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Naunhofer Nachrichten ve»«s»pret» r Frei in« da»S durch Austräger Mk. 1-20 vierteljährl'ch. Frei kinS Hau« durch die Post Mk. 1.30 virrteljäh'>ich. Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, Grotzsteinberz, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Ponchen, Staudnitz/Mrena und Umgegend. ««küudi-ungeut ! Für Inserenten der AmtShauptmann« > schäft Grimma 10 Pfg. die fünfge- s spalten« Zeile, an erster Stelle und ! für Auswärtige 12 Pfg. > Bei Wiederholungen Rabatt. ? Zverlag u«d Druck: Gü«z L sGule, Naunhof. Redaktion: Robert Gunz, Naunhof. Mit zwei »eMSttem: Illustriertes SonntagSblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere «ll« >4 Lage. Die Naunboier Nachrichten erscheine, jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag L Uhr mit dem Datum des nachfolgenden Tage?. Schluß der Anzeigenannahme: Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens Nr. 122. ! Sonntag, den 11. Oktober 1903. 14. Jahrgang. Bekanntmachung. In der gestrigen 32. Sitzung ist folgende» beraten und beschlossen worden: 1 ., In Sachen der Weiterberatung der neuen Bauordnung ist mit Rücklicht auf die Bestimmung in § 10, daß alle Straßen zu beschleusen find und zwar nach Maßgabe des hierüber vorliegenden Bebauungsplanes, bei Herrn Ingenieur Ziegler in Halle anzufragen, für welchen Preis er eine Umarbeitung des von ihm aufgestellten BeschleusungSplaneS vor nimmt und zwar in der Weise, daß der grünen BeschleusungSzone, die das jetzige bebaute innere Naunhof enthält, auch die für die Bebauung verbleibenden Teile der gelben Zone (Großsteinberger- und Bahnhofsstraße) und der auf absehbare Zeit allein in Frage kommende Teil der roten Zone (Leipziger und Weststraße) mit eingefügt wird, sodaß die Ausführung der Hauptsammler der roten und gelben Zone unterbleibt. Weiter erfolgte eine längere Aussprache über den § 12 und insbesondere darüber, welche Straßen als eingebaut und welche als nicht eingebaut gelten sollen und von welchen eingebauten man die Verläge zurückverlangen soll und von welchen nicht; Beschlußfassung hierüber bleibt vorbehalten. ' 2., Auf die 4 Offerten über die Bepflanzung des Marktplatzes mit Linden bleibt die Erteilung des Zuschlages noch ausgesetzt. 3 ., Von den 5 ^Offerten über die Streichung der Straßenschilderpfähle erhält Herr Malermeister Wolf als Mindestfordernder den Zuschlag. 4 ., Ein noch nicht vollzurückgezahlter Straßenbaukostenverlag ist im Klagewege einzuziehen. 5 ., Die Stelle eines Laternenwärters wird Herrn Zigarrenmacher Kirschnick übertragen. 6 .. Von einem Schreiben de» Herrn Dr. Lustig, wonach die Gasabgabe nach Erd- mannShain unterbleibt, wird Kenntnis genommen, desgleichen von einem von Herrn Kommerzienrat Weigel übermittelten Brennkalander der Gemeinde Egeln bei Magdeburg. Weiter wird davon Kenntnis genommen, daß im Monat September für 1039 M. 20 Pf. Ga» an Private abgegeben worden ist. 7 ., Im 3. Quartal sind BefitzveränderungSabgaben von Objekten über zusammen 225 550 Mk. erhoben worden. 8 ., Von einer Eingabe der Anlieger der Klingaer Straße, da» WafferleitungSrohrnetz auch auf die Klingaer Straße auszudehnen, wird Kenntnis genommen und beschlossen, Herrn Baumeister Seiferth nach dem mit ihm abgeschlossenen Vertrag zu ersuchen, an die Ecke des Dörfelschen Grundstückes einen öffentlichen Brunnen zu setzen. 9 ., Auf die Eingabe des Gewerbevereins wegen Anstellung des Herrn Dr. Sperling als Kassenarzt sieht sich der Stadtgemeinderat nicht in der Lage, etwas zu tun. Hierauf erfolgte eine nichtöffentliche Sitzung. Raun Hof, am 10. Oktober 1903. Der Ttadtgemeinderat. Igel, Bürgermeister. Bekanntmachung. Die für den hiesigen Ort auf da» laufende Jahr aufgestellte Schöffen- und Geschworenen-Urliste liegt eine Woche l«ng und zwar vom 12 bis IS. Oktober b. I. bei dem Unterzeichneten zu Jedermanns Einsicht aus. Innerhalb dieser einwöchigen Frist kann Einsprache gegen die Richtigkeit oder Voll ständigkeit dieser Liste schriftlich oder zu Protokoll bei dem Unterzeichneten erhoben werden. RaunHof, am 10. Oktober 1903. Der Bürgermeister. Igel. Bekanntmachung. Geschehener Anregung zufolge werden die mit ihren Grundstücken an die städtische Wasserleitung angeschlossenen