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Naunhofer Nachrichten Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag S Uhr «it dem Datum deS nachfolgenden Tage«. Schluß der Anzeigmannahme : Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens 14. Jahrgang. Mittwoch, den 8. Iuli 1903 Nr. 81. 8 - sK 8 T Pflichterfüllung unterstützt. Ich richte daher an dieselben den erneuten Appell zu gemein samem Vorgehen, zu gemeinsamer Arbeit mit dem Ziele, bessere Verhältnisse zu schaffen und das Volk vor gewissen zersetzenden Ele menten zu bewahren. Wenn wir so gemein sam vorgehen, werden die guten Erfolge nicht ausbleiben, und wir werden seinerzeit dann mit Genugtuung warnchmen können, daß das große Sammelbecken der Unzufriedenheit, wenn auch nicht geleert, so doch nicht so tief ist und zum Ueberfluten gelangt." AukÜNdi-ungeur Für Inserenten der LmtShauptmann« schäft Grimma 10 Pfg. die' sünfge- spaltme Zeil«, an erster Stelle und für AuSwLrtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. und schöneres Wohnhaus gebaut: es ist nun Aufgabe der Sozialpolitik, der Moral, der Humanität, deS Rechtes die Ordnung zu schaffen, die richtige Raumverteilung und Benutzung für alle Klaffen herbeizuführen. s W Was ist innere Mission? Dieses Thema ist vor vielen Jahren unserem Herrn Ephorus Super. Albert in Grimma für einen Vortrag gestellt worden, als er noch als junger Student sich zu seinem ernsten Beruf vorbereitete. Was ist innere Mission? Diese Frage wurde auch am vorigen Sonntag in Großsteinberg erörtert, wo der Grimmaische Zweigverein f. i. M. sein Jahresfest abhielt. Herr Pastor Jakobi aus Leipzig, der sich seit etwa 2 Jahren vollständig in den Dienst der inneren Mission gestellt hat, hielt in der freundlich mit Blumen und Pflanzen geschmückten, dicht gefüllten Kirche die Festpredigt auf Grund des Textes Marcus 10, 17 —21, den reichen Jüngling im Evangelium mit dem deutschen Volke virgleichend. Dieser tiefergreifenden Predigt entsprach der G-sang des Schulchor» (23. Psalm). Dem Gottesdienst schloß sich eine Nach versammlung im Garten des Hoffmannschen Gasthofes an, die von Herrn Supcrin. Albert eröffnet wurde, wobei er der eingangs er wähnten Jugenderinnerung und des ersten Bahnbrechers der Idee der innern Mission, des Kandidat Wichern gedachte, der bereits in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts seine Tätigkeit begann. Was ist innere Mission? e» ist die helfende, rettende und die fürsorgende, behütendechristlicheLicbeStätigkcit! Wie vielseitig aber diese Liebestätigkeit bereits auSgeiibt wird, konnten die weiteren An sprachen nur unvollkommen schildern, erstreckt sich doch die Tätigkeit wie z. B. des Herrn Pastor Jakobi bis in die tiefsten Tiefen moralischer Verkommenheit, auch dem Aller» gesunkensten muß er in Jesu Namen die rettende Hand bieten. Herr O. «. Or. Schenkel- Naunhof sprach über Seemannsmission, Herr Pfarrer Zimmermann-Neichen über die Not wendigkeit innere Mission zu treiben, während Herr O. s. Or. Eisenschmidt-Naunhof be herzigenswerte Winke für die praktische Aus übung d. i. M. iu Landgemeinden gab. In den Schlußworten des Herrn Pfarrer Graf (Pomßen und Großsteinberg) wurde für die Inzwischen eingesammelten Liebesgaben im Betrage von 41 Mk 70 Pf., für die zahlreiche Beteiligung der Gemeinde und den Herren Rednern für ihre belehrenden An sprachen gedankt. Mit dem Liede 424 schloß diese erhebende Feier, der noch ein Rundgang durch den Park des Herrn Geheimen Rat Or. Platzmann, der auch an den Veranstaltungen teilgenommen hatte, folgte. ä. der Behandlung technischer Fragen des Korn- hauSwesenS, wie Lagerung und Behandlung von Getreide, Bekämpfung tierischer Schäd linge, Bonitierung