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Naunhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Großsteinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Liudhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei inS Haut durch AuStrSger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei inS Hau- durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Mit einem Illustrierten SonntagSblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere alle 14 Lage. Verlag und Druck: Günz Sr Eule, Nannhsf. Redaktion: Ang. Franz Hauschild, Naunhof. Für Inserenten der AmtShauptmann- schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge« spalten« Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum des nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage des Enchelnens, Nr. 40. Sonntag, doll 2. April 1905. 16. Jahrgang. Bekanntmachung. In der gestrigen 9. diesjährigen Sitzung ist folgendes beraten und beschlossen morden: 1. Gegen die Veränderung des Bauvorhabens des Herrn Klempnermeisters Becker sind Bedenken nicht zu erheben gewesen. In der Bausache der Frau Wiegner, Langestraße, Scheunendachaufbau, sind weitere Verhandlungen anzubahnen. In der Bausache des Herrn Wagner nahm man Kenntnis vom Sachstand. Das Bauvorhaben des Herrn Enge, Wohnhausneubau an der Wurzener Straße wurde bedingungsweise befürwortet. Das Bauvorhaben des Herrn Naumann, Wohnhausneubau an der Mühlgasse, wurde mit Rücksicht auf den neuen Bebauungsplan abgelehnt. 2. Von den wegen Hypothekenlöschung und Bebauung für die Hain-Straße erfolgten Schritten nahm man Kenntnis. Die Versuche zur Beseitigung der weiteren Belastung mußten eingestellt werden. 3. Zu dem Gesuch um Einlegung von Gas- und Wasserleitung in die Straße k' de? Bebauungsplanes sind zunächst Kostenanschläge anfzustellen. 4. In der Wiesenstraße sollen vor den Grundstücken Nr. 3 und 4 Fußwege mit vor läufigem Schnittgerinne angelegt werden. Soweit das nötige Land nicht unentgeltlich ab getreten wird, muß die Herstellung unterbleiben. 5. Die geprüften Rechnungen der städtischen Kasten auf das Jahr 1903 wurden richtig gesprochen. 6. Die Empfehlung Naunhofs als Sommerfrische wurde in der vorjährigen Weise genehmigt. Das Gesuch des Herrn Bahnhofswirt Koch um Bezeichnung der Bahnhofswirtschaft als unentgeltlichen Sommerwohnungsnachweis mußte der Folgen wegen abgelehnt werden 7. Von dem Bericht über den sächsischen Gemeindetag nahm man Kenntnis. Hierauf folgte eine geheime Sitzung. Naunhof, den 1. April 1005. Der Ltadtgemeinderat. Willer. Städtische Sparkasse Naunhof. Rücklagenbestand 302 500 Mk. — Pfg. Sparverkehr im 1. Vierteljahr 1905: 2113 Einlagen im Betrage von 363 851 Mark 66 Pfg. 1516 Rückzahlungen „ „ „ 249 493 „ 89 „ Kafsennmsatz 1 129712 „ 28 „ Geschäftszeit: Jeden Werktag von vormittags 8 bis 12 Uhr und nachmittags L bis 4 Uhr. Sonnabends durchgehend von vormittags 8 bis nachmittags t Uhr. Berzinfung der Einlagen mit 3 /z Proz., und zwar Halbmonat, lich vom 1. und 15. eines Monats ab. Naunhof, am 1. April 1905. Tie Tpartafsenverwaltung. Willer. Bekanntmachung. Das Schul, Fortbildnngs- und Zeichenschulgeld auf das 2. Vierteljahr, die Brandkassenbeiträge nach 1 Pfennig für jede Einheit, auf den Termin 1. April 1905, sind bis 14. April 1905 an die Stadtsteuereinnahme zu bezahlen. Naunhof, am 1. April 1905. Der