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4 4 Naunhofer Nachrichten Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TagcS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. 25. Jahrgang. Mittwoch, den 28. Januar 1914. Nr. 12. Mit einer vierseitige« ALuftrierte« Sonnta-ske««-» Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend Ankündigunge«: Für Inserenten der AmtShauptmann> schäft Grimma I2 Psg. die fünfge spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 15 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Bezugspreis: Frei inS HauS durch AuStrager Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS HauS durch die Post Mk. 1-30 vierteljährlich. Verlag imd Druck: Günz L Eule, Naunhof. Redaktion: Amtliches Mobiliar-tFahrnisPBerstcherung Die von der Königlichen Brandversicherungs Kammer hierher gelangten Druckstücke wegen der allgemeinen Mobiliar- Versicherung (Fahrnisversicherung) bei der Landes Brandvezsicherungsanstalt für das Königreich Sachsen zu Dresden als Vorschriften und Allgemeine Bedingungen liegen im Meldeamtszimmer des Rathauses hier zu jedermanns Einsicht zwei Monate lang aus. Naunhof, am 26. Januar 1914. Der Bürgermeister. Gutsverpachtung. Das der Stadtgemeinde Leipzig gehörende, am Markl in Naunhof gelegene Stadtgut soll für die Zeit vom 1. April IV14 bis Al. März lS2« verpachtet werden Größe -- 78 Ku 19,2 a - 132 Acker 76 Erforderliches Vermögen — 50000 Die Pachtbedingungen können im Entwürfe während der Gcschäfkszeil jm Neue« Rathause in Leipzig, Haupige- schoß, Zimmer 349, eingesehen oder gegen Bezahlung von 5 entnommen melden. Außerdem hängen die Bedingungen im Ratskeller in Naunhof zur Einsicht aus. Aenderungen bleiben vorbehalten. Auskunft wird im Zimmer 371 erteilt, auch liegt dort ein Verpachtungsplan aus. Die Besichtigungen des Gutes finden am Av Januar und S. Februar l«l4, vormittags S Uhr unter Führung eines von uns Beauftragten statt. Treff punkt am Gute. Dem Pachtangebote ist der Jahrespachtzins für 1 Acker zugrunde zu legen und zwar nach Wahl des Pachtliebhabers l. mit der Bedingung, nur deutsche Arbeiter zu verwenden, 2. ohne Uebernahme dieser Bedingung. Die Pachlangebote sind schriftlich an den Rat der Stadt Leipzig zu richten und verschlossen, mit der Aufschrift Pachtgebot Stadtgut Naunhof versehen, bis l4. Februar dieses Jahres im Neuen Rathause, Hauptgeschoß, Zimmer 369, abzugeben. Die Bewerber sind bis zum 31. März an ihre Gebote gebunden. Ueber die Annahme der Gebote bleibt jede Entschließung vorbehalten. Oruväst 2130.13. Leipzig, am 21. Januar 1914. Der Rat der Stadt Leipzig. Kaisers Geburtstag. Zum 27. Januar. „Durch Hunderttausend zuckt es schnell" — so singen wir in dem alten, heiligen Liede von der Wacht am Rhein, am deutschen Rhein, jenem Liede, das von manchen Ausländern für die deutsche Nationalhymne gehauen wird. „Durch Hun derttausend zuckt es schnell" — auch dann, wenn der Name des Kaisers ertönt, des deutschen Waffenwarts und Bewahrers unserer Grenzen, des mächtigen Fürsten im Rateider Völker. Wir misten, daß unser Ansehen draußen in der Well nicht nur von der deutschen Arbeit abhängt, von der deutschen Gewissenhaftigkeit, von der deutschen Gelehrsamkeit. Waffenge walt gehört dazu. Ohne 1870 wären wir noch heute der Spott der Nationen. Und diese Gewalt erhält uns der Kaiser. Eines aber ist uns allen klar: wenn wir vor einem Angriff unserer Feinde bewahrt blieben in dem letzten