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Nmmhofn AachiWn Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donn?rStaq und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schlich der Anzeigenannahme: Vormittag? 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. Mit einer vierseitige« Illustrierte« Gouuta-SbeilaOS Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Poft Mk. 1.30 vierteljährlich. Verlag und Druck: Güuz L Eule, Nauuhof. Redaktion: Nsvert Güuz, Nmmhsß. Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Nr. 83. Sonntag den 14. Juli 1912. Amtliches Sitzungsbericht. In der gestrigen 18. diesjährigen Sitzung ist folgendes beraten und beschlossen worden. 1. Die Verpachtung der ehemals Frommoltschen Felder soll zu den abgegebenen Höchstgeboten erfolgen. Der auf dem angepflanzten Grundstück an der Fuchs- Hainer Straße anstehende Hafer soll in einzelnen Teilen zur Aberntung verpachtet werden. 2. Von eingezogenen Auskünften wegen der Unfallver sicherung der städtischen AuSschußwitglieder wurde Kenntnis ge nommen. Es soll zunächst bei dem GemeindeversicherungS- Verband über die Höhe der Kosten bei Eingehung einer Ver sicherung auf die Dauer von 5 und 10 Jahren einschließlich Beitritts der Gemeinde zur Haftpflichtversicherung angefragt werden. 3. Von den wegen Errichtung eines Verbandskranken hauses in Grimma stattgefundenen Verhandlungen wurde Kennt nis genommen. Die Angelegenheit hat sich erledigt. 4. In der Angelegenheit wegen Herstellung des Brandiser Wegs wurde von dem Bescheid der Königlichen AmtShaupt- mannschaft Grimma Kenntnis genommen. Es soll zunächst das Weitere erwartet werden. 5. Auf der Einziehung der Straßenbau-Kosten für das Grundstück Wurzener Straße 264 muß trotz der Ablehnung des Grundstücksbesitzers bestanden werden. 6. Von dem vom Haus- und Grundbesitzer-Verein ein gelegten Protest gegen die vom Stadlgemeinderat beschlossene Aufstellung eines neuen BeschleusungSplaneS durch Herrn Dr. Ing. Heyd und die dadurch nach Ansicht des HauS- und Grund besitzer-Vereins entstehende Verzögerung in der Ausführung der BeschleusungSarbeiten wurde Kenntnis genommen, und die An gelegenheit durch die am 5. ds. MtS. gefaßten Beschlüsse als erledigt erklärt. Weiter wurde Kenntnis genommen von der Mitteilung der Gesellschaft für Wasserversorgung und Abwässer beseitigung und dem von der Gesellschaft beigezogenen Rechts gutachten wegen der beschränkten Ausschreibung der BeschleusungS- arbeiten und die weitere Beschlußfassung hierüber vorbehalten. 7. Man nahm Kenntnis von den Vorverhandlungen wegen Gründung eines Desinfektionsverbandes. In geheimer Sitzung wurden die erbetenen Urlaube an die Ratsbeamten in der bis herigen Weise bewilligt; die Einführung der vom Tierarzt ge wünschten Beschauzeiten und der schriftlichen Anmeldung für die Fleischbeschau abgelehnt, vielmehr beschlossen, bei der Aufsichts behörde die Teilung der Stadt in zwei Beschaubezirke und die Anstellung eines Laienfleischbeschauers für den einen Beschau bezirk zu beantragen. Weiter wurde wegen Einziehung eines Kostenbetrags für Ausbesserung eines Wassermessers und in einer Reingewinnsteuersache Entschließung gefaßt und die in einer Landabtretungssache zu Straßenzwecken geforderte Reise kosten-Vergütung bewilligt. Naunhof, am 13. Juli 1912. " Der Stadtgemeinderat. Das Schul- und Fortbildungsschulgeld