Eigentümer veranlaßt, die auf den Straßen befindlichen Wasserabstellhahne vor Eintritt des Frostes daraushin zu prüfe«, ob fie sicher funktionieren. S» sind also die Klappen zu reinigen und etwa fehlende Deckel durch neue zu ersetzen. Naunhof, am 10. Oktober 1903. Der Bürgermeister. Jg-l. Bekanntmachung. Zur Aufstellung des Einkommen- und Ergänzungssteuerkatasters für dos Jahr 1VV4 kommen die Hauslisten-Formulare zur Verteilung. Die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter werden aufgefordert, die ihnen zugehenden Formulare zur Vermeidung doppelter Aufführung, sowie der Weglassung von Personen, welche noch den bestehenden Vorschriften in die Hauslisten aufzunehmen find, an einem Tage und zwar am 12. dieses MonatS nach dem darauf abgedruckten Bestimm ungen auszufüllen und alsdann spätestens bis zum 1V. Oktober bei Vermeidung einer Geldstrafe bis zu 8V Mark in hiesiger Stadlsteuereinnahme entweder persön lich oder durch erwachsene Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel Aus kunft zu erteilen vermögen, abzugeben. Hauslisten, die unvollständig sind und von Kindern oder solchen Personen abgegeben werden, die die zur Vervollständigung der Listen dienenden Angaben zu machen nicht im Stande sind, werden zurütkgewiesen. Eine etwaige verspätete Wiedereinreichung derartiger Listen wird der Ntchteinreichung gleich geachtet und zieht die erwähnte Strafe nach sich. Bei Ausfüllung der Hauslisten ist mit der größten Sorgfalt zu verfahren. Ins- besondere ist in Spalte S bei Arbeitern, Gehilfen und Dienstpersonen anzugeben, bei wem fie beschäftigt sind, in Spalte 5, wo der Bewohner am 12. Oktober 1902 ge ¬ wohnt hat, in Spalte 9 die Namen, Geburtstag und Geburtsjahr der Familienglieder im Alter von über V bis 14 Jahren, sowie in Spalte 10, ob die in Spalte 2 genannten Personen Familienglieder, Untermieter oder Dienstpersonen sind. Naunhof, am 8. Oktober 1903. Der Stadtrat. Igel, Bürgermeister. Mit dem Wagen in den Graben. Wir sind im Herbstbeginn, im Anfang der regsten Geschäftstätigkeit des Jahres! Aber als ob es von verschiedenen Leuten nur darauf abgesehen wäre, nachzuweisen, daß es gar keinen Wert hat, sich Mühe in der Erlangung von Aufträgen und Bestellungen zu geben, deren Erledigung einen geregelten Betrieb und dauernden Verdienst für die Angestellten verbürgt, so kommen aus einer ganzen Reihe von Orten Mitteilungen über wieder lebhaft erwachte Streitigkeiten zwischen Arbeitgeber und Arbeiter. Auch von der Eröffnung von neuen Streiks ist die Rede, die zum Teil mit einem Uebermaß von Erbitterung > auSgefochten werden, trotzdem bekannt ist, daß wir eine ganze Zahl von Ausständen in Deutschland haben, die „nicht leben und nicht sterben können", um diesen Ausdruck zu gebrauchen, aus welchen nur diejenigen, die damit begonnen haben, den größten Schaden ziehen. Wozu das alles? Dieser gewerbliche Zank in einer Zeit, in welcher die Notwendigkeit von Verdienst eine gebieterische ist, ist eitel Torheit; die Geschichte ist ungefähr gerade so, als ob man sich im Schornstein einen saftigen Schinken nur zu dem Zweck räucherte, um in letzter Stunde einem anderen zu sagen: „Bitte, nehmen Sie vorlieb!" Streit in einer Zeit, in der der Verdienst ohnehin nicht gerade flott ist, ist der Gipfel der Verkennung der eigensten Interessen, ein Fehler der voll nie wieder gut gemacht werden kann. Aufgeregte Gemüter sind, besonders auf Grund des sozialdemokratischen Stimmenzuwachses bei den letzten Reichstagswahlen, dahin gekommen, daß sie von einem Mißtrauen der Arbeiter gegen den Arbeitgeber als selbstverständlich sprechen; jeder hat das Recht, seine eigene Existenz so gut wie möglich zu gestalten, wenn er aber auf dem Wege zu diesem Ziel zu einer totalen Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse gekommen ist, soweit, daß er in Prinzipal und Angestellten nur Gegner, nicht natürliche Verbündete erblickt, dann soll er die Sache lieber sein lassen resp. es mal selbst als Arbeitgeber versuchen. Jeder kann denken, was er will ; aber sollen z. B. ernsthaft alle Gedanken des Dresdner sozialistischen Parteitages in die Praxis umgesetzt werden, dann brauchen wir keine Handelsverträge mehr, dann ist der Wettbewerb mit fremden Nationen zu Ende, dann liegt der Wagen mit