Volltext Seite (XML)
Naunhofer Nachrichten Orts blatt ftir Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Erdmannshain, Eicha, Fuchshain, GroWeinberg, Klinga, Köhra, Kleinsteinberg, Lindhardt, Pomtzen, Staudnitz, Threna und Unigegend. Bezugspreis: Frei in'S HauS durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich. Frei iin's Haus durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Ankündigungen t Für Inserenten der AmtShauptmann- schäft Grimma 10 Pfg. die vierge spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Verlag und Druck: Günz L Eule, Naunhof. Redaktion: Robert Günz, Naunhof. Mit zwei Beiblättern: Illustriertes Sonntagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere «lle 14 Lage. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 8 Uhr mit dem Datum des nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme : Vormittags 11 Uhr am Tage deS Erscheinens Nr. 24.Sonntag, den 23. Februar 1902.13. Jahrgang. Interessantes aus dem Gebiete der Konsessionalitätsstatistik. Die konfessionelle Frage ist in den letzten Jahrzehnten hinter den sozial- und wirt schaftspolitischen Fragen scheinbar zurückge treten; allein es wäre die Annahme verfehlt, daß sie deshalb an Bedeutung und Inten sität eingebüßt habe. Namentlich auf römisch- katholischer Seite wird mit unablässigem Eifer die Propaganda fortgesetzt, während der Protestantismus mehr mit inneren Streitig keiten, mit der Befehdung der Orthodoxen und Liberalen untereinander, seine besten Kräfte aufzehrt. Von großem und allgemeinem Interesse ist jedenfalls ein sumarischer Ueber- blick über die konfessionellen statistischen An gaben der uns am meisten berührenden Staaten; denen vor etwa 10 Jahren gesammelte Daten zu Grunde liegen, soweit überhaupt die Er mittelung des Religionsbekenntnisses erfolgt ist. In einzelnen Staaten, so in Frankreich, Belgien, Nordamerika usw. sind seit 30 Jahren keine oder nur unvollkommene statistische Er hebungen veranlaßt worden. Da müssen dann die an Stelle der staatlichen Ermittelung ge tretenen, von den Religionsgesellschaften und Missionen erhobenen Feststellungen Aushilfs dienste leisten. Nachstehend wollen wir vor nehmlich nur die die drei Hauptkon fessionen,Protestantismus, Kathollsiscimus u. Judentum in Betracht ziehen, wobei zu den Katholiken auch "die unirten Griechen und Orientalen, zu den Protestanten olle Sekten gerechnet sind, welche sich von der Reformation ableiten. In Europa wurden danach gezählt und geschätzt: 90 Mill. Pr otest a nten, l 66 Mill. Katholiken und 6 Mill. Juden. Davon entfallen in Deutschland nach dem heutigen Stande rund 35 Millionen auf den Prote stantismus, während der KatholisiScimuS es auf rund 18 Millionen gebracht hat; dazu treten etwa 700 000 Juden. Am stärksten ist die protestantische Ver hältnisziffer in Gr oßbrit anien und Ir land, wo 34 Millionen Protestanten nur 6 Mill. Katholiken und 50 000 Juden gegen überstehen. Umgekehrt das beinahe schwächste Verhältnis weisen die Protestanten in Frank reich mit kaum 70000 auf gegenüber 37^, Millionen Katholiken und 56000 Juden. In Italien lebten etwa 6000 Protestanten, aber weit über 30 Mill. Katholiken und über 40000 Juden. Rußland zählt in seinen europäischen Gouvernements 5^ Millionen Protestanten, 10 Mill. Katholiken und 3'^ Millionen Juden; aus den nicht europäischen Gouvernements liegt kein