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Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DicnZtag, Donnertztag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum des nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme : Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens. 16. Jahrgang Sonntag, den 29. Januar 1905. Nr. 13. Ankündiguttge«: Für Inserenten der AmtShauptmann. schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge spaltene Zeil«, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Verlag ««d Druck : Gü«z är Eule, Nauuhof. Redaktion: Aug. Franz Hauschild, Nauuhof. Ortsblatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Meinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Mit einem Illustrierte« Sonntagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere alle 1.4 Tag«. Bekanntmachung. In der gestrigen 3. diesjährigen Sitzung ist folgendes beraten und beschlossen worden: I. Gegen das Bauvorhaben des Herrn Uthe, Errichtung eines Wohnhauses an der Langen-Straße waren Bedenken nicht zu erheben, es sind die Bedingungen wegen der Keller sohle, der Baufluchtlinie und nötigenfalls der Landregelung einzuhalten. Das Gesuch des Herrn Klempnermeister Becker um Bewilligung einer Ausnahme beim Wohnhausneubau an der Langen-Straße war zu befürworten. Das Bauvorhaben des Herrn Rudel, Errichtung von Gewächshäusern an der Großstein berger-Straße soll bedingungsweise befürwortet werden. 2. Das Holz auf dem Erdmannshainer Wiesengrundstück soll den 6. Februar zur Versteigerung gelangen, sofern sich vorher kein anderer Kaufabschluß erzielen läßt. 3. Die Reinigung des Fußweges und das Bestreuen bei Glatteis vor der Königlichen Oberförsterei soll seitens der Stadt erfolgen. 4. Das anderweite Gesuch des Herrn Musikdirektor Luther um Anstellung als Stadt musikdirektor wurde zunächst noch abgelehnt. 5. Das Ammoniakwasser im Jahre 1905 wurde an Herrn Rittergutsbesitzer Wießner abgegeben. 6. Wegen einer für die Zukunft zu erwartenden Anordnung über die Nacheichung von Gasmessern wurde von einem Schreiben des Magistrats zu Hanau Kenntnis genommen, weiter machte man sich über die Nachprüfung eines hiesigen Gasmessers schlüssig. Hierauf folgte eine geheime Sitzung. Naunhof, am 28. Januar 1905. Der Ttadtgemeinderat. Willer. Bekanntmachung. Vom 1. Juli d. Js. an tritt voraussichtlich eine Aenderung in der Erhebung des Wasser zinses ein. Es kann deshalb auch die Entnahme von Wasser aus den Brunnenständern auf den städtischen Straßen und die sonstige Wafferabgabe aus der städtischen Leitung zu den bisherigen Preisen nur bis zum 30. Juni d. Js. zugestanden werden. Den Beteiligten wird dieses mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß die späteren Wafferzinssätze veröffentlicht werden sollen. Naunhof, den 28. Januar 1905. Der Stadtgemeinderat. Willer. Bekanntmachung. Die in Naunhof wohnenden, im Jahre 1885 geborenen Personen, sowie diejenigen, Militärpflichtigen, über deren Dienstverpflichtung endgültige Entscheidung noch nicht erfolgt ist, haben sich in der Zeit vom 15 Januar bis 1. Februar 1005 in der hiesigen Ratsexpedition zur Stammrolle anzumelden! Die ersteren haben, wenn sie nicht in Naunhof geboren sind, ein Geburtszeugnis, die letzteren ihren Losungsschein vorzulegen. Von der Wiederholung der Anmeldung zur Stammrolle sind nur diejenigen Militär pflichtigen befreit, welche für einen bestimmten Zeitraum von den Ersatzbehörden ausdrücklich hiervon entbunden oder für das laufende Jahr hinaus zurückgestellt worden sind. Die Anmeldung zeitig abwesender Militärpflichtiger liegt den Eltern, Vormündern, Lehr-, Brot- oder Fabrikherren ob. Wer die vorgeschriebenen Meldungen zur Stammrolle oder zur Berichtigung derselben unterläßt, wird mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Naunhof, am 3. Januar 1905. Der Bürgermeister. Willer. Denkschrift über Kiautschau. Dem Reichstage ist eine Denkschrift über die Entwicklung des Kiautschau-Gebiets in der Zeit vom Oktober 1903 bis Oktober 1904 vorgelegt worden. Die Entwicklung von Kiautschau hängt ab von der Erfüllung der Hoffnungen, die auf den Betrieb des Berg baues im Hinterland von Kiautschau gesetzt worden sind. Mit deutschem Kapital ist be kanntlich eine Bahu von Kiautschau nach der Provinzialhauptstadt Tsinanfu in einer Länge von 305 Kilometern