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WMMsMWM Wochen- und NachrichtMott zugleich Keslhafts-Anzeiger siir tzolZdarf, N^lih, BmMorf, Niisdorf, St. KOit«, HtiliriPolt, Miiemi iiliil Miilscu. Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. — _____ - AA. Jahrgang. —— — ——— —— Nr. 281. Dienstag, den 3. Dezember 1889. s Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — « Bestellungen nehmen anßer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Ansträger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Nanni mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. - - - - Belmmtmachrmg. Im Verhandlungssaale des unterzeichneten Kömgl. Amtsgerichts soll den 7. Dezember t88S Vormittags 10 Uhr gemäß 8 15 des Gerichtsverfassungsgesetzes in öffentlicher Sitzung durch Aus- loosung die Reihenfolge bestimmt werden, in welcher die für den hiesigen Amts- gerichisbezirk gewählten Hauptschöffen an den einzelnen ordentlichen Sitzungen des Königl. Schöffengerichts allhier in dem Geschäftsjahre 1890 Theil zu nehmen haben, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Königl. Amtsgericht Lichtenstein, am 28. November 1889. Gehler. VekamttMüchimq, Nachdem mit Schluß dieses Jahres aus dem hiesigen Stadtverordnetenkollegium die Herren Stadtverordneten Maurermeister Karl Yulins Hedrich, Kaufmann Friedrich Wilhelm Ebert und Wcbwarenfabrikant Friedrich August Fröhlich, sowie Herr Ersatzmann Garnhändler Karl Otto Stolze wegen Ablaufs ihrer dreijährigen Amtierungszeit auszuscheiden haben, so ist zur vor geschriebenen Ergänzungswahl von 2 ansässigen und 1 unansässigen Stadtverordneten, sowie von 1 ansässigen und 1 unansässigen Ersatzmann der 5. Dezember I88K als Wahltermin anberaumt worden. Ratswegen werden daher alle stimmberechtigten Bürger hiesiger Stadt andurch geladen, an dem bezeichneten Tage von vormittags 9 Uhr ab bis nachmittags 1 Uhr ihre Stimmzettel, auf welchen je 3 ansässige und 3 uuansässige wählbare hiesige Bürger unter Angabe ihrer Vor- und Zunamen, sowie der Nummer der in hiesiger Polizeiexpedition bis zum Wahltage ausliegenden Wahl liste zu verzeichnen sind, im hiesigen Ratssitznngszimmer vor dem Wahlausschuß in Person abzugeben. Stimmberechtigt sind alle in der ausliegenden Wahlliste eingetragenen Bürger, und es wird jedem derselben ein Druckexemplar der Wahlliste rechtzeitig zugestellt werden. Die Wählbarkeit steht allen stimmberechtigten Bürgern zu, welche im Stadt bezirke ihren wesentlichen Wohnsitz haben. Die Mitglieder des Stadtrats, sowie besoldete Gemeindebeamte können nicht zugleich Stadtverordnete sein. Jngleichen sind die dem Stadtverordnetenkollegium bereits angehörenden Herren Lotteriekollekteur Härtel, Sparvereinskassier Preust, Kaufmann Singer, Färbereibesitzer Heyder, Bürgerschullehrer Graupner uns Dekorations maler Keller bei der gegenwärtigen Wahl außer Berücksichtigung zu lassen. Lichtenstein, den 25. November 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. NelamttKKchrmg. Nachdem unser zeitheriger Ratsbautechniker mit Tode abgegangen ist, ist von uns Herr Brandversicherungs-Jnspektor Lantzsch in Glauchau als Sachverständiger in Bausachen für die Stadt Lichtenstein bestimmt worden. Lichtenstein, den 30. November 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Die Kirchenweihe in Lichtenstein am I. Adventssonntag, den 1. Dezember 1889. Die Einweihung der erneuerten Laurentius-Kirche, welche sehnlichst von unseren lieben Kirchengemeinde gliedern herbeigewünscht wurde, ist nunmehr am Sonn tag erfolgt. Hatte auch unsere liebe Schwestergemeinde Calln- berg uns während der langen, 1sts Jahr andauernden Bauperiode die Pforten ihres Gotteshauses in der entgegenkommendsten Weise geöffnet, so war doch immerhin eine recht fühlbare Lücke, daß der Gottes dienst nicht mehr in unsrer alten, so lieb gewordenen Kirche stattsinden konnte, in der Gemeinde zu bemerken. Jetzt ist nun alles glücklich unter Gottes Schutz been det und der Bau als wohlgelungen zu betrachten. Lange Vorbereitungen bedurfte es zwar um den Tag der Weihe, und ist auch bis in den letzten Tagen hinein noch rüstig geschaffen worden, um Alles zu einem glücklichen Ende zu führen. Am Sonnabend abends 6 Uhr verkündeten nns nun unter feierlichen Klängen der Kirchenglockcn und das Choralblasen an verschiedenen Orten der Stadt die Nähe des Weihefestes. Am Sonntag, an dem Festtage, folgte ebenfalls des Morgens Geläute aller Kirchenglocken und Choral blasen vom Turm. sts9 Uhr sammelte sich der Festzug am Rathaus, welcher in folgender Weise geordnet war: a) Zugführer, die Schützen, Militärverein, freiwillige Feuerwehr; 5) die beim Kirchenbau beschäftigt ge wesenen Gewerke, Meister, Gesellen, Innungen, Musik chor; o) der Kirchner, der Kantor mit dem Kirchen sängerchor, die Knaben in Chormänteln mit Hüten, mit dem