Vierteljahrhundert dieser Regierung, so verdanken wir das zum größten Teil der Achtung vor dem Schwert, das Kaiser Wilhelm scharf erhalten hat. Die Größen unserer Kunst und Wissenschaft, die großen In dustrie-Kapitäne und Handelsherren, die Redner in Reichstag und Presse mögen noch so angesehen sein. Um ihretwillen würde eine feindliche Mobilmachung aber nicht um einen ein zigen Tag aufgehalten werden. Nur der Kaiser ist der Ge fürchtete. Auch außerhalb der Reichsgrenzen erfährt man so recht, was Kaiser Wilhelm für Deutschland bedeutet. Erst in dem Zwist der letzten Wochen, in dem heftigen Streit um die Geschehniste im Neichrlande Elsaß-Lothringen erkannte man die weitgehende Vorsorge, die dem Kaiser um das Gedeihen und die Ausgleichung der inneren Gegensätze innewohnt. Was an ihm lag, das hat er getan, um den Fall Zabern nicht zu dem großen Hader werden zu lasten, der uns zerfleischte. Er hat sofort angeordnet, daß unter allen Umständen einheitliches Vor gehen unter Militär- und Zivilbehörden verabredet werde, er hat dann auch, als Zweifel über die Rechtslage alter Verord nungen auftauchten, sofort die Nachprüfung anbefohlen, denn er kennt den alten Satz: justitia kunZsmsntum rognoruw — Gerechtigkeit erhöhet ein Volk. Gerade darum erscheint er uns nicht nur furchtbar- prächtig, wie der König in dem Lied von des Sängers Fluch, sondern als ein wirklicher Landesvater, auf dessen gütige? Ver stehen wir alle rechnen können, wenn irgend eine große Er regung das Volk durchzittert. Es gibt in der ganzen Welt keinen Fürsten eines Großstaates, der so wie er mit dem Volk und für das Volk lebt, voll Verständnis für jedes seiner Be dürfnisse. Und durch 26 Jahre seiner Regierung hindurch hat er uns nach außen den Frieden erhalten. „Preisend in viel schönen Reden" wird man diesmal wieder Kaisers Geburtstag begehen, alter Sitte gemäß. Und doch erscheint es auch schön, wie der Engländer seines Königs gedenkt, ohne kunstvolle Ansprache, ohne geschichtliche Vergleiche und poetische Bilder. Der Netteste an der Tafel steht auf, hebt sein Glas und sagt: „Der König!" Darauf erhebt sich der Jüngste und erwidert, indem er den Alten ansieht: „Gott segne den König!" Und still leert jedermann den Becher. Eine solche schlichte Feier kann jeder Familienvater in seinem Hause begehen, wenn es ihm nur von Herzen kommt, und sie wird so eindrucksvoll sein, daß die Kinder noch in späten Jahren daran denken. Es muß heilige Stimmung uns umwehen, wenn wir des Herzogs der Deutschen, des Vaters der Be drängten, des Förderers alles Großen gedenken, und nicht nur als Bitte, sondern auch als Gelöbnis klingt es aus der Tiefe in uns empor: Gott segne den Kaiser! Mas will Venizelos? Der griechische Ministerpräsident Venizelos, der ehe malige Rechtsanwalt aus Kanea auf Kreta, macht zum erstenmal in seinem Leben eine große Europareise und ist in Berlin angekommen. Königin Sophie von Griechen land, die Schwester des Deutschen Kaisers, weilt ebenfalls in unserer Reichshauptstadt. Das Zusammentreffen ist jedenfalls nicht ohne Interesse und noch wahrscheinlicher nicht ohne Bedeutung. Es läßt sich ja auch nicht be streiten, daß die Stimmung des deutschen Kaiserhofes, die namentlich 1897 während des damaligen Balkankrieges den Türken mehr zuneigte als den Griechen, sich zugunsten Griechenlands gemildert hat. Diesen günstigen Wind will der leitende Mann der griechischen Regierung sicherlich ausnutzen. Er hofft auf