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Tel.-Adr.: Elbzeitung. MWc LlbzcituW Amtsblatt Bci Wiederholungen cni- svrechciider Rabatt. Alle 14 Tage: Landwirtsch. Beilage Anzeigen, bei der weiten Ver breitung d. Bl. von groher Wirkung, sind Montags Mittwochs nnd freitags bis spätestens vormittags 9 Uhr anszugcben. Preis für die 5 gespaltene Petitzcile oder deren Naum 1» Pfg. (tabel larische und komplizierte An zeigen nach llcbereinknnft.) Auswärtige Anzeigen 20 Pfg „Eingesandt" und „Reklame' 50 Pfg. die Zeile. erscheint Dienstag, Donucrs- lag nnd Sonnabend. Die Ausgabe des Blatte? erfolgt Dags vorher uachm. 4 Uhr. Abonucmcuts-PrciS viertel jährlich l.50 Mk, 2monalliäi U Mk., 1 mouatlich 50 Pfg. -Eiuzcluc Nummern 10 Pfg. Alle kaiserlich. Postanslallen, Postboten, sowie die ,ZcitungSträgcr nehmen stet? Bestellungen auf die „Sächsische Elbzcitnng" an. Tägliche Roman-Beilage. Sonnabend«: „Illnstrierteö UnterhaltnngSblatt". , - l>, Vogler, Juvalidendank und Rudolf Mosse Inserate »-Annahme stellen: In Schandan: Expedition Zankenstrakc 184; in Dresden nnd Leipzig: die Annoncen-BureauS von vameni in Frankfurt a. M.: E. L. Daube Co. . Fernsprecher Nr. 22. Die „Sächsische Elbzcitnng sMk stil kn ZlMWÄdml pt Schnsltin. Verantwortlicher Redakteur: Hugo Lehmann, Schandan. — Druck und Verlag: Legler K Zenner Nach 57. Jahrgang. Nr. 88. Schandau, Donnerstag, den 24. Juli 1913. M WukrtiAhöMt liiililünscht WWsMill- ktit z» kiiier iilnertli oder iiußtrtn Krisis tmbkil? In einer Sitzung, die beinahe 15 Stunden gedauert hat, nahm die französische Deputiertenkammer nunmehr die große Wehrvorlage endgültig an, und damit ist etwas erreicht morden, was für das Machtbewußtsein nnd den Größenwahn der Franzosen sehr verhängnisvoll werden kann. Die für das französische Heer nunmehr erreichte dreijährige Dienstzeit wird die stehende Truppenmacht Frankreichs auf 860000 Mann erhöhen, Frankreichs stehendes Heer wird also künftig noch um l00 000 Mann stärker sein, als das deutsche nach der Durchführung der bekannten Heeresverstärkungen! In was für Träume und Hoffnungen kann diese Tatsache die Nationalisten und Chauvinisten in Frankreich nicht wiegen! Frankreichs stehendes Heer ist um 100 000 Mann stärker als dasjenige Deutschlands! Wird diese Tatsache nicht das sranzösische Selbstbewußtsein in der äußeren Politik bis zur gefährlichen Begehrlichkeit steigern? Nichtig ist ja, daß die riesige Verstärkung des stehenden Heeres in Frankreich einsach durch die Maßregel der Zurück behaltung der Soldaten im Heere um ein drittes Dienst jahr erreicht worden ist, und wenn Deutschland zu der selben Maßregel greifen sollte, so würde natürlich das stehende Heer Deutschlands 250000 Mann stärker werden als das französische. Für die Kriegsbereitschaft Frank reichs bleibt indessen die Maßregel der Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit ein ungeheurer Vorteil, denn das französische Heer ist künftig auch im Frieden so stark, daß es ohne weiteres zum Angriff übergehen kann. Es ist ungemein gefährlich und bedenklich, wenn Deutschland und Frankreich jetzt nun noch einen Schritt weitergehen wollten in der Stärkung der Hdere und ihrer Kriegs bereitschaft. Man Käme da sehr leicht in ein ganz un erträgliches Neibungsverhältnis, welches nur durch einen Krieg aus Leben und Tod wieder aus einen normalen Zustand zurückgeführt werden könnte. Jedenfalls ist nach unserer Westgrenze hin der Erfolg unserer neuen Heeres vorlage, unbedingt den Frieden zu erzwingen, etwas fraglich geworden. Man muß sich eben in den Gemütszustand der so leicht erregbaren Franzosen denken, die immer noch nach Elsaß-Lothringen blicken und am liebsten