sowie das Schulgeld für die Selekta auf das 3. Vierteljahr 1912 ist am I. Juli fällig und bis längstens den 14. Juli 1S1S an die Stadtsteuereinahme zu bezahlen. Naunhof, am 2. Juli 1912. Der Gtadtrat. Bekanntmachung. Vom IS. Juli bis mit 12. August a. c. ist der unterzeichnete Pfarrer beurlaubt. Die Vertretung im Pfarr amte hat Herr Pfarrer Möbius, Albrechtshain, in Verbindung mit den Herren vm. Walter und Höhne hier. Die für das Pfarramt bestimmten Meldungen werden an den Werktagen von vorm. 9 bis nachm. 5 Uhr, durchgehend, und an den Sonntagen von vorm. 9 bis ^10 Uhr in der Kirchenexpeditton — Pfarrhaus — entgegengenommen. Naunhof, am 12. Juli 1912. Ev. luth. Pfarramt Naunhof. Pfarrer Herbrig. Vereiusbmtk Naunhof verzinst Spareinlage« mit 4°/o mit günstiger Kündi gungsfrist Kunci um die Mocke. IFerienstimmung.j No alles feiert, kann Schewket, der gewesene türkische Kriegsminister, allein nicht schuften. Nach ge taner Arbeit ist gut ruhn. Er hat in der Tat sein Werk hinter sich, gehört der Geschichte an, viel ist nicht mehr zu gewinnen, also zieht er es vor, in Pension zu sehen. Am besten wäre es, man schickte auch den Tripoliskrieg auf Urlaub. Der Wunsch ist allgemein, aber wer soll an fangen? Sonst ist es immer der Besiegte, der zuerst aus die Idee kommt: dieser Krieg hat keinen Zweck, vertragen wir uns lieber — aber wer ist hier der Besiegte, der aus die Idee kommen soll? * Ferienstimmung herrscht auch im fernen Osten bei den jetzt zopflosen Chinesen. Sie haben viel durchgemacht; früher hatten sie eine Dynastie und massenhaft Pech, jetzt haben sie keine Dynastie und großen Dalles. Damit soll nicht gesagt sein, daß man keinen Dalles hat, wenn man eine Dynastie hat; Portugal wenigstens würde sich gegen solche Vermutung sehr sträuben. Aber wenn sonst einer Dalles hat, so will ihm ge wöhnlich keiner etwas geben, und der Mensch ärgert sich: .Die Welt ist voll von Juden und Christen, die dich ganz schrecklich überlisten, und die, anstatt dir was zu schenken, wie du wohl möchtest, nicht daran denken/ Die Chinesen dagegen können sich vor Anerbietungen gar nicht retten. Seit einem Jahre stehen sie in Unterhandlung mit einer Menge von Finanzkonsortien, mit einem Viermächte- Konsortium, mit lauter Leuten, die angeblich unheimlich viel Geld haben und damit nichts Besseres zu tun wissen, als es den Chinesen zu borgen. Denen ist jetzt aber die Geduld gerissen, und sie dekretieren bockbeinig: Geht ab mit eurem teuflischen Mammon, ihr roten Barbaren deS Westens, wir wollen gar kein Geld von euch, laßt uns zufrieden! Darob allgemeine Bestürzung, außer bei den Japanern; die wollten nämlich auch den Chinesen gern Geld vorstrecken, haben aber selber nichts. Hoffen wir das beste: vielleicht nehmen die Chinesen schließlich das Geld doch noch, nach den Ferien. * Es lebe das Vereinigte Königreich, Großbritannien nebst Irland und den überseeischen Kolonien, König Georg und die Lords und Gemeinen! Invasion, Spionitis, Wett rüstung, Säbelgerassel — alles ist in die Ferien geschickt. Der Friedensengel lüftet seine Schwingen und sendet uns rosige Botschaft. England hat mit dem Deutschen Reiche keine wirkliche Differenz, verkündigt Sir Edward Grey, der sonst „der beste Bruder auch nicht" ist. Die Beziehungen sind die besten, die Regierungen sprechen sich ganz offen zueinander aus, und wenn neue Fragen auftauchen, wird