statistisches und auch kein zuverlässiges Abschätzungsmaterial vor. In Nordamerika, d. h. in den Vereinigten Staaten, leben etwa 60 Millionen Protestanten, 30 Millionen Katholiken und 20 000 Juden. In Südamerika 350 000 Protestantcn, 3d Millionen Katholiken, 2000 Juden; inAsien 2 Millionen Protestanten, 10 Millionen Katholiken, 300 000 Juden. Afrika weist (schätzungsweise) auf: 1800 000 Protestanten, 1 Million Katholiken und 300000 Juden; Australien und die ozeanische Südwelt 3 s/i Millionen Protestanten, 800000 Katholiken und 2000 Juden. Die ungefähre Summe der dre Konfessionen in allen Zählungsländern ergiebt mithin 157900 000 Protestanten, 237 800 000 Katholiken und 7 624 000 Juden. Im Königreiche Preußen ist das Ver hältnis der Protestanten zu den Katholiken 2:1; in Sachsen 3,4:1,3; in Bayern 1,6:4; Württemberg 1,5: 0,6; Ba ¬ den 6:1,4; Elsaß-Lothringen 1,3 : 0,4. Werfen wir nun noch einen Blick auf die Verhältnißzahlen unseres östlichen Nachbar andes, so ist in Rußland wohl eine Zählung der Kirchen und des Kirchen- re rson als erfolgt, allein die Konfelsionali- äten lasten sich schwer abschätzen. Aber die russische Statistik ist trotzdem höchst interessant; re zählt auf weit über 40 000 orthodoxe Kirchen im Reiche, davon entfallen allein auf das europäische Rußland an 37 000, auf Polen 470 und auf den Kaukasus 2000 ; zu diesen orthodoxen Kirchen gehören nicht weniger als ein Heer von 169696 Priestern, Kirchendienern, Mönchen, Nonnen und Novizen! Ind nicht genug damit! Dazu kommen noch über 5000 römisch-katholische Kirchen, 1900 protestantische Kirchen, 1300 armenisch-gregori anische Kirchen, 7400 Synagogen, 9200 muhamedanische Moscheen. Diesen weiteren 24000 Kirchen stehen rund 30000 Geistliche und Kultusdiener zu Gebote, sodaß Rußland insgesamt die ungeheure Anzahl von 64000 Kirchen mit rund 200000 Geistlichen und Kirchendienern aufweist. Und trotz der Verschiedenartigkeit der Be- Kenntnisse und der gewaltigen Zahl ihrer Geistlichen hört man doch selten aus dem „heiligen Rußland" konfessionelle Klagen. Die russische Regierung versteht es meister- saft, nach dem alten Friedericianischen Re zepte Jedermann nach seinem Geschmacks elig werden zu lasten. „Chemn. Allg. Ztg." Prinz Heinrich in Amerika. Aus New-York schreibt man unterm 21. Februar: Einige Geschäftshäuser der Unterstadt legen Flaggenschmuck an. In vielen Knopflöchern sieht man das Bild de« Prinzen Heinrich. Vier Offiziere der „Hohenzollern" die als Gäste der Lehigh Valley-Bahn nach Niagara fuhren, sprechen enthusiastisch von der ameri- konischen Gastlichkeit. Die „Hohenzollern" kreuzte um 8 Uhr Morgens unter einigen Dampf den Hudson und legte in New-York an, unterwegs wieder von allen Dampfpfeifen begrüßt. Deweys Adjutant ist eingeti offen, da der Admiral selbst durch schwere Er krankung seiner Frau verhindert ist, den Prinzen zu begrüßen. Dies geschieht, weil die Presse vermute, daß Dewey sich wegen der Manila-Affäre fernhalte. — Ein mili tärischer Empfang, wie er dem Prinzen zu teil wird, hat nie zuvor stattgehabt. Adjutant general Corbin bestimmt, daß die MayorS und die Miliz überall für die Eskorte des hohen Gastes sorgen. In Washington und St. LouiS wird sie durch reguläre Trnppen gestellt. Die Dekoration für das Diner von 85 Gedecken im Weißen Hause hat begonnen. Bei dem deutschen Botschafter v. Holleben sind 