von Getreide, zweckmäßigste Einrichtung und Behandlung von Kornhaus baulichkeiten und der maschinellen Anlagen wird nämlich den wirtschaftlichen Fragen deS Kornhauswesens eine umfassende Berück sichtigung zu teil werden. Vorträge bezw. praktische Unterweisungen in der Durch führung der KornhauSgenoffenschaften, über Ein- und Verkaufspolitik der Getreidever kaufsgenoffenschaften, Lieferungspflicht usw. sind vorgesehen. Der zweite KornhauSkursuü bietet somit allen Beteiligten reichliche Ge legenheit sich über die wichtigsten Fragen des KornhauSwesenS weiter zu informieren und es ist daher im Interesse des weiteren Ausbaues des genossenschaftlichen Getreide verkaufs eine recht große Beteiligung zu wünschen. M Rundschau. — Wegen Beleidigung des Kaiser- ist Tolstois Broschüre „Du sollst nicht töten" beichl gnahmt worden. Ferner ist die Be schlagnahme der unter dem Titel „Kaiser Wilhelm, Delitzsch und die Babylonische Verwirrung" im Verlage der „Sammlung moderner Schriften" zu Wien erschienenen Broschüre von Dr. Bernhard Fuchs wegen angeblichen Majestätsbeleidigungen durch rechtskräftiges Urteil des Berliner Landgerichts I bestätigt worden. — Abg. v. Vollmar hat in einer im GabelSberger Keller zu München gehaltenen Rede erklärt, die Sozialdemokratie werde zweifellos beim Zusammentritt des Reichstags ihren Anspruch auf Stellung des zweiten Vizepräsidenten mit allem Nachdruck, und ohne sich durch formalistische Bedenken irre machen zu lasten, geltend machen. — Bielefeld. Die „Westfälische Ztg." erklärt die von hier stammenden Meldungen der „Rhein.-Westf. Ztg." von der Auflösung von Kriegeroereinen wegen angeblicher Abgabe von sozialdemokratischen Stimmen seien unzu treffend. — Hamburg, 6. Juli. Auch die Bau- arbeitet sind heute, gleich den Zimmerern und Maurern, in partielle Streiks einge treten zwecks Durchsetzung einer neunstündigen Arbeitszeit bet 70 Pfg. Stundenlohn. — Hannover. Zum 14. deutschen Bundesschießen trafen hier zahlreiche Ab ordnungen aus dem In- und Auslande, auch aus Amerika ein. Als Vertreter des Kaisers traf Prinz Friedrich Leopold von Preußen ein; derselbe begab sich dierekt nach der Wohnung des Regierungspräsidenten v. Philipsborn und nahm dort vom Balkon aus den Vorbei marsch des Festzuges in Augenschein. Nach mittags gegen 3 Uhr begann in der Fest halle ein großes Festbankett. — Von dem Kronprinzen ist bei dem Vorsitzenden des Festausschusses folgendes Telegramm ein gegangen: „Ich ersuche Euer Hochwohl geboren, dem Festausschuß gegenüber nochmals zum Ausdruck bringen zu wollen, wie sehr ich eS bedaure, daß eS mir nicht vergönnt war, der Eröffnung des 14. Deutschen Bundesschießens beiwohnen zu können. Gleich zeitig bitte ich, den gesamten Teilnehmern des 14. Deutschen Bundesschiebens !meinen Gruß zu entbieten und meinem Wunsche Ausdruck zu geben, daß die Festtage in Hannover ungetrübt und zu jedermann» Be friedigung verlaufen mögen. Wilhelm, Kronprinz". — Aus Homburg-Kusel läßt der „Schäbische Merkur" sich melden, der in der Stichwahl gewählte Gutsbesitzer Stauffer werde auf sein Mandat verzichten, um dem im Wahlkreise Kaiserlautern unterlegenen Direktor des Bunde» der Landwirte, Dr. Das Maschinenzeitatter. Auf der Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure, die in diesen Tagen in München stattgefunden hat, ergriff Prof. Schmoller-Berlin das Wort zu einem Vortrag über das „Maschinenzeitalter in seinem Zu sammenhänge mit dem Volkswohlstände und der sozialen Verfassung der Volkswirtschaft." Er begann mit einem Vergleich zwischen der Werkzeugtechnik, wie sie die Halbkultur- und Kulturvölker von der Zeit 6000 Jahre vor Christi bis 1750 nach Christi beherrschte, und der neuen