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KWMMiyMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich UWs-Anzeiger fiir Hohi^rf, Nöölitz, BeriiÄorf, WSorf, St. KOien. HeinriP-rt, Mtticm» M Riilseii. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — —-— —— SS. Jahrgang. — — — Nr. 287. Dienstag, den 10. Dezember 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Vekamrtmachuitg. Donnerstag, den 12. Dezember laufenden Jahres von Mit tags L Uhr ab, soll auf der Hofer Straße L, Abteilung Z, eine Parthie Zkutz und Brennholz (Pappel- und Kirschbäume) gegen sofortige baare Bezahlung und unter den sonstigen vor Beginn des Termins bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich an die Meistbietenden versteigert werden. Versammlungsort: „Gasthof zu den drei Linden in Mülsen St. Jacob." Zwickau und Glauchau, am 5. Dezember 1889. Kgl. Straßen- und Wasserbau-Inspektion. Kgl. Bauverwalterei. Döhnert. vr. Werner. Tagesgeschichte. *—Lichtenstein, 9.Dezember. Gestern Nach mittag fand in der neugeweihten Kirche der erste Kindergottesdienst statt, an welchem die obersten Klassen der dasigen Bürgerschule, sowie einige Klassen aus Hohndorf, sämtlich unter Führung der Herren Lehrer, teilnahmen. Der Kindcrfestzug bewegte sich unter dem Geläute der Glocken vom Schulplatze durch die Schnl- gasse, über den Markt durch die Ehrenpforte in die Kirche, woselbst Herr Diakonus Riedel die Festpredigt hielt. Das Thema lautete auf Grund des Textes Ps. 84, 2 u. 3: „Euer erster Gottesdienst in unserer neuen Kirche will 1) Euch die Lieblichkeit des Gottes hauses vor Augen führen, 2) dadurch ein sehnliches Verlangen nach Gottes Hause und Gottes Nähe in Euch wecken und 3) dadurch wieder zu einer seligen Freude in dem lebendigen Gott Euch führen". *— Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am heutigen Vormittag in der Färberei des Herrn H. Heyder hierselbst. Der dort in Arbeit stehende Färbereiarbeiter König von hier erlitt durch Ueber- laufen des Kochfasses erhebliche Brandwunden und mußte deshalb sofort ärztliche Hilfe in Anspruch ge nommen werden. *— Callnberg, 9. Dez. Das am gestrigen Abend vom Gesangverein Callnberg im „Goldnen Adler" daselbst abgehaltene Gesangs-Concert hatte sich eines zahlreichen Besuches zu erfreuen. Die Durch führung des reichhaltig aufgestellten Programms war eine lobenswerte. — Da am Schlüsse des Jahres gewöhnlich ein großer Dienstbotenwechsel stattzufinden pflegt, so dürfte es sich empfehlen, den ß 32 des noch in Geltung befindlichen Gesetzes vom Jahre 1845 in Erinnerung zu bringen. Derselbe lautet: „Dienstherrschaften oder andere Personen, z. B. Dienstmakler, welche einen schon vermieteten Dienstboten zum Rücktritt von dem eingegangenen Miet-Kontrakte zu bewegen suchen, ver fallen in eine Strafe von 25 Neugroschen bis zu 5 Thalern oder verhältnismäßigem Gefängnis". Selbst verständlich wird die Bestimmung auch im umgekehrten Falle auf die Dienstboten angewendet, welche ver tragsbrüchig werden und in Folge eines mittlerweile angenommenen lohnenderen Dienstes das sogenannte „Draufgeld" znrückbrmgen wollen. Eine etwaige Ent schuldigung, das alte Gesetz nicht gekannt zu haben, giebt es nicht. — Ein Mittel gegen den Schnupfen empfiehlt die „Apoth.-Ztg" : Ein Theelöffel voll Kampher- pulver wird in ein mehr tiefes als weites Gefäß gegossen, und dieses zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt. Ueber dasselbe stülpt man dann eine drei eckige Papierdüte, deren Spitze man so weitabreißt, daß man die ganze Nase hineinstecken kann. Aus diese Weise atmet man die warmen, kampherhaltigen Wasserdämpfe 10 bis 15 Minuten lang durch die Nase ein. Das Verfahren wird nach 4 bis 5 Stunden wiederholt und selbst der hartnäckigste Schnupfen leistet ihm nicht Widerstand, meistens verschwindet er schon nach dreimaligem Einatmen. — Mit dem ersten Adventssonntage, dem Ein tritt in das neue Kirchenjahr, legen die wendischen Frauen und Mädchen zum Besuche des Gotteshauses eine schwarze, also ihre Trauertracht, an. Diese tragen sie bis zum ersten Weihnachtsfeiertag. Erst zum zweiten Festtag erscheinen sie in der Kirche in bunten, lebhaften, freudigen Farben. Die frommen evangelischen Wenden leben nach der alten Sitte der ersten christlichen Zeit. Die Adventszeit galt bei den ersten Christen als eine Zeit der Buße. — Am 2. d. M. und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung Königl. Sächsischer Staats papiere stattgefunden, von welcher die 4°/o Staats- schulden-Kafienscheine von den Jahren 1852/55 58/59/62/66 und /68, auf 4°/o herabgesetzten, vor mals 5°/o dergleichen vom Jahre 1867, 4°/o der gleichen vom Jahre 1869 lüt. und L, 4°/» der gleichen vom Jahre 1870, ingleichen die auf den Staat übernommenen auf 4°/o herabgesetzten, vor mals 