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i6t-s Stück, den 25. Februar i8v8. Johann der zweite, König von Portugal. sinter der Regierung dieses kraftvollen Für sten (von 1431 bis 1495) begann Portugals goldnes Zeitalter, und die schönen Tage des Ruhmes hoben an, der den Nahmen des einst so kräftigen, unternehmenden Volks in die fernsten Welttheile trug. Wie Ludwig der Eilste in Frankreich, so herrschte er mit eisernem Arm, und oft mit Verschmähung rechtlicher Formen, über die großen Kronva- fallen, deren Macht unter der nachsichtigen Negierung seines Vorgängers gefährlich neben dem Throne aufgewachsen war. Strenge, wenn er als Herrscher handelte, mild und gü tig, wenn er als Mensch erschien, wußte er die Herzen des Volks zu erobern, wahrend er Gehorsam und Furcht erzwang. Unbeug sam im einmal begründeten Entschlusse, sorg fältig in der Wahl der Staatsbeamten, die bewährtes Verdienst und nicht Vorzug der Geburt erhob, strenge in der Aufsicht über dieselben, bedacht, durch Erziehung, beson ders unter den höhern Ständen, das auf blühende Geschlecht zu veredeln, damit es nicht bloß durch Wtsseuschaften, auch durch Bildung und sede Bürgertugend den übrigen Ständen im Staate als Muster vorleuchten könne; achtsam auf die öffentliche Meinung, welche er oft durch vertraute Kundschafter er forschen ließ, und welche, wo sie gerecht ta delte, ihm warnender Wink, wo sie billigte aber, Ermunterung ward, das begonnene Werk zu vollenden. So gründete er Ord nung im Innern, wie er im Auslände durch eine Verständige und schlaue Politik, die der Ruf seines festen und kriegerischen Sinnes unterstützte, Ansehn erwarb, und so bereitete er die Größe, welche die Portugiesen unter seinen nächsten Nachfolgern als meerherrschen- des Handels'oolk erstiegen. Diese allgemeine Charakteristik möge einige Züge einleiten, die ich aus seinem Leben hervorheben will. Von Natur nicht zur Arbeit aufgelegt, überwand er seinen Hang, und war unabläs sig thätig in Staatsgeschäften, selbst wäh rend der langen Krankheit, deren Opfer er ward. Jedem stand der Zugang zu ihm of fen, und er war im Anhöreu geduldig, im Antworten sparsam; denn er wußte, ein Fürst müsse, gleich einem Orakel, nur we nige, aber viel bedeutende, bestimmte Worte sagen. In seiner Lebensweise war er mäßig,