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Naunhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1 30 vierteljährlich Mit ei«er vierseitige» MrrWrierte» GO»»taO-Oe««W Verlag mrd Druck: Gü«z L Eule, Naunhof. Redaktion: Anküu»isu«ee«: Für Inserenten der Amt-Hauptmann« schäft Grimma 12 Pfg. die fünfge« spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TagcS. Schluß der Anzeigmannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Erscheinens. Nr. 37. Freitag den 27. März 1914. 25. Jahrgang. Der Kaiser in Venedig. Spende für die Opfer des Schiffsunglücks. Beuedig, 24. März. Nachdem der Kaiser gestern noch dem Herzog von Cumber land einen längeren Besuch abgestattet hatte, trat er nach herz licher Verabschiedung von dem Kaiser von Oesterreich, der ihn zum Bahnhof begleitet hatte, die Reise nach Venedig an, wo er heute früh kurz nach 10 Uhr eintraf. Am Bahnhof war großer Empfang. Der Kaiser drückte dem Bürgermeister seine herzliche Teil nahme an dem Unglück aus, das Venedig in den letzten Tagen betroffen, und teilte ihm mit, daß er dreitausend Mark für die Opfer des Schiffsunglücks gespendet habe. Als der Kaiser den Bahnhof verlieb, um das Boot zu besteigen, das ihn zum könig lichen Palast bringen sollte, wurde er von der Menschenmenge mit lebhaften Zurufen begrüßt. Längs des Weges waren eine Anzahl Musikkapellen auffgestellt. Als das Boot, in dem der Kaiser fuhr, im Canal Grande etwa in der Nähe der Akademie angelangt war, erschien in der Höhe ein Parseval-Militärballon. Um zehn Uhr trafen die Boote im Bassin von San Marco ein. Hier wurde dem Kaiser nochmals ein glänzender Empfang bereitet. Alle dort liegenden Schiffe trugen große Flaggengala, die Mannschaften standen in Paradeaufstellung an Bord, die deutschen Kriegsschiffe gaben Salutschüsse ab. Der Kaiser begab sich, nachdem er den Kommandanten der „Hohen- zollern", Kapitän zur See, v. Karpf, begrüßt hatte, an Bord dieses Schiffe». V. - Vle ^onarckenbeFeZnung in Venedig. Politische Gespräche. Venedig, 25. Mär». Deute früh traf der König von Italien hier ein, um dem Kaiser einen Besuch abznstatten. In Begleitung deS König- befand sich außer dem Gefolge auch der Minister des Auswärtigen Marquis di San Giuliano. Um 10 Uhr machte König Viktor Emanuel dem Deutschen Kaiser einen Besuch auf der Kaiserjacht „Hohen- zollern" und wurde unter Salut, dreifachem Hurra der Mannschaften und Präsentieren der Ehrenwache von Kaiser Wilhelm am Fallreep empfangen. Die Begrüßung war überaus herzlich. Die Monarchen küßten einander wiederholt und schritten die Front der Ehrenwache unter den Klängen der italienischen Marcia Reale ab. Die Monarchen unterhielten sich darauf allein in der soge nannten Laube auf dem Achterdeck. Die Unterredung dauerte weit über eine Stunde. Dann verließ der König die „Hohenzollern" und kehrte ins Palais zurück. Gleich wie die österreichische widmet auch die italienische Presse aller Parteischattierungen dem Kaiser warme Be- grüßungSartikel. Besondere Bedeutung mißt man allent halben dem Umstande bei, baß der König von seinem Minister deS Auswärtigen begleitet wurde. Vie Mrikareile des Kronprinzen. Um ein Jahr verschoben. Berlin, 26. März. Der ursprüngliche Plan des Deutschen Kronprinzen, in diesem Jahre den deutschen Kolonien in Afrika einen längeren Besuch abzustatten, soll vorläufig nicht zur Aus führung kommen. Amtlich wird hierüber folgendes gemeldet: Die Reise der kronprinzttchen Herrschaften in die deutschen afrikanischen Schutzgebiete wird in