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Wochen- und Unchrichtsblatt zugleich GtMts-Ailzcher ßr Hohidorf, Wdlltz, Pmsöoch Riiskrf, Tt. KOieii, heinichsort, Mmicmii mi> Miilse». Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. — SS. Jahrgang. — — Nr. 268. Sonnabend, den 16. November 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. WI! MV»»MWW IW««IIMW Stadtanlagen fällig. MM-' ' >' Tagesgeschichte. *— Li chtenstein. Obwohl der Kaufmännische Verein für die Vortragsabende nur gediegene Kräfte als Redner gewonnen, sind doch einige von den Her ren als ganz hervorragende Großen besonders zu em pfehlen. Hierunter ist unbestritten Herr Reichsritter Karl von Vincenti aus Wien zu zählen, der heute Sonnabend, den 16. November, im Saale des „ Goldnen Helm" hier über „Wüstenvolk und Oasenleben" sprechen wird. Wenn wir an dieser Stelle auf diesen Herrn und das von demsel ben erfaßte Thema ganz besonders aufmerksam ma chen, wollen wir unsern verehrten Lesern nicht nur einen Dienst erweisen, sondern einer Pflicht genügen, die jede Redaktion hat, wenn sich günstige Gelegen heit bietet, Größen der Wissenschaft kennen zu lernen und durch solche geführt zu werden in Gegenden, die bisher nur von Wenigen besucht wurden. — Die in der Thronrede in Aussicht gestellte weitere Entlastung der Kommunalverbände beabsich tigt die Regierung in der Richtung eintreten zu lassen, daß sie den Schulgemeinden für jede ständige Lehrerstelle an einer einfachen Volksschule und, wo eine solche nicht besteht, an der ihre Stelle vertretenden mittleren Volksschule eine Staatsbeihilfe von jähr lich 360 Mk. und für jede Hilfslehrerstelle an einer derartigen Schule eine solche von jährlich 150 Mk. zur Verfügung stellt. Es ist jedoch die Ge währung unter Wahrung der Autonomie der Schul gemeinden an die beiden Bedingungen geknüpft worden, daß die Schulgeldersätze im Durschnitt einen gewissen Betrag nicht übersteigen, und daß das Minimal-Einkommen der Volksschullehrer eini germaßen erhöht wird. Diese Bewilligung der Schulgemeinden belastet den Staatshaushalt jährlich mit 1,700,000 Mk. — Unter den Vorlagen für den gegenwärtigen Landtag befindet sich ein Königl. Dekret, die Erbauung eines Zentralbahnhofes in Dresden- Neustadt betreffend. Es werden hierzu 35 Mill. Mark erforderlich, die sich auf 10 Jahre verteilen. — Nachdem eine neue Besprechung mit den Ge meindevorständen derjenigen Orte, deren Aufnahme in den Stadtbezirk Leipzig noch in Aussicht genommen ist, stattgefunden hat und hierbei beschleunigtere Auf nahme der fraglichen Gemeinden mit angeregt worden War, ist vom Rat der Stadt Leipzig nach dem An träge der Anschlußdeputation beschlossen worden, Eu tritzsch bereits am I. Januar 1890 aufzunehmen und die Aufnahme der sämtlichen übrigen in Frage kom menden Vororte am 1. Januar 1891 zu bewirken. — Glauchau, 14. November. Ein bedauerli cher Unglücksfall trug sich in den heutigen Vormit tagsstunden an den Niklasstufen zu. Mehrere Kinder vergnügten sich damit, die Stufen auf- und abzusprin gen, wobei ein fünfjähriges Kind so unglücklich zu Falle kam, daß es in das elterliche Haus getragen und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Möge dieser Fall zur Warnung dienen. — Zittau, 13. Novbr. Endlich ist einmal ein bedeutender Lotteriegewinn nach Zittau gekommen. In die hiesige Kollektion C. I. Kösser, in Administra tion Emil Kappes, ist heute vormittag auf Nr. 61416 der stattliche Gewinn von 150,000 Mark gefallen. — Reichenbach, 