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Naunhofer Nachrichten . . -- - - -- - . - - — - . - « — Dit Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage?. Lciiluh rcr Anzeigenannabme Vv^mjliagS l l Uhr am Tage deS Erscheinen-. 23. Jahrgang Sonntag den 29. September 1912. Nr. 116 Mil einer vierseitige» Illustrierte« EonutagSbeilage Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei tnS Hau- durch Au-träger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei in- Hau- durch die Post Mk. 130 vierteljährlich. Verlag und Druck: Günz L Eule, Naunhof. Redaktion: Robert Günz, Nonntzo^. Ankündigungen: Für Inserenten der Amt-Hauptmann« schast Grimma >2 Psg. die fünfge« spaltenc Zeile, an erster Stelle und für Auswärtig« >5 Psg- Bei Wiederholungen Rabatt. Amtliches Sitzungsbericht. In der gestrigen 23. diesjährigen Sitzung wurde folgendes beraten und beschlossen. 1. Der als Stadtrat gewählte bisherige Herr Stadtver ordnete vr. Richter wurde verpflichtet und in sein Amt ein gewiesen. 2. In der Bausache des Herrn Tinius, das Grundstück Gartenstraße 93 betreffend, muß auf der Forderung der Straßen- baukosten bestanden werden. 3. Von der Bewilligung einer Beihilfe durch das König liche Justizministerium in Höhe von 100 Mk. für die bei dem Brande im Jahre 1911 in dem Grundstück Gartenstraße 93 entstandenen Bewachungskosten wurde Kenntnis genommen. 4. Dem Kirchenvorstande soll auf die Erwiderung vom 20 ds. Mts. in der Totenbettmeisterangelegenheit mitgeteilt werden, daß die betreffenden Bestimmungen der Gottesacker- Ordnung abgeändert werden sollen, um sie in Uebereinstimmung mit W 1 und 2 der hier gewünschten Dienstanweisung zu bringen. 5. Von der Erklärung des Herrn Tiefbauunternehmers Fuhrmann vom 23. ds. Mts. und von dem Schreiben der Firma Beyer L Lepitz vom 24. ds. MtS wurde Kenntnis genommen. Herrn Fuhrmann soll mitgeteilt werden, daß sich der Stadtgemeinderat an seine Nachbewilligung zum Zwecke der Beilegung der Sache nur bis 15. ds. Mts. bindet. Die Ent schließung auf das Schreiben der Herren Beyer L Lepitz soll ruhen bis nach erfolgter Auskunftserteilung durch Herrn Dr. Heyd gelegentlich seiner Anwesenheit in Naunhof. 6. Mit der Ablaffung des Desinfektionsapparates ein schließlich Zubehör an den Gemeindeverband zum Preise von 40 Mk. ist man einverstanden. 7. Bezüglich des von im Königlichen AmtShauptmann- schast über die Neugestaltung der Krankenkassen im Bezirk der Amtshauptmannschaft Grimma vorgelegten Entwurfs äußert sich der Stadtgemeinderat gleich dem Ausschuß des hiesigen Ge- meinde-Kranken-VersicherungsverbandeSM den jetzigen Kranken kassenbezirk beizubehalten und Orts- und Landkrankenkaffen für den hiesigen Bezirk getrennt einzurichten. 8. Die Lieferung von 400 Zentner Braunkohlen und 300 Zentner Briketts für das Rathaus und die Schule wurde an Herrn Otto Hoffmann zu den veranschlagten Preisen vergeben. 9. Herrn Schneidermeister Kunze wurde auf sein An suchen der Beitrag von 20 Mk. für entstandene Kosten bei Landablretung an der Westftraße aus der Staoikaffe bewilligt. 10. Das oorgelegte Gesuch an das Königliche Ministerium des Innern um Anordnung von Maßregeln gegen die Teue rung wurde genehmigt. 