diesem Früh jahr noch nicht zur Ausführung gelangen, da eS sich als unmöglich herausgestellt hat, die Reise i« der zur Ver fügung stehenden Zett so vorznberciten, wie e- nach ihrer kolonialpolitische» Bedeutung und ihrem informatorischen Zweck erwünscht erscheint. Nach der Fassung dieser Meldung ist anzunehmen, daß die Afrikareise nunmehr bestimmt im nächsten Jahre stattfindet. Neu ist an der Meldung ferner, daß die Kron prinzessin offenbar Lie Absicht hat, ihren Gemahl zu begleiten. kein Mecklel im Auswärtigen Amt. Berlin, 26. März. Die RetchSregieruug läßt amtlich erklären: Die in letzter Zett von verschiedenen Blättern in Umlauf gesetzten Gerüchte über angebliche in Kürze bevorstehende Persoual- verändernngeu an der Spitze de- Auswärtigen Amts nud auf mehreren Botschafterposten sind unbegründet. Schwerer Aufruhr in SUdrlbanien. Vormarsch der Griechen. Athen, 25. März. Die Regierung hat ein Rundschreiben an die Mächte erlassen, worin sie die Aufmerksamkeit der Mächte daraus lcutt, daß die Aufstandsbewegung in Epirus sich mehr und mehr ausbreite. Die Zustände in Nordepirus ver schlimmern sich von Tag zu Tag. Der griechische Oberst a. D. DouliS, der an der Spitze der epirotischen Armee steht, hat alle notwendigen Dispositionen getroffen, um eine kräftige Offensive gegen die Albanier anzufangen. Munition und Nahrungsmittel sind in großen Mengen vorhanden. Es besteht die Absicht, Koritza zurück« zuerobern und zur Hauptstadt des autonomen Nordepirus auszurufen. Die etwa 30 000 Mann zählende epirotische Armee hat ihren Vorstoß begonnen. Albanische Truppen sind in mehreren kleinen Gefechten zurückgeworfen worden. Sieg der streikenden Offiriere in England. Rückzug der Regierung. London, 26. März. Die Verhandlungen des Felbmarschalls French, der von der Regierung nach Irland entsandt wurde, mit den aufsässigen Offizieren sind sehr stürmisch verlaufen. ES sind dabet ganz sonderbare Dinge vorgekommen, die un- vereinbar mit der militärischen Disziplin sind. Feldmar« schall French erklärte den Offizieren, daß ihre Handlungsweise die schärfste Strafe verdiene. Erst das Dazwischentreten des Feldmarschalls Lord Roberts wirkte besänftigend. Zum Schluß unterschrieb Feldmarschall French ein von den Offizieren aufgesetztes Schriftstück, in dem er bestätigte, daß die Offiziere keinen Befehl erhalten würden, gegen Ulster zu kämpfen oder Homerule mit Gewalt durchzu- f^en, un- daß sie dies den -n-eren Offizieren mitteile« dürften. Vas 6näe cier karlisten. Der spanische karltstische Thronprätenbent Don Jaime, Sohn von Don Carlos, hat in feierlicher Form auf seine Tbronansprüche verzichtet. Die Karlisten werden aufgefordert werden, die Dynastie des Königs AlfonS an- »verkennen und mit der äußersten kon servativen Rechten eine große katholisch« Partei unter der Führung Mauras zu bildert. Man erfährt auch, daß Don Jaime sich mit einer Prinzessin von Connaught verheiraten werde Ein alter Bruderstreit, der gerade hundert Jahre lang angedauert und zu Zeiten das Königreich Spanien ver wüstet hat, geht zu Ende: der „karltstische" Thronprätendent Don Jaime verzichtet auf alle feine Ansprüche und löst seine Anhängerschar auf. In feierlicher Form erkennt er die Rechtmäßigkeit des jetzigen Königs Alphons XIU. an, rät seinen Leuten, eine größere katholische Partei unter Führung des früheren konservativen Ministerpräsidenten Maura zu bilden, und — heiratet eine Prinzessin Connaught. DaS letztere ist wohl des Rätsels Lösung. Denn mit einer solchen Heirat würde