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Nachrichten für Naunhof Amtlicher Anzeiger Sächs. Landeszeitung Illufst. Sonntagsbeilage Eernfprecher Re. r für die Gemeinden Albrechtshain, Althen, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Engelsdors, Erdmaunshain, Fuchshain, Groß- und Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt,Pomßen, Seifertshain, Sommerfeld, Staudtnitz, Threna re. Erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend, abends 6 Uhr. Bezugspreis mit der Illustr. Sonntagsbeilage oierteljährl. l Mk. 75 Pig., durch die Post bezogen inkt. der Postgebühren 2 Mk. Anzeigenpreis: die funfgespaltene Korpuszeile l5 Psg. Anitlicher Teil sechsgespallene Zeile 20 Psg. Reklamezeile 30 Pfg. Beilagegebühr pro Tausend 10 Mk. Annahme der Anzeigen bis 10 Uhr vorm. Nr. 107. Mittwoch, den 12. September 1917. 28. Jahrgang. Amtliches. Aus Warenbezugsmarke Nr. 3 der roten und blauen Karte werden vom 13. bis mit 17. September 100 A Teigwaren für 11 und 15 Psg. abgegeben. Anspruch auf eine bestimmte Sorte besteht nicht. Abgabe an Kändler bei den Warenverteilungsslellen: 11. September. Grimma, 8. September 1917. 4588 b ll. Der Bezirksverband der Königlichen Auttshauptmannfchaft. In Vertretung Schmidt. WM Illis WilüdM ÜVMl i» IHM IZZIIcb kin- unä Kück?uti1unpen: Verrin8ung 4^ „. 8ei ^jäbrllcber flünälLun^krist 4' , °/u- LröKero kinlseon bei lünx. l^unlUguns kotiere Anssstrs. Oe.^eNLNsrell: y—I UNf. p^lsclieeklionto: l.elprlx I07SZ. Vor äer eigenen üür! Von der überragenden Warte ihrer Weltbeglückungs mission ans lieben es unsere Feinde, dem deutschen Volke in besthlshaberischem Ton vorzuschreiben, daß es sich so zu räuspern und zu spucken habe, wie man es ihm in London und Paris andauernd vormache. Es soll sich erst ein sozusagen menschenwürdiges, in diesem Falle muß es heißen: ententewürdiges Heim schaffen, ehe es zum Ver kehr niit den eigentlichen, den großen Kulturvölkern dieser Erde zugelassen werden kann. Sie wollen uns cmf diese Weise erst das Gehen beibringen — um uns nachher um so sicherer nach ihren Wünschen und Interessen gängeln zu können. So sehr wir wissen, daß unsere inneren Zustände der Fortbildung fähig und vielleicht auch — jetzt oder später — bedürftig sind, so gering ist unsere Neigung, Art und Tempo dieser Fortschritte uns von außenher auferlegen zu lassen. Herr Wilson mag seinen Kongreß wie eine Versammlung von Schuhputzern behandeln; ob und wie lange dieser sich einen so gearteten Präsidenten gefallen lassen will, ist ausschließlich Sache des ameri kanischen Volkes. Herr Lloyd George mag mit den englischen Arbeiterführern umspringen, wie mit einer Schar ungebärdiger Knaben, denen man, wenn sie sich mit anderen Spielgefährten zusammeytun wollen, um ein gemeinsames Abenteuer zu verabreden, nicht über den Weg trauen darf; es ist eine britische Angelegenheit, ob man den britischen Sozialisten auf die Weise in ihrer politischen und menschlichen Würde zu nahe tritt oder nicht. Und in der Lichtstadt Paris mag in dem traurigen Dunkel des Untersuchungsgefängnisses ein armer Tages schriftsteller hinterrücks ums Leben gebracht werden, weil er in dem Rufe steht, ein Friedensagent zu sein; wir werden uns in diese ureigene Mordgeschichte der fran zösischen Republik ebenso wenig einmischen, wie wir eS nach der Ermordung von Jaures getan haben, die auch jetzt, drei Jahre nach der verbrecherischen Tat, noch immer ungesühnt geblieben ist. Wie gesagt, wir respektieren das Selbst bestimmungsrecht der Völker mit echt deutscher Gewissen haftigkeit, auch wenn es von der Gegenseite noch so schonungslos verletzt wird, sobald deutsche Verhältnisse in Frage kommen. Aber