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Naunhofer Nachrichten Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich Frei inS HauS durch die Post Mk 1 30 vierteljährlich. Mit einer vierseitige» Tllustrierten GonntagSveitage «ssss» Verlag and Druck: Münz är Eule, Naunhof. Redaktion. »sbert Günz, Nanutzos. AnkSudtgunge«: s Für Inserenten der AmtShauptmann« i schast Grimma 12 Psg die fünfge« - spaltenc Zeile, an erster Stelle und ) für Auswärtig« 15 Psg. f Bei Wiederholungen Rabatt. Di« Naunboter Nachrichten erscheinen jeden DienStaa, Donnerstag und Sonnabend Nackmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden Tage«. Schluß der An^eigenannabme VoriuillagS I l Uhr am Tage dcS Erscheinens. Nr. 20. Freitag den 16. Februar 1912. Amtliches Stadtgemein-eratssitzung Freitag den »6. Februar 1912, abends 8 Uhr. Tagesordnung: 1. Bausachen: Schellenberg, b) Weinhold. 2 Verfügung der Kgl. Amtshauptmannschaft wegen der Her stellung der Klingaer Straße. 3. Angebot zur Ausführung der Ortsbeschleusung. 4. Klagsache des Herrn Liebing gegen die Stadtgemeinde. 5. Gesuch des hiesigen Jünglingsvereins um Gewährung eines Jahresbeitrags. 6. Bewilligung der Auslösung für eine zum Fortbildungskursus einberufene Hebamme. Bericht über die 1. Sitzung des Schulvorstandes Vom LS. Februar 1912. I. Es wurde davon Kenntnis genommen, daß anstelle des ausgeschiedenen Herrn Rüdiger Herr Buchdruckereibesitzer Günz als Mitglied vom Stadtgemeinderat gewählt wurde. 2. Ferner wurde Kenntnis genommen von der Genehmi gung des diesjährigen Haushaltplanes durch die Königliche Be- zirkssckulinspektion. 3. Die notwendige Beschaffung von 12 Stück neuen Schulbänken und 36 Stück neuen Stühlen soll ausgeschrieben werden. 4. Wegen der Ausbesserung der Schulhausmannswohnung faßt man Entschließung. 5. Von der Einführung eines biblischen Lesebuchs für die Oberstufe sah man mit Rücksicht auf das bevorstehende neue Schulgesetz vorläufig ab. 6. Infolge Ueberfüllung sind die ersten beiden Schul klassen in drei Klaffen zu teilen. Die Einrichtung überläßt man Herrn Schuldirektor. 7. Auf Ansuchen des Herrn StadtmufikdirektorS Blohm ist man damit einverstanden, daß von Ostern dieses Jahres ab eine Musikerfachklaffe in der Fortbildungsschule errichtet wird. 8. Die angeregte Einrichtung einer FortbilvungSschulklaffe für Mädchen wird zunächst vertagt. 9. Vor weiterer Entschließung über einen vorgeschlagenen Schulanbau will man eine Besichtigung vornehmen. 10. Kenntnis genommen wurde von der Anschaffung einer Orgel. 11. Gegen die Abgabe von Schulheften an ausländische Schulkinder ist nichts einzuwenden. Mittel für die etwaige Erteilung deutschen Unterrichts für diese Kinder werden nicht bewilligt. Naunhof, am 14. Februar 1912. Der Schulvorstand. mf Pomßtn-Kchershailltt Forstrevier. Es sollen am Mittwoch de» 28. Februar ISI2 von Bormittag 11 Uhr ab im Gasthofe zu Großsteinberg (Linie Leipzig-Döbeln) folgende, zum Teil noch anstehende bis Stämme und Klötzer unter den vor der Auktion bekanntzugebenden Bedingungen versteigert werden. Bezirk bez. Abtlg. Kolz- Ari Stärkeklaffen em 812 ! 13 15 ! 16 22 23 29 ! 30 36 Ungefährer Kubikinhalt Fm. Summe Fm. Bemerkungen Kurth, I Abt. 24—32 s Fuchslöcher, j Abt. 33—40 t Oberbirken, j Abt. 43-47 s Curtswald, j Abt. 48-54 f Karch, j Abt. 24-32 s Fuchslöcher, j Abt. 33—40 s Oderbirken, j Abt. 43-47 t Curtswald, j Abt. 48-54 j FWichl Fichte Fichte Mvm s) Stämme (Mittenstärke) 650 1300 300! 10 130 50 2- -- i 1000 250 15 - ! j 650 300 5^ - b) Klötzer (Oberstärke) ! ! I I 288 12 10 5 1 ! ! ! ^ 60 5! — — i — 400 5 3 — ^ — 525 10 - — ! — MW Pmßtil-Kkl-ershl 2260 182 1265 955 316 65 408 535 lin st P mit einzelnen Kiefern NN NN n NN n mßt« (Sichst»). 