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Hernsprechstelle Nr. 22. Di« „Sächsische Elbzeitung" erscheint DienStag, Donner«, tag und Sonnabend. Die ÄuSgabe de« Blattes erfolgt Tag« vorher nachm. 4 Uhr. AbonnementS-PreiS viertel jährlich 1 Mk. 50 Pfg., ,wei. monatlich 1 Mk., einmonat- «ch M Pfg Einzelne Numinern 10 Pf. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die ZeitungStröger nehmen stet« Bestellungen auf di« „Sächsische EIb,eitung" an. Sonnabends. „Illnslr. UnIcchallungiblaU". ÄjUi^k MiliU. AmtZKIütt sör das SSnililllht MWU dis NujUe ßiGtzsiismI md de» AMmi z» sOnkli, smik siir dm Aidtsmmdnat W hsdEm. Druck und Verlag: Legler L Zeuner Nachf. — Berantwortlicher Redakteur: Paul Runge, Schandau. Tel.-Adr.: Elbzeitung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind Montag«, Mittwochs und Freitag« bis spätestens vormittags 8 Uhr aufzugsben. Preis für die gespaltene CorpuSzell« oder deren Raum 16 Pf. (tabellarische und kompliziert» nach Übereinkunft.) Auswärt. Inserate 20 Pfg. „Eingesandt" u. „Reklame' 80 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Alle vierzehn Tage „cWdwlrlfchafMch« NtUagt.', Inseraten-Ann ah in «stellen: In Schandau: Expedition Zaukenstrahe 184: in Dresden und Leipzig: die Annoncen. BurcauS von Haascnstein Bögler, Jnvalidendank und Rudolf Moste; in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. Mr. I««. Schandau. Mittwoch den 17. November 1909. 53. Jahrgang. Genmdehamner-MllU (Fortsetzung.) Auch die Mode verteilte ungleichmäßig Licht und Schatten unter die Gewerbetreibenden. Steinmetzen, Bildhauer, Maler usw. beklagten noch immer wie in den Vorjahren die auf höchste Einfachheit gerichtete Geschmacks richtung. Die Kürschner dagegen freuten sich über die Beliebtheit des Pelzwerkcs, die Friseure über die Vorliebe der Damen für einen haareichen Kopfputz. Kaum noch als schnell wechselnde Mode können Umwälzungen In der Art des verwendeten Stoffes und Bedarfsverschtebungen angesehen werden, von denen bereits in früheren Jahres berichten hervorgehoben Ist, daß sie manchen Handmcrks- zweigen viel Boden entziehen. Zu der Verwendung von Zement und Beton, überhaupt von Kunststein statt des Sandsteines, gesellt sich neuerdings die Einführung von Eisenbetonbauten, die dem Baugewerbe ein anderes Ge präge zu geben scheint. Eine fortdauernde Erscheinung ist die Verminderung der Schmiede- und Stcllmacher- arbeitcn durch den Ausbau der Eisenbahnen, elektrischen Straßenbahnen, den Gebrauch von Kraftwagen, Fahr rädern usw., ferner den Ersatz von Stellmacher- und Böttcherwarcn durch Mctallwaren und dergleichen. Im Berichtsjahre zeigte sich wieder, daß in Zeiten schlechten Geschäftsganges der Wettbewerb immer am schlimmsten ist. Da die Bestellungen und Aufträge sch: spärlich eingingcn, bemühte sich natürlich jeder um so mehr, ein Geschäft zu machen. Allein nicht nur die Gewerbetreibenden suchten einander zuvorzukommen, sondern auch die sonst als angestcllte Hilfskräfte tätigen Personen nahmen an dem Wettkampf teil. Viele, die sonst in den Fabriken arbeiten, fingen, da sie nicht als Arbeiter ihr Brot verdienen konnten, einen Handel an oder verlegten sich auf das Pfuschen. Bei der verkürzten Arbeitszeit wurde das Ofenfitzen, Tapezieren, Barbieren, SchuhauSbessern usw. von den Arbeitern nicht selten auch noch neben ihrem Hauptberufe nach Feierabend und Sonntags ausgeübt. Als Mittel hiergegen wird die Erhöhung der bei der Anmeldung des Gewerbes zu entrichtenden Gebühr vorgeschlagcn. — Zahlreich sind sodann die Klagen, die von Gewerbetreibenden über den Wettbewerb erhoben werden, den ihnen Geschäftsleute aus anderen Gemerbczmcigen oder aus anderen