eine Genugtuung brauchen wir uns nicht zu versagen: mit Dank darüber zu quittieren, wenn einmal jemand in England oder Frankreich in einem lichten Augenblick die Wahrheit sagt. Wenn man unsere Feinde hört, dann sind die Schreck nisse des Weltkrieges von der deutschen oder der preußi schen Militärkaste wissentlich herbeigeführt worden, um den europäischen Völkern den Fuß auf den Nacken setzen zu können, und das deutsche Volk ist völlig ahnungslos in den Strudel dieser ungeheuren Katastrophe hineingestoben worden. Deshalb verlangt ja auch Herr Wilson nach einer andern Regierungsform in Deutschland, weil sonst keine Bürgschaft gegen die Wiederholung eines so niederschmetternden Schauspiels denkbar erscheine. Und nun kommr plötzlich der Londoner „Daily Lhronicle", ein durchaus kriegsgesinnungstüchtiges Blatt, und fordert die zukünftige Regierung Großbritanniens dringend auf, mit der undemokratischen Gepflogenheit der Geheimhaltung zu brechen und das Volk mehr ins Ver trauen zu ziehen, wenn es sich um die Richtung der aus wärtigen Politik und die Frage auswärtiger Ver pflichtungen handle. Es denke dabei, schreibt das Blatt, an die englisch-französische Entente, die englisch russische Konvention, den englisch-japanischen Bündnis vertrag — alle wurden sie von der britischen Re gierung abgeschlossen, ohne daß daS Volk die leiseste Ahnung von den Verhandlungen hatte. Und anders war es auch nicht bei der Vereinbarung der Generalstäbe Frankreichs und Englands für den Fall eines gemeinsamen Feldzuges gegen Deutschland: erst am Vorabend der Feindseligkeiten wurde das Unterhaus inS Vertrauen gezogen, und hatte eS auch angeblich freie Hand -u be schließen, was es für richtig hielt, so war doch die britische Ehre schon engagiert, und das nationale Gewissen hatte sofort das instinktive Gefühl für diese moralisch-politische Gebundenheit. Einige liberale Minister nahmen ihren Ab schied, das war alles. Im übrigen triumphierte die Geheimdiplomatie über die wirklich freie Mitwirkung des Volkes bei der Entscheidung über Krieg und Frieden, und das Unheil nahm seinen Lauf. In Zukunst, sagt das „Daily Chronicle", dürfe sich derartiges niemals wieder holen. Sehr schön. Aber wenn nach drei Jahren ein einzelnes Blatt sich endlich dazu aufschwingt, der Wahrheit die Ehre zu geben, so ist damit Mr eine Umkehr auf der Bahn der Autokratie noch gar nichts getan. Sollte es nicht viel mehr die erste Aufgabe des englischen Volkes sein, im eigenen Hause nach dem Rechten zu sehen und erst einmal dafür zu sorgen, daß daS britische Parlament gegen die Machenschaften der Geheimdiplomatie geschützt wird, ehe man den deutschen Reichstag mit weisen Ratschlägen belästigt, was er zu tun oder zu lassen habe. Mit Wohltaten soll man sich zunächst in seiner eigenen Umgebung beliebt machen, sagen die Engländer. Gilt das gleiche nicht auch für politische Reformen, von deren Einführung nach der Ver sicherung unserer Feinde Glück und Unglück der Welt ab hängen? Das Moralpredigen können die Engländer nun einmal nicht lassen, wir wissen es. Aber erst wenn sie vor ihrer eigenen Tür allen historischen Unrat weggescgt haben werden, können sie erwarten, mit ihren ach so selbst- lo.en Ermahnungen bei uns Gehör zu finden. "" -7^ Stilen- Iskel Oer in 6cn Kämpfen um l)eut8cblAnä8 kukm unü ffort- bestsl^en geksNenen Usläsn aus dlsunbot u. Umgegenü: ^nlon WvßgSl au8 dfaunfiof verraoi-d. Herrn Kommerrtenrsl Velxel» Unir-rosfiUer ci. Kes. u. OkfiUers-^spirant, Inb. cles Eisernen Nreure8 II. krasse. « er kür veutsekilrnü ledl, 8el rum roü bereit. « er kür Veutsoblllnü stirbt, Usl UnsterbUebiteil. Politische Aunälchau. Deutsch«» lteick. 