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Fcrnsprcchstellc Nr. 22. Die „Sächsische Elbzeitung" «erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend. Die Ausgabe deS Blattes erfolgt Lag« vorher nachm. 4 Uhr. Abonnements Preis viertel jährlich 1 Mk. KO Pfg., zwei- monatlich I Mk., einmonat lich KO Pfg. Einzelne Nummern 10 Pf. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die geitungSträger nehmen stets Bestellungen auf die „Sächsische Elbzeitung" an. Sonnabends. All »flr. UnIcrhaltnngsblaN". 5UD MzeitW. Amtsblatt für W BchWt AMrU i« NlliliWc md k» Wini j« vlimk», sw!c für l>k« z» WM. Druck und Verlag: Legler L Zeuner Nachf. — Verantwortlicher Redakteur: Paul Runge, Schandau. Tel.-Adr.: Elbzeitung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von großer Wirkung, sind MontagS Mittwochs und Frei tags biS spätestens vormittags 9 Uhr aufzugeben. Preis für die gespaltene CorpuSzeil« oder deren Raum IS Pf. (tabellarische und kompliziert« nach Übereinkunft.) AuSwärt. Inserate 80 Pfg. „Eingesandt" u. „Reklame" 80 Pf. die Zeile. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Alle vierzehn Tage „LandwlrtschasMche NcÜagt.', Inseraten.Annahmestellen: In Schandau: Expedition Zaukenstraße 184; in Dresden und Leipzig: dis Annoncen. BureauS von Haasenstcin K Vogler, Jnvalidendank und Rudolf Mosse; in Frankfurt a. M.: G. L. Daube L Co. in, Schandau, Donnerstag den 24. Juni 1909. Ml. 7S 53. IllhWllg. Amtlich Bekannt mach« ng, das abgekürzte Strafverfahren betr. Auf Grund der Verordnungen der Königl. Ministerien der Finanzen und des Innern vom 9. Juli 1872 (G-- u. V.-Bl. S. 347), vom 26. September 1879 (G.-u. V.-Vl. S. 362) und vom 22. Marz (G.-u. V.-Bl. S. 399) wird hierdurch folgendes bestimmt: 1. Bei Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen in 8 1 der vorerwähnten Ministerialvcrordnung vom 9. Juli 1872 über den Verkehr auf den öffentlichen Wegen mit Ausnahme der Vorschrift im Punkt 10 d daselbst, sowie bei Uebertretungcn, die unter die Strafbestimmung des 8 15 der Verordnung über den Nadfahrvcrkchr auf öffentlichen Wegen vom 16. Oktober 1907 (G. u. V.-Vl. S. 244) fallen, kann der Täter, abgesehen von der dadurch etwa außerdem begründeten Verpflichtung zum Schadensersätze, sowie der strafrechtlichen Ahndung der Zuwiderhandlung, weitere Pollzciuntersuchung dadurch von sich abwenden, daß er an den elnschrcitendcn Polizei- bcamtcn, welcher sich als solcher entweder durch seine Dienstkleidung oder auf andere Weise anszumcisen hat, gegen eine ihm auszuhändigcndc, mit dem Dienststempcl des StadtratS versehene Quittung sofort eine Mark Strafe erlegt. Nur durch den Besitz einer solchen Quittung kann der Zuwiderhandelnde weitere Untersuchung von sich abwcnden. 2. Der Entscheidung des die Uebertretung fcststcllcnden Beamten bleibt es zunächst überlassen, ob er das in 8 1 nachgelassene Verfahren cintrcten lassen will oder nicht. er Teil. 3. Die Bestimmung unter 1 leidet keine Anwendung auf Zuwiderhandelnde, welche a. bereits wiederholt wegen Zuwiderhandlungen gegen verkehrspolizeiliche Vorschriften bestraft worden sind oder 6. gleichzeitig wegen einer anderen, unter 1 nicht bezeichneten strafbaren Handlung zur Anzeige zu bringen sind oder o. sich einer Uebertretung unter erschwerenden Umständen, z. B. unter Ver höhnung der Anordnung des Polizetbeamtcn schuldig machen. 