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, ..... . . . ,, - - 7^'.. ?.-" Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. — — Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1-30 vierteljährlich. i n Mit ei«er vierseitige« -L«yrß«ter> GOHMtag<VeU«O^ Verlag und Druck : Güuz L Eule, Nauuhof. Redaktion: WgWMgH» «nkSudl-uu-eu: Für Inserenten der Amtshauptmann« schäft Grimma t2 Pfg. die fünfge« spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg- Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DicnStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Erscheinens. Nr. 126. Freitag, den 23. Oktober 1914. 25. Jahrgang. Amtliches Stadtgenreinderatssttzung Freitag, den SL. Oktober LSI4, abends 8 Uhr. Tages-Ordnung. 1. Bausachen a) Naundorf b) Sladtgemeinde Naunhof (Maschinenhaus für Kläranlage) o) Reifegerste. 2. Aufruf zur Unterstützung der KriegSnotleidenden in Elsaß- Lothringen. 8. Verpachtung von städtischen Grundstücken. 4. Freigabe der Sicherheit für die Schleuse in der Lenaustraße. 5. Anstellung eines weiteren Hilfsschutzmanns. 6. Ergebnis der neueren Wafferunterfuchung. 7. Gesuch um Genehmigung zur Anbringung eines Ankers für die elektrische Leitung auf einem städtischen Grundstück. 8. Kläranlagensachen. 9. Vertrag über die künftige Wasserlieferung. IO. Beschlüsse des BauausschusfeS. 11. Entschließung über die Unterhaltung des Brandiser Weges als Wirtschaftsweg. I2. Instandsetzung des ParthenbetteS bei der Kreuzung durch das Leipziger Wafserleitungsrohr. 13. Verwendung der Krankenstuben für ansteckende Krankheiten. Polizeiliches Meldewesen. Die infolge der Mobilmachung zum .Heeresdienst einberufenen Personen sind, soweit dies noch nicht ge schehen ist, im hiesigen Rathause — MeldeamtSzimmer — un gesäumt polizeilich abzumelden. Bet Nichtbeachtung dieser Anordnung muß nunmehr Be strafung erfolgen. Naunhof, am 22. Oktober 1914. Der Bürgermeister. Me lange nock? Wie lange wird der Krieg noch dauern? Das ist immer wieder das Tagesgespräch, und zwar nicht allein bei uns. Alle Tage gehen Äußerungen von Österreichern, Engländern, Franzosen, Italienern durch die Zeitungen, die sich mit der Frage der Kriegsdauer beschäftigen. Wir müssen sagen, daß wir etwas besonders Geistreiches darin noch nicht gefunden haben. Die Klügsten erklären sich dahin, daß man nichts Gewisses nicht wissen könne, und habe dann den Vorteil, daß sie sich wenigstens nicht irren können Wenn einer einen bestimmten Termin angäbe, sagen wir etwa Weihnachten, und es dauert dann einen oder zwei Tage länger, so ist der Arger groß. Die Engländer bemühen sich, so zu tun, als ob sie noch auf einen langen Krieg rechneten. Wollen sie uns damit bange machen? Wir sind keine Kinder. Wenn den Engländern ein langer Krieg Spaß macht, könnten wir ihnen das Vergnügen gönnen, wir haben aber bis jetzt noch keinen Grund zur Annahme, daß der bisherige Verlauf des Krieges ihnen Vergnügen gemacht hätte. Es gibt freilich auch Leute, denen es wohltut, wenn sie Prügel bekommen. Es ist drollig, das Geschwätz der Engländer zu hören: was sie alles tun wollen, wenn sie erst einmal anfangenI Hunderttausend Mann englische und kanadische Truppen stehen schon in Europa, dabei sind die schrecklichen 5000 Portugiesen noch gar nicht mitgerechnet. Dazu kommen noch kolossale Massen von kriegswütigen