Orten bereiten. Da sind zunächst die Bäcker in der Stadt, die sich durch den Wettbewerb der Müller und der Land bäcker, die Brot nach der Stadt bringen, bedrängt fühlen. Dann beschweren sich die Zigarrenhändler über unerlaubten Zigarrenverkauf der Gastwirte, diese wird über den Aus schank des Flaschenbieres in Produktengeschäften, auf Bauten, in Pensionen usw., die Bandagisten über den Wettbewerb der Apotheker, die Schlosser über die Tischler und Zimmerleute, die an ihrer Stelle die Türen an- schlagen. Vor allem aber sind die Bautischler, -schlosser, -klempner, die Maler, überhaupt alle Angehörigen der sogenannten Ausbaugewcrbe sehr ungehalten über die Baumeister und sonstigen Bauausführenden, die zwischen Bauherrn und Ausbauhandwerker treten, indem sie den gesamten Bau übernehmen und die Schlosser-, Tischler-, Klempner- usw. Arbeiten dann an die Fachleute weiter übertragen, wobei sie ein gut Teil des Verdienstes ein ihre Tasche stecken. — Neben den Arbcitcrkonsumvereinen machte sich ferner namentlich wieder die Tätigkeit der Wirtschaftsvereine der Offiziere, Eisenbahn-, Post- und Gcrichtsbcamten, der Lehrer usw. sehr nachteilig bemerkbar, da diese Beamtenklassen durch den gemeinschaftlichen Bezug ihrer Waren den Kleingewerbetreibenden aus schalten. ES ist daher kein Wunder, wenn sich der Gewerbetreibenden eine große Mißstimmung gegen die Beamtenschaft bemächtigt. Besonders darauf wird hin- gewiesen, daß die Beamten jetzt, nachdem sic fast alle Gehaltsaufbesserungen erhalten haben, wohl billig genug denken könnten, den selbständigen Handwerkern und Gewerbetreibenden, die durch ihre direkten und indirekten Steucrleistungcn doch auch dazu beitragen, daß den Be amten Gehälter gezahlt und Zulagen bewilligt werden können, Verdienst zukommen zu lassen; sollten die Beamten nicht selbst eine derartige Einsicht haben, so wird ein gesetzlicher Eingriff gefordert. — Sodann werden gesetzliche Maßnahmen von vielen Gewerbetreibenden, namentlich in kleineren Städten und aus dem platten Lande, gegen das Hausiercrtum dringend gewünscht. — Endlich waren im Berichtsjahr auch unlautere Formen des Wettbewerbes, marktschreierische Reklame, unwahre Presangaben, Inventur-, Konkurs- und Näumungs- ausverkäufe usw. an der Tagesordnung, gerade als wenn vor dem Erlaß des neuen Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb dessen Notwendigkeit noch einmal hätte recht bewiesen werden sollen. Von vielen Gewerbetreibenden würde eine Ncklamcstcucr freudig begrüßt werden, während auf der anderen Seite Maler und andere Gewerbe treibenden wenigstens in der Plakatsteucr eine Schädigung ihres Gewerbes erblicken würden. DaS gesamte Geschäftscrgebnis würde noch viel schlechter sein, als cs tatsächlich der Fall ist, wenn nicht für zahlreiche Rohstoffe, Halbzeuge und Fertigerzeugnisse die Preise im Berichtsjahre zurückgegangen wären. Namentlich Metalle, Eisen, Kupfer, Zinn, Zink sind, zum Teil bedeutend, billiger geworden; ferner sanken die Preise z. B. für Obst, Hülsenfrüchte, Zucker, Seife, Farben, Terpentinöl, Firnis, Leinen- und Baumwoll waren. Ihre frühere Höhe behaupteten und zum Teil sogar aufwärts bewegten sich die Preise für manche Fleischarten, Niehl, Eier, Butter, Grünwarcn, Kohlen, Tafelglas, Borsten, Felle und andere Waren. Die Ver- äußerungsprcisc mußten zwar zuweilen den fallenden Einkaufspreisen entsprechend herabgesetzt werden; nicht selten gelang es aber auch, die bisherigen Preise bei zubehalten. Da es früher nicht möglich gewesen war, die Verkaufspreise den in den Vorjahren stark gestiegenen Preisen für Rohstoffe usw. anzupasscn, so wurde jetzt erst wieder ein angenehmes richtiges Verhältnis