11. Die Stadtverordneten-Ergänzungswahl kann Sonn abend den 12. Oktober nachmittags, von 3—7 Uhr stattfinden. In geheimer Sitzung wurde der Bewerber Hans Leipart aus Pegau als Expedient gewählt, die Herren Stadtverordneten Kühne und Mischkewitz als Mitglieder der StaatS-Einkommensteuer-Eiitschätzungs- kommission, und dieHerren Stadtverordneten Heßler und Bau- gewerksmeister Willy Herfurth als Stellvertreter, ferner als Mit glieder des Ausschusses für die Stadtverordnetenwahl die Herren Stadträte Beyer und Or. Richter, Stadtverordneten Moritz und Heßler und Privatmann Naundorf und Baugewerksmelster Herfurth gewählt. Weiter wurde der Erlaß eines Schankstälten- verbols angeordnet und in 5 Besitzwechselabgabensachen und 6 Armensachen Entschließung gefaßt. Naunhof, am 28. September 1912. Der Stadtgemeinderat. Als Stadtrat für die nächsten sechs Jahre ist Herr vr. Ernst Oskar Richter hier, gewählt und heute verpflichtet worden. Naunhof, am 27. September 1912. Der Stadtgemeinderat. Die Land- und Landeskulturrenten auf den III. Termin, fällig am 15. September, sind bis spätestens den 30 September dS. Js. an die Stadlsteuereinnahme zu bezahlen. Naunhof, am 21. September 1912. ——Der Stadtrat Faun ltvLvr Sonntag, den IS. Oktober und Montag, den 14. Oktober IVI». (Montag Btehmarkt.) Die StaatSeinkommen- und Ergänznngsftener auf den ».Termin, fällig am 30. September, ist bis 20. Ok tober, die Gemeindeabgabrn auf den S. Termin, fällig am 30 September, sind bis 20. Oktober, das Schul-, Selekta-undFortbildungsschulgeldauf oas4. Viertel jahr, fällig am 1. Oktober, ist bis 14. und die Brand kaffenbeiträge auf den 2. Termin, fällig am 1. Oktober, sind bis 14. Oktober an die Stadtstcuereinnahme zu bezahlen. Naunhof, am 27. September 1912. Der Stadtrat. Bereinsbank Naunhof verzinst Spareinlagen mit 4°/y mit günstiger Kündi gungsfrist HunU um Mocke. (Aus des Messers Schneide.) Für den Journalisten ist es wieder eine Lust zu lebet,. Wo man hinblickt, Krisen, wo man hinhört, Ängste; überall will neues an das Tageslicht, und wer prophezeien kann, der ist ein großer Mann. Der sonst so stille Altweibersommer ist ganz aus Rand und Band. Sonst wurden alle kriegerischen Gelüste für den Winter eingekampfert, aber augenblicklich steht die Balkanhalb insel mitten in der Mobilmachung und der Friede sozusagen auf des Messers Schneide. Die Sorgen der Türkei um italienische Angriffe treten in den Hintergrund. Die zwei nach Smyrna detachierten Divisionen, die dort die Küstenwacht zu halten hatten, sind wieder Heimberufen morden, um gegen Bulgarien aufzumarschieren. Hier allein braucht die Türkei mindestens 300 000 Mann, um mit Aussicht auf Erfolg den Kampf gegen das beinahe ebenso starke Bulgarenheer aufnehüren zu können. Etwa das Doppelte ist gegen die drei übrigen Gegner zusammen nötig, gegen Serbien, Montenegro, Griechenland. Das „schafft' die Türkei natürlich ohne Schwierigkeit. Aber wann? Die eingleisigen Bahnen drüben auf der asiatischen Seite können täglich immer nur einige Bataillone be« fördern. Das ist es, worauf die Gegner rechnen. Sie möchten die Türkei im ersten Ansturm über den Haufen rennen und dann den mazedonischen Kuchen teilen, solange er noch warm ist. Unzweifelhaft werden auch Sie Diplomaten der Groß mächte angesichts dieser Lage nervös. Die Österreicher haben sich's bereits von der Seele heruntergeredet und erwarten gefaßt — mit der