Stadtrat. Willer. Bekanntmachung. Die diesjährige Friihjahrskontrol-Bersammlnng für die in der Stadt Naunhof wohnenden Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve und Landwehr 1. Aufgebots, sowie Dispositionsurlauber, Ersatz-Reservisten, Halbinvaliden und zeitig Ganzinvaliden findet Dienstag, deu 4. April dss. Jahres, vormittags S Uhr, im Gasthof zum goldnen Stern in Naunhof statt. Naunhof, am 21. März 1905. Der Bürgermeister. Willer. Bekanntmachmlg. Zu dem Ortsgesetz über die Berfasfungsverhältnisse der Stadt Naunhof ist ein Nachtrag ausgestellt und aufsichtsbehördlich genehmigt worden. Dieser Auftrag liegt 14 Tage lang in den hiesigen Ratsgeschäftsräumeu des Meldeamtes öffentlich aus. Naunhof, am 31. März 1905. Der Stadtgemeinderat. Willer. Bekanntmachung^ Abgeliefert wnroe hier ein herrenloser 63 om großer, gelber langhaariger schottischer Schäferhund mit langem Schwanz und weißen Pfoten. Der Eigentümer hat seine etwaigen Ansprüche bis längstens den 4. April LSVL mittags 12 Uhr hier geltend zu machen, andernfalls über den Hund zugunsten der hiesigen Armenkaffe verfügt werden wird. Naunhof, am 1. April 1905. Der Bürgermeister. Willer. Die Ankunft des Kaisers in Tanger. Freitag früh ist Kaiser Wilhelm an der marokkanischen Küste eingetroffen, wo seiner ein begeisterter Empfang wartete. Die Vorbereitungen dazu wurden noch bis zur letzten Stunde ans das eifrigste betrieben. In Tanger selbst sind die Häuser beflaggt, wobei die marokkanischen spanischen und deutschen Farben überwiegen. Zahlreiche Triumphbogen sind von den Marok kanern errichtet worden. Ueber den Beginn des Festtages berichtet dem ,Berl Lok.-Anz/ ein Privattelegramm wie folgt: Tanger, 31. März, 10 Uhr 30 Min. vorm. Der Dampfer „Porto" von der Olden burglinie fuhr mit den ausländischen Journalisten und einer spanischen Musikkapelle an Bord dem Deutschen Kaiser entgegen. Es herrscht herrliches Wetter, die See ist bewegt. Als der Kaiser an Bord der „Hamburg" sich näherte, wurde er mit „Deutschland Deutschland über alles" und mit der Nationalhymne be grüßt. Um 8 Uhr kam die „Hamburg" in Sicht, um ^9 salutierten die französischen Kriegsschiffe, bald darauf gab die Strand - batterie Salutschüsse ab. Bei der Landung wurde der Kaiser von den Abgesandten des Sultans und dem diplomatischen Korps em pfangen. Königsreife. König Friedrich August besuchte vorige Mitt woch mehrere Orte der Amtshauptmannschaften Oschatz und Grimma. Die Reise begann in Oschatz, wo der König vormittags ^lO Uhr cintraf. Auf dem Bahnhöfe fand kleiner Em pfang statt. Zunächst begab sich der Monarch nach dem Rathause, wo er die Huldigung der städtischen Kollegien, Beamten und Spitzen der Reichs- und Staatsbehörden cnlgcgennahm. Darauf besuchte der König die St. Egidien- kirche, die Stammschäferei des Herrn Oeko- nmnierat Ladegast und die Filzwarenfabrik von Ambrosius Marthaus. Bei der Abfahrt bereitete das Publikum dem König stürmische Ovationen. Auf der Fahrt nach Wermsdorf nahm der König an fast allen Stationen, teils im Vorbeifahren, teils bei kurzen: Aufenthalte Huldigungen der anliegenden Gemeinden ent gegen. In Wermsdorf, das großartig geschmückt war, besichtige der Landesherr die Landesan stalt Hubertusburg und fuhr dann nach dem Jagdschlöße Wermsdorf, wo nach einer kurzen Huldigung der Gemeinde im Schloßhofe die Königliche Frühstückstafel