den Deutschen alles Land bis zum linken Nheinufer abnehmen möchten. Es ist dies der Lieblingswunsch aller Franzosen schon seit 50 Jahren. Nun hat aber die große Verstärkung des französischen Heeres nicht nur eine wichtige Einwirkung aus Frankreichs äußere Politik, sondern sie wird auch recht bedenkliche Einflüsse aus die inneren Zustände in Frankreich haben. Zunächst ist bei der Abstimmung Uber die große Wehr vorlage in der französischen Deputiertenkammer zu beob achten gewesen, daß die große Linke der französischen Republikaner sich gespalten hat. Die demokratische Ver einigung der Republikaner Frankreichs, die über 100 De putierte zählt, hat den Erzradikalen und Sozialisten den Krieg erklärt und hat einen deutlichen Ruck nach rechts gemacht. Die Parteien der Rechten und des Zentrums haben in Verbindung mit der demokratischen Vereinigung die Wehrvorlage für Frankreich zu Stande gebracht, und sie werden auch die künftige Politik nach innen und mach außen für Frankreich stark beeinflussen. Diese Sach lage wird aber nicht ohne Antwort seitens der sehr zahl reichen radikalen Parteien in Frankreich bleiben. Hat Doch bereits der frühere Ministerpräsident Caillaux dem jetzigen Ministerpräsidenten Barthou den Vorwurf in einer .der letzten Sitzungen gemacht, daß er die Republikaner rgespalten und der Reaktion in die Hände gearbeitet habe. Dazu kommt aber noch die sehr heikle Frage der Kosten deckung für die so gewaltige Vermehrung des stehenden Heeres in Frankreich. Man hat ausgerechnet, daß die Kosten für diese Heeresvermehrung der französischen Staats kasse jährlich eine Milliarde Francs betragen werden, Frankreich hätte also jährlich rund eine Milliarde Francs mehr Steuern auszubringen. Man darf gespannt sein, wie diese riesige Mehrausgabe aus die innere Politik Frankreichs wirken wird. Politische Tagesübersicht. * Zu dem Artikel über die österreichische Balknnpolitik in der „Wiesbadener Ztg." schreibt das „Dresdner Journal": „Wie wir von zuständiger Seite erfahren, steht Se. Kgl. Hoheit, der Prinz Max, Herzog zu Sachsen, dem Artikel: „Ein deutscher Prinz über die Balkanwirren" in Nr. 363 der „Wiesbadener Ztg." vom 13. Juli 1913 und den darin erhobenen Angriffen auf die österreichisch-ungarische Balkanpolitik fern. Es handelt sich vielmehr um eine indiskrete, mißverständliche und tendenziöse Wiedergabe eines gelegentlichen, nicht für die Presse bestimmten, ganz privaten Meinungsaustausches zwischen Sr. Kgl. Hoheit und einem ihm bekannten Herrn über beiderseitige per sönliche Eindrücke und Erinnerungen bei früheren Reisen aus dem Balkan. Daß die Kgl. Sächs. Negierung dem erwähnten Artikel der „Wiesbadener Ztg." vollkommen fernsteht, ist schon früher zum Ausdruck gekommen." — Prinz Max ist also nicht der Gewährsmann der „Wies badener Ztg.", aber es bleibt doch die unangenehme Tat sache bestehen, daß er sich privatim sehr scharf Uber die Balkanpolitik Oesterreich-Ungarns ausgelassen hat. * Keine »ene Aufrollung der bahrischen Königüsrage. Gegenüber der Meldung eines Berliner Blattes, wonach im Herbst dieses Jahres die bayrische Königsfrage wieder ausgerollt werden solle, ist die „Bayrische Staatszeitung" zu der Erklärung ermächtigt, daß bei den maßgebenden Stellen keinerlei Verhandlungen über die Wiederaufnahme dieser Frage schweben. -j- Die in Berlin bevorstehende kriegsgerichtliche Ver handlung gegen die in die Krupp sche Bestechllngsasfäre verwickelten Zeugosfiziere soll, wie man neuerdings von anscheinend osfiziöser Berliner Seite erklärt, zum größten Teile öffentlich geführt werden. Bislang verlautete, daß sich dieser Prozeß unter strengstem Ausschluß der Oeffent- lichkeit abspielen