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Naunhofer Nachrichten - Die Naunhoscr Nachrichten erscheinen jeden Dientziaa, and Lannobend '?!aa>»iiua>, 5 Ulir mit dcnr Dalum des luiclmMi > den Ta^ctz. Schluü der Aincigcnannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Erscheinens. 16. Jahrgang Sonntag, den 25. Dezember 1905 Nr. 154. auch während dieser Zeit bewirkt höriger in den Ostseeprovinzen. Köl- mit die die in ein H . 4 angenommen. zwar halbmonatlich vom 1. und U Der Kirchenvorstand P. Herbrig, Vors. Ankündigungen: Für Inserenten der AmtShauptmann- schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge- spaltenc Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Sparkafscnverwaltung. Willer. Rundschau. — Der Schutz deutscher Staatsauge Bezugspreis: Frei inS HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich Frei inS HauS durch die Post Mk 1.30 vierteljährlich Mit einer vierseitigen Illustrierten Sonntagsbeilage, Berichterstatter der „Danz. Reuest. Nachr." in Dirschau folgende Schilderung: Gegen 9 Uhr kam der zweite Zug, 24 Offiziere und 754 Mann, mit ziemlicher Verspätung in Dirschau an, ein riesig langer Train. Er enthielt lauter Gesunde, zum Einnehmen ver Mahlzeit war über eine Stunde vorgesehen, und es bot ich die ersehnte Gelegenheit, die Japaner zu tudieren. In allen Wartesälen, auf den Zluren der großen Gebäudes standen lange Tafeln mit Schüsseln, aus Riesenkesseln chöpfte man den Soldaten eine schmackhafte, nischen Zeitnng" wird aus Petersburg von heute telegraphiert: Die russische Regierung erhielt durch die deutsche Botschaft Kenntnis von den dem Reichskanzler Bülow zugegangcnen Hilfsgesuchen deutscher Staair angehöriger aus den Ostseeprovinzen und sagt Verstärkung der militärischen Streitkräfte zu. — Sechs von den lettischen Revolutionären festgehaltene Reichsdeutsche sind freige lassen worden. — Berlin. Wie die „Potsdamer Tagesztg." mitteilt, haben die NeichstagSab- geordneten Pauli-Potsdam und Froehlich folgenden dringenden Antrag an den Reichs kanzler gerichtet: „Angesichts der von Stunde zu Stunde wachsenden Gefahr, die unsere deutschen Volksgenossen in den baltischen Provinzen bedroht, beantragen die ergebenst Unter zeichneten: Der Herr Reichskanzler wolle — eventuell unter nachträglicher Genehmigung des zurzeit vertagten Reichstages, da ein Aufschub von unabsehbaren Folgen wäre — geneigtes unverzüglich einige Kriegs schiffe an die russischen Ostseehäfen schicken, um die Deuschen aus ihrer bedrängten Lage zu retten und der Vernichtung des Deutschtums vorzubeugen." — 30 Soldaten des 4. Kürassierregie- ments in Münster in Westfalen sollten, fran- dicke Reissuppe, wozu die kleinen Krieger ein Gläschen Bier nicht verschmähten. Bescheiden traten sie an die Tafel, fast ohne ein Wort zu sprechen, löffelten sie die Mahlzeit ein; den Gebrauch der in ihrer Heimat nicht bekannten Löffel haben sie in Rußland erfaßt. Mäßig in Speise und Trank waren sie, dar fiel all gemein auf, und wohltuend stach ihre Be scheidenheit von der gelind gesagt großen Auf merksamkeit, mit der das liebe Publikum das Tun der Japs beobachtete. Sie können charakteristischer a urschauen, als in Dirschau in den halb russischen Anzügen. Von den schmucken Soldaten in den kurzen, den preu ßischen ähnlichen Waffenröcken, dem hohen Tuchschako, den gelben Gamaschen, wie ich die Kleinen vor 5 Jahren exerzieren sah, wo bei auch eine Art preußischer