Hand am Wehrgehenk — die kommenden Ereignisse; die Russen tun noch überrascht, und ihr leitender Politiker Ssasonow kehrt eilends vom Londoner Besuch nach Petersburg zurück. Die Gefahr eines all« gemeinen Europakrieges erscheint plötzlich nicht mehr als ausgeschlossen, denn das sagt sich jeder: wenn die Türkei wirklich von den Balkankleinen aus Europa hinaus gedrängt würde, dann gäbe es einen Rattenkönig unlös barer Fragen, und alle Mächte würden sich in die Haare geraten; nicht umsonst reimt sich Keilerei auf Teilerei. Einzelne deutsche Politiker kriegen es bereits mit der Angst und beschwören unsere Staatsmänner, sie sollten sich durchaus nicht für die Wiener Interessen einfangen lassen, denn uns gehe der Balkan nichts an. Dasselbe könnten die Österreicher von Elsaß-Lothringen behaupten und uns in einem Zweifrontenkriege sitzen lasten, wenn derartige VertragsmuSlegung Mode wird. Nein, wir gehören nun einmal zusammen. Hätten die anderen Mächte nicht diese Überzeugung, so wäre der Friede schön längst gebrochen, und der diplomatischen Einkreisung Deutschlands wäre das militärische Kesseltreiben gefolgt. Im vorigen Sommer hatte man es ja sehr bequem; damals waren Gründe so billig wie Brombeeren. Aber es kam nicht zum Kriege, weil die beiden deutschen Staaten Mitteleuropas zusammen stärker waren, als di. Zuversicht der Feinde Wenn früher in unmittelbarer Nähe der Grenze irgendwelche militärischen Unternehmungen oorkamen, so erfolgte wohl bei nächster Gelegenheit eine eisig-kühle An frage, was die Sache zu bedeuten habe. Jetzt haben wir uns daran aber schon gewöhnt. Die französischen Kindereien an der Grenze werden nachgerade mehr als taktlos. Dieser Tage ließ General d'Amade — marokkanischen Angedenkens — gegenüber St. Marie aux Ebenes seine Soldaten einen Bajonettangriff in Richtung auf die — deutschen Grenzpfähle machen, kurz vor denen die rennende und schreiende Masse erst zum Stehen kam. Auf unserer Seite aber waren, von diesem Schauspiel vorher verständigt, große Massen von „deutschen' Französlingen gelagert, die den Ansturm von drüben mit begeistertem Tücherschwenken begrüßten. Ob die Franzosen sich deshalb einbilden, daß Elsaß-Lothringen sie als Be freier erwarte? Mas gibt es f^eues? (Telegraphische und Korrespondenz-Meldungen) Die Universität Frankfurt gesichert. Frankfurt a. M., 27. Sept. Heute legte Oberbürger meister Dr. Adickes in einer gemeinsamen Sitzung des Rechts- und des Finanzausschusses der Stadtverordneten versammlung die notwendigen Unterlagen vor für den seinerzeit geforderten Nachweis der nötigen Geldmittel zur Gründung der Universität Frankfurt. Es ergab sich, daß die aufgebrachten Mittel weit über das Nötige hinausgehen, der Gründung einer Universität nichts mehr im Wege steht, die nunmehr mit Zustimmung der Sozialdemokraten end gültig beschlossen wurde. Die prinzipielle Zustimmung des Deutschen Kaisers war bereits vorhanden, so daß man also nun nur wünschen braucht: Universität Frank furt werde! Unterschlagungen beim Roten Kreuz. München, 27. Sept. Der seit 13 Jahren als Kassierer beim hiesigen Frauenoerein zum Roten Kreuz tätige Oberleutnant a. D 'Nagel hat sich heute selbst der Staatsanwaltschaft gestellt, nachdem seitens des Vorstandes gegen ihn Anzeige erstattet worden war, 70000 Mark Vereinsgelder