sich ein Weg finden, denn der Wille ist da. Natürlich, setzt Bonar Law hinzu, die Deutschen sind ja samose Kerle, und wir können nur mit Widerwillen an die Idee denken, uns mit ihnen zu prügeln. Die Triple- Entente will dasselbe wie der Dreibund, also wir sind einig. Wir haben in Deutschland diese Worte mit Freude gehört — hoffentlich klingt es nach den Ferien ebenso. Auch Mulay Hafid hat es dick. Wo find die Zeiten, als er noch schneidig seine gefangenen Nebenbuhler in den Löwenkäfig warf, damit diese armen Tiere doch einmal ein standesgemäßes Futter hätten? Selbst der König der Wüste verspeist nicht alle Tage abgesetzte oder gescheiterte Sultane. Valleri, das Blättchen wandt' sich! Der verhaßte Franzmann zieht in Fez ein, und die ge treuen Untertanen des Marokkaner-Kalifen wollen sich nicht im heiligen Kriege um ihn scharen. Sie scharen sich allerdings, Äber um ein paar andere „Rogi". Schlechte Aussichten für den bisherigen Despoten. Er möchte nicht gern in die Hand der Nebenbuhler geraten, die vor ihm kaum mehr Respekt haben würden, als er vor drei Jahren dem Bu Hamara erwiesen hat. Es sieht sich gut an für ein marokkanisches Auge, wenn der König der Wüste seine Pranken in die Brust des Feindes schlägt, aber selbst möchte man doch, bei aller Romantik, nicht in die Lage kommen. Mulay Hafid geht auf Reisen Mas gibt es ^eues? (Telegraphische und Korrespondenz-Meldungem) Auferstandene Schätze. Berlin, 12. Juli. Vor etmgen Lagen wurde der Kassenbote Haase verhaftet, der bei der hiesigen Americain Expreß Company 100 000 Mark unterschlagen hatte. Das Geld war nicht in seinem Besitz, 6000 Mark wollte er verbraucht haben, die übrigen 94 000 Mark wären ihm angeblich alsbald wieder gestohlen worden. Das glaubte kein Mensch, und heute hat Haase endlich etngestanden, daß er die fehlenden 94 000 Mark in der Umgebung von Berlin vergraben habe. An der bezeichneten Stelle auf dem Tempelhofer Felde wurde denn auch tatsächlich das Gelb aufgefunden. Die bestohlene Gesellschaft kommt also wieder zu ihrem Recht und Haase zu einigem Aufenthallt 23. Jahrgang. hinter schwedischen Gardinen, ohne daß er nachher sagen kann: .Nun, wenigstens habe ich etwas dafür." Manche Leute fangen's schlauer an. Hinaus mit den Deutschen. Paris, 12. Juli. Soeben hat :m Senat die Beratung deS marokkanischen Protektoratsoertrages begonnen, wobei ein Senator erklärte, daß Deutschland wohl kaum ohne i Entschädigungen auf seine Privilegien in Marokko ver zichten werde, do hat in Marokko auch schon die praktische Betätigung der Entschädigung an die Deutschen begonnen. Sie ist äußerst einfach: Man wirft die Deutschen eben hinaus! Das geht glatter als man denkt, denn die Fran zosen haben einen unfreiwilligen Helfer bekommen.^ Eine Devesche aus Mogador meldete nämlich heute, daß der Kaid von Tarudaut mit dem Thronanwärter Hiba gemein same Sache macht und ihn als rechtmäßigen Sultan von Marokko anerkennt. Der Thronanwärter hat nun seinen Stellvertreter nach Tarudant geschickt, und der hat den Deutschen daselbst befohlen, innerhalb von zwölf Stunden abzureisen. Er gab ihnen zur Sicherheit eine Eskorte von 15 Reitern mit, und so sind die Deutschen, unter denen wohl auch Angestellte von Mannesmann sind, aut dem Wege nach Agadir — Die Deutschen sitzen nun zwischen H Tür und Angel. Von wem sollen sie Schutz fordern? Frankreich aber lacht