zwischen Ein- und Verkaufspreisen erreicht. In manchen Orten war es das Verdienst der Innungen oder der neben Innungen bestehenden Verbände, durch Vereinbarung unter den Mitgliedern einheitliche gute Preise geschaffen zu haben; bisweilen erfolgten allerdings von außerhalb wieder Preisunterbietungen. In Dresden und anderen größeren Städten verfolgt man mit Sorge das Anwachsen der Geschäftsunkosten, das durch die steigenden Ansprüche der Bevölkerung auf Luxus und Bequemlichkeit bedingt wird. Davon werden Gastwirtschaften und offene Geschäfte gleichmäßig be troffen. Die Ansprüche der Kundschaft beziehen sich einmal auf Ausstattung und Beleuchtung der Geschäfts räume; sodann möchten wohlhabendere Leute fast nur noch mit Geschäften verkehren, die an das Fernsprechnetz angeschlossen sind; oft wird schon bet kleinen Einkäufen gewünscht, daß die Waren in die Wohnungen gesandt werden. Endlich gehört hierher auch die sich mehr und mehr ausbreitcnde Gewohnheit, selbst bei verhältnismäßig geringfügigen Aufträgen Kostenanschläge von einer größeren Anzahl Gewerbetreibender cinzufordern, da hierdurch die Schreibarbeit für den beteiligten Geschäftsmann außer ordentlich anwächst. Ucber die Kreditverhältnisse sind die Berichte sehr widersprechend. Nicht wenige Handwerker und Klein gewerbetreibende gerieten als Hausbesitzer in eine schwierige Lage, da sie keine Hypotheken zu beschaffen vermochten. Aus verschiedenen Gewcrbczweigen wird übereinstimmend mitgctcilt, daß Fabriken und Großhandlungen die Zahlungs fristen sowohl wie das Kassaskonto bedeutend herab gesetzt haben. (Schluß folgt.) Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin sind am Sonntag nachmittags 4'/^ Uhr nach Beendigung ihres Besuches am Berliner Hofe vom Bahnhof Charlottenburg aus nach Wien zurückgckehrt. Vorher hatten die hohen Gäste, geleitet vom Kaiser, noch das Mausoleum Kaiser Wilhelm I. und das königliche Schloß in Charlottenburg besucht. Der Kaiser verabschiedete sich auf dem Charlottenburger Bahnhofe herzlichst vom Erzherzog und von der Herzogin von Hohenberg. Die Verabschiedung der österreichischen Herrschaften von der Kaiserin war bereits im Neuen Palais erfolgt. Sonntag abend 11 Uhr reiste der Kaiser von der Waldparkstation bei Potsdam nach Kiel ab, wo er am nächsten Tage mittags der Vereidigung der Marinerekruten der Ostseestation beiwohnte. Die freisinnige FraktionSgemeinschaft des Reichstages hat dem Bureau des Hauses schon jetzt eine Interpellation betreffs der Unterschleif» auf der Kaiserlichen Werft in Kiel eingereicht. Zwischen der Mansfelder Vergbaudirektton und ihren streikepden Arbeitern ist ungeachtet des Beschlusses der Streikleitung, den Ausstand für beendigt zu erklären, noch kein definitiver Friedensschluß erfolgt. Wie ver lautet, besteht die Direktion auf ihrem prinzipiellen Standpunkte, daß sich die Bergarbeiter von jeder Organisation fernzuhalten und die Arbeit bedingungslos wieder aufzunehmcn haben. Auch sollen mindestens die Führer der Streikbewegung nicht wieder angenommen werden. Uebrtgens herrscht im gesamten Mansfelder Bergbaubezirk vollkommne Ruhe, sodaß es einigermaßen befremdlich erscheint, daß trotzdem das in das Streik gebiet abkommandicrende Militär noch immer nicht zurück gezogen worden ist. Die Stichwahl im Neichstagswahlkrcisc Landsberg a. W.