt. Dann ist's zu Ende . . . Bereits jetzt sind wir auf dem Weltmarkt infolge der Lohnsteigerungen konkurrenzunfähig geworben. Die Schweizer nehmen uns keine Ruhrkohle mehr ab, obwohl sie doch nur den Rhein hinauf von Duisburg bis Basel verschifft zu werden braucht. Die amerikanische Kohle kommt den Schweizern billiger, obwohl sie über das ganze Weltmeer gefahren werden mutz! So haben wir bald gar keine Tcmschartikel mehr. Nur die Taschen voll Lohn. Aber Papiergeld kann niemand essen oder sich Stiefel sohlen daraus machen, wenn eS kein Brot und kein Leder mehr gibt. Nun glauben noch viele Leute, diese Dinge seien eben ein Naturereignis, baS über sämtliche Länder komme. Das ist ein Irrtum. Wir brauchen bloß die wohlgenährten, geradezu dicken amerikanischen Soldaten der Entente abordnungen in Berlin und anderen deutschen Städten zu sehen, um von diesem Gedanken abzukommen. Im feindlichen Auslande handelt man anders als bei uns. Schon während des Krieges gab es dort statt unerhörter Lohnsteigerungen vielmehr eine — Militarisierung der Betriebe, den Arbettszwang bei ganz bestimmten Lohn grenzen, über die nicht hinausgegangen wurde. Daher wurde und wirb dort überall tüchtig gearbeitet — und daher ist man auch kaufkräftig geblieben. Hin und wieder lesen wir in der Zeitung von großen Streikbewegungen oder gar Revolutionen in Italien oder England oder sonstwo, und dann denkt man, also auch drüben „gehe es los", und die Entente werde infolgedessen fein säuberlich mit unS verfahren müssen. Bisher hat sich das alles als Schwindel erwiesen. Im Gegenteil: die klugen Engländer beispielsweise wissen, daß sie vor allem konkurrenzfähig auf dem Welt märkte bleiben müssen, um etwas hereinbekommen zu können, im Austausch für ihre eigenen Erzeugnisse. Daher halten sie ihre Löhne niedrig. So kommt es, daß eng lisches Roheisen heute genau halb so billig ist wie deutsches. Der englische MunitionSminister hat kürzlich Demobilmachungsbestimmungen erlösten und darin für olle staatlichen und privaten ihm unterstellten Betriebe folgende Löhne festgesetzt: Arbeiter von 18 Jahren an 30 Mark wöchentlich Jugendliche Arbeiter . . . 15 . Frauen von 18 Jahren an 25 „ , Jugendliche Arbeiterinnen. 12 V» „ Für diesen Lohn wird wirkliche ernste Arbeit geleistet, man schafft Wert«. Trotz der geringen Löhne hat darum der englische Arbeiter reichlich Brot, seit die Erschwerung der Zufuhr durch den U-Boot-Krieg aufgehört hat, hat reichlich Fett und Fleisch, und er kann sich für 85 Mark einen SonntagSanzug auS trefflichem Wollstoff kaufen für