heimlich. Wieder ein Unterseeboot verloren? Paris, 12. Juli. Die französische Marine scheint dauernd vom Unglück verfolgt zu sein. Da nützen alle schönen Reden des Marineministers Delcasse nichts. Heute erregt hier die Nachricht Aussehen, daß das Unterseeboot .Juls" seit Dienstag verschollen ist. Dieses Boot hatte am Dienstag den Hafen von Toulon verlassen, um ein« Dauerfahrt von 800 Meilen unter dem Wasser auszuführen Das Boot war vorsichtshalber von dem Torpedoboots- Zerstörer „Traoailleux" begleitet. Es ist jedoch seit der Passage der Sanguinaire-Jnseln von seinem Begleitschisj nicht wieder gesehen worden. Es ist sofort ein Torpedoboots zerstörer auf die Suche nach dem verschollenen Unterseeboot ausgesandt worden. Rededuell und Pistolendueü. Brüssel, 12. Juli. Vom parlamentarischen Tone, als der anständigen Ausdrucksweise, ist auch hier schon lang« keine Rede mehr. Soeben hat es wieder große Skandal- szenen in der belgischen Kammer gegeben. Den Anlaß gab die Äußerung eines klerikalen Abgeordneten, der aus- rief: „Wenn nicht alle Antiklerikalen Kanaillen find, sc sind doch alle Kanaillen Anttsserikale." Da sich der Ab geordnete nicht entschuldigen wollte, entstand ein un geheurer Lärm bei der Opposition. Man hörte Ausdrüct« wie Schmutzfink, Elender, Feigling. Dem klerikalen Ab geordneten wurde von einem Liberalen Feigheit und Takt losigkeit vorgeworfen. Unter großer Erregung wurde di« Sitzung geschlossen. Die beiden Hauptschreier aus der gegnerischen Lagern werden sich nun noch in einem andern Duell messen. Der Liberale schickte dem Klerikalen, der den verunglimpfenden Ausspruch getan, seine Zeugen. Dn Herausforderung wurde angenommen. Die aufständischen Tibetaner. Schanghai, 12. Juli. Die Tibetaner bezeigen be kanntlich durchaus keine Lust, weiterhin dem chinesischer Reiche zugerechnet zu werben. Sie gehen den wenigen zu ihnen gesandten chinesischen Truppen energisch zu Leibe Auch gegen die Grenzstädte zehen sie jetzt vor. Wie ein« eben hier eingetroffene Meldung besagt, wurde die Stadl Litang (Szetschwan) am 15. Juni von den Tibetanern ein genommen Die chinesische Garnison entkam nach stunden langen Kämpfen unter Verlust von 70 Toten. Die Stadt wurde geplündert, Frauen und Kinder wurden nieder gemacht oder lebendig verbrannt. Nach einer spackeren chinesischen Meldung soll Litang allerdings wieder ein genommen worden sein. Auch Bazang (Szetschwan) ist am 16. Juni von den Tibetanern erobert worden. Einem Telegramm des Taotai von Szetschwan zufolge sind 2500 Mann chinesischer Truppen nach Tibet unterwegs. Insgesamt wurden bis jetzt 6000 Mann hingeschickt. Politische Kunälckau. Deutsches lk^eick. * Dir Arbeiten der gemischten deutsch-französischen Grenzkommission für die Festsetzung der neuen Kongo, grenze nähern sich ihrem Ende, sie haben in fast allen Punkten Übereinstimmung erzielt, so daß die Beendigung der Beratungen nahe bevorsteht. Die Hauptpunkte, die zur Beratung standen, waren die technischen Vorbereitungen für die Grenzvermessungsarbeiten, die Übergabe der aus- getauschten Gebiete und die Regelung der Konzessionen. Der letzte Punkt war der schwierigste. Die französischen Konzessionsgesellschaften werden nach einer angemessenen Übergangszeit unter das deutsche Recht gestellt werden, wobei ihre Interessen tunlichst Berücksichtigung finden »erden. Die Gebietsübergabe der neuen Kolonien wird