veruntreut zu haben. Er hat mit den Unterschlagungen von Postanweisungen begonnen und durch fortgesetztes Lotteriespiel die veruntreuten Beträge ver gebens zu decken gesucht. Viele Lieferanten haben sich im Juli zum erstenmal gemeldet, während Nagel ihre Forderungen schon längst weggebucht hatte. Dadurch kam der Vorstand auf die Spur der Unredlichkeiten. Freiherrn v. Marschalls Beisetzung. Freiburg i. B., 27. Sept. Das etwa N/r Stunden entfernt gelegene kleine Schwarzwalddorf Neuershausen, die Heimat des Verstorbenen, war schon seit dem frühen Morgen das Ziel von Hunderten. Auf dem Dache des Schlosses weht die gelb-rote badische Landesflagge auf Halbmast. Als Vertreter des Kaisers traf mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug um l1 Uhr 46 Min. Reichs kanzler v. Bethmann Hollweg in Freiburg ein, von wo er sich in Begleitung eines Sohnes des Verstorbenen im Automobil nach Neuershausen begab. Kurz vor 3 Uhr traf auch der Großherzog von Baden von Badenweiler her ein. Außerdem war das diplomatische Korps sehr zahlreich vertreten. Gegen 3 Uhr begannen die sehr ein fach gehaltenen Trauerfeierlichkeiten. Ein Frauenchor sang einen schlichten Choral, worauf Stadtpfarrer Schwarz die Leiche einsegnete. Während der Beisetzung auf dem etwas abseits gelegenen Friedhöfe wurde wieder ein Choral, diesmal von einem Männerchor, gesungen. Telegraphie ohne „Funken". Pari-, 27. Sept. Eine Erfindung von größter Trag weite hat der Physiker Bethenod gemacht. Diese ermög licht es, nicht nur ohne Draht, sondern sogar ohne Funken zu telegraphieren. Das bat den großen Vorteil, daß sich einmal die verschiedenen Stationen nicht mehr gegenseitig behindern und dann etwa 200 Worte in der Minute telegraphiert werden können. Außerdem rückt damit die drahtlose Telephonie in greifbare Nähe, da man mit dem System Bethenods in der Lage sei, die hierfür erforder lichen 20 000 Schwingungen in der Sekunde zu er zeugen. Eisenvaynerstreik in Spanien. Madrid, 27. Sept. Bis jetzt haben sich die streikenden Eisenbahner in Katalonien im allgemeinen ruhig verhalten. Nur auf dem Bahnhof in Barcelona kam es zu einigen Ausschreitungen, deren die Behörde jedoch bald Herr wurde. Außerdem wurde die den Bahnhof besetzt haltende Artillerie durch zahlreiche Zivilgarde verstärkt. Gegen die Zeitungen wird strengste Zensur geübt. Extrablätter sind streng verboten. Man erwartet jedoch stündlich den Generalstreik für ganz Spanien und damit ernstere Zu sammenstöße. Die Regierung ist gesonnen, in dem Fall den Belagerungszustand zu verhängen. Abgesagte türkische Manöver. Konstantinopel, 27. Sept. Hier wie auch sonst auf dem Balkan herrscht eine sehr nervöse Stimmung. Man sitzt wie auf einem Pulverfaß Gestern abend kam aus Wien die Alarmnachricht, Bulgarien habe offiziell den Krieg erklärt. Die Nachricht stellte sich jedoch alsbald als irrig heraus. Immerhin tut die Türkei ihr möglichstes, um den Frieden zu bewahren. Aus diesem Grunde hat sie auch die bei Adrianopel geplanten großen Manöver, die wegen der Nähe der Grenze die Besorgnis Bulgariens erregt, abgesagt. Die Pforte läßt jedoch auf der anderen Seite erklären, daß sie gesonnen sei, jeden Eingriff aufs entschiedenste zuruckzuweisen. Sie hält zu diesem Zwecke in der europäischen Türkei 300000 Mann unter den Waffen.