deutsche Sympathien und deutsche Hilfe bei der immer noch schwebenden Abwicklung der Balkanauseinander setzungen. Gewisse diplomatische Unterstützungen sind den Griechen in allerjüngster Vergangenheit auch schon durch die deutsche Regierung geworden. Diese hat gemein sam mit den beiden anderen Dreibundmächten, obwohl ihre Jllteressen es vielleicht nicht gebieterisch erforderten, in der Jnselsrage gute Miene zum bösen Spiel gemacht und erklärt: was besetzt ist, bleibt besetzt, und Hinaus geivorfen werden die Griechen weder aus Ehios noch aus Mytilene, solange es nicht — die Türken tun. Es liegt in dieser Entscheidung wiederum die Abkehr von der Politik, die früher den Grundsatz aufstellte, ganz gleich, was passiere, auf jeden Fall müsse nachher wieder der Statusauo, der Zustand von ehedem, wiederhergesiellt werden. Heute sagt man: der Starke hat recht. Bleiben die Griechen, dann haben sie recht, werden sie von den Türken verjagt, dann verdienen sie es nicht besser. Das läßt sich hören. Aber Venizelos ist seiner Sache nicht ganz sicher: das Kriegsglück ist ver änderlich, und die Kassen sind leer. Also versucht er auf seiner Europareise erstens, für den Fall einer türkisch-griechischen bewaffneten Auseinandersetzung Stim mung für Griechenland zu machen, und zweitens das nötige Geld anfzutreiben, ohne daß alle diese Balkanstaaten nicht existieren können. In Berlin hat er noch eine dritte Aufgabe. Als König Konstantin verkündet hatte, er ver danke seine Siege deutscher Schulung, als dann Frankreich ausbegehrte, da hat das Venizelos durch Verbeugungen vor Frankreich gutzumachen versucht, lind nun will er in Berlin das wieder wettmachen. Ob das dem geschmeidigen Kretenser Venizelos in Berlin gelingen wird, mag vor läufig dahingestellt bleiben. Gewandtheit und Tüchtigkeit können Venizelos nicht abgesprochen werden, wenn auch die ehrende Bezeichnung „griechischer Bismarck", mit dem seine heimifchen Freunde ihn gern schmücken, wohl nur als die Übertreibung eines ziemlich unvermutet aus wenig geachteter Stellung vor gerückten und im europäischen Konzert gewürdigten Volkes nufzufassen ist. Als in Griechenland vor einigen Jahren die Dinge so lagen, daß der damalige König Georg ab danken wollte, sein Sohn und Nachfolger, der jetzige König Konstantin mit allen übrigen Prinzen sogar gezwungen wurde, aus dem Heere zu scheiden, griff Venizelos mit kräftiger Hand in die verworrene innere Lage ein, brachte den Thron und das königliche Haus wieder zu Ansehen, ordnete die Verfassung und besserte die Finanzen, so daß ein forderliches Gleichgewicht hergestellt wurde. Der Er folg gab seinen Bemühungen recht, denn im letzten Balkan krieg schnitt Griechenland in überraschender Weise gut ab. Venizelos hatte bald nach seiner Ankunft eine längere Unterredung mit unserem Staatssekretär des Auswärtigen Herrn v. Jagow. Daß dabei im Vordergründe der Be ratungen die Jnselsrage stand, kann ohne Zweifel als richtig gelten. Die Türkei nimmt in letzter Zeit eine ziemlich energische Haltung an, will Chios und Mytilene znrückhaben und greift dabei ziemlich herausfordernd an den Säbel. Oder sie stellt sich wenigstens so. Ein fried licher Ausgleich wäre Griechenland natürlich lieber, denn das Land ist trotz seiner großen Erfolge erschöpft, und die Finanzen sind gedrückt. Das waren sie eigentlich immer. Jedenfalls braucht Griechenland eine Zeit der Ruhe. Neuer dings spricht man von größererGeneigtheit in