Don Jaime dem jetzigen König von Spanien verwandtschaftlich nahetreten, so baß wir eine ähnliche Versöhnung vor uns hätten, wie in dem Falle Welf-Hohenzollern. Die beiden Prinzessinnen, die in Betracht kommen (die eine ist 1882, die andere 1886 geboren), find als Enkelinnen der Königin Viktoria von England rechte Cousinen der Gemahlin Alfonso XIII., und man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß der eng lische Hof an der Versöhnung wesentlich beteiligt ist. Don Jaime selbst ist 43 Jahre alt, also immerhin noch „im besten Alter". Wenn er trotzdem verzichtet, so ist ihm das hoch anzurechnen; und Spanien wird es ihm danken. Die sogenannte Karlistenbewegung stammt aus dem Anfang deS vorigen Jahrhunderts und ist als ein richtiger Bruderstreit angegangen. König Ferdinand VU. von Spanien war in zwei Ehen kinderlos geblieben, so daß ihm sein jüngerer Bruder Don Carlos hätte in der Regierung folgen müssen; als dem König aber dann eine Tochter, Isabella, geboren wurde, änderte er das Haus gesetz, wonach nur männliche Mitglieder thronberechtigt waren, und führte die weibliche Erbfolge ein. Es war eine Tochter aus — vierter Ehe. Don Carlos empfand das als Schikane gegen seine Person. Als Isabella ll. unter der Regentschaft ihrer Mutter 1833 den Thron be stieg, rief sich Don Carlos als Carl V. selber zum Herrscher aus und begann den Bürgerkrieg gegen seine Nichte und seine Schwägerin. Die legitimisüsch gesinnten konservativen Teile des spanischen Volkes schlossen sich als „Karlisten" ihm an, obwohl er persönlich ein ganz unfähiger Mensch war. Die Proceres, die Prokuratoren, die konstituierenden Cortes, also alle spanischen Autoritäten einschließlich des Parla ments, hatten ihn und seine Nachkommen von der Erb folge ausgeschlossen und aus Spanien verbannt. Der jetzige Prätendent, Don Jaime, ist Großneffe dieses Don Carlos und hat für seine Person sich nur durch Aufrufe und Manifeste an dem „Kampf ums Recht" in Spanien beteiligt. Der letzte große Karlistenaufstand datiert von 1876 und fand seine Nahruyg hauptsächlich in dem baskischen Gebirgslande. AuS dem französischen und österreichischen sowie italienischen Hochadel kamen die Geld- »ni-rstüMmaen für die.Karlisten.aberdiekarlistischeArmee litt schließlich doch Mangel an Gelomitteln, trat zum großen Teil nach Frankreich über, und König Alphons XU., der Vater des jetzigen Königs, konnte siegreich in Pamplona ein ziehen. Noch zwanzig Jahre später enthielt das spanische Parlament, die Cortes, unter etwas über vierhundert Ab geordneten 10 Karlisten, es gab auch noch gelegentlich kleine lokale Unruhen, aber im wesentlichen war der Streit gegenstandslos geworden. Einzelne Zeitungen hielten ihn wach, protestierten gegen die „schlaffe" auswärtige Politik des angeblich unrechtmäßigen Herrscherhauses, namentlich in der Cubafrage und dergleichen mehr, also im all gemeinen war die karlistische Bewegung harmlos ge worden, nur daß sie gelegentlich auch andere, gefährlichere Bewegungen sozialer Art unterstützte. , . Aussichten hatte man nicht mehr, daS hat auch wohl Don Jaime schon längst eingesehen. Besonders deshalb nicht, weil der gegenwärtige Herrscher, Alfonso XIU., zu den populärsten Erscheinungen gehört, die jemals auf dem spanischen Thron gesessen haben. Sogar die Republikaner haben in einer Zeit, in der die portugiesische Umwälzung dock Wasser auf ihre Mühle sein müßte, ihren Frieden mit ihm gemacht. Da ist es dcnr für Don Jaime das klügste gewesen, was er tun konnte, diesem Beispiel zu folgen. Politische kundlcbau. Veutkcke» Leid). 