4. Verweigert der Zuwiderhandelnde die sofortige Bezahlung oder lehnt der Polizeibcamtc die Annahme derselben ab, so wird die Sache zur weiteren Entschließung beim Stadtrate zur Anzeige gebracht. 5. In dem unter 4 bezeichneten Falle ist der Polizeibcamtc, wenn dcr Zuwider handelnde ihm unbekannt ist und sich über seine Person nicht auszuwciscn vermag, berechtigt, den Zuwiderhandelnden anzuhalten und fcstzunehmen. 6. Vorstehende Bestimmungen treten sofort in Kraft. Schandau, den 19. Juni 1909. Der Stadtrat. Dl. Voigt, Bürgermeister. Gesunden und anher abgegeben wurde ein Kslrkstüvl«. Schandau, am 23. Juni 1909. Dec Stadtrat. Politische Rundschau. Deutsches Mich. Zum Aufenthalte des Kaisers In Hamburg ist noch weiter zu melden, daß dcr Monarch am Montag vormittag die Neueinrichtungen der Vulkanwerst besichtigte und dann einer Einladung des Bürgermeisters Dr. Burchard zur Frühstückstafcl folgte. Nachmittags 4 Uhr verließ der Kaiser an Bord der „Dpiranga" den Hamburger Hafen, um den Regatten auf der Unterclbe bei Cuxhaven bcizuwohncn. Abends l^lO Uhr traf die „Ppiranga" in Cuxhaven ein. Das zahlreich angcsammelte Publikum brach, als sich dcr Kaiser auf Deck zeigte, in Hochrufe aus. Die Kaiserin traf am Montag in dcr siebenten Abendstunde aus Hamburg wieder im Neuen Palais bei Potsdam ein. Ucbcr die Monarchcncntrcvuc in den finnischen Schären liegt auch eine Auslassung vor, die von keinem Geringeren als vom Kaiser Wilhelm selbst stammt. Dcr deutsch- russische Verein in Petersburg hatte an den deutschen Kaiser anläßlich seiner Zusammenkunft mit dem Zaren ein HuldigungStclcgramm abgesandt, worauf dem Verein folgende offenbar vom Kaiser persönlich veranlaßte tele graphische Erwiderung zugtng: „Seine Majestät der Kaiser und König lassen für das HuldigungStelcgramm des deutsch- russischen Vereins zur Pflege der gegenseitigen Handels beziehungen, das ihm bet dcr Rückkehr auf hoher See zugcgangcn, bestens danken. Seine Majestät sind dcr Zuversicht, daß seine Begegnung mit Seiner Majestät dem Kaiser von Rußland, wie dcr Wahrung dcS Friedens, so auch dcr Festigung der freundlichen Beziehungen und des Handelsverkehrs förderlich sein wird. Staatssekretär Freiherr von Schön." Im Reichstage stehen einstweilen die Beschlüsse dcr konservativ-klerikalen Mehrheit der Finanzkommsssion zur Spczialberatung. Zunächst hat man die KotiernngSsteucr, die Besteuerung auf Wertpapiere, vorgenommcn; die ver gangenen Sonnabend begonnene Diskussion hierüber füllte auch noch die gesamte MontagSsitzung aus, doch kam cs an diesem Tage noch zu keiner Abstimmung. In der Montagsdebatte erklärte dcr konservative Abgeordnete Dr. Noesicke nochmals, daß seine Partei die Erbschafts steuer unbedingt ablehnc und trat dann des längeren für die Kotierungssteuer ein. Auch Abgeordneter Müller- Fulda vom Zentrum plädierte für dies Steuerprojekt, die Notwendigkeit einer geeigneten Heranziehung des mobilen Kapitales bei der Finanzreform betonend. Ab geordneter Kaempf, dcr freisinnige zweite Vizepräsident des Hauses, verwarf mit aller Entschiedenheit die Koticrungs- stcuer, und ermahnte zugleich die Negierung im Kampfe um die Erbschaftssteuer fest zu bleiben. Weiter ließ sich aus dem Hause noch dcr Sozialdemokrat Frank vernehmen, er wandte sich natürlich ebenfalls gegen die Steuerpolitik der Konservativen und sprach