13. November. Auf benach bartem Revier haben hiesige Jäger ein Nest mit sechs jungen Hasen entdeckt. Zu so später Jahreszeit ist dies eine abnorme Erscheinung, wie sie jedenfalls nur äu ßerst selten vorkommt. — Neuerdings macht sich ein lebhafter Znzug bayerischer Arbeiter nach hier bemerkbar. — Oederan, 13. Novbr. Vergangene Nacht 3/t12 Uhr entstand in hiesiger Stadt Feueralarm. Es brannte auf dem Anger im Hintergebäude des Schank wirts Uhlemann. Das Feuer griff, da am Auger die Wasserverhältnisse ungünstige sind und Wasser nicht sofort beschafft werden konnte, weiter um sich und zerstörte außer dem Uhlemännschen Wohngebäude noch das daranstoßende Wohnhaus des Webers Ullmann; außerdem mußte das Wohngebäude der Lippmannschen Feldwirtschaft abgetragen werden. — Waldheim, 12. November. In hiesigen maßgebenden Kreisen beschäftigt man sich gegenwärtig mit der Frage der Errichtung von Volksbädern auf Kosten der Stadt. Man denkt an Fluß- und an Brausebäder. — Meuselwitz, 13. November. Auf dem hiesigen Bahnhöfe entgleisten heute früh gegen halb 8 Uhr die Lokomotive und mehrere beladene Wagen eines einfahrsnden Kohlenzuges, wobei der Lokomotiv führer verletzt und die Wagen teilweise zertrümmert wurden. — Oelsnitz i. E., 13. Nov. Gestern nach mittag erhängte sich in hiesiger Gefängniszelle der wegen Bettelns eingestellte Weber Ernst Ed. Klügel aus Ortmannsdorf. — Eine furchtbare Explosion erfolgte am Diens tag vormittag in der Garnkocherei der Bleicherei zu Göppersdorf unter donnerähnlichem Getöse. Diese Detonation wurve durch einen mit Garn gestillten Dampfkochapparat hervorgerufen, indem aus noch un erklärter Ursache der sestgeschlossene, ziemlich schwere Deckel dieses Apparates abgehoben und in die Höhe geschleudert wurde, wodurch das Dach vollständig demoliert wurde und eine arge Verwüstung entstand; Holz- und Eisenstücke, sowie Garnbündel lagen in Menge umher. Durch die furchtbare Erschütterung hatten auch die Nebenräume erhebliche Beschädigungen erlitten und waren sämtliche Oberlichtfenster zersprun gen. Zum großen Glück war zur Zeit der Explosion Niemand in der Unglücksstätte beschäftigt, nur drei im Nebenraum anwesende Arbeiter erlitten durch herab- saüende Glasscherben schmerzhafte Verletzungen amKopse. — Rositz, 13. November. Gestern nachmittag in der fünften Stunde stürzte der Sohn des Steigers Weickardt (28 Jahre alt) in den Karlschacht der Frie densgrube. Leider wurde der Unglückliche als Leiche ans Tageslicht befördert. Z Berlin, 14. Novbr. Der „Post" wird aus Frankfurt a. M- gemeldet: Durch eine Explosion, welche heute morgen m einem Trockenhause der Pul verfabrik Hanau stattfand, verunglückten etwa 15 Mäd chen. Etiva 5 sind tot, die Uebrigen sind gräßlich verstümmelt; außerdem ist ein Mann tot. Z Am 11. Januar wurde in Liegnitz der Stel lenbesitzer Helbig aus Lichtenwaldau wegen Sachbe schädigung und versuchten schweren Diebstahls zu ei nem Jahre Zuchthaus verurteilt. Er solle, wie der Stellenbesitzer Taube und dessen Wirtschafterin Wende übereinstimmend eidlich bekundeten, in der Nacht zum 16. August v. I. einem dem Taube gehörigen Fisch kasten mit einer Axt zerschlagen haben und ein Fisch diebstahl nur durch das Hinznkommen des Besitzers verhindert worden sein. Helbig beteuerte vergeblich seine Unschuld. Jetzt stellte sich nun heraus, daß Taube und die Wende in der Verhandlung einen wissentlichen Meineid geschworen und den der damaligen Anklage zu Grunde liegenden angeblichen Thatbestand erdichtet hatten