4- In ihrer Hauptversammlung zu Berlin erklärten sich die deutsche» Sparkassenbeamten für die Kriegsanleihe. Sie erachten eS als Herzens- und Gewissenspflicht, mit voller Kraft und Begeisterung bis zum letzten Tage für die neue Kriegsanleihe, für eine vorzügliche und vater ländische Geldanleihe zu wirken. Reiche Mittel harren des Aufrufes des Vaterlandes. Das deutsche Volk wird sich, so beißt es in einer einstimmig gefaßten Entschließung, s durch einen Wetteifer in sehr freiwilliger, einsichtsvoller Herleihung seines Geldes ein flammendes bis ins Feindes land sichtbares Denkmal seines unerschütterlichen Sieges willens aufrichten. Je stärker es sich zeigt, desto günstiger der ersehnte Frieden. 4- Mit dem Depeschenwechfel zwischen dem Deutschen Kaiser und dem ehemaligen Zaren beschäftigt sich die Nordd. Allg. Ztg. in einem längeren Artikel. Das Blatt führt aus, daß der Lügenfeldzug unserer Feinde anfangs von Erfolg begleitet zu sein schien, daß aber nach und nach die Wahrheit an das Licht drang, bis jetzt durch die Ergebnisse des Suchomlinow-Prozesses die Verhältnisse unantastbar klargestellt worden sind. Um aber die Wucht der Tatsachen, die unumstößlich Rußlands Ziele am Kriege beweisen, abzuschwächen, wird jener Depeschenwechsel zwischen Kaiser und Zar aus den Jahren 1904/1905 aus gegraben. Dieser Depeschenwechsel, der der Hetze dienen soll, hat, so schreibt das halbamtliche Blatt, das Licht nicht zu scheuen, denn er enthält nur neue Beweise dafür, daß der Deutsche Kaiser die seinem Volke schon seit langen Jahren drohende Gefahr eines feindlichen Angriffs stüh zeitig vorausgesehen, und daß er im engen Einvernehmen mit den verantwortlichen Männern der Regierung alles aufgeboten hat, um sie zu beschwören. * Eine neue „Deutsche Baterlaudspartei" ist in Königsberg gegründet worden. In dem Werbeaufruf der neuen Partei heißt eS u. a.: „Weite Kreise des deutschen Volkes stimmen mit der Stellungnahme der gegenwärtigen Reichstagsmehrheit zu den wichtigsten Lebensfragen deS Vaterlandes nicht überein. Sie erblicken in dem Versuch, gerade jetzt, wo deS Reiches Schicksal auf dem Spiele steht, Kämpfe um Verfassungsfragen heroorzurufen und in den Vordergrund zu stellen, eine Gefährdung des Vater landes und eine wenn auch nicht gewollte Förderung imserer Feinde. Sie sind der Ansicht, daß der vor dem Kriege gewählte Reichstag tatsächlich nicht mehr die Ver tretung des deutschen Volkswillens darstellt.' Die Neu-» gründung bezweckt alle Kräfte des Volke- zu sammeln für einen deutschen Frieden. 4- Montag nachmittag ist der Sonderausschuß beim Reichskanzler zusammengetreten, um über die Antwort auf die Papstnot« zu beraten. Gutem Vernehmen nach werden weitere Sitzungen des Ausschusses in der gleichen Angelegenheit nicht stattfinden, da es gelungen ist, eine grundsätzliche Einigung über Form und Inhalt der Antwort note herbeizusühren. Dem Vernehmen nach wird die Note nicht auf Einzel heiten eingehen, sondern nur die grundsätzliche Stellung der Deutschen Regierung zur Papstnote darlegen. Wann die Antwortnote veröffentlicht wird, steht noch nicht fest. — Der Bayerische Kurier teilt mit, daß in der deutschen Antwort an den Papst auch eine wichtige Erklärung über Deutschlands Stellungnahme zu Belgien enthalten sein werde. * Hinsichtlich der Anurelduvg ausländischer Zahlungs mittel und Forderungen wird zur Beachtung durch die Beteiligten auf folgendes hingewiesen: Die Anmeldung ausländischer Zahlungsmittel und Forderungen hat nach dem Stande vom 1. September 1917 zu erfolgen. Die Anmeldung muß bewirkt sein bis zum 11. September 1917, und zwar in Berlin bei der Statistischen Abteilung der Reichsbank, Alte Leipziger Straße 2, 