Kniemarsch kul tiviert wurde, war jetzt nichts zu schauen. Viele trugen sogar russische Bauernmützen mit dem bekannten breiten Schirm. Doch sah man, daß alle Waffengattungen, vorzugsweise In fanterie, auch Kavallerie in husarenähnlichen Uniformen, ebenso auch Matrosen vertreten waren. Sehnige Gestalten befanden sich darunter. Für die Offiziere war in einem Nebenzimmer gedeckt. Hunderte standen in den Gängen und starrten auf dar Tun der Asiaten. Damen des Vaterländischen Frauen vereins verteilten Zigaretten. Bezeichnend war, daß die Japaner höchstens 1 oder 2 annahmen. Bald versuchte man auch eine Verständigung anzuknüpfen und hier unv da gelang es auch. Viele sind im Gouvernement Nowgorod kriegs gefangen gewesen. Einer war mit dabei, wie der „Gromoboie" einen Transportdampfer in Grund gebohrt hatte; er schwenkte die Mütze, um zu zeigen, daß die Kameraden tapfer untergegangen waren und ruderte mit den Armen um zu zeigen, wie er dem Tode ent ging und in die russische Gefangenschaft kam. Jedenfalls war der Eindruck, den man bekam, ein vortrefflicher, und allgemein wurde die Bescheidenheit der Japaner gerühmt. Eine Schar von 750 auf der Heimreise befindlichen deutschen Reservisten hätte sich bemerklicher gemacht. Einige kurze Kommandomorte und Lie Tafeln leerten sich wieder; still wie sie gekommen, begaben sich die Soldaten wieder au ihre Wagen. Noch öfter freundlich begrüßt, setzen sie die Reise nach Berlin fort. Hz die Straßen. In 220 Fabriken 70 000 Arbeitern ruht die Arbeit. Von der Durchreise der Japaner in Rußland gefangen waren und jetzt Heimat zurückgebracht werden, gibt Zu Weihnachten. Etwas aus der Weihnachtsgeschichte für die Arbeiter. In der Weihnachtsgeschichte kommen be kanntlich die Hirten vor. Das waren offen bar nach Allem, was von ihnen erzählt wird, z. B. daß sie des Nachts draußen bet den Herden waren und später mit der Botschaft von der Geburt Jesu unter das Volk traten, keine Herdenbesitzer, keine großen Schafzüchter, wie sie jetzt in Australien und Südrußland sind, und wie es damals schon solche gab, die ihre Tausend Zentner Wolle vom Gebirge herunter in die großen Purpurfabriken von TyruS und Sidon am Meere verkauften, sondern er waren Leute, die nur im Dienste dieser Herdenbesitzerstanden. Mit andern Worten: Sie waren Arbeiter, landwirtschaftliche Arbeiter würde man heutzutage sagen. - Wer nun flüchtig die Weihnachtsgeschichte liest, könnte sagen: „Nun ja, ihr Arbeiter, da könnt ihr wieder einmal die große soziale Ungleich heit sehen, die in der Welt herrscht unk die wir, die Sozialistenführer, eben abschasien wollen. Die armen Hirten müssen Nachts auf dem Felde draußen liegen, zum Teil wachen, vielleicht frieren; die reichen Herdenbcsitzer dagegen schlafen auf weichen Lagern in ihren schönen Landhäusern unten am Ufer des blauen galiläischen Sees in Tiberias und Kapernaum. So ähnlich aber ist er jetzt noch. Dort ein Christbaum bis an die Decke und eine Bescheerung, daß fast der Tisch bricht; hier kaum ein Lichtlein und ein paar Aepfel und NüsseE. Allein es hieße dies mit der Wunderblume der WeihnachtSgeschichte um gehen, wie er viele Insekten mit den Blumen in Garten und Flur tun. Aus denen saugt die Biene ihren Honig, jene aber nur Gift. So nehmen auch die, welche so sprechen, aus der Bibel nur böse Gedanken. Außerdem wäre solche Rede auch Unsinn. Denn die Schafzucht, überhaupt die Landwirtschaft, auf sozial-kommunistischen Wege zu