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Naunhofer Nachrichten Orts blatt für Albrechtshain, Ammelshain, Belgershain, Beucha, Borsdorf, Erdmannshain, Eicha, Fuchshain, GroUteinberg, Klinga, Köhra, Kleinsteinberg, Lindhardt, Ponchen, Staudnitz, Threna und Umgegend. Bezugspreis: Frei in's Haus durch Austräger Mk. 1.20 vierteljährlich Frei in s Haus durch die Post Mk. 1.30 vierteljährlich. Mit zwei Beiblätter«: Illustriertes Tonntagsblatt und Landwirtschaftliche Beilage. Letztere «lle 14 Lage. Verlag und Druck: Sünr L Eule, Naunhof. Redaktion: Robert Günz, Naunhof. Aaküu-isunge«: Für Inserenten der Amtshauptmann- fchaft Grimma 10 Pfg. die vierge spaltene Zeile, an erster Stelle und für Auswärtige 12 Pfg. Bei Wiederholungen Rabatt. Die Naunhofer Nachrichten erscheinen jeden DienStag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 5 Uhr mit dem Datum deS nachfolgenden TageS. Schluß der Anzeigenannahme: BormittagS 11 Uhr am Tage deS Erscheinens Nr. 12. Sonntag, den 26. Januar 1902. 13. Jahrgang. Namihofer Kram- und Biehmarkt den IO. und 11. Februar 1803. Bekanntmachung. Anläßlich des Geburtstages Seiner Majestät des Deutschen Kaisers wird nächsten Montag Ist Uhr ein Schnlaktus im Rathaussaale stattfinden. Alle Behörden, alle Gönner und Freunde der Schule und insbesondere die Eltern der Schulkinder werden zu dieser Feier und zwar nur hierdurch ergebenst eingeladen. Naunhof, den 25. Januar 1902. Im Namen des Lehrerkollegiums Schäfer, Direktor. Kaisers Geburtstag! Für unser hohes Kaiserhaus, sowie für alle Deutschen ist der 27. Januar ein be sonderer Festtag: feiert doch an diesem Tage Se. Maj. Kaiser Wilhelm II. seinen 43. Geburt-tag. Fällt auch in die diesjährige Festesfreude der bittere Tropfen der Trauer um die Heimgegangene Mutter des Kaisers und der Kaiserin, so läßt es sich das deutsche Volk doch nicht nehmen, durch zahlreiche Kundgebungen und stillen Gedenkens seinem Herrscherhause die Teilnahme an dieser zu bezeugen. Möge es dem Kaiser auch in seinem neuen ^Lebensjahre gelingen, das Staatsschiff durch die Klippen des politischen Lebens sicher hindurch zu leiten und möge volle geistige und körperliche Kraft dieses Werk krönen. Deutsche Landsleute! Schwer ruht die Hand Gottes auf dem Boerenvolke! Zwei Jahre schon wütet in ihrem Lande der Krieg, die Farmen sind zerstört, die Fluren verwüstet, die Männer teils im Felde noch im Kampfe, teil» als Gefangene in unzureichenden Lagern, die Frauen Mädchen und Kinder der gräßlichsten Not, den Rohheiten und Gewaltthaten der englischen Soldaten preisgegeben. Furchtbar sind die Qualen der Hilflosen, die kaum noch haben, womit sie ihre Blöße bedecken, die nicht wißen, womit sie den zehrenden Hunger stillen. Wir wollen hier nicht prüfen, wo Recht und Unrecht ist in diesem furchtbaren Kampfe, denn hier gilt es, Schmerzen zu lindern, Wunden zu heilen. Und so ergeht jetzt überall der Ruf an die deutschen Frauen und Mädchen, den unglücklichen Frauen der Buren und ihren Kindern zu helfen. Möchten sich überall recht opferwillige Geber finden! Der Deutsche Burenhilfsbnnd will dieses Werk der Liebe und Barmherzigkeit in allen Teilen Deutschlands in umfassendster Weise organisieren. Sendet ihm, der