die Hoffnung aus, daß cs mit dcr „Agrarierherrschaft" bald zu Ende sein werde. Regierungsseitig griffen Ncichsschatzsekretär Sydow und Neichsbankpräsidcnt Havenstein in die MontagSverhandlung ein. Ersterer ging scharf gegen das Kotierungsstcuer- projekt vor, und auch Herr Havenstein unterzog es einer sehr abfälligen Kritik, hierbei auf die allgemeine volks wirtschaftliche Schädigung hinweisend, welche die Ein führung der KotiernngSsteucr zur Folge haben würde. Die durch den fortgesetzt unsicheren und mißlichen Nicht n mtlicher Tei l. Stand der NcichSsinanzreform hervorgerufenc innere politische Lage wird überwiegend ziemlich pessimistisch be urteilt. Einerseits ist viel von einer möglichen Demission des Reichskanzlers Fürsten Bülow für den Fall eines etwaigen Scheiterns der Neichsfinanzreform die Rede, anderseits wird aber auch auf die Eventualität einer Ncichstagsauflösung hingcwiescn. Schließlich gibt es aber auch Optimisten, welche eine schließliche Ver ständigung in dcr Neichsfinanzreform noch für möglich halten. Nun, die Entscheidung in irgend einer Richtung kann ja nicht mchc lange auf sich warten lassen! In der Sitzung des Reichstags vom Dienstag wurde u. a. die Kotierungsstcucr mit 203 gegen 155 Stimmen angenommen. Oesterreich-Ungarn. Der Wiener Kassationshof verwarf die Nichtigkeits beschwerde gegen das vom Lemberger Schwurgericht aus gesprochene Todesurteil über den ruthentschen Studenten Siczynski, den Mörder des Statthalters von Galizien, Grafen Potocki. Hiermit ist das Todesurteil rechts kräftig geworden. Türkei. Die Schwierigkeiten in der Kretafrage dauern fort. Zwischen den vier Schutzmächtcn Kretas herrschen Diffe renzen betreffs der Zurückziehung oder des Verbleibens dcr internationalen Truppen auf der Insel. Während England und Rußland entschlossen sind, ihre Truppen zurückzuziehen, erwägen Frankreich und Italien, ob die augenblickliche Lage dcr Türkei die Ausführung dieses Beschlusses ratsam erscheinen läßt. Jedenfalls sind sich die vier Schutzmächte darüber einig, daß die Souveräni tät der Türkei respektiert werden muß. Ferner wird hierzu aus Paris depeschiert: Offiziös verlautet, daß Muktar Pascha, der während seines Aufenthaltes in einer Unterredung mit Clemenceau und Pichon auch die Kceta- srage erörterte, darauf hingewiescn habe, daß die Türkei zum Einschreiten auf Kreta gezwungen werden könnte, falls daselbst ein Aufstand ausbräche und das Leben der Muselmanen bedroht werde. Rußland. Zum englisch-russischen Zwischenfall, den die Be schießung des englischen HandclsdampferS „Woodburn" in den finnischen Gewässern durch das russische Kaiser- geschwader darstellt, ist jetzt der offizielle Bericht des russischen Gcncralstabcs dcr Marine veröffentlicht morden. Dem Bericht zufolge trägt dcr Kapitän des „Woodburn" die Verantwortung für den Zwischenfall, denn er wird beschuldigt, trotz aller ihm gegebenen Warnungssignale den Kurs auf die kaiserliche Pacht „Standart" beibc- halten zu haben, infolgedessen von dem russischen Ge schwader zunächst erst mehrere blinde Schüsse und dann scharfe Schüsse gegen den „Woodburn" abgefeuert wurden. Der Kapitän seinerseits schiebt die Verantwortung auf den Lotsen, dcr den „Woodburn" begleitete. Neber eine Entschädigung, welche die russische Negierung wegen der Beschießung des „Woodburn" etwa zahlen will, ver lautet noch