treiben, dürfte wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein. Und selbst wenn er gelänge, wird es doch immer so sein, daß in jenen Ländern, wo die Schafe zu hunderttausenden gehen und wo ein großer Schafkönig so viel Hirten hat als ein Ritter gut bei uns Schafe, Hirten der Nachts bei den Herden sein müssen, während andere ruhig in ihren Betten schlafen. Dazu haben die Hirten auf Bethlehems Fluren ganz gewiß nicht solche unzufriedene Gedanken gehabt, sondern haben sich ganz gemütlich in ihren Hürden dort in der Nacht befunden, und mancher unter ihnen hätte gewiß nicht mit seinem reichen Herrn getauscht. — Vielmehr redet dieser Abschnitt der Weihnachtsgeschichte Orts blatt für Albrcchtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinbcrg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Standnitz, Threna und Umgegend Posaune in die Ohren und werden ausge nommen wie Botschaften aus dem Munde von Engeln. „Der und der große Volks führer hat es gesagt" so spricht man. llnd man glaubt es, fast unbesehen, wenn auch der Botschafter meist kein eigentlicher Arbeiter ist. Da gilt es dringend zu mahnen: O machet es doch wie jene Arbeiter, gehet und sehet und prüfet. Prüfet jene Botschaften und Forderungen darauf, ob sie verwirklicht werden können, prüfet sie an dem gesunden Menschen verstand, dann an Gotteswort. Besonders prüfet, wo es sich um die großen christlichen Fragen handelt, wo man euch einreden will etwa: „Die Geburtsgeschichte des Heilands ist ein Märlcin, eben noch gut für Kinder, aber keine Geschichte für das Geschlecht unserer Zeit, das mit Elektrizität seine Städte er leuchtet und seine Maschinen treibt. Prüfet, ob es wirklich so ist, wie jene auch vorreden, daß das Evangelium etwas ist, was für die moderne Menschheit entbehrlich ist, und daß auch ohne Religion ein Volk gedeihen kann. Leider, leider fehlt es aber ansolcher Prüfung nur gar zu sehr. Steht es doch oft so, daß einer alle möglichen wider christlichen Schriften gelesen und das Gift daraus hingenommen hat, aber es ist ihm noch nie eingefallen, auch nur das leichteste und einfachste Evangelium, das der Markus, zu lesen. So greift die WeihnachtSgeschichte tief ein in die Geschichte unserer Tage, in die Arbeiter bewegung unserer Zeit. Sie ist, wie alle Ge schichten der Bibel eine ewige Geschichte. — Arbeiter aber, das sei noch zum Schluß ge sagt, um nicht falsch oder einseitig verstanden zu werden, sind wir am Ende Alle, nicht blos die, welche heutzutage g^rn allein so sich zu nennen belieben, die Männer, die mit der Hand, der Säge, dem Spaten, der Axt u. s. f. arbeiten, sondern auch die Arbeiter mit dem Geiste, mit Bleistift und Feder. (Schnkl.) Die Regierung gegen den Generalstreik. So untätig wie das erstemal will die russische Regierung die neue Ausstaudsbtwcg- ung nicht mehr gcwälnen lassen. Eine kurze, aber vielsagende telegraphische Meldung lautet: Moskau. In den Räumen des Aqu ariums fand eine von 12,000 Personen be suchte Versammlung statt. "Infanterie, Dra goner, Gendarmerie, Kosaken und Polizisten besetzten die Ausgänge und stellten an die Eingeschlossenen die Forderung, ihre Waffen abzuliefern. Petersburg. Der gestern mittag be gonnene Ausstand dehnt sich weiter aus. Der Mittagszug nach Eydtkuhnen ist unter starker militärischer Begleitung abgefahren. Der Stadteil, in dem sich die Reichsbank und die Kaufhäuser befinden, wird stark bewacht. Jnfanteriepatrouillen