der deutschen Nationalwohlfahrt regelrecht und gründlich im Graben. Keine Arbeiterschaft leistet mehr, wie die deutsche. In der Betätigung individuellen Geschmacks, in der Erfindung wertvoller Vervollkommnungen find wir in sehr vielen Branchen der fremden Konkurrenz über, namentlich die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika und England kommen uns in dieser Beziehung oft nicht nach, wenn sie uns auch noch in der Massenhaftigkeit überlegen scheinen. Aber bei der ungeheuer verschiedenen Ausgestaltung des Weltmarktes wirkt nicht immer die Masse, das Eingehen auf einen jeglichen Geschmack hält bereits die Spitze, es wird immer mehr obsiegen. Und darin, das sei rühmlich anerkannt, steht die deutsche Arbeiterschaft auf der Höhe, geht sie Hand in Hand mit den Ideen des Arbeitgebers. Aber nicht auf der Höhe steht sie, indem sie oft da» Rechnen vergißt und einen Stein zwischen die aufwärts rollenden Räder de» Wagens des Erfolges wirft. Wenn der Erfolg da ist, dann soll man sich auseinander setzen, dann wird es auch im Guten gehen; aber der Erfolg soll nicht verkümmert werden dadurch, daß die ausländische Konkurrenz darauf hingewiesen wird, wie fie die mühsam ausgearbeiteten Kreise deutschen Erfindungs geistes stören kann. Das machen die Arbeiter weder in Amerika, noch in England; fie kennen den Zank um das Bärenfell, bevor der Bär erlegt ist, als verhängnisvoll. Tausende von deutschen Arbeitern sind kürzere oder längere Zeit im Auslande tätig gewesen; Hunderte waren, um ein ganz nahe liegendes Beispiel zu nennen, 1900 bei der letzten großen Weltausstellung in Paris, große Arbeit haben sie gehabt, voller An erkennung gearbeitet. Zahlreiche Männer des praktischen Lebens sind als Monteure, Werkmeister, Unterweiser heute noch in der Fremde zeitweise tätig; auf da», was sie in ihren Erfahrungen sammelten, sollten ihre Kollegen hören. Leicht ist es, zu behaupten: „Das muß kommen!" In Wahrheit steht eS anders. Der Erfolg ist ein Luftballon, der sehr sorgsam befestigt sein muß, wenn er halten füll. Der Wert der gewerblichen Fachschule«. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit und des unbeschränkten Wettbewerbes sind im Wirtschaftsleben die Anforderungen, die an die Fähigkeit und Kenntnisse der Gewerbe treibenden gestellt werden, geradezu ins Un- gemessene gesteigert worden. Die Zeiten, wo die in der Werkstatt erlernten Handgriffe und Handfertigkeiten für den Handwerker zur Führung eines sorgenfreien Lebens und zur Erlangung eines gewissen Wohlstandes auS- reichten, sind vorüber. Unter den gegenwärtig obwaltenden schwierigen Erwerl-Sverhältnissen vermag sich nur derjenige Handwerker noch emporzuarbetten, der außer der Tüchtigkeit in den gewerblichen Arbeiten, wenn schon diese immer noch die Hauptsache bildet, auch die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten in der Buchführung, im kaufmännischen Rechnungswesen und namentlich im Fach zeichnen besitzt. Diese Fähigkeiten auszubtlden, ist der Hauptzweck der gewerblichen Fachschulen, die für die Hebung des gewerblichen Mittel standes von außerordentlicher Bedeutung sind und deren Besuch das Fortkommen der Hand werker wesentlich erleichtert. Von allen Lehrgegenständen der gewerb lichen Fachschulen A ohne Zweifel der in der Volksschule nicht in allzuweitgehendem Maße betriebene Zeicheuuuterricht den aller größten und unmittelbarsten Nutzen. In den sogenannten konstruktiven oder dekorativen Gewerben (Maurer, Steinmetzen, Stuck arbeiter, Töpfer, Ofensetzer, Zimmerer, Bau- und Möbeltischler, Holzbildhauer, Drechsler, Stellmacher, Bau« und Maschinenschlosser, Schmiede, Mechaniker, Gießer, Dekoration»- maler, Tüncher, Buchbinder,Lithographen usw.) ist geradezu die Ergänzung der Werkftattlehre durch den Zeichenunterricht in der Schule eine unerläßliche Vorbedingung für die voll ständige und gründliche Ausbildung des jungen Lehrlings. Die Lehrherrn können ihren Lehr lingen, wenn auch viele von ihnen immer noch imstande sein werden, dieselben in den Anfangsgründen der Buchführung und der Kostenberechnung zu unterweisen, im allge meinen nur ausnahmsweise die gleiche plan mäßige Ausbildung im Zeichnen geben, wie das ein mit dem fachlichen Unterricht ver trauter Lehrer vermag, der die nötige pädago-