- Soldln zwischen dem konservativen und dem sozial demokratischen Kandidaten ist auf den 22. November festgesetzt worden. Das „Berliner Tageblatt" richtet an die freisinnige Wählerschaft des Wahlkreises bereits die deutlich erkennbare Aufforderung, bei der engeren Ent scheidung für den sozialdemokratischen Kandidaten zu stimmen, um den Konservativen eine „wirlkiche Nieder lage" zu bereiten. Oesterreich-Ungarn. In Sachen der ungarischen Krists wurde am Sonntag der ungarische Ministerpräsident Wcckcrle vom Kaiser Franz Josef In der Wiener Hofburg abermals in Audienz empfangen. Am Montag wurden auch Kossuth und Graf Andrassy vom Monarchen wiederum empfangen. In Wiener und Budapester politischen Kreisen glaubt man, daß diese jüngsten Audienzen der genannten Staats männer beim Kaiser einen der Lösung der ungarischen Krisis günstigen Verlauf genommen haben. In Prag qab es am Sonntag tschechische Straßen skandale als Protest gegen die neuen deutschen Sprach- schutzgcsetzc. Es fanden wiederholt Zusammenstöße zwischen der Polizei und der randalierenden Menge statt, die schließlich zerstreut wurde. Frankreich. Die Freisprechung der Madame Stcinheil seitens der Pariser Jury von der schweren Anklage des Gatten- und MuttcrmordcS bedeutet angesichts des gesamten Ver laufes des Prozesses gegen die Angeklagte gerade keine besondere Ucbcrraschung. Haupsächlich scheinen die ge wandten Darlegungen des Verteidigers Aubin in der Schlußverhandlung des Prozesses am vergangenen Sonnabend nachhaltigen Eindruck auf die Geschworenen gemacht und sie zugunsten von Frau Dteinheil gestimmt zu haben. Vielfach gibt sich im Pariser Publikum Un zufriedenheit über den von den Geschworenen gefällten Freispruch kund. Italien. Zu der Maßregelung des Generals Asinari de Bernczzo wegen seiner antiösterrcichischen Fahnenweihrcde in Brescia meldet die offiziöse römische „Tribuna", die Entfernung des Generals von seinem Kommandoposten sei von der italienischen Negierung selbständig verfügt worden, ohne daß eine diplomatische Reklamation Oesterreich-Ungarns dem römischen Auswärtigen Amte vorgelegen hätte, wie gemeldet worden war. Der Umstand daß die italienische Negierung ganz aus eigner Initiative den politisierenden General kalt gestellt hat, kann nur mit Befriedigung konstatiert werden; auch verdient eS Anerkennung, daß die italienische Presse aller Parteien, abgesehen von den rein-irredentistischcn Blättern, dem Auftreten der Negierung gegen General Asinari voll zustimmt. Asien. In Singapore, dem wichtigen englischen Hafen an der Südspltze der langgestreckten Halbinsel Malakka, er eignete sich eine schwere Schiffskatastrophe. Der englische Dampfer „Onda" stieß bei der Ausfahrt mit dem Post dampfer „Lascyne" zusammen, welcher rasch sank. Sieben europäische Passagiere, der Kapitän und fünf Offiziere der „Lascyne", sowie 88 Eingeborene, die teils zur Mannschaft des Dampfers, teils zu den Passagieren ge hörten, ertranken. Viele der Unglücklichen wurden dazu noch von Haifischen angefallen. Amerika. Aus Cherry in dem Unionsstaate Illinois wird eine große Bcrgmcrkskatastrophe gemeldet. Im Bergwerk der St. Paul Coal Compagnie fand eine furchtbare Explosion statt, zu welcher ein sich aus dem Brande eines Heu bündels entwickelndes Feuer führte. Es sollen sich im Moment der Katastrophe 400 Bergleute im Bergwerke befunden haben, die zweifellos sämtlich umgckommcn sind, da die Direktion den Eingang zu den Schächten schließen ließ, in der Hoffnung, die hoch emporlodernden Flammen hierdurch zu ersticken. Lokales und Sächsisches. Schandau, den 16. November 1909. —* Buß- und Bettag. Mitten hinein in den November mit seinen trüben, melancholischen Tagen ist der Bußtag gesetzt. Weich und der Neue zugänglich soll er die Herzen der Menschheit finden. In sich kehren soll ein jeder, Nats pflegen in der eigenen Seele, Umschau halten in seines Herzens innerstem Kämmerlein! Das melke Laub, das der Herbststurm über die Straßen weht, soll ihn daran mahnen, daß auch er der Zeitlichkeit