würde. Uebrigens erklärt jetzt Direktor Dr. Hügenberg von der Firma Krupp gegenüber der Mitteilung des „Berl. Tagebl.", das Ermittelungs verfahren in dieser Angelegenheit sei auch auf ihn und noch andere Mitglieder des Krupp'schen Direktoriums ausgedehnt worden, er und die übrigen Direktorial mitglieder hegten über den Ehrenpunkt des deutschen Beamten die nämlichen Anschauungen, die man auch sonst in deutschen Landen hätte, und beteuert, daß von ihnen nichts ausgegangen sei, was einer Beamten bestechung selbst nur ähnlich wäre. * Keine llmbcwnffmmg der Artillerie. Gegenüber Mitteilungen, die Ende vergangener Woche durch eine militärische Korrespondenz zur Verbreitung gelangten, wird von zuständiger Seite aus erklärt, daß im Kriegs ministerium zu Berlin weder eine Neubewaffnung noch eine Umbewaffnung der Artillerie in Aussicht genommen ist. * Zur Ncichötagersntzwnhl i» Dresden-Neustadt. Als letzte der Parteien Huben nunmehr auch die Konservativen im Vereine mit der Reformpartei ihren Kandidaten aus gestellt, und zwar in der Person des Herrn Dr. Georg Hartmann (Rathstock). In dem verwaisten 4. sächsischen Neichstagswahlkreise präsentieren sich den Wählern somit drei Kandidaten: Der freisinnige Rechtsanwalt Kloeppel, der sozialdemokratische Arbeitersekretär Buck und der konservative Kandidat Dr. Hartmann, der ein geborener Dresdner ist und zehn Jahre lang als aktiver Offizier in Zittau stand. Dr. Hartmann ist in den Dresdner konservativen Kreisen eine bekannte Persönlichkeit. * Sachsxn und die preußischen Stnntsbnhnen. Ein Berliner Blatt hatte die auch in sächsische Blätter über gegangene Mitteilung gebracht, daß in einer kürzlich abgehaltenen Konferenz der deutschen Regierungen mit Staatsbahnbesitz von den sächsischen Vertretern über die Umgehung Sachsens durch die preußische Staatsbahn im Personen- und Güterverkehr Klage geführt worden sei, und die Haltung Preußens in Dresden als wenig bundes freundlich empfunden werde. Wie der „Sächsische Landesdienst" von zuständiger Stelle erfährt, ist diese Mitteilung unrichtig. In jener Konferenz ist über Fahr plansragen, die Sachsens Interessen berühren, überhaupt nicht verhandelt worden, wohl aber über Verbesserungen der Güterverkehrsleitung. Die Vertreter der sächsischen Negierung haben hierbei den Standpunkt eingenommen, daß sich die vor mehreren Jahren vereinbarte Leitung des deutschen Güterverkehrs im allgemeinen bewährt habe. Nach diesen Vereinbarungen sind zwar teilweise sächsische Strecken, die die kürzesten Verbindungen bieten und auch ihrerseits durchaus leistungsfähig sind, an der Beförderung nicht beteiligt. Die sächsischen Negierungs vertreter erkannten jedoch an, daß in diesem Umwegs befahren ein unangemessener Wettbewerb der preußischen Staatsbahnen gegen die sächsischen nicht gefunden werden könne, da hierbei die unter den deutschen Staatsbahn verwaltungen im gegenseitigen Interesse festgesetzten Grenzen eingehalten werden. * Zur Fragt der Augcstelftcuvcrsjchcrung. Eine Ver einbarung zwischen Deutschland und Oesterreich über die Anae t-tttenversich-rung wird von der Freien Vereinigung Mr ioüale Versicherung der Privatangestellten in einer Petition an den Reichskanzler gefordert. Der Neichs- bancier wird darin ersucht, entsprechend dem 8 862 des Neicksversicherungsgesetzes für Angestellte mit Oesterreich, ein ähnliches Gesetz hat, einen Gegenseitigkeitsvertrag „/schließen auf der Grundlage l. Anrechnung der Bei- träae die zur Versicherung des anderen Staates gezahlt bei der Berechnung der Leistung der Versicherten des Staates für die der Versicherte die höheren Ansprüche erworben hat. Dies soll für den Fall gelten, daß die Wartezeit