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Wer sein Wahlrecht nicht ausübt, ist seiner nicht würdig! Jeder wahrhaft liberal denkende Mann sei sich bewußt, daß Vermeidung von Zersplitterung der liberalen Stimmen unsere erste Aufgabe sein muß. 8er Natisnaliiberale Verein im MMen sieüdNMwadllrreilr Eia-esandt. 0 euer urmg, Die Welt, sie weicht von dir! so summte ich nach der Löwcnherz-Oper vor mich Hin, als ich am Sylvestertage in Nr. 302 des „Bautzener Tageblattes" zufällig den Wahlauf ruf „lang und breit" für Herrn Richard Pudorzu Gesicht bekommen hatte. Dieser . Aufruf m u ß ja die Wähler verscheuchen! Ich habe seine Ausführungen wiederholt durchgelesen, aber der Eindruck blieb : Herr, Richard Pudor! mit den vielen, aber so anfechtbaren und um deutungsfähigen Worten, die dastehen, und bei den vielen Dingen, die nicht dastehcn, die aber Fragen von brennender Wichtig keit — Heer und Flotte, Kolonien, Schutzzölle und anders mehr — angehen, über die man uns reinen Wein also nicht einschenkt, werden Sie nicht ins gelobte Land, nicht in den Wallot-Bau einziehen. Dafür hat sich Ihre Partei, der Frei sinn, zu sehr in dem geübt, was Ihr Wort führer im Aufruf der Sozialdemokratie vorwirft, im b l o ß e n V e rn e i n e n und fortgesetz ten Absei tssteh cn. Der Nationalliberalis mus hat Leistungen hintet sich. Trotzdem machten die nationalliberalen Reichstagskandi daten, für die ich anderswo wiederholt gestimmt habe, nicht so viel und so große Worte. AuS diesem Grunde stimmte ich bei der letzten Land tagswahl in Bautzen für die nationalliberale Kandidatur. Aber mit den Leistungen des Freisinns sieht es windig aus. Ein weiteres! Mahl Zeitung. Extra-Blatt des Allgemeinen Anzeigers Nie sollte eine Partei herrisch sagen: N. N. „darf nicht gewählt werden". Mit Verlaub! Darüber entscheiden dieWähler. Auch sollte man nicht so hoch einherfahren und schreiben: „Pflicht, Gewissen und Verstand gebieten, Herrn Gräfe nicht zu wählen". — Eine Reihe sehr schätzbarer Persönlichkeiten meiner Umgebung sind Männer von Pflicht, Gewissen und Ver stand und wählen gerade deswegen, wie sie mir sagten, Herrn Heinrich Gräfe! Ich schließe daraus: Man kann ein vernünftiger Mann von Pflichtgefühl sein und Gräfe wählen. Einer von den Erwähnten sagte dabei lächelnd zu mir: Der Satz meint: Pudor, Johne und Schuster gebieten, Herrn Heinrich Gräfe nicht zu wählen. Noch eins zu meinen ersten beiden Zeilen. Das Summen trug mir Tadel ein. Mein Weib, daS den Aufruf gelesen und mir dann beim Schreiben über die Schulter geblickt hatte, wollte vom obigen Anfang nichts wissen. Da im ganzen Aufruf von Kaiser oder König mit keiner Silbe die Rede sei, so sollte ich auch den Namen des freisinnigen Kandidaten nicht damit zusammenbringen. Was soll ich dazu sagen? Nun denn: der Freisinn ist für Frauenrechte! Hat nicht diese Frau recht? So laß ich obigen Eingang stehen und werde trotz oder auch wegen der langen und breiten Druck seite im „Tageblatt" für Herrn Heinrich Gräfe stimmen und doch nicht aufhören zu bleiben ein Nationalliberaler. Gebt Eure Stimme nur Kerrn Stadtverordneten Vükeim öueir. llresllk« Arbeiter, die Ihr unwillig Sir sielten tragt, in die Euch die Sozialdemokratie geschlagen hat, die Ihr der Partei wegen zerfallen seid mit kurem Aride, entfremdet seid kuren siimlern, die Zhr wöchentlich Eure Groschen Her famille tWebt, daß Eure Führer „brbüblg leben können", die Zhr in aussichtslose Streiks getrieben und der Revolution entgegengcsnhrt werdet. Macht k«ch krei, rerreißt Sir elenllen sianae, kehrt rniM in Sie sieibe» ller christlichen, vaterlaMliebenllen Mitbürger, schließt Eure Herzen wieder an äs; Vaterland an! Litt den entrrbeidendrn Zchritt am Wahltage! vis ^ukl ist Mllsim. Niemand weiß, wem Ihr kure Stimme gebt. UM IlöilMkd in ViMofswskkjA. Tretet in Scharen zu den christlichen Arbeitervereinen! Kehrt in die bürgerliche Gesellschaft zurück, wo Eure wahren Freunde sind. Frau und Kinder werden Euch dafür segnen. Werdet wieder unser- UM WüNkd llkÄtk in ZjMofswslM. Are vereinigten Hrdnungsparteien. ^ukkoräeruüA nur Im Anschluß an die Veröffentlichung der Wahlabkommen, welche im Königreich Sachsen zwischen dem Nationallibcralen LandeSvcrein und der Fortschrittlichen Volkspartei geschlossen worden sind, teilt der unterzeichnete Verein hierdurch nochmals offiziell den schon früher bekannt gegebenen Inhalt des Wahlabkommens in den Bautzener Wahlkreisen mit. Der Nationalliberale Verein im 3. Reichstagswahlkreise verpflichtet sich, im Interesse der liberalen Sache, bei der bevorstehenden Reichstagswahl dem Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei keinen Kandidaten entgegcnzustellen. Die gleiche Verpflichtung übernimmt die Fort schrittliche Volkspartei im Königreich Sachsen, sowie der liberale Verein von Bautzen und Um gebung bei der nächsten Landtagswahl im 2. städtischen Wahlkreise. Der unterzeichnete Verein ist der festen Überzeugung, daß der ausgestellte liberale Kandidat trotz der von gegnerischer Seite versuchten entgegengesetzten Behauptungen bet voller Wahrung des liberalen Gedankens im Falle seiner Wahl sich stets seiner Pflicht als national gesinnter Mann bewußt bleiben wird. In dieser Zuversicht fordern wir alle nationalliberal gesinnten Wähler auf, am 12. Januar ihre Stimmen zu vereinen auf ksrrn kaukMilil Mhsrä kudor Donnerstag- den U. Januar 1912. Schriftleitung, Druck und Verlag von A. Schurig, Bretnig. Möitkr! MN! «Mim» Wchard Pndor,