Maschinentechnik, die auf den Fortschritten der Naturwissenschaften beruhend, alles Wirtschaftsleben rationalisiert hat. Er suchte zu zeigen, wie diese ältere Technik nur kleine freie Staaten oder große Eroberungs reiche mit Unfreiheit, brutaler Gewalt, Sklaverei und Hörigkeit entstehen lassen konnte, wie unsicher zu ihrer Zeit olle Er nährung, wie kümmerlich und dürftig alle Wohnungen, wie eng beschränkt auf wenige Einzelne aller frühere Gesittung, Bildung und Kultur waren. Diesem Bilde der älteren Technik stellte er nun die Mehrproduktion und die Verbilligung der Neuzeit gegenüber. Er meinte, im Jahre 1750 hätten etwa 9 Millionen arbeitender Menschen in Deutschland in Master-, Wind- und Tierkräften höchstens eine gleiche Krastmenge, zur Hilfe gehabt, heute hätten 28 Millionen Arbeitender die sechs- bis zehnfache Hilf« in ihrer Arbeit durch tierische und mechanische Kräfte. Bei diesen ungeheueren, nie dagewesenen Fort» schritten dürfte man aber zweierlei nicht ver- geffen. Erstens könne alle mechanische Kraft nur die mechanisierbaren Bewegungsvorgänge des Wirtschaftsleben» schneller, gründlicher, billiger machen, aber nicht alle Arbeitsvorgänge in ihrem innersten Wesen ändern. Der Redner geht die Hauptzweige der Volks wirtschaft durch und sucht zu zeigen, daß wesentlich im Verkehr und in gewissen Industrien bezw. deren Hauptteilen die Pro duktivität der Arbeit um 1 .100 und mehr gewachsen sei, 1a anderen aber nur in 1 : 2. Zweitens aber sei bei der Beschränktheit der Erde, der Stoffe, des Masters, gut gelegenen Bodens an vielen Stellen die Mehrproduktion teuerer und schwieriger, und würden teilweise durch die technischen Fortschritte nur diese wachsenden Schwierigkeiten ausgeglichen. Immer bleibe der ungeheure Fortschritt, daß die Bevölkerung sich verdoppelt und verdreifacht habe, daß statt kleinerer große, gut regierte freie Staaten mit freier Arbeit entstanden, daß der Welthandel die ganze Erde umfassen konnte, daß alle Menschen, auch wenn sie heute ebenso viel »der mehr arbeiten müßten als früher, im ganzen doch bester lebten, daß in den Kulturstaaten olle lesen und schreiben, an der höheren Kultur teilnehmen könnten. Die Hoffnung, daß alle Menschen mit täglich 2 bis 4 Arbeitsstunden herrlich und in Freuden leben könnten, habe die moderne Technik unmöglich erfüllen können. Der Redner ging schließlich auf die neuere Arbeit»- und Berufsteilung, die neuere Betriebsform, die an oll da» sich knüpfenden sozialen Kämpfe ein. Er betonte, daß jede große technische Revolution solche Kämpfe gebracht habe, daß jede neue Sitte eine neue Moral, ein neues Recht, neue Institutionen erzeugen mußte. Er suchte zu zeigen, daß wir mitten in diesem moralisch-politischen Umwälzungsprozeffe stehen, daß schon viel Gute» erreicht sei, daß wir jedoch noch Größeres erreichen müssen. Er sprach die Hoffnung au», daß die großen sozialen Reformen gelingen werden, wenn nur starke über den Klaffen stehende gerechte Regierungen die Leitung, da» Schiedsrichteramt zwischen den Klaffen richtig ausüben, und schloß: Naturwissenschaft und Technik haben der Menschheit ein neue», unendlich viel bester«» ver«g»prei» r Frei in» Hau» durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei in» Hau» durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Mit zwei Beiblätter«: Illustrierte- «oaatagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere «Ile II Lage. Herr von Metzsch und die Wahl. Der sächsische Ministerpräsident hat den sächsischen Gemeindetag in Pirna benutzt, sich über den Wahlausfall auszusprechen. Er sagte: „Zum Zusammenhalten, Zusammenarbeiten, Zusammenfaffen der in Staat und Gemeinde funktionierenden öffentlichen Gewalten