Teufeln aus allen Kolonien, im Frühjahr und uoch viel mehr Ende 1915. „Wir haben keine Eile." Ja das haben wir ge merkt und die Antwerpener auch, die so ängstlich nach englischer Hilfe ausspähten. Das ist ja eben der Witz dieses herrlichen Krieges, daß unsere Feinde keine Eile haben. Sie möchten wohl, aber sie können nicht. Kein Volk in der Welt macht uns unsere Mobilmachung nachl Obwohl sie große Vorsprünge hatten, die Russen waren ja schon teilweise seit März unterwegs aus Sibirien, obwohl sie mit allerlei Friedens- Vermittlungen und sonstigem Schwindel Zeit gewannen, obwohl sie uns das „neutrale" Belgien entgegenwarfen, ist es doch nicht gelungen, Deutschland zu überfallen. Da hieß es wirklich: Der Kaiser rief, und alle, alle kamen! Ja, sie kamen nicht nur, es wußte auch jeder seinen Platz, da saß jeder Knopf und jede Patrone am richtigen Platze, jedes Pferd und jeder Hafersack tat seine Schuldigkeit, jede Lokomotive und jedes Auto stand da, wo es stehen sollte, jedermann wußte, wo er einzusteigen hatte; wo er auc- stieg, das erfuhr er dann schon rechtzeitig. Wallenstein ruft einmal auS: Kann ich Armeen aus der Erde stampfen? Nein, Armeen aus der Erde stampfen kann in der ganzen Welt nur einer, das ist der Deutsche Kaiser! Die anderen „lassen sich Zeit". Du lieber Himmel, sie können uns leid tun, wenn sie so Krieg führen wollen. Je mehr sie sich Zeit lassen — desto schneller geht es zu Ende. Die meisten Memchen erwarten die lange Dauer des Krieges von der ungeheuren Ausdehnung des russischen Reiches. Als ob wir bis Wladiwostok marschieren sollten! Im japanischen Kriege machten die Russen schleunigst Friede, als die Japaner Mukden genommen hatten. Nun, seht euch die Karte an: zwischen Mukden und Petersburg liegt noch ganz Asien und halb Europa. Das ist die russische Ausdauer. Einen ausdauernden Widerstand erwarteten wir von Anfang an nur von Frankreich. Wir haben es 1870 gesehen, daß die Franzosen sich bis zum Äußersten wehren können. Aber die Franzosen haben jetzt schon alles auf geboten, was sie mobilmachen können; daß sie Belgien nicht retten konnten, beweist viel. Das Ringen zwischen der Grenze und Paris bringt die Entscheidung. Was dann noch kommt, der Festungskrieg, das geht heute flott. Antwerpen sollte nach den Berechnungen der Feinde sich ein Jahr halten, wir haben es m 12 Tagen genommen. Wenn die Engländer dann „noch Zeit" haben, nur zu! Die Langeweile wird ihnen bald vertrieben werden, und auf die erstaunten Gesichter freuen wir uns schon jetzt. Aber die Drahtzieher wissen ganz genau, wie es mit ihnen steht. Es ist alles Aufschneiderei, um die Franzosen zum Ausharren zu ermuntern. England wird sich wehren bis zum letzten — Franzosen. England läßt seine Kriege immer von anderen führen; wenn der andere nicht mehr kann, dann hört die Geschichte ganz von selbst auf, und das Wort hat dann nur noch der Deutsche Kaiser! Politische Aunälck^u. Veutkckes Lelck. 