erbaut, und ebenso eine Zweiglinie im Poschantale in der Länge von 40 Kilometern dem öffentlichen Verkehr über geben worden. Beide Linien sind zur Er schließung von Kohlenfeldern bestimmt, deren Abbau deutsche Kapitalisten beabsichten. Die deutsche Bahn von Kiautschau nach der Hauptstadt der Provinz Schantung, Tsinanfu, ist am 1. Juni 1904, genau fünf Jahre nach dem Tage der Konzessionserteilung, dem Be trieb übergeben worden. Aus der Denkschrift ergibt sich leider nicht, ob der bisherige Betrieb der Bahn auch nur die Betriebs kosten deckt. In der Denkschrift wird nur hervorgehoben, daß es eine anerkennens werte Leistung deutscher Industrie ist, eine allen Anforderungen des Verkehrs entsprechende normalspurige Bahn in dieser Ausdehnung in fünf Jahren betriebsfähig herzustellen, trotz der nicht unerheblichen Schwierigkeiten, die sich der Ausführung politisch durch die Boxer wirren des Jahres 1900 und technisch nament lich durch die grnzenlose Verwahrlosung der Wasserläufe des Landes entgegenstellten. Nicht gerade sehr hoffnungsfreudig klingt die Be merkung in der neuen Denkschrift: „für die künftige Entwicklung wird es vor allein darauf ankommen, daß der deutsche Kaufmann und Gewerbtreibende mit Umsicht, aber auch mit Wagemut sich der neuen Erwerbsgelegenheiten bedient, die ihm in der Kolonie und ihrem Hinterlande erschloßen worden sind." Die Zahl der auf der Bahn wöchentlich beförder ten Personen beläuft sich auf 12- bis 15000 gegen 8- bis 10000 im Vorjahre. Der Güterverkehr in den ersten neun Monaten 1904 betrug 88000 Tonnen gegen 27 000 Tonnen Fracht- und Eilgut im gleichen Zeit raum des Vorjahres. Die Denkschrift spricht die Erwartung aus, daß durch die Eisenbahn und ihren Anschluß an den Hafen von Tsingtau nicht nur die Industrie von Schan tung durch leichteren Absatz ihrer Erzeugnisse wie Seide, Strohgeflecht», Gias und Töpfer waren gehoben werden wird, sondern daß auch der Landwirtschaft durch Erschließung von Märkten für Obst, Gemüse, Oel, Tabak usw. aufgeholfen und dadurch die Kaufkraft der Bevölkerung und ihre Fähigkeit und Bedürf nis zur Annahme ausländischer Waren nam haft gestärkt werden wird. Die Wirren in Rußland. In Petersburg scheinen sich die Gemüter immer mehr zu beruhigen. Trotz der Militär diktatur bleibt der reformfreundliche Minister des Innern Fürst Swiatopolk-Mirsky auf spe ziellen Wunsch des Kaisers definitiv auf seinem Posten. Priester Georgi Gapon, der flüchtig ge worden ist, hat 35 000 Rubel aus der Är- beiterkaffe mitgenommen, vermutlich um das Geld vor der Konfiskation zu retten. Kleine Fabriken haben die Arbeit ausgenommen, in den großen soll damit am Montag begonnen werden. Dagegen lauten die Berichte aus dem übrigen Reiche desto düsterer. In Moskau ist die Zahl der Streikenden bedeutend ge wachsen, in Riga wurden bei einem Zusammen stoß zwischen Arbeitern und Militär 30 Per sonen getötet bezw. verwundet. Auch aus Liebau, Dorpat und Reval wird von Mani festanten gemeldet. In Helfingfors wurden bei einer Kundgebung, 5000 Arbeiter von der Polizei mit Säbelhieben angegriffen. Viele daran unbeteiligte Personen wurden verwundet. Zehn Personen erlitten Ver letzungen am Kopf, eine wurde von einem Schuß an der Brust getroffen. Ein Polizist wurde durch eine Revolverkugel an der Hand, ein anderer im Rücken verwundet; alle diese Schüsse sollen von der Polizei selbst abge geben sein. Die berittene Polizei teilte Knuten hiebe aus. Die organisierten Arbeiter legten in der Presse Verwahrung gegen Ruhestörungen ein, denen sie fernständen. Born Kriegsschauplatz in Ostasten. Seit Donnerstag hat eine allgemeine Scblacht begonnen. Die Verluste sind schon jetzt auf beiden Seiten beträchtlich. Der Kampf ist besonders heftig im Zentrum. Nach einer Depesche aus dem japanischen Lager und zwar vom Hauptquartier Kuroki wurde dort gestern während des ganzen Tages ununterbrochen durch heftiges Artilleriefeuer voin Westen her gehört. Eine große Schlacht schien im Gange zu sein. 