dafür Bürgschaft tragen will, daß Sure Gaben den rechten Zweck er reichen, daß sie nur den Werken der Barm herzigkeit dienen, der in engem Zusammen arbeiten mit den amtlichen Vertretern der beiden Republiken in Europa, die rechte Hilfe am rechten Orte bringen will, was Euch ent- behrlich scheint — aus tiefster Not schreien die Wehrlosen zu unseren Herzen! Vor allem Ihr, deutsche Frauen und Jung frauen — soll der Ruf an Euch vergebens ergehen? Helfet die Leiden des tapferen Volkes lindern, helfet den Frauen der Buren und ihren Kindern! Geldsendungen an den Deutschen Buren hilfsbund zu Händen der Kur- und Neu märkischen Ritterschaft!. DarlehnS- kasse, WilhelmSplatz 6, Berlin 8. Der Bund quittirt öffentlich in dem Organ des Bundes, „Der Burenfrcund" und durch die Presse. Zum letzten Duell. Der Gutspächter Falkenhagen, der Gegner des Landrats von Bennigsen, fuhr nach dem Zweikampfe zu Frau von Bennigsen nach Leipzig und dann nach Berlin, wo er im Zcntralhotel abstieg. Wie er angab, hatte er die Absicht, seinen Vater auszusuchen, wagte es jedoch nicht, dessen Wohnung zu betreten. Am Abend erkundigte sich Falken hagen bei einem Hotelbediensteten, wo man sich in Berlin amüsieren könnte, und suchte dann verschiene Lokale auf, in denen die sogenannte Lebewelt verkehrt. Den Mädchen gegenüber, in deren Gesellschaft er die Nacht durchzechte, machte er kein Hehl daraus, wer er sei, wie er auch in die Fremdenliste des Hotels seinen Namen richtig eingetragen hatte, und rühmte sich, wie man erzählt, des Duells und seiner „Heldenthat." Bis früh */,4 Uhr trieb er sich in lüderlicher Gesell schaft umher, dann kam er betrunken ins Hotel zurück, wo ihn die Polizei erwartete. Er wurde nach Hannover gebracht und an die Leiche seines Opfers geführt. Halkenhagen ist ein langer dürrer Mensch von keineswegs feinem Benehmen. Der sechsundzwanzig, jährige sieht eher aus wie ein sechsund vierziger; so runzelig ist sein Gesicht, so abgelebt sind seine Züge. Im Zentralhotel wurde eine Haussuchung in seinem Zimmer vorgenommen und der aufs äußerste belastende Briefwechsel zwischen ihm und Frau v. B. beschlagnahmt. So weit die Thatsachen, Von einem solch jämmerlichen Gesellen, den Herr von Bennigsen hätte mit der Hundepeitsche be zahlen sollen, muß sich also ein tüchtiger be währter Man über den Haufen schießen lassen, und um dieses Burschen willen müssen 5 Kinder zu Waisen werden. So traurig der Fall ist, so müßen die Duellgegner doch Genugthuung darüber empfinden, daß wieder einmal der Zweikampf in seiner ganzen Widersinnigkeit beleuchtet wird. Ganz vor kurzem ward vor dem Berliner Schwur gericht ein grauenhafter Fall verhandelt, in welchem ein junger Mensch namens Jänicke eine Frau ermordet, die er seit langem kennt, zu deren Mann er .du" sagt, mit deren Verwandten er verlobt gewesen, nur um eine nicht große Summe sich anzueignen, die in der Wohnung aufbewahrt war. Und nachher prahlt er vor einem Altersgenoßen mit dem Verbrechen, trinkt, läuft mit Frauenzimmern umher und wird am Ende verhaftet. Falkenhagen hat die HauSehre eines angesehenen Mannes verletzt, den schwer Beleidigten im Duell erschoßen, und fein erster Weg der Flucht gilt den Stätten gemeiner Lust. Man wird