Konstantinopel, entgegenzukommen und unter Umständen Rhodos abzutreten, wenn Chios und Mytilene wieder an den Halbmond fallen. Die beiden Inseln überragen aber Rhodos weit an politischem und wirtschaftlichem Wert. Was man hat, gibt man ungern heraus, deshalb ist Griechenlands Sträuben verständlich. Ohne daß aber die Großmächte ihm den Rücken steifen, sind seine Wünsche etwas wesenlos. Doch nicht allein die Inseln, sondern auch Geld will Griechenland. Venizelos setzte für seine Anleihe in Paris, woher er kam, die stärksten Hebel in Bewegung und dürste auch in Berlin diese wichtige Angelegenheit nicht aus dem Auge verlieren. Das deutsche Kapital wird sich hoffent lich mit der gebotenen Vorsicht wappnen, denn die Ver luste mit früheren griechischen Anlagen bei gelegentlichem Staatsbankerott sind bei uns noch unvergessen und un verschmerzt. , Was man von einem neuen Balkanbund prophezeit, dessen Grundlagen Venizelos in Berlin mit dem gegen wärtig am Karserhof weilenden rumänischen Kron prinzen und in Petersburg, wohin der griechische Staatsmann am Mittwoch reist, zu besprechen gedenke, muß wohl in das Gebiet der Vermutungspolitik verwiesen werden. Denn wenn auch zurzeit m Petersburg der rumänische Kriegsminister, der bulgarische General Tontschew, der serbische Ministerpräsident Pasitsch und der serbische Kronprinz anwesend sind, so können derartige Zusammenkünfte schwerlich bestimmte Rückschlüsse auf die Entwicklung der Balkandinge zulassen. Denn gar zu leicht klang es aus dem Südosten Europas vor Abend ganz anders, als es am frühen Morgen war — die treuen Brüder, die gestern noch Eid und Handschlag tauschten zur Niederwerfung des Padischah und zur Aus tilgung der Moslems vom Angesichte europäischer Erde, rückten sich über Nacht unverweilt mit Ober- und Unter- gewelr in blutigen Schlachten zu Leibe und zettelten bei der Hohen Pforte Bündnisverhandlungen gegen die Blutsbrüderschaft an. Ob Vemzelos andere Wege wandeln wird? Das mag dahingestellt bleiben. Die deutsche Negierung wird, das ist sicher, in ihrer Orientpolitik die bisherige Linie ruhiger Erwägung und fester Betonung ihrer Bündnisse und Interessen nicht verlassen. Eine l^ittiaräe für clie englilcke flotte. Vier neue Dreadnoughts. London, 26. Januar. Trotz aller Sparsamkeit haben die laufenden sowie die Baukosten für die Flotte im neuen Etat eine ganz ge waltige Steigerung erfahren. Während das laufende Etats.ahr insgesamt „nur" rund 930 Millionen Mark er fordert, fchnellt die Summe für 1914/15 gleich aus eine Milliarde und 60 Millionen Mark. Das ist ein Mehr von ISO Millionen. Dieser enorme Sprung ist nicht zum wenigsten bedingt durch die Beschleunigung des Banes der auf Stapel liegenden Schiffe sowie die Be willigung von vier neuen Dreadnoughts. Sehr erhebliche Mehrausgaben erwuchsen auch durch ganz wesentliche Änderungen, die während des Baues bei verschiedenen Schiffen vorgenommen wurden, was immer sehr kost spielig ist. Vie Dünkel wiegelt ab! Keine Mobilmachung. Konstantinopel, 26. Januar. Die mehrfachen Meldungen, wonach der Kriegs minister Enver Pascha die Einberufung der im Ausland befindlichen Reserveoffiziere und die Mobilmachung von zwölf Jahrgängen Reserve angeordnet habe, werden offiziell entschieden dementiert. Ein offiziöser Erlaß setzt diesen Gerüchten ein formelles Dementi entgegen und be tont, es sei eigentümlich, daß Ke mit den Anleihe- verhandlungen zusammenfallen und so das Scheitern der