kann die Mahnung zu keiner Zeit bester ergehen als heute, wo wir vor dem erschrecklichen Resultat der Reichstagswahlen stehen. (Sehr richtig.) Es darf nicht verkannt werden, daß die zersetzende Agitation sich nicht gescheut hat, das gute, gesunde Bürgertum anzugreifen und daß sie teilweisen Erfolg gehabt hat in den Bestrebungen, einen Riß in dieses Bürger tum zu schaffen. Die Tatsache besteht, es gilt aber, den Mut nicht sinken zu lasten und mit erneuten Kräften vorbeugend einzutreten. E» gilt, zu frage«, ob dieser chronische Zu- stand der Unzufriedenheit in den Verhält nisten eine genügende Rechtfertigung findet. Wir müssen zugeben, das diese Unzufriedenheit besteht, und weil dies der Fall, so ist es Pflicht und Gewissenssache aller, mitzuhelfcn, diesen Zustand möglichst wieder auf eine bessere Basis zurückzubrinegn und Mittel und Wege zu finden, durch welche wir wieder zu besseren Verhältnisten gelangen. Es gilt, mehr auf ethischem Boden zu arbeiten, sitt lich kulturelle Grundlagen festzulegen. Diese Arbeit liegt bei der Familie, bei dem Hause, bei der Kirche, bei der Schule; aber wenn wir uns weiter umschauen, uns mehr auf dar materielle Gebiet, unsere wirtschaftlichen Verhältnisse begeben, da ist der Augenblick gekommen, wo die Inhaber der öffentlichen Gewalt einzugreifen verpflichtet sind. In dieser Aufgabe, so schwer ihre Lösung ist, wollen wir nicht zurückstehen. E» sind ver- besserungsfähige Zustände vorhanden; wo wir erkennen, daß Fehler gemacht worden, ist e» unsere Aufgabe, helfend, verbessernd einzu treten. Die Kommunalverwaltung, daSBürger- tum hat die Regierung bisher stet» in dieser Der Papst liegt im Sterben. Rom, 5. Juli. Der Papst empfing 8 Uhr 30 Min. abends vom päpstlichen Sakristan Pifferi die Sterbesakramente, von den Kardinälen und Würdenträgern umgeben. „Giornale Italia" meldet: Die Lungen entzündung des Papstes rühre von einer Herzerschlaffung her. Er hat wenig Husten, kein Fieber, keine Ohnmacht und kein Darm leiden. Er saß während des Vormittags vorübergehend im Lehnstuhl und ist sich seiner schweren Erkrankung bewußt. Die Dar reichung der letzten Wegzehrung war tief- ergreifend. In dem feierlichen Zuge, der das Viatikum von der Paulinischen Kapelle holte, befanden sich 16 Kardinäle. Als diese nach dem Schlußgebet dem Papste, der da» „msa auIpL' laut gesprochen hatte, die Hand küßten, sagte der Papst: „Ich gehe hin zur Ewigkeit." Meffagero sagt, der Tod des Papstes stehe unmittelbar bevor. Leo XIII, geboren am 2. März 1810 als Sohn eines wohlhabenden Großgrundbesitzers zu Carpineto bei Annagni, heißt mit seinem bürgerlichen Namen Joachim Pecci; er war ein Papst der milderen Richtung, mit weiland Fürst Bismarck fast befreundet und hat be deutende Erfolge zu verzeichnen. Er wurde am 20. Februar 1878 zum Papste gewählt und am 3. März 1878 gekrönt. Er hat seine Regierung also auf reichlich 25 Jahr gebracht, ein seltener Fall auf dem Stuhle Petri. Landwirtschaftliches Genossenschaftswesen. In den Tagen vom 6.—12. Juli d. I. wird im Institut für GährungSgewerbe in Berlin der zweite Kursus für Geschäftsführer von KornhauSgenoffenschaften, Lagerhausver walter, und alle sonstigen Interessenten des Kornhauswesens abgebalten werden, der, wie der erste rm Jahre 1900 abgehaltene, eine Veranstaltung der Deutschen Kornhauskom mission ist. Das Programm für den auf insgesamt 29 Stunden berechneten Kursus zerfällt im wesentlichen in zwei Teile. Außer Z- Verlag ««d Druck: Süaz ä: Gale, Ranahof. Redaktion: Robert Güaz, Raaahof. Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Eicha, Erdmannshain, Fuchshain, GroMeinberg, Kleinsteinberg, Klinga, Köhra, Lindhardt, Pomßen, Staudnitz, Threna und Umgegend.