sagen er wollte sein Gewißen betäuben. O nein. Er rühmt sich ja frechen Weibern gegenüber seiner That, die wahrscheinlich über die famose Geschichte vor Lachen sich auSgeschüttet haben. Der Fall Jänicke und der Fall Falkenhagen — man weiß nicht, welchen man als den rohesten bezeichnen soll. Jänicke ist dem Henker verfallen. Falkenhagen aber wird ein paar Jahre ehrenvolle Haft verbüßen und dann wieder als makelfreieS Mitglied in die Gesellschaft zurückkehren können. Wenn irgend etwas die Duellsitte als un sinnig beleuchten kann, so ist es der Umstand, daß nach ihren Vorschriften Ehre und Leben auch des bedeutendsten, tüchtigsten Mannes in die Hände des ersten besten Taugenichtses gegeben sind. Und e» brauchen ja gar nicht so schwerwiegende Gründe für das Duell gegeben zu sein, wie im Fall Bennigsen. Auf der einen Seite sei Wahrheit, Recht und Vernunft, der Gegner aber schimpft, nun, so müßen alle diese Vorzüge einpackev. Recht und Ehre sind auf der Seite de« Schimpfenden, und der Beschimpfte hat vorläufig feine Ehre verloren, bi» er sie wieder herstellt, nicht etwa durch Recht und Vernunft, sondern durch Schießen oder Stechen. Griechen und Römer waren doch wohl ganze Helden. Aber sie wußten nichts von unserm Ehrenbegriff. Bei ihnen konnte durch Schimpfen wohl einer seine eigne Ehre vernichten, aber nicht die eines anderen, und ein Weib wohl seinen eignen Ruf in den Schmutz treten, aber nicht zugleich den des betrogenen Gatten. Der Zweikampf war bei ihnen nicht Sache der Edeln im Volke sondern bezahlter Gladiatoren, preisgegebener Sklaven und verurteilter Verbrecher. Durch das Christentum wurden die Gladiatoren spiele aufgehoben. An ihrer Stelle aber ist in der christlichen Zeit das Duell getreten. Waren jene ein grausames Opfer, der all gemeinen Schaulust gebracht, so ist dies ein grausames Opfer, dem allgemeinen Vorurteil dargebracht, aber nicht von Sklaven und Verbrechern, sondern von Leuten, die Freie und Edele heißen könnten, wenn sie nicht in die Fesseln so thörichter Ehrbegriffe verstrickt wären. Rundschau. — Beileid deS Kaisers. Der Kaiser hat, wie wir noch nachträglich Horen, dem Vater des im Duell erschoßenen Landrats v. Bennigsen, dem vormaligen Oberpräsidenten der Provinz Hannover, ein in den herzlichsten Worten abgefaßtes Beileidstelegramm gesandt. — Berlin. Dem Reichstage ging eine Resolution Rösicke-Dessau und Pachnicke zu, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, dem Reichstage baldmöglichst einen Gesetzentwurf vorzulegen, betreffend die Errichtung von Arbeitsnachweisen, wonach die Gemeinden zur Errichtung und Unterhaltung von Arbeits nachweisen angehalten werden können, an denen Vertreter der Arbeitgeber und Arbeit nehmer in gleicher Zahl unter dem Vorsitz eines Unparteiischen zu beteiligen sind. — Die Aussicht auf Gewährung von Diäte« a« die ReichStagSmitglieder ist durch die jüngsten Erklärungen des Grafen Bülow abermals hinfällig geworden, obwohl man bisher der Annahme zuneigte, daß dieser eine günstigere Stellung in dieser Frage einnähme. Es ist aber, so schreibt der „Berl. Bors. Kour.", vielleicht möglich, daß wenigstens die freie Etsenbahnfahrt für die Abgeordneten erweitert wird, waS gestern im Reichstage