'Nach bei Kuroki eingegangenen Nachrichten haben die Russen auf dem linken japanischen Flügel den Hunho überschritten. Eine japanische Streitmacht ist zum Angriff vorgegangen. Nach Petersburger Meldungen erhalten sich dort Gerüchte, daß ominöse Nachrichten von Kuropatkin eiutrasen. Einem Daily- Expreß-Telegramm zufolge erhielt das Kriegs ministerium eine beunruhigende Meldung von Kuropatkin, auf welche hin sofort ein Kriegs rat stattfand. Der Petersburger Korrespondent des Daily Telegraph will von zuverlässiger Seite erfahren haben, Kuropatkin habe dem Zaren telegraphiert, seine Offensivkraft sei durch die hartnäckige Abneigung seiner Leute aus dem europäischen Provinzen, gegen den Feind vorzugehen schwer behindert. Sie unterschieden sich darin sehr von den sibirischen Regimentern und den Kosaken. Nach Meldungen aus Tokio wird eine fünfte japanische Armee aufgestellt. Ende dieses Monats wird die ganze Arinee Nogis mit Oyama vereinigt sein. Die Truppen be finden sich in vorzüglicher Verfassung. Alle Leute unter 40 Jahren werden einexerziert. In Tokio liegen 30000 Verwundete. Verband sächsischer Industrieller «nd die Landtagswahlen. Der Gesamtvorstand des Verbandes säch sischer Industrieller beschloß zur Frage der Landtagswahlen einstimmig: „In Ueberein stimmung mit dem vom Verband sächsischer Industrieller stets vertretenen Gedanken, daß eine Verstärkung des industriellen Einflußes im Landtag als Voraussetzung für eine in dustriefreundliche Wirtschaftspolitik angestrebt werden müßte, beschließt der Verband sächsischer Industrieller, bei den im Herbst d. I. statt findenden Landtagswahlen für die Aufstellung von industriefreundlichen Kandidaten und für deren Unterstützung zu wirken. Der von dem Vorstand schon früher gewählte Ausschuß für die Landtagswahlen, dem auch 3 Landtags abgeordnete angehören, wurde beauftragt, die Stellung des Verbandes zu den den Landtag beschäftigenden und für die Industrie in Be» tracht kommenden Fragen in einem Programm zusammenzufassen, welches nach Genehmigung durch den Gesamtvorstand den von bürgerlicher Seite aufgestellten Kandidaten übermittelt werden soll. Auf Anregung verschiedener Kreise nahm der Gesamtvorstand ferner Stellung zu der Frage der Erhebung von Schiffahrtsabgaben auf freien Wasserstraßen.und beschW Sinn» seiner von der Generalversammlung 1903 ge faßten Resolution gegen diese Aenderung der Reichsverfaßung und der Elbschiffahrtsakte Ein spruch zu erheben und das Ersuchen an die sächsische Regierung zu richten, diese Bestreb ungen durch ihren Einspruch unmöglich zu machen, da der Widerspruch Sachsens genüge, die Erhebung der Schiffahrtsabgaben zu ver hindern." Endlich beschloß der Vorstand den Beitritt zum Zentralverein für Fluß und Kanalschiffahrt zu Berlin zu erklären und deßen Bestrebungen, die von großer Bedeutung für Sachsen sind, zu unterstützen. Besteuerung der Reichsbank. Der Stadtrat zu Meißen hat neuerdings versucht, die dortige Reichsbauknebenstelle zu den städtischen Anlagen heranzuziehen und zwar auf eine Art und Weise, die, wenn sie die Genehmigung der oberen Instanzen findet, eine neuartige Besteuerung der Reichsbank in sämtlichen mit Reichsbankstellen oder -Neben stellen versehenen Orten Sachsens binnen kuxzem herbeizuführen geeignet ist. Er hat nämlich den an die Reichshauptkaße abzu liefernden Uebersäuch der Nebenstelle, sowie die an den Reservefonds abzuliefernden Be träge als Gewinn der Bankfiliale betrachtet und nach dem Gesetze über die Besteuerung von Aktiengesellschaften zur Einkommensteuer veranlagt. Die Reichsbankhauptstelle Dresden hat nun für die ihr 'unterstellte Reichsbank nebenstelle Meißen gegen diese Veranlagung zunächst Rekurs beim Stadtrat zu Meißen und, weil dies erfolglos geblieben war, bei der Kreishauptmannschaft Dresden eingelegt. Natur gemäß fand das Vorgehen des Meißner Stadt rats bei den Mitgliedern des Kreisausschußes eine gänzlich verschiedene Beurteilung und es entspann sich darüber eine sehr lebhafte prin zipielle Debatte, an der sich die Herren Kammer präsident Geh. Hofrat Dr. Mehnert, Kommer zienrat Stadtverordnetenvorfteher Kurtz-Meißen und Oberbürgermeister Beutler-Dresden be teiligten. Geheimrat Mehnert vertrat die Ansicht, daß zunächst die Reichsbank als keine Aktiengesellschaft im eigentlichen Sinne des Wortes anzuseherr sei, denn der Ueberschuß gelange nicht, wie es im Gesetz heiße, „an die Mitglieder der Gesellschaft" zur Verteilung sondern werde an die Reichshauptkaße ganz allein abgeführt. Das Reich sei aber nicht Aktionär, sondern lediglich Konzessionär der Reichsbank und die Abführung des Ueber- schußes sei nur als eine an die Neichskaße zu zahlende Steuer für die stetige Verlänger-