durchziehen Berlag und Druck: Günz L Eule, Naunhof. Redaktion: Robert Günz, Naunhof. zu den von gewissenlosen Führern aufgehetzten Arbeitern unserer Tage von etwas ganz anderem, wenn man genau hinsieht. Von was denn? Nun zunächst ist cs bedeutungsvoll, daß Leuten aus dem Volke, Arbeitern, und nicht dem Kaiser Cäsar Oktavianus Augustus in seinem goldenen Palast in Rom und seinem Statthalter CyreniuS in der Burg zu Cäsarea, auch nicht den stolzen Pharisäern und und liberalen Sadducäern in Jerusalem oder dem Stoiker- und Epikuräerphilosophen in Athen zuerst die Geburt der Weltheilandes kund getan wurde. Das ist ein Hinweis darauf, daß das Christentum sich wendet an die Geringen, Schwachen, Niedrigen, an die Geistlicharmen, und daß es eine Religion ist, die diese emporzieht. Aus der Geschichte der christlichen Kirche und aus. der der Kultur- cntwickcluug überhaupt ist es auch nicht schwer, dies zu crweiscu. Man denke nur einfach au da? Los der niedren Volksklassen einst im alten Rom und jetzt. Oder man schaue hin auf die heidnischen Länder unserer Tage, in die noch kein Strahl des WeihnachtSlichtes ge drungen ist. Den ungeheuren Fortschritt, den Strom der Humanität, der durch das Christen tum in dis Welt gekommen ist, da wegzuleugnen, dazu kann nur einer im Stande sein, der absicht lich im blinden Haß gegen die christliche Re ligion sich die Augen zuhält. Dieser Abschnitt der WeihnachtSgeschichte tritt aber auch an die Arbeiter mit einer Mahnung heran, nämlich mit der, sich wie jene Arbeiter von Bethlehems Fluren zu ver halten. Mancherlei wäre da zu nennen. Es sei aber des Raumes wegen hier nur eins hervorgehoben Auf die Botschaft von der Geburt des Weltheilands aus Engelmund lautete das erste Wort jener Arbeiter: „Laßt uns nun gehen gen Bethlehem und die Ge schichte sehen, die uns der Herr kund getan hat". Und ihre erste Tat ist eben, daß sie gehen und sehen: So möchte man auch heut zutage in das Volk Hineinrufen: Gehet doch, sehet doch nach dem Vorbild jener Arbeiter, prüfet doch. — Eine Menge von Bot schaften treten heutzutage in Volksver sammlungen und in Zeitungen an die Leute heran. Da sind die großen, sozialen, kommu nistischen Botschaften, die ein Paradies für die Erde verkünden, wenn eine andere Güterver teilung eingetreten und alle produktiven Werte allgemeiner Besitz des ganzen Volkes geworden seien. Da sind dann andere Botschaften in bezug auf Schule, Staat und Kirche, welche verlangen, dieses alles müsse ganz anders als jetzt, müsse völlig umgestürzt werden. Diese Botschaften tönen durch die Geister hindurch. Sie donnern wie die Klänge einer starken Bekanntmachung. Die Einebnung der noch nicht planierten Teiles des alten Gottesackers und die Beseitigung der auf den Gräbern befindlichen Bäume und Sträucher soll vergeben werden. Die Arbeiten müssen bis Ende Mai 1906beendigt sein. Nähere Auskunft erteilt Herr Gottesackerdeputierter Fleck. Angebote sind schriftlich bis zum 15. Januar 1906 bei dem Pfarramte einzureichen und bis 31. Januar 1006 bindend. Naunhof, am 23. Dezember 1905. Einlagen auf neue Sparkassenbücher können werden. Hypothekeuzinsen werden an jedem Wochentage Spareinlagen werden mit 3Vz°/g verzinst und 15. eines Monats ab. Naunhof, am 30. November 1905. Die 1 1 Städtische Sparkasse Raunhos. Wegen des Rechnungsabschlusses bleibt die hiesige Sparkasse für Einlagen und un- gekündigte Rückzahlungen vom 16. bis mit 3V. Dezember geschloffen.