stattfand. Von Werms dorf ging die Reise über Mutzschen und Nerchau nach Wurzen, wo der Hofsonderzug halb 4 Uhr eintraf Zunächst nahm Se. Maj. die Parade der Militärvereine ab und zeichnete hierbei verschiedene Veteranen mit Anreden aus. Vom Bahnhofe erfolgte der Einzug in die Stadt nach dem Rathause, wo der König die Hul digung der städtischen Kollegien entgegenahm. Se. Maj. trug sich in das zwei Jahrhunderte alte Stammbuch Wurzens ein und nahm auch einen Ehrentrunk an. Auf dein Marktplatz schritt er die Front der Schützen ab und begab sich sodann in das Artilleriekasernement, wo eine Begrüßung des König!. Sachs. Fcld- artillerie - Regiments Nr. 78 und des ersten Bataillons des Königl. Sächs. Jnfant.-Rgts. Nr. 179 stattfand. Außer der Besichtigung der Wurzener Kunstmühlcnmerke und Bisquit- fabriken und der Klinkhardtschen Fabrik unter nahm der König einen Besuch bei Sr. Erz. Wirklichen Geh. Nat Grafen von Könneritz. — Aus Anlaß des Besuches Sr. Maj. des Königs wurden in Wurzen 300 Arme auf Kosten der Stadt gespeist. — Abends 6 Uhr verließ der Monarch Wurzen und fuhr nach Dornreichenbach, um bei Sr. Exz. dem Gene raladjutanten General der Infanterie von Minckwitz das Diner einzunehmen. Die Ge meinde Dornreichenbach bereitete dem Mo narchen einen herrlichen Empfang. Abends 9 Uhr trat der König die Rückreise nach Dresden an. Die russischen Kricgsverlufte allein an Toten, Verwundeten und Gefangenen werden in einer Petersburger Berechnung wie folgt zusammenfastend angegeben: Die Armee verlor am Jalu 3000 Mann, bei Wafangkou 4000, bei Liaujang 26 000, am Schahs 44000, in Port Arthur 55 000, am Hunho 15 000, bei Mukdcn 120 000, bei Tieling 2000. in kleineren Gefechten und Scharmützeln 10 000, insgesamt etwa 280 000 Mann. — Die Zahl der aus der Mandschurei evakuirten Kranken wird nach derselben russischen Schätzung mit 100 000 wohl nicht zu hoch gegriffen sein, ebenso der Krankenbestand in den Feldlazaretten mit 30 000. Auf der Bahnlinie im Anzüge könnten 60 000 Mann verteilt und mit dem Schutze der Bahn 50 000 Mann betraut sein. Die Besatzung von Wladiwostok kann gleich falls auf 50 000 geschützt werden. Es blieben, wenn diese Zahlen ungefähr stimmen, für die auf dein Rückzüge nach Chardin befindliche Feldarmee unter Lienewilsch immer noch 330 000 Mann übrig, die binnen Monatsfrist fast auf 400 000 Mann komplettiert fein könnten. Die Meldungen von Friedensströmungen geben zusammen mit der allgemeinen Ver worrenheit der politischen Lage in Rußland Anlaß zu manchen abenteuerlichen Gerüchten in einem Teil der westeuropäischen Presse. Ein Beispiel davon: Aus Petersburg wird nach Paris berichtet, der Zar habe Selbstmord versucht, sei aber im letzten Augenblick durch die Kaiserin-Mutter daran verhindert worden. Die Meldung wird nicht ernst genommen; wahrscheinlich entstand das Gerücht infolge einer zufälligen Verletzung, die sich der Zar an einer Hand beibrachte. Man zitiert, um die Geschichte aufzuputzen, ein Wort des Zaren: „Die Hand, welche jetzt den Frieden unterschriebe, könnte nicht mehr das Zepter tragen." Der Petersburger Korrespondent des New Aork Herald, der dieses Wort wieder gibt, kann seine Quelle nicht nennen. Mordanschlag auf den General-Gouverneur Trepow in Petersburg. Donnerstag Nachm. 3 Uhr passierte General- Gouverneur Trepow in seiner Equipage die Große