nichts. Lokales und Sächsisches. Schandau, am 23. Juni 1909. —* Vom Wetter. War die Hitze am Montag schon ziemlich groß, so kletterte jedoch das Quecksilber am Dienstag immer höher im Wärmemesser. Mit 32 Grad im Schatten hat dec erste Sommertag den Rekord mit allen bisher von der Sonne besonders bevorzugten Tagen geschlagen. Lebhafter Verkehr entwickelte sich in unserer Elbbadeanstalt. Das Dienstag abend vorüberzichende Gewitter brachte noch nicht die richtige Abkühlung, jedoch ging in den heutigen Vormittagsstunden ein Gewitter mit reichlichen Entladungen über unsere Stadt, das den erwünschten Regen und angenehmere Temperatur brachte. —* Einquartierung. Voraussichtlich werden wir in dcr Zeit vom 2. bis 15. Juli Einquartierung erhalten. —* Am heutigen Mittwoch vormittag fand die Besichtigung des Mittelndorfer StaatSforstreviereS zwischen dem kleinen Zschand, der Dittrichsgrundstraße und unteren Hausberg statt und beteiligten sich über 70 Mitglieder des Sächsischen Forstvereins. Dieselben ver sammelten sich vormittags 8 Uhr auf hiesigem Markt platz, bestiegen die dort bcrcitstchcnden Wagen und fuhren direkt zur Felsenmühle. Die Führung durch die be stimmten Abteilungen dieses Neviercs übernahm Herr Forstmeister Meißner. Mittags fanden sich die Teilnehmer im Gasthause am Kuhstall ein und verweilten bis nach 3 Uhr auf diesem schönen Höhenpunkt des Mittelndorfer StaatSforstreviereS. Die Rückfahrt nach Schandau er folgte nachmittags 4 Uhr. Diese Forstbesichtigung bildet den Abschluß der 53. Jahresversammlung des Sächsischen Forstvcreines, die in jeder Beziehung bei zahlreicher Be teiligung in unserer Kurstadt und Umgegend gut ver laufen ist. Die 54. Jahresversammlung wird 1910 in Bautzen abgehaltcn. —* Zu seinem Vortrage über dieNonne in dcr Versammlung des Sächsischen Forstvereins hat Herr Oberförster Putscher einige wertvolle und interessante statistische Erhebungen drucken lassen, denen wir nach stehende Ergebnisse entnehmen. Vernichtet wurden in den Jahren 1890 bis 1899 insgesamt durchschnittlich 58695 Raupen und Puppen und 322126 Falter; die stärksten Flugjahre waren 1892 und 1893, es wurden im Jahre 1892 im Forstbezirk Dresden, Moritzburg, Schandau, Grillenburg, Zschopau und Grimma in Summa 126197 Falter vernichtet, im Jahre 1893 im gleichen Forstbezirk 97 285 Falter und 27 880 Raupen und Puppen. Im Seidcwitzer Revier wurden vom Jahre 1892 bis 1908 einschließlich Raupen und Puppen 841559 Nonnen falter vernichtet, 1908 allein 366000 Stück. In der Domäne Niepolomice (Galizien), welche 9533 da, Gesamt fläche umfaßt, waren 6064 da, von der Domäne befallen, die höchsten Ziffern hatten die Jahre 1897 mit 1509004 und 1898 mit 1933502 gesammelten Faltern. Veraus gabt wurden für die Bekämpfung in den 12 Jahren 1891/1902 insgesamt 101148,46 Kronen. Eine Zu sammenstellung der für die Nonnenbekämpfung auf- gewandten Kosten ergibt folgendes Ergebnis: Im Jahre 1905 wurden für Dresden 1685 Mark verausgabt; im Jahre 1906 bedurften die Forstbezirke Dresden 5847 Mk., Schandau 3442 Mk., Grillenburg 2590 Mk., Revier Tharandt 132 Mk., Bärenfels 100 Mk., Auerbach 1008 Mk., Zschopau 652 Mk. und Grimma 3544 Mk. Im Jahre 1907 wurden verausgabt für Dresden 68 620 Mk., Schandau 25170 Nik.. Grillcnburg 7213 Mk., Tharandt 407 Mk-, Bärenfcls 294 Mk., Marienberg 47 Mk., Auerbach 5759 Akk., Zschopau 977 Nik. und