4- Amtlich wird die Denkschrift über die Verletzung der Genfer Konvention durch frauzösische Truppe» und Freischärler veröffentlicht, in der die Reichsregierung auf Grund zahlreicher gerichtlicher Zeugenaussagen gegen das völkerrechtswidrige Verhalten scharfen Protest erhebt. Die I Denkschrift geht sowohl der französischen wie den Re gierungen der neutralen Mächte zu. * Dem preußischen Landtag ist jetzt die sogenannte Kriegsvorlage zugegangen, die teils zur Deckung der Ausfälle bei den Staatseinnahmen, teils zur Bestreitung von Kriegsausgaben dienen soll. Sie verlangt vom Land tag im ganzen anderthalb Milliarden Mark, also so viel, wie schon mehrfach angedeutet wurde. In der Begründung werden die notwendigen Aus gaben wie folgt aufgezählt: Fürsorge für staatliche Lohn angestellte, Entlastung nicht leistungsfähiger Verbände bei Reichsunterstützungen, Notstandsarbeiten, Nahrungsmittel versorgung, Erhaltung des Viehstandes, Sorge für Futter mittel, Feldbestellung, Hilfe für Ost- und Westpreußen. * Wie in unterrichteten Kreisen ^verlautet/ sollen im Bundesrat die Erörterungen über die Einführung von Höchstpreisen für Brotgetreide und Mehl abgeschlossen sein. Die entsprechende Verordnung liege fertig vor. Sie werde voraussichtlich noch in dieser Woche veröffentlicht werden und den Aufkäufern von Getreide und Mehl eine Enttäuschung bereiten. Ob auch allgemeine Verfügungen über die künstlich in die Höhe getriebenen Kartoffel- preise bevorstehen, läßt sich noch nicht sagen. Vorläufig helfen sich viele Städte und Orte mit lokalen Verfügungen, um den Kartoffelwucher zu bekämpfen. -l- Eine neue Kundgebung des Münchener ameri kanischen Aufklärungskomitees gegen England erklärt, alle Welt kenne jetzt das geheime Abkommen zwischen England, Frankreich und Belgien. England sei schuld an der Hinausdehnung des Krieges in Belgien und dadurch an all dem namenlosen Elend des belgischen Landes und Volkes. England stehe heute vor aller Welt da als das einzige Hindernis für den Frieden. Die amerikanischen Behörden werden auf die gewaltsamen Ausschreitungen aufmerksam gemacht, derer sich die englischen Behörden reisenden Amerikanern gegenüber auf neutralen Schiffen schuldig machen. Mit tiefer Entrüstung werden die in anglo-amerikanischen Zeitungen erscheinenden Artikel als Entstellungen und Unwahrheiten gebrandmarkt und die amerikanischen Mitbürger davor gewarnt. Seit England die Kontrolle der Kabellinien an sich gerissen habe, führe es einen Feldzug der Verleumdungen. Endlich werden die amerikanischen Mitbürger zu einem Protest aufgerufer» gegen die von England herbeigeführte Beteiligung Japans an diesem europäischen Kriege als einen schmählichen Versuch, mit Hilfe asiatischer Horden westeuropäische Kultur und deutsche Zivilisation zu vernichten. * Das englische Blatt „Daily Citizen" hatte eine Zu schrift veröffentlicht, die von einem führenden deutschen Sozialisten herstammen sollte und in der von angeblichen verspVechungcn der Regierung an die deutsche Sozial demokratie die Rede war. Die Beistimmung der Sozial demokratie zur Bewilligung der Kriegskosten sollte nach derBehauptung des „Führenden" durch Gegenvecpflichtungen erkauft sein. Gegen diese falsche Behauptung erläßt der ^arteioorstand der deutschen Sozialdemokratie eine Erklärung, in der eS heißt: „Vor der Abstimmung der wztaldemokratischen Reichstagssraktion vom 4. August haben keinerlei Verhandlungen mit der Reichsregierung darüber stattgefunden, welche Haltung die Sozialdemokratie während der Dauer des Krieges einnehmen würde. Vor und an dem 4. August ist von keiner Seite innerhalb oder außerhalb der Fraktion auch nur der Versuch gemacht worden, der sozialdemokratischen Fraktion eine solche Konzessionspolitik