78 Personen geladen. Herr v. Holleben besuchte die „Hohenzollern", wo er mit Baudissin konferirte. Zum Schutz der Yacht ist am Pier eine besondere Polizeistation unter einem Hauptmann errichtet. Der Marconiapperat auf der 'Yacht ist bereit, heute die ersten Meldungen zu empfangen. Zu den Streik Unruhen in Barcelona. Die catalonischen Unruhen haben noch nichts von ihrem bösartigen Charakter ver loren. Mordanschtäge auf die Wächter der öffentlichen Ordnung, Brandstiftung und Zer störung von Privateigentum werden aus vie len Orten der unruhigsten Provinz Spaniens gemeldet. Die Zensur verstümmelt dort fortwährend aufs unsinnigste alle Berichte. Die Zeitungen in Barcelona erscheinen nicht, weil die Setzer ebenfalls streiken. Die Lage wird immer furchtbarer, da die Zahl der Ausständigen über 100000 meist bewaffnete Personen stark ist. Die Bewegung hat jetzt fast ganz Cata- lonien ergriffen. Eine genaue Zahl der Toten bei den gestrigen Zusammenstößen konnte bis her nicht ermittelt werden. Die aufrührerische Menge plünderte die Karren des Schlacht hauses und verteilte Fleisch unter das Volk. Da die Zufuhr auf die Märkte unterbunden ist, so ist der Preis für die Lebensmittel un erschwinglich hoch, und die Stadt Barcelona ist von Hungersnot bedroht. Auch die Brief austragungen sind fast ganz verhindert, da die Postwagen nur unter starker Beschützung fahren können. Im Vorort Badalona werden Barrikaden von Balken und Karren errichtet. Die Gasfabrik ist ernstlich bedroht; die Eisen bahnwagen werden mit Steinen bombardiert, und man versucht, Entgleisungen herbeizu führen. Heute Nachmittag wurden in Barce lona Geschütze'an zahlreichen Punkten der Stadt aufgestellt, was die Lage genügend kennzeichnet. Weiter wird berichtet: Die Universität und alle Schulen sind geschloffen. Die Mitglieder der Vorstände der Albeitervereinigungen sind verhaftet, die Versammlungsorte dieser Vereinigungen sind geschloffen worden. In Sabadell, Manresa und Tarrasa ist aus den Fenstern auf die Soldaten geschaffen worden. In San Martin de Provensals sind von Ausständigen Barrl- kaden errichtet worden. In Badalona ver- iuchlen Ausständige, einen Straßenbahnwagen ium Entgleisen zu bringen. Als Kavallerie gegen die Ruhestörer vorging, wurde aus den Fenstern auf die Soldaten geschaffen; zahl reiche Personen wurden verwundet, zwölf Ver haftungen wurden vorgenommen. Bund der Landwirte. Naunhof. Mittwoch Nachmittag fand im Gasthofe zu Erdmannshain rin Vortrag statt, in welchem Herr Aug. Matthes aus Leipzig über „die Notwendigkeit des Zusammenschlusses aller deut schen Landwirte" sprach. In etwa einstündiger Rede schilderte Herr Matthes den erschienenen 19 Herren die augenblickliche Lage der Landwirtschaft und die Notwendigkeit eines ausreichenden Zollschutzes der landwirtschaftlichen Erzeug nisse. Weil nun die gerechten Ansprüche der deutschen Landwirte nur durch ein gemein sames Vorgehen geltend gemacht werden könnten und diese Ansprüche einzig uud allein durch den Bund der Landwirte vertreten würden, so forderte der Herr Redner dieje nigen Herren, die noch nicht Mitglieder des Bundes seien, zum Eintritt in denselben auf. Er führte ferner aus, daß die deutsche Land wirtschaft seit 30 Jahren im Rückgänge be griffen sei, und daß der Zollschutz, den Fürst Bismarck im Jahre 1887 freiwillig vorge schlagen hätte, nunmehr erzwungen