4- Mit den Repräsentationskosten des Statthalter- von MW-Lothrinaen beschäftigte sich die elsaß-lothringische Erste Kammer mw nahm folgende Resolution dazu an: .Die Kamm« bleibt nach mte vor bet ihrer in ben beiden letzten Jahren ausgesprochenen Auffassung, baß die Herab minderung der Repräsentationskosten des Kaiserlichen Statthalter- nicht begründet ist und der verfassungs mäßigen Stellung deS Kaiserlichen Statthalters nicht ent spricht." Die Herabminderung der Kosten von 200000 Mark auf 100 000 Mark wird bekanntlich von der Zweiten Kammer verlangt. 4- Die Versuche, den Waffengebrauch des Militär- im Frieden für daS ganze Reichsgebiet einheitlich zu regeln, haben zu keinem Ergebnis geführt. Man wird sich mit einer Neuregelung der Frage für Preußen und Elsaß-Lothringen begnügen. Zunächst steht eine einheitliche Anweisung für die Truppen aller deutschen Kontingente, die in Elsaß-Lothringen stehen, nahe bevor, nachdem noch einige strittige Einzelheiten in den letzten Tagen zwischen dem bayerischen und dem württembergischen Kriegs- Ministerium geordnet worden sind. Diese neuen Be stimmungen, die für alle in Elsaß-Lothringen stehenden preußischen, bayerischen, württembergischen und sächsischen Kontingente gelten werden, stellen im wesentlichen ein Kompromiß zwischen den in Preußen und in Süd- deutschland gegenwärtig in Kraft befindlichen Vorschriften über den Waffengebrauch des Militärs im Frieden dar. -4 Die Vorlage betreffend Neuregelung der Zengen- und Sachverständigengebühren ist von -er Kommission in zweiter Lesung erledigt worden. Die Beschlüsse erster Lesung wurden zumeist aufrecht erhalten. Nur wurden die Zeugengebühren auf 20 Pfennig bi- 1,60 Mark be messen, und gegen die Stimmen der Fortschrittler be schlossen, daß Mr mündliche nur zum Termin erstattete Gutachten lediglich eine Vergütung nach der Stundenzahl zu gewähren sei. Das Gesetz soll am 1. Oktober 1914 in Kraft treten. 4- Zu der in Biden erfolgten Verhaftung des bayerischen Abgeordneten Abresch gab Präsident Dr. von Orterer in der bayerischen Abgeordnetenkan er eine Erklärung ab, in der er sagte, der Abgeordnete sei wegen Betruges ver haftet worden. Es sei ihm nicht bekannt, ob die Justiz verwaltung die Ansicht vertrete, daß die bayerische Abgeord netenimmunität außerhalb Bayerns keine Gültigkeit habe. Wenn er eine Möglichkeit gesehen hätte, in der Angelegen heit Schritte zu unternehmen, so würde er es im Interesse des Ansehens des HauseS gern getan haben. Im übrigen gibt der Präsident seinem Befremden darüber Ausdruck, daß von der Mannheimer Staatsanwaltschaft es nicht für notwendig erachtet worden sei, das HauS von der Ver« Haftuna in Kenntnis zu setzen. * Prinz Adalbert von Preußen ist au einein akuten Magen- und Darmkatarrh erkrankt. Der Prinz wurde von der „Köln" auSgeschifft und ist in die Prinzenvilla in Kftl ubergesiedelt. ru Schaumburg-Lippe wird mit dem am 14. April von Hamburg abgehenden Doppelschrauben, der Hamburg. Subamerikauischen Dampfschiffahrtgesellschaft nach Lissabon fahren und sich von dort am 28. Avril zu erwartenden neuen Dreischraubendampfer „Kap Trafalgar", auf dem sich Prinz Heinrich von Preußen befindet, nach Hamburg zurück, begeben. _ württemdergtfche K ist von München nach Stuttgart zuruckgekehrt. »dEdenten des ReichsmilitäraerichtS ist an Stelle des in den Ruhestand tretenden General- Grafen v. Kirchbach der Kommandeur des 6. Armeekorps, General v. Pritzelwitz, ausrrsehen.