vorzuschlagen. Ein solcher Versuch hätte auch sofort eine einmütige Zurückweisung erfahren. Die „Feststellung" im „Daily Citizen" entspricht deshalb in keiner Weise den Tatsachen " Zusammentritt des Reichstags. Berlin, 2l. Oktober. Wie verlautet, tritt der Reichs tag Anfang Dezember zu einer kurzen Beratung zusammen. Aus Zn- unä Auslanä. München, 20. Okt. Die offiziöse „Korrespondenz Hoff- mann" nieldet: Das Allgemeinbefinden des Königs ist giK. Die Heilung der Wunde zeigte bei dem neuen Verband wechsel fortschreitende Besserung. Petersburg, 20. Okt. Auf Befehl des Kaisers Nikolaus wurden den deutschen und österreichischen Staats angehörigen die ihnen ehrenhalber verliehenen Titel Kommerzialrat und Jybustrialrat entzogen. Italien. X Obwohl mancherlei Kriegshetzereien gegen Deutsch land-Osterreich die Stimmung der Bevölkerung aufzureizen suchen, zeigt sich doch in geistig hervorragenden Kreisen das Bestreben deutlicher, die Sache Deutschlands gerechter zu beurteilet,. Der berühmte römische Philosophieprofessor Chiapelli richtet an die italienischen Jünglinge, die nach Frankreich eilen, um dem fremden Lande ihr Leben gegen Deutschland anzubieten, die Mahnung, der Pflichten gegen Italien und die italienische Neutralität eingedenk zu bleiben. Unedel sei es zudem, die Waffen gegen ein Volk zu ergreifen, gegen das England und Frankreich die halbe Welt aufgeboten haben. Kein edler Mensch werde den Heldenmut leugnen können, mit dem das deutsche Volk diesen Kampf für Haus und Herd bisher geführt hat. Kein Opfer sei ihm zu groß, kein Feind zu mächtig. Seine Zuversicht auf den Sieg sei so groß, wie die Liebe zur Heimat, die in seinem Herzen lodere. — Daß übrigens die Meinung für den freiwilligen Kriegsdienst in Frank reich bei den Italienern abflaut, dafür sorgen die Berichte der Freiwilligen aus Frankreich selbst. So klagen die Garibaldianer, französische Offiziere seien ihre Führer, sie marschierten unter französischen Fahnen und müßten französischen Kommandos gehorchen, kurz sie seien keine Garibaldilegion, sondern nur ein Teil des französischen Heeres. Das Schlimmste sei aber, daß die Garibaldianer auch schlecht behandelt würden. Hierüber veröffentlicht eine Florentiner Zeitung den Brief eines Freiwilligen, in dem es heißt: Ich bin außer mir vor Wut; seit zehn Tagen Hause ich unter widerwärtigen Narren. Oer k>ieg. Uber die Säuberung des belgischen Küstenstriche- durch unsere von Ostende aus vorgehenden Truppen lagen bisher nur sehr widerspruchsvolle Meldungen aus Paris vor. Ein französischer amtlicher Bericht zeigte durch seine Be merkung: „Die Verhältnisse im Nordwesten sind konfus", daß die feindliche Oberleitung nicht im klaren über die Bedeutung der dort eingeleiteten deutschen Operationen war. Das beweist, daß deutscherseits der Aufmarsch vor züglich verschleiert worden war. Jetzt gibt der deutsche Generalstab einen kurzen Bericht, der deutlich erkennen läßt, wie unser Vormarsch gegen Dünkirchen mit über legener Ruhe und Kraft durchgeführt ist. Der Schauplatz der neuesten Küstenkämpfe. Wie unser Berliner 6'A-Mitarbeiter dazu schreibt, beginnt sich zwischen den Kämpfen auf dem äußersten rechten Flügel unserer Hauptarmee und den Verfolgungs kämpfen in Westflandern ein gewisser Zusammenhang ein zustellen. Die Franzosen scheinen ernstlich zu befürcht»».