werden muffe. Ebenso wurde die Aera Caprivi beleuchtet, die weder der Landwirtschaft, noch der Industrie mit den Handelsverträgen genützt hat. Mit Recht betonte der Redner, daß ein kaufkräftiger Bauernstand die beste Kund schaft der heimischen Industrie sei, und des halb der Schutz der Landwirtschaft, der un gefähr 40 Prozent der deutschen Bevölkerung angehören, eine Bedingung von allgemeinster Bedeutung bilde. Freilich wurde auch zuge geben, daß manche der geschilderten Verhält nisse für Sachsen nicht zutreffend wären, da hier eine weise Fürsorge der sächsischen Staats regierung und die besseren landwirtschaftlichen Kreditverhältniffe unbedingte Anerkennung ver dienten. Der Vortrag wurde von den Anwesenden mit großem Beifall ausgenommen, der Dank wurde Herrn Matthes durch Erheben von )en Plätzen zum Ausdruck gebracht. An den Vortrag schloß sich eine wechselseitige Aus- prache, sowie die Einzeichnung derjenigen Herren, die noch nicht Mitglieder des Bun des waren. Rundschau. — Treberdirektor Schmidt hat dem Untersuchungsrichter ein umfassendes Ge ständnis abgelegt und um kurze Untersuchungs haft ersucht. Die Verhandlnng findet rm April vor dem Schwurgericht statt. Ueber die Auslieferung wird berichtet: Schmidt war von denselben beiden französischen Geheim polizisten begleitet welche ihn in Paris im Grand Hotel verhafteten. Der vormalige Generaldirektor sah recht bleich aus, er be fand sich ersichtlich in sehr gedrückter Stimmung, als er, stumm vor sich hinsehend dem Wagen 2. Klaffe entstieg und zwischen den beiden französischen Geheimpolizisten dem Büro der Station zuschrilt, um an die deutschen Grenzbehörden ausgeliefert zu werden. Der Gefangene war bi^ dahin nicht gesckloffen, sobald er jedoch'deutschen Boden betreten hatte und der Aufsicht der deutschen Beamten unterstellt wurde, legte man ihm Ketten an, was auf den Ex- Direktor einen geradezu niederschmetternden Eindruck machte. Darauf erhielt der Ge fesselte eine kleine Erfrischung und wurde sodann um 7 Uhr bereis in einem Wagen dritter Klaffe nach der Stadt Zabern trans portiert, um im dortigen GerichtsgesängniS zunächst untergebracht zu werden. Anderen Tages trafen Kasseler Polizeibeamte in Zabern ein. — Streik und Aussperrung in Greiz werden fortgesetzt. Eine von etwa 2000 Arbeitern besuchte Versammlung hat fast ein stimmig beschlossen: „Siegen oder unter gehen". Alle Bemühungen der Behörden sind gescheitert. Auf die Antwort des Fabrikanten Vereins, daß eine Lohnerhöhung nicht möglich sei, wurde geantwortet, dann mag die ganze Industrie zu Grunde gehen, — Augsburg, 21. Febr. Die Hinrichtung des Raubmörders Kneißl erfolgte heute früh 7 Uhr, der ganze Vorgang war in 1^/, Minuten vorüber. Kneißl benahm sich ge faßt. Es herrschte trübes Frostwetter. Aus Stadt und Laud Naunhof, 22. Februar. Naunhof. Anschlüsse an das Fern sprechnetz, welche im nächsten Bauabschnitt — 1. April bis Ende Juli d. Js. — her gestellt werden sollen, sind bis spätestens 1. März bei dem hiesigen Postamte anzumelden. In den Fällen verspäteter Anmeldung bleibt bei Herstellung der Anschlüsse in diesem Bau abschnitt die Erhebung der etwaigen Mehr kosten vorbehalten. Nauuhof. Die großen Fortschritte der Gegenwart im Heizung-- und Beleuchtungs wesen bringen es mit sich, daß man ihnen neuerdings mehr Aufmerksamkeit als sonst zuwendet. Der hiesige Gewerbeverein