4^/s °/o Schuldscheine vom Jahre 1872 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Kompagnie betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staats papiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmersam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämtlichen Bezirkssteuer-Ein nahmen und Gemeindevorständen des Landes zu jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgelosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, Der Erbe des Hauses. Roman von Hermine F r « n k e n ft e in. - -> --- (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Geh fort, Kleine, ich werde den Hund los lassen! Ich will doch sehen, ob es nicht geht, wenn man ihm befiehlt!" ries Krigger aus. Ein Kreischen ertönte gleichzeitig von der Haus hälterin auf der Terrasse und von Frau Popley auf dem Balkon. Krigger hätte auch seinen unmenschlichen Vorsatz ausgeführt, wenn nicht in diesem drohenden Au genblicke Herr Devereux Gower auf dem Schau platze erschienen wäre, um sich nach der Ursache des Lärms zu erkundigen. Ein einziger Blick verriet ihm, was vorging und seine Stirne umwölkte sich. „Zurück dort, Krigger," schrie er. „Wenn Ihr den Hund auf diesen armen Blödsinnigen hetzt, werdet Ihr es mit Eurem Leben bezahlen! Zurück!" Krigger zog sich mürrisch mit seinem Hunde zurück. Mit einem Winke befahl Gower dem Koche und der Haushälterin, sich zu entfernen, und eingeschüchtert gehorchten sie auch. Gower wandte seine Blicke dann Tressilian zn, der ihn mit seinen melancholischen Augen anschaute. „Ihr müßt gehen!" sagte Olla's Vormund, asch bleich und in großer Erregung zu Hugh. „Versteht Ihr? Geht! Und kommt nie wieder hierher!" Aber Hugh blieb unbeweglich stehen. „Ich will Olla!" sagte er nur. „Ihr könnt nicht zu Ihr," sagte Gower heiser. „Ich sage Euch, geht! Ich kann Euren Blick nicht ertragen! Welch'ein Verhängnis hat Euch mir in den Weg geführt! Ich werde Euch ein Leid anthun, wenn Ihr nicht geht!" Aber Tressilian, der diese heftigen Worte und Gower's Aufregung nicht verstand, weigerte sich noch immer, zu gehen. Er rief Olla abermals zu, zu ihm zu kommen. Gower befahl nun Krigger und dem sizilianischen Kutscher sich des unglücklichen jungen Mannes zu be mächtigen und ihn unverzüglich zu Frau Vicini zurückzubringen. Die beiden Diener schleppten Tressilian fort und verschwanden bald im Schatten des Orangenhains. Olla kehrte mit brennenden Wangen und blitzen den Augen in ihr Zimmer zurück. „Wenn ich je unentschlossen war," rief sie leiden schaftlich aus, „jetzt ist's mit aller Unentschiedenheit vorbei! Mein Entschluß ist gefaßt, Mutter Popley! Ich will mich nicht ergeben — ich will nicht geduldig sein! Ich will nach England fliehen und der arme Jasper Lowder soll mit uns gehen! Schließe die Fenster; das Geschrei des armen Jasper klingt mir noch immer in die Ohren! Jetzt laßt uns von der Flucht sprechen! Wie sollstch mich aus der Gewalt dieses Tigers befreien? Und wie soll ich mit dem armen Jasper England erreichen?" 15. Kapitel. Wie Lowders Pläne gedeihen. Wir müssen jetzt zu Jasper Lowder zurückkeh ren, den wir in der großen Vorhalle von Tressili- an-Hof verlassen haben, unsicher, wie er in das Zimmer der Haushälterin gelangen könnte. „Das ist eine unvorhergesehene Schwierigkeit," murmelte er, mit finster zusammen gezogenen Brauen durch die Halle schreitend. „In welchem Teile dieses Hauses soll ich diese Fran Goß suchen?" Lowder war sehr scharfsinnig und sah plötzlich einen Ausweg aus dieser fatalen Schwierigkeit. „Das Zimmer der Haushälterin muß irgendwo rückwärts im Hause sein," dachte er. „Wahrscheinlich nicht allzusehr vom Speisezimmer entfernt." Und keck schritt er in das Speisezimmer hinein. Purmton, der Haushofmeister, war allein in dem Gemache; bei Lowders Eintritt wandte er sich und ging ihm mit strahlendem Gesicht entgegen. „Es ist, wie wenn die alten Zeiten wieder kom men sollten, Euch in dem alten Speisesaal zu sehen, Master Guy — bitte um Entschuldigung, Herr — ich hätte Herr Tressilian sagen sollen, aber wie ver ändert Ihr auch seid, Herr, kommt mir doch immer der Name auf die Zunge." „Ihr müßt mich auch künftig bei demselben nennen," sagte Lowder freundlich. „Ich ziehe ihn der förmlicheren Ansprache vor. Ich habe bemerkt, daß Fran Goß sich gar nicht verändert hat, wäh rend ich fort war, wo ist sie?" „In ihrem Zimmer, Master Guy," erwiderte der Haushofmeister, dessen joviales, rundes Gesicht sich rötete. „Es ist wahr, sie ist während der fünf Jahre gar nicht gealtert und noch so rüstig, daß sie alle jungen Mägde übertrifft. Zwischen uns ste hen die Dinge noch immer im Alten, Master Guy. Sie will nicht „Ja" sagen, weil sie damit das An denken an ihren ersten Mann zu beleidigen glaubt; aber iMhoffe, ich werde sie noch überreden können.