Kreuz voran; cl) Jungfrauen mit dem aus einem Kissen getragenen Schlüssel der Kirche, der Bau meister der Kirche Herr Schramm und sein Bauführer HerrWondrack; s) Vertreter des hohen Kirchenregiments, Vertreter des Kirchenpatronats, die Kirchen-Inspektion: Superintendent und Rat der Stadt; 1) die Ortsgeist lichen und die übrigen Pastoren im Ornat, die heil. Gefäße tragend; g) der Kirchenvorstand zu Lichtenstein; b) die Stadtverordneten, die Lehrerschaft, Schenkgeber, Ehrengäste, Kaiser!., Königl. und Fürstl. Beamte, und die Beamten der Stadt, Vertreter der Nachbar gemeinden, Krieger- und Turnverein, Gesangsverein und Korporationen mit Fahnen, die Frauen und allerlei Glieder der Gemeinde. Die Patronatsherr schaft war durch Herrn von Uslar-Gleichen von hier und Herrn Kammersekretär Dost aus Waldenburg vertreten. Auch Herr Amtshauptmann Merz war anwesend. Der Zug setzte sich unter Glockenläuten in Be wegung, erst die Straße abwärts und dann über den Marktplatz durch die auf tum Kirchplatz errichtete schöne Ehrenpforte nach der Kirche, woselbst der Zug die Kirche umschloß. Am Westportal, nach dem Gesänge des Chors: „Thut mir auf die schöne Pforte re.", überreichte eine der Festjungfrauen, Frl. Naumann, den auf einem Kissen getragenen Kirchenschlüssel Herrn Architekt Schramm, unter den Versen: Des Meisters Gedanken, Der Künstler Kraft, Viel helfende Hände Haben Großes erschafft. Wie neugeboren Die Kirche steht Von Anmut uud Farbe Köstlich durchweht. Die alten Wände Von granitner Gewalt Mußten sich fügen Der neuen Gestalt. Durch Holzes Formung, Durch Glases Pracht Ist hier ciu Denkmal Für immer vollbracht. Als alles vollendet, Da schloß ma,n cs zu, Der Hammer, der Meisel Kamen zur Ruh. - Es ward in der Kirche Ganz sabbathstill > Bis heute die Pforte Neu öffnen sich will. Die Arbeit zog ans, > Die Andacht zieht ein, f Ihr soll die Kirche f Erschlossen nun sein. : Du Schlüssel schließe ) Das Heiligtum auf, ) Daß Gottes Kinder ) Drin kommen zu Hauf. Daß die Predigt klinge Als Wort von droben, / Daß Orgel und Sänger ) Den Allmächtigen loben. Du Schlüssel schließe i Des Heiligtums Thür, < Daß Gnade und Segen ? Draus quelle herfür! Den Schlüssel empfängt weiter Herr Oberkonsistorial- rat Meusel, als Vertreter des Kirchenregiments, der Herr Vertreter des Kirchenpatronats, dann die Kir chen - Inspektion, Herr Superintendent Weidauer und Herr Bürgermeister Fröhlich, nnd schließlich Herr Oberpfarrer Naumann, welcher öffnete und worauf der Zug sich in die Kirche begiebt, nachdem auch die anderen Thüreu erschlosst worden sind. Superintendent Weidauer intonierte am Altar: „Ehre sei Gott in der Höhe!" worauf die Gemeinde das Gesangbuchslied: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr' und Dank für seine Gnade," anstimmte. Dar nach erfolgte die Weiherede des Herrn Superintendent Weidauer, welche nach vorausgegangener längerer Ein leitung folgenden Wortlaut hatte: Du liebe Stadt Lichtenstein, Du Stadt mit dem sin nigen Namen, womit Dich Deine Väter einst benannt ha ben, o, so werde was Du heißt, bleibe eine Stadt in der sich aus diesen Steinen erbauen die lebendigen Steine am Tempel Gottes, eine Stadt im Licht wohnend, im Licht wandelnd, sehnsüchtig blickend nach jenem Auf gang aus der Höhe. Voll herzlicher Mitfrende mit Dir richte ich nnu mein Amt aus an Dir und Deinem neuen Gotteshanse, und weihe es im Namen des dreieinigen Gottes, und zwar dieses ganze Haus, daß es sei eine Hütte des Herrn, wo der himmlische Bräutigam wirbt um die Braut seiner Gemeinde bis auf den Tag seines Kommens zum ewigen Gerichte, Und diesen Altar und Taufstein, daß sie seien und bleiben ein Tempel Gottes, davon es heißt: Wen da dürstet, der trinket und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst, und diese K a n z e l, daß sie sei ein Predigtstuhl, auf welchem nie ein anderes Evangelium gepredigt werde, als das von dem, der da ist und war und kommt, Jesus Christus, hochgelobt in Ewigkeit; und diese Orgel, daß sie in den wechselnden Zeiten und in mannigfacher Stimmung immer nur erklingen lasse den einen Grundaccord: Kommt! kommt! und diese Stühle in der Empore nnd dem Schiff der Frauen, daß sie es predigen der Gemeinde: Sein Haus ist noch nicht voll, die Tische sind noch leer; hier ist der Tisch, an den ihr alle geladen seid, kommt, es ist alles bereit! So vollziehe ich die gesamte Weihe im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen! Herr hebe an zu segnen Dein Haus! Denn was Du segnest, das ist und bleibt gesegnet in Ewigkeit. Amen! Darnach richtete Herr Oberkonsistorialrat Meusel im Namen des hohen Landeskonsistoriums einige Worte an die Gemeinde, in welches, er die Freude über den glücklich zu Ende geführten Bau aus drückt nnd den Dank des hohen Landeskonsistoriums allen, welche dabei mitgcwirkt, überbringt mit dem