selbst der konservative Abgeordnete v. Levetzow als wünschenswert bezeichnete; es dürfte in dieser Hinsicht auf den Reichskanzler auch privatim noch eingewirkt werden. — Berlin. Einer beim hiesigen Bureau der New-Dorker StaatSztg." aus New Dork eingetroffenen Kabeldepesche zufolge werden an dem Banket, welches die amerikanische Preße dem PrinzenHeiurich imHotel„Waldorf- Astorid" geben wird, neunhundert Heraus geber und Chefredakteure teilnahmen. — Berlin. Da» Oldenburgische Schiff „Hoffnung" ist mit seiner ganzen Besatzung in der Nordsee untergegangen. — Berlin, 23. Jan. Bei der Subskription auf 115 Millionen Mark dreiprozentiger Reichsanleihe und 185 Mill, dreiprozentiger preußischer Staatsanleihe wurden auf die Reichsanleihe allein rund sieben Milliarden gezeichnet. — Illumination und Arbeitslosigkeit. In Anbetracht der großen Arbeitslosigkeit hat der Kaiser dev „Korr. Dettbarn" zufolge den Wunsch ausgesprochen, daß die aus Anlaß seines Geburtstages geplante Illumination der öffentlichen Gebäude re. möglichst einge- schÄukt werde, daß die hierfür bestimmten Gelder vielmehr nach Möglichkeit zu wohl- thätigen Zwecken verwendet werden möchten. Dieser Wunsch ist den verschiedenen Stadt verwaltungen nnd Behörden mjtgeteilt worden und e» haben zahlreiche Verwaltungen be schloßen, in diesem Jahr von einer Illumi nation am Geburtstage des Kaisers abzusehen -und einen entsprechenden Betrag der Armen verwaltung zu überweisen. — Köln. Es hat sich wieder eine Ver einigung der deutschen Sohlenleder-Fabrikanten gebildet, welche sämtliche schweren Gewichte um 3 Mark und leichtere um 2 Mark pro Zentner erhöhte. — Aus Jena schreibt man: Die Dozenten und Beamten der Universität haben sich jetzt entscheiden müßen, ob sie die ihnen vom Landtage zugesprochenen Gehaltserhöhungen unter Verzicht anf die bisherige Steuerfreiheit annehmen wollen. 120 Professoren, Privat dozenten und Beamte haben dem zugestimmt, während 40 auf die Gehaltserhöhungen ver zichten und an der Steuerfreiheit festhalten. — Die Einnahmen der bayerischen Staats- etsenbahnenim Jahre1901 betrugen 150547099 Mark, das ist 6186155 Mark weniger als im Jahre 1900. — Athe«. Als der König gestern im König!. Garten spazieren ging, stürzte ein Mann mit gezücktem Meßer auf ihn los. Der Garten-Inspektor parierte den dem König zugedachten Stoß und wurde verwundet. Der Attentäter wurde verhaftet, er scheint geistes krank zu sein. Haag, 23, Jan. Kitchener hat mit den Buren neuerdings zu unterhandeln versucht betreffs Einstellung der Feindseligkeiten. Alle Führer der Buren erklärten, um jeden Preis weiter zu kämpfen, biS die Bedingung des Friedens, die absolute Unabhängigkeit, ge sichert sei. Delarey speziell erklärte, fortzu* kämpfen, solange noch ein Mann an seiner Seite wäre; wenn er sich überhaupt ergeben würde, dann würde er sich bedingungslos ergeben, da die Engländer ihr Wort doch nicht hielten. Brüssel. Dem Blatte „Petit Bleu" zufolge wurde die Frau des Generals Dewet mit ihren Kindern auf Befehl Lord Kitcheners aus Johannesburg ausgewiesen und in ein Konzentrationslager gebracht, wo eines ihrer Kinder bereits gestorben ist. — Pretoria. Vor einigen Tagen wurde ein Trupp von 35 Eingeborenen, der bei