bei Eintritt des Versicherungsfalles noch nicht eMlt ist. 2. Falls die Wartezeit erfüllt ist, Gewährung der Leistungen aus beiden Gesetzen. * Bcterautiisiirsorge. Vom 1. Oktober an treten di« Bestimmungen des Gesetzes Uber die Gewährung der Beihilfen an Kriegsteilnehmer in Kraft. Die Beihilfen werden von 120 auf 150 Mark erhöht. Als eine sehr wohltätige Neuerung werden die Veteranen empfinden, daß es eines besonderen Antrages, dieser Erhöhung teil hastig zu werden, nicht bedarf. Das neue Gesetz erweitert auch den Kreis der empsangsberechtigten'Kriegsteilnehmer, sodaß viele eine merkliche Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage erfahren werden. * Zum Falle des erschossenen Fremgcnlegioniirs bringen jetzt tUe „Berl. N. N." eine neue Darstellung. Es heißt darin, daß Müller während der Kämpfe gegen die Beni Bu 2)ahi von einem alten Legionär zum Desertieren überredet wurde. M. ließ sich zum Desertieren verleiten, trotzdem er wußte, daß er von seinen Eltern als Minder jähriger reklamiert worden war. Er wollte aber das Er gebnis dieser Reklamation nicht abwarten. Die beiden Deserteure wurden ergriffen und vom Kriegsgericht zu Oujda zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung des M. fand zwei Tage später statt, trotzdem die Reklamation seiner Eltern in Paris bereits genehmigt worden war und der Oberstleutnant Pasard, der Vorsitzende des Kriegs gerichtes, dies wußte. Die Eltern des M. sollen nicht in Afrika gewesen sein. Nach der Angabe des Brief schreibers stammte M. aus Kamenz, wäre also, entgegen den französischen Ableugnungen, deutscher Untertan. j- Die Automobilindustrie soll, so verlautet, zu den Kosten der Wegeunterhaltung in Preußen herangezogen werden. Zu diesem Zwecke haben der Minister des Innern und der Minister der öffentlichen Arbeiten eine gemein same Verfügung an die Oberpräsidenten sämtlicher Provinzen gerichtet, in der diese zu einem Gutachten und zu Vor schlägen ausgefordert werden. * Die Halbjahrs-Ergebnisse der Nuhrkohlcubergwerke. Der Essener Bergwerks-Verein „König Wilhelm" erzielte im zweiten Vierteljahre 1913 einen Betriebsüberschuß von 1,178 082 (gegen 784 590 Mark im zweiten Viertel jahre 1912). Das erste Halbjahr 1913 erzielt 2,210024 (gegen 1,490 368 Mark im ersten Halbjahr 1912). — Die Gewerkschaft „König Ludwig", Recklinghausen, weist für das zweite Vierteljahr einen Betriebsüberschuß von 1,350 660 Mark aus (gegen 851919 Mark im zweiten Viertel des Vorjahres). — Die Gewerkschaft „Ewald" hat in dem Vierteljahr April bis Juni einen Betriebs- Überschuß von 2,269 612 Mark erzielt (gegen 1,601270 Mark im gleichen Zeitraum des Vorjahres). Für das erste Halbjahr 1913 beträgt der Ueberschuß 4,312 774 Mark (im Vorjahre 2,812191 Mark). Oesterreich-Ungarn. 1' In der altberühmten böhmischen Bäderstadt Karls bad ist am Montag vormittag ein Internationaler Berg arbeiterkongreß zusammengetreten. Der Kongreß wurde vom Präsidenten der Bcrgarbeitcrvcreinigung Eng lands,Smillie,mit einerBegrüßungsanspracheeröffnet,worauf die Sprecher der übrigen Nationen kurze Ansprachen hielten. 1' Der Beschluß des böhmischen Landesausschusses, betr. die provisorische Forterhebung der Landeszuschläge zu den direkten Landcssteuern — ausgenommen die Personaleinkommensteuer — für die Zeit vom 1. Juli bis 10. September 1913, mit der Einschränkung, daß diese Zuschläge nur in der bisherigen Höhe von 55 Proz. erhoben werden dürfen, hat die kaiserliche Sanktion er halten. Der Beschluß stellt freilich nur einen Notbehelf in der gegenwärtigen Ftnanzklemme Böhmens dar. Frankreich. „Echo de Paris" teilt mit, daß die amtliche Statistik des Kriegsamtes ergeben habe, daß sich untec