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Naunhofer Nachrichten Die Naunhofer Nachrichtm erscheinen jeden DicnStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinen-. Mit ei«er »ierseM-e« TLsDkierte« EMMtaO4»e««W Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. «nkÜNdisumse« Für Inserenten der AmtShauptmann- j schäft Grimma lL Psg. die fünfge- fpaltme Zeile, an erster Stelle und i für Auswärtige i5 Pfg. Bei Wiederholungm Rabatt , Verlag rmd Druck: Gü«z L Eule, Nauuhof. Redaktio«: Ber«gS>reis: Frei inS HauS durch Austräger Mk 1-20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1-30 vierteljährlich Nr. 62. Mittwoch, den 27. Mai 1914. 25. Jahrgang. SSSSSSEI, >»...?> - > > « 2.^» ' Amtliches Pflichtfeuerwehr. Donnerstag, den 28. Mai, abends Uhr Uebung der gesamten Feuerwehr. Stellen am Spritzenhaus. Armbinden sind anzulegen. Ungerechtfertigte Versäumnis wird bestraft. Entschuldigungen sind schriftlich, spätestens zwei Tage nach der Uebung bei den von der freiwilligen Feuerwehr gestellten Zugführern abzugeben. Als EnischuldigungSgründe für das Fehlen bei einer Uebung gelten nur Krankheit und unaufschiebbare Abwesenheit vom Orte. Naunhof, am 25. Mai 1914. Der Bürgermeister. Oie Forderungen der Albanesen. Wiederherstellung der Türkeuherrschaft. Ganz allmählich kommt man dahinter, was eigentlich die muselmanifchen Albanesen veranlaßt hat, die Waffen gegen den Fürsten Wilhelm und seine Regierung zu er greifen. Und zwar ist das festgestellt worden durch Ver handlungen zwischen ihnen und der Internationalen Kontrollkommission, worüber jetzt folgende Meldung vor- liegt: Durazzo, 25. Mai. Die von den Aufständischen auf gestellten Forderungen betreffen den Schutz der musel manischen Religion und des Muselmanentums sowie die Wiederherstellung der ottomanischen Herrschaft, insbesondere deswegen, weil die gegenwärtige Regierung die Musel manen mit Kanonenschüssen angegriffen habe. Falls die Rückkehr zur Türkei nicht möglich sei, möchte das Land sein Schicksal wieder in die Hände Europas zurück legen. Unter den Insurgenten, die keinem bestimmten Führer zu gehorchen scheinen, hatte vor den Vorgängen vom 18. und 19. Mai die Meinung geherrscht, daß Essad von ihnen als Betrüger anzusehen sei, die Beschießung des Hauses Essad Paschas hatte jedoch einen vollkommenen Umschwung herbeigeführt. Die Folge von dem Vorgehen gegen Essad ist tat sächlich jetzt die, daß viele der fanatischen Bauern Essad jetzt als unschuldiges Opfer betrachten und seine Rückkehr verlangen. Die Aufständischen haben ihre Forderungen in einem Schriftstück niedergelegt und d, r Internationalen Kontrollkommission überreicht. Eine Antwort ist ihneu bis zur Stunde von der Kommission noch nicht gegeben worden. Proklamierung EffadS zum König. Trotz der Rückkehr der fürstlichen Familie von Bord des italienischen Panzers in das Palais in Durazzo und der Bereitwilligkeitserklärung des Fürsten, mit den Führern der Aufständischen, denen er schriftlich freies Geleit zu- gesichert hat, zu verhandeln, ist die Lage noch im hohen Grade ernst und es besteht wenig Aussicht auf Besserung. Bei dem ersten Gefecht vor den Toren Durazzos haben die Aufständischen zahlreiche Gefangene gemacht, darunter einen holländischen Offizier und den rumänischen Militär attache Prinzen Sturdza. Durazzo, 26. Mat. Die AufstaudSbewegung nimmt fortgesetzt zn und hat sich auf ganz Mtttelalbanie« aus gedehnt. In Kajaffa haben die Aufständischen die albanische Flagge zerrissen, statt dessen die türkische gehißt und mit dem Ruf: „Es lebx Essad Pascha, der König von Albanien!" diesen zum Herrscher proklamiert. Dem italienischen Gesandten ist es gelungen, nach langen Verhandlungen mit den Rebellen die Gefangenen, die schon mit dem Leben abgeschlossen und ihm ihr Testament sowie ihre Wertsachen übergeben hatten, frei zubekommen und in seinem Automobil nach Durazzo zurückzubringen. Der holländische Offizier ist schwer verletzt, während Prinz Sturdza unversehrt davon gekommen ist. Essad Paschas Verteidigung. Der inzwischen in Rom eingetroffene Effad Pascha ergreift jetzt öffentlich das Wort zu seiner Verteidigung und klagt die holländischen und die österreichischen Offiziere an mit der Behauptung, ihn beim Fürsten törichter An schläge verdächtigt zu haben, weil er mit seiner militäri schen Organisation ihnen und ihren Auftraggebern im Wege stand. Er spielt auch darauf an, daß katholische Einflüsse gegen ihn tätig waren, und er findet es begreif lich, daß die mohammedanische Mehrheit des Landes dem in religiösen Fragen streng neutralen Italien freundlicher gegenübersteht, als Österreich mit seinen katholischen Tendenzen. Dem Wirrwarr wird gesteuert werden, sagt Essad, wenn man die Konfessionen in Ehren hält, ohne sie gegeneinander auSzuspielen, und wenn man die Macht des Fürsten in den Dienst des Landes stellt, anstatt in den einer Großmacht oder einer Partei. Verschiedene Meldungen. Wien, 25. Mai. Das Kommando des Alpinieri- regiments in Udina erhielt Befehl, das Bataillon in Cividale marschbereit für Albanien zu halten. Wien, 25. Mai. Der hiesige albanische Gesandte erklärt, es könne in Albanien keine Ruhe eintreten, wenn nicht mindestens 5000 Mann fremde Truppen nach Albanien kommen. Triest, 25. Mai. Außer dem Kreuzer „Franz Georg" gehen in die albanischen Gewässer drei Torpedozerstörer und drei Torpedoboote unter dem Kommando des Konter admirals ab. In Albanien ist Osterreich-Ungarn jetzt ver treten mit 14 900 Tonnen und 1600 Mann. franrölilcke Zeppelin-Spionage. Verhaftung des Ballonkonstrukteurs Bayard. Köln, 25. Mai. Der bekannte französische Lenkballonkonstrukteur Clement Bayard ist mit einem Begleiter hier verhaftet worden, weil er in einer Weise, die der Polizei auffiel, die Landung des Kölner Zeppelin-Militärlustschiffes bei der Ballonhülle beobachtete. Er wurde nebst seinem Be gleiter, einem Ingenieur, von morgens 10 bis abends 8^ Uhr in Haft behalten und dann erst nach einem ein gehenden Verhör vor dem Untersuchungsrichter wieder freigelassen. Das deutsche Auswärtige Amt hat sofort Bericht eingefordert. Oie Vereinigten Staaten und Mexiko. Wilson droht mit Gejwalt. Washington, 25. Mai. Die Friedensverhandlungen in Niagara Falls unter Führung der südamerikanischen Staaten wollen nicht recht vom Fleck kommen, drohen vielmehr im Sande zu ver laufen. Deshalb hat sich Präsident Wilson entschlossen, die Bertreter der Union dahin zu instruieren, den Vermittlern bekanntzugebc», daß nötigenfalls die Bereinigten Staaten die Pazifizierung Mexikos gewaltsam durchführen werden. Bezeichnend für die Lage ist auch, daß der Rebellen führer Carranza es abgelehnt hat, an den Friedens verhandlungen teilzunehmen. Er behält sich vielmehr voll kommen freie Hand vor. — Vurano — j>ieun>ieä? Papst Pius X. nahm sich in seiner Bescheidenheit, als er zur Papstwahl von Venedig nach Rom fuhr, eine Rück fahrkarte, weil ihm auch nicht im Traume einfiel, er könne auf den Stuhl Petri gewählt werden und gleich dableiben müssen. Vielleicht hätte auch der Prinz zu Wied sich lieber auf eine Rückkehr einrichten sollen, — denn nun, wo er „für immer" mit Weib und Kind und Gefolge nach Durazzo übergesiedelt ist, scheint es, als wolle man ihn dort nicht mehr. . . Die Verhaftung Essad Paschas zeugte von Energie, ob sie nun berechtigt war oder nicht, und da man weiß, daß das Volk in Albanien unter seinen Beys und Paschas seufzt, lag der historische Vergleich nahe: der Raubritter Oberster, wie einst in der brandenburgischen Mark der Dietrich v. Quitzow, sei von dem neuen Landesherrn ge fällt; nun werde ein jubelndes Volk den Fürsten umgeben. Aber Essad wurde nicht in ein finsteres Verließ geworfen oder gar um einen Kopf kürzer gemacht, er starb auch nicht urplötzlich „an Magenschmerzen", was alles dort des Landes Brauch gewesen wäre, sondern sein Fürst entließ ihn gegen das Versprechen, nicht ohne Erlaubnis zurück kehren zu wollen, in Frieden außer Landes. Und jetzt ist Effad der große Mann in Italien. Man hat diese Freilassung des „Konkurrenten" dem Fürsten bereits als Schwäche ausgelegt, noch mehr aber seine „Flucht" an Bord eines italienischen Schiffes, als die Rebellen Durazzo nahten. Freilich — was hätte er sonst machen sollen? Mit der unbewehrten Faust auf den Tisch schlagen? Den Aufrührern entgegen reiten und sich von ihnen auch gefangen nehmen lassen wie die holländischen Offiziere, um nachher mit viel Geld wieder ausgelöst zu werden? Denn man darf eines nicht vergessen: jener Hohenzoller, der den Quitzow bändigte, kam mit reisigen Leuten in das Land, Wilhelm zu Wied aber brachte nur — einen Hofstaat mit. Ein bißchen früh für Albanien. Sogar die Familie und die milchenden zwei Hofkühe hätte man ruhig noch in Deutschland lassen können, bis die rauhen Albanesen sich etwas an den neuen Fürsten gewöhnt hätten, der natürlich auch rauh, sehr rauh hätte sein muhen. Ader das liegt ihm wohl nicht. Schon in Potsdam gingen die Kameraden vom 3. Garde-Ulanenregiment nicht allzugern in das fürstliche Haus ihres Kameraden, denn sie fürchteten dort stets, irgendwie durch Kutturlosigkeit aufzufallen. So gewaltig war der Abstand E^sHen dem überfeinerten Stil dort und der soldatischen Junkerhaftigkeit der andern Retteroffiziere. Und das beaeisterte Loblied, das Carmen Sylva auf den Prinzen Wilhelm sang, konnte einen am Ende auch stutzig machen, denn erstens ist sie eine Frau, und zweitens zeichnet sie sich von jeher durch Gefühls überschwang aus. Bei allem müssen wir natürlich sagen: es scheint uns so. Denn von einem zum andern Tage kann in Durazzo sich alles wieder ändern. Und was die „Flucht" des Wieders betrifft (wie gesagt, wir wüßten nicht, was er Vernünftigeres viel hätte tun können), so geschah sie auf einstimmigen Rat aller inDurazzo beglaubigten Diplomaten. Diplomat hin, Diplomat her! sagen aber wiederum andere; Soldat, Soldat ist der Wieder und hätte dementsprechend handeln müssen. Sollte wirklich der Weg ihn und die Seinen — mit samt Hofmarschall und Hofarzt - wieder nach Neuwied zurückführen, so würde man jedenfalls bei uns daS Ge fühl haben, daß ein Deutscher sich blamiert habe. Der Versuch mit der Verpflanzung eines deutschen Fürsten ist in Rumänien glänzend geglückt. Aber schon in Bulgarien warnte Fürst Bismarck. Als der Prinz Alexander zu Battenberg ihn fragte, was er dazu meine, ob eS ratsam sei, den angebotenen Fürstenthron in Sofia anzunehmen, meinte der Altkanzler: „Auf jeden Fall wird es mal eine interessante Erinnerung für Eure Hoheit fein!" und lächelte dazu. Es ist dann auch so gekommen, wie Bismarck gemeint hatte: die Bulgaren warfen ihren Fürsten nach einigen Jahren hinaus, wenn auch nicht aus eigener HerzenSboSheit, sondern auf Anregung und unter Mithilfe der russischen Regierung. Ob jetzt auch jemand „von außerhalb" hinter den Rebellen in Albanien steckt? Die Nachrichten find wirr und lassen nicht- klar erkennen, obwohl aus mehreren Quellen gemeldet wird, die Jungtürken seien Führer des Aufstandes und erstrebten einen Heimfall an daS Osmanische Reich. Der Fürst aber hat das Spiel aus der Hand gegeben. Um die holländischen Geiseln zu retten, hat er — sehr anständig, aber vielleicht unpraktisch — sich verpflichtet, nichts gegen die Empörer zu unter nehmen. Nun sitzt er da und wartet; vielleicht auf die Rückfahrkarte. Oenna/r/cüs. Politifcke Kundkbau. Deutliche» Lelek. 4- Ein interessanter Vergleich über die steuerliche Leistungsfähigkeit Deutschlands und Englands wurde auf der Tagung des Flottenvereins in Breslau von dem Volkswirtschaftler, Professor Julius Wolf, aufgestellt. Er wies nach, daß das englische Volk um 600 Millionen Mark mehr Steuern zahle als das deutsche. Dabei sei das deutsche Volk um 20 Millionen zahlreicher, das deutsche Volksvermögen um 50 Milliarden höher als das englische. Er wolle aber durchaus nicht einem Hinauffchrauben der deutschen Steuern auf die Höhe der englischen Sätze das Wort reden. Vielmehr stehe er ganz auf dem Stand- punkte des Grasen Hertling, des sächsischen Finanzministers v. Seydewitz und des Schatzsekretärs Kühn, die erklärt haben, in Steuererhöhungen sei in letzter Zeit deS Guten genug geschehen. Nur politisch sei es von allergrößten Wert, feststellen zu können, daß Deutschland über ungleich stärkere Steuerreserven verfüge, als England. England könne danach nicht hoffen, indem es die Rüstungen forciere und Deutschland zu weiteren Rüstungen zwinge, daß Deutschland der Atem früher ausgehen werde. 4- Der Entwurf über die Zusammenlegung der Renten, banken Posen und Breslau (die Posener Bank geht ein) ist von der Agrarkommission des preußischen Abgeordneten hauses angenommen worden. Durch den Entwurf wüd der Staatsregierung die Vollmacht erteilt, fpäter im Be darfsfälle weitere Rentenbanken zufammenzulegen, wenn die Arbeitsgebiete zurückgehen. Regierungsseitig wurde versprochen, diese Zusammenlegungen mit Angabe der Gründe dem Landtage rechtzeitig mitzuteilen. Schwierig keiten sollen für das Publikum durch diese Zusammen legungen nicht erwachsen. Der Vorschlag, die Breslauer Bank nach Posen zu legen, fand keine Zustimmung, weil die Unterkunftsoerhältnifse für die Geschäftsräume in Breslau vorteilhafter seien. * Der König von Sachsen hat aus Anlaß der Voll- endung seines 49. Geburtstages am Montag 45 Straf, gefangenen die Freiheit geschenkt. . * ^nben des Kaiser- »on Österreich ist, wie der ärztliche Bericht besaghandauernd vortrefflich. kelglen. X Die am Sonntag erfolgten Kammerwahlen haben nach den bisherigen amtlichen Feststellungen folgendes Er gebnis gezeitigt: Katholiken 99, Liberale 45, Sozialdemo, kraten 40, christliche Demokraten 2. Die Katholiken hatten ^?°?l°^n Kammer 101 Sitze. Der konservative .Patriote" glaubt den Verlust der katholischen Partei bei der Wahl auf die Schul- und Militärpflicht zurückführen Zu ^E?n und stellt außerdem fest, daß in fast allen Wahlbezirken, die gestern zu wählen hatten, die Stimmen zahl der Konservativen zurückgegangen ist, die der Opposition aber teilweise auffallend starke Fortschritte gegenüber 1912 gemacht bat.