3 Treppen, außer halb Berlins bei den Reichsbankanstalten. An diesen Stellen werden auch die für die Anmeldung vor geschriebenen Formulare ausgegeben. ökterrelck-dngarn. X Eine Neuregelung der römisch-katholischen Kirchen- guter in Ungarn kündet das Organ des ungarischen KuliuS- m nistevs Apponyi an. Danach ist «Säkularisation nicht ge plant. Dagegen sollen sämtliche bischöflichen Güter ver einigt werden. Der Ertrag der Güter würde in erster Reihe zur Gehaltsregelung des niederen Klerus und für Schulzwecke verwendet werden. vrleckenldnct. X Der Mangel an Nahrungsmitteln, insbesondere cm Brotgetreide wird von Tag zu Tag fühlbarer. Obwohl nun Griechenland zum Kreise der Verbündeten gehört, verweigert England nach wie vor die Rückgabe der Handels schiffe. Die griechische öffentliche Meinung verlangt, daß Griechenland mindestens der Frachtraum zur eigenen Ver sorgung zur Verfügung gestellt werden müsse. Athener Blätter erklären, Venizelos gewährleiste den Alliierten eine Armee von 300000 Mann. Die Nation sei bereit vorzugehen, brauche aber Brot nötiger als Waffen. Man müffe das Volk in erster Linie vor einer Hungersnot bewahren, um es streitkräftig zu machen. Amerika. X Die von Amerika unternommene Knebelung der Weltschiffahrt hat in den skandinavischen Ländern zu un haltbaren Zuständen geführt. In Dänemark fehlt es vor allem an überseeischen Futterstoffen. Man hat sich des halb entschlossen, zwei Drittel des Schweinebestandes ab zuschlachten. In Norwegen hat das amerikanische Vor gehen zu einer Transportkrtse geführt, die die Regierung zur Festsetzung von Höchstpreisen veranlaßt hat. Die Ver einigten Staaten sind indessen immer noch nicht zufrieden. Tie Regierung hat erneut 100 000 Tonnen beschlagnahmt, die nun für die Vereinigten Staaten Dienst tun müssen. So lernen denn die Neustalen immer mehr die Seg nungen der „großen Demokratie" jenseits des Ozeans kennen. x Die amerikanisch-japanische» Verhandlungen haben in Washington begonnen. Die erste Besprechung zwischen Lansing und dem japanischen Sondergesandten Tshii galt insbesondere der Lieferung von Stahl an Japan für die Ausführung des Schiffsprogramms Japans und anderen Fragen wirtschaftlicher, besonders industrieller Natur. Die Vereinigten Staaten geben der Hoffnung Ausdruck, daß das gemeinsame Kriegsprogramm beider Länder politische und diplomatische Fragen zunächst in den Hintergrund dränge und daß die Verhandlungen ausdrücklich der Forderung des gemeinsamen Vorgehens gewidmet sein werden. Aus In- unct ^kuslancl. Berlin, 10. Sept. Ein Reichsmonopol für Kraft futtermittel soll in der kommenden Tagung des Reichstags zur Erörterung gelangen. Berlin, 10. Sept. Generalleutnant von Wenninger, bayrischer Militärbevollmächtigter in Berlin, ist am 8. Sep teniber beim Begehen unserer Stellungen durch Schenkelschuß mit Schlagaderverletzung schwer verwundet worden und bald darauf verschieden. Münster t. W., 10. Sept. Die evangelisch-theologische Fakultät bat den Reichskanzler Dr. Michaelis zum Ehrendoktor der Theologie ernannt. Wien, 10. Sept. Wie verlautet, wird eine der ersten Maßnahmen der polnischen Selbstverwaltung die Auf hebung der Zollgrenze zwischen dem deutschen und österreichi schen Okkupationsgebiet sein. Amsterdam, 10. Sept. Als Kandidaten für daS Amt des französischen Ministerpräsidenten werden in erster Linie Viviani und Briand genannt. PoinearvS Stellung er scheint immer mehr erschüttert. Rotterdam, 10. Sept. In einem Artikel der Londoner -Daily News" wird auSgeführt, daß der Hauptgrund LeS Widerstandes der englischen Regierung gegen die Stock holmer Konferenz der Wunsch eine» Wirtschaftskrieges nach dem Friedensschluß ist. -