8ei p)of« 2U 6aN. unt«-rerc/met< Ob«- »«ui Lanz-^aT-scHaii, Len»-», r»« an» um . . . OK»- rm e»nL«ta<^n. Der un«t 6ra/ r« Luieni>^A. « , So lauten die auf großem, starkem, weißem, mit dem Kaiseradler geschmücktem Karton gedruckten Einladungen, die auf der Rückseite die näheren Angaben über den Anzug der Eingeladenen enthalten, der sich ganz nach dem Charakter der Fest! chkeit richtet. Bei feierlicher Galatafel erscheinen die Damen im Hofkleid (rob« äs cour), die Herren mit Ordens- band, vorzugsweise preußischem, und zwar die Herren oom Zivil in Gala „mit weißen Unterkleidern", wie der basische Ausdruck lautet (Kniehosen. Schuhen und Strümpfen), die Ritter des Schwarzen AdlerordenS mit der Kette desselben, lene Ritter, welche im Zuge der kaiserlichen und fürstlichen Herrschaften gehen, mit den OrdenSmänteln; zu den Samtlien tafeln werden die Damen in langen, ausgeschnittenen Kleidern, die Herren in kleiner Uniform eingelaoen ulw. Die Familientafeln im Berliner Schloß finden in dem mit der kaiserlichen Privatwohnung verbundenen Speisesaal statt, dessen Fenster nach dem Schloßhof gehen. Die Wände dieses etwa zwanzig Meter langen und acht Meter breiten Raumes sind mit fünf aus den Kunstschüben des Königlichen HauseS stammenden prächtigen alten Gobelin- nach BauLerschen Gemälden bedeckt, die von Nuß« baumpilastern. welche aus gleichen Paneelen emporsteigen, eingesäumt werden. An der einen Schmalseite ragt ein mit herrlichen goldenen und silbernen Prunkgeräten besetzte- Düfett empor, die gegenüberliegende Wand füllt ein mit kost baren Vasen umstellter Spiegel aus. Die Erleuchtung deS Saales mittels elektrischen Lichte- erfolgt von den Seiten wänden, au- denen au- Kupfer und Messing getriebene Sträuße von Feuerlilien sich hervorrecken, deren Kelche di« Glühlampen, über siebzig an der Zahl, enthalten. Bei den kleineren Familier dinerS. zu denen höchstens achtzig Personen geladen werden, ist die in Huseisenform aufgestellte Tafel mit den wertvollsten Prunkgerälen. auS denen in überreicher Fülle duftende Blumengebinde hervor» quellen, und silbernen Kandelabern besetzt. Für die Be^ ehrer der edlen BacchuSgabe zur Nachricht, daß zur buvv« Madeira. Portwein und Sherry, zu Austern und Fischen deutsche Schaumweine. »» den anderen Gerichten Rhein« weine und Rotweine, meist Schloßabzüge und auserlesen« Jahrgänge (stets in Kristallkaraffen), zum Braten französischer Champagner und zu den Dessert- alte Tokayer und MuScat Lunel kredenzt werden. Für ,««i bi- drei P«rsonen ist je ein Diener bestimmt. Und nun eine Galatafel im Weißen Saal. Draußen vielleicht ein unfreundliches. frostiaeS Wetter mit Rege«. 23. Jahrgang. schauern und Windstößen, «ine schwere Geduldsprobe für die neugierigen Scharen vor dem Schloßportal, durch das Kutsche auf Kutsche, Auto auf Auto htneinrollt, hier drinnen im Saal ein wahrhaft berückender und feenhafter Anblick, der sich unvergeßlich dem Gedächtnis einprägt: der herrliche, weiß in Gold gehaltene gewaltige Rau« «tt seiner be wundernswerten Architektur in dem Schein unzähliger, aus blitzenden Kristallkronen und Armleuchtern hervorzüngelnden Glühlichtflammem die nach einer Seite zu offen gelassene, von rotsamtnen Seffel« eingefaßte Tafel, von deren schnee weißem, eingewirkte Königskronen zeigendem Damasttuch sich prunkend die schweren, dabei doch anmutig wirkenden Gold- und Silberaufsätze — ein Geschenk der preußischen Städte und Provinzen zur Vermählung deS KaiserpaareS — und farbenreich die üppigen, den feinsten Dust ausströmenden Blumenfüllungen der vielumfassenden Metall« und Porzellaa« schale« abbeben, im Hintergrund deS Saales ev» dunkel grüner Lorbeer- und Palmenhain mit leise plätschernde« Springbrunnen — die Sinne des Beschauers werden voll ständig in Bam» genommen, aus dem sie sich nur allmählich befreien, um auch and«reu Dingen ihre Aufmerksamkeit »UHUwenden. Di« Güstr find «och nicht anwesend: mtt behutsamen Schritten gehen Diener und Jägerin silberstrotzenden Livreen auf und nieder, hier und da noch etwas ordnen- und zurechtrückend. Zeremonienmeister »nd Kammerberren. Minister und Generale, all« in großer, ordenübersäter Uniform, erscheine« »«Nächst, und nun ein dreimaliges Auf käufen: unter Vortritt der Hofpagen, deS Ober-Hos- und HauSmarschallS «nd d«r Hofmarschälle tritt der Hof rin, voran daS Kaiserpaar, durch tiefe Brrbeugung der bereits Anwesenden begrüßt. Eine lange Reih« von Fürstlichk«tten schließt sich an, »nd langsam ergießt sich der glänzend« Strom um die «ine Seite der Lasel, begleitet von dem Schwarm der rotberockten, den Federhut an der linken, den leichten Galanteriedegen an der rechten Seite tragenden Pagen, welche die Schleppe« der Prinzessinnen sorgfältig vor einer Berührung mit dem Erdboden hüten. Nachdem der Kaiser und di« Kaiserin unter dem in der Mitte der breiten Längs wand befindlichen, von der goldenen Kaiser krone überragten, au- purpurnem Saint gebildeten Thron baldachin, dessen gelbseidene, mit schwarzen Reichsadler« bestickte Seitenvorhänge zurückgeschlagen sind, Platz genommen ! haben, und die fürstlichen Damen diesem Beispiel folgen, legen die Pagen die leichten Tüll-oder schweren Plüschwogen über die Srffellehnew Welch eine Aufgabe' für einen Maler, eine derartige Galatafel in Farben festzuhalten! Die Reihe der Damen in ausgeschnittenen Kleidern auS weißer Seide oder lichtgrauem Silberbrokat, gewissermaßen ihnen als Folie dienend die Schleppen mtt den kostbarsten Gold- und bilberstickereien, im Haar, von dem lange weiße Schleier oder Federn herniederwallen. und um den Hals funkelnde Edelsteine und mattleuchtende Perlen; dazwischen die Uniforme« der »Großen deS Reiches'; die Tafel selbst, jetzt versehen mit den stets neue Formen zeigenden silbernen Geschirren; die Flut d«r Diener, auf jede« Wink achtend. Vor dem Platze eines jeden Gaste- liegt stet- «tn prächtiger Blumenstrauß und neben den Weingläsern die Tischkarte; von einem goldenen Streifen eingefaßt, zeigt sie auf weißem Grunde — wenn besondere Gelegenheiten nicht andere Ausschmückungen erfordern — »den daS zierlich aus- geführte, von Genien umschwebte Kaiserliche Allianzwappen. darunter in deutscher lithographierter Schrift da- Datum sowie die Angabe: »Königlich« Mittagstafel', worauf in deutsche« Bezeichnungen die Speisen folgen. AuS sechs bis acht Gänge« (ohn« Bor« und Nachspeisen) bestehend, wird «st» derartiges Galamahl st» anderthalb Stunden ei»- genommen, worauf der Kaiser da« Zeich«» zum Aufftehen gibt; «i» Page reicht ihm den Helm, und noch verschiedene der Eingeladenen durch freundliche Ansprachen auSzeichnend, verläßt d«r Monarch mit seiner Gemahlin an der Spitze des HofeS de« Saal, a«S d«L sich al-bald in kleinen Gruppen «mH dl« ander«» Gäste entfernen. Deutscher Reichstag. G. S^Mwl 6L Berlin, 14. Fehr. Est» Links-Prästdiu« — Begin» der Etatsberatung. »Acht Tage war der Frosch so krank, jetzt raucht er wieder, Gott sei Dank* kann der Reichstag singen; nach acht Tagen seit dem Zusammentreten ist er endlich unter Dach und Fach und hat sein Präsidium. Von dem Tribünenpublikum werden in dieser Sitzung die Ab geordneten schon vor der Wahl durch daS Opernglas gemustert, wie Rennpferde beim Aufgalopp. Man konstatiert schnell, wer von ihnen im Bratenrock erschienen ist, also als Präsidentschaftskandidat: Kaempf natürlich, der fortschrittliche Abgeordnete für Berlin l, und Dove, sein FraktionSgenoffe. Aber auch Erzberger ist in fe er- täglichem Gewand da, und Aufgeregte erzählen von einem neuen finsteren Plan feiner Partei. Sie können sich ad«r sehr bald beruhigen, denn die Wahlen verlaufen ohne jeden Zwischenfall, und die beiden Kandidaten der Linken, die nun zusammen mtt Scheidemann daß Präsidium bilden, werden anstandslos gewählt, während Rechte und Zentrum durch Abgabe weißer Zettel ihre Stimmenthaltung bekunden. Beide werden mit absoluter Mehrheit der Anwesenden, mit 193 und 194 Stimmen gegen eine um rund ein paar Dutzend Stimmen kleinere Minderheit weißer Zettel gewählt, also nicht mit der absoluten Mehrheit des vollzähligen Hauses, wie noch eine halb« Stunde vorher ein fortschrittlicher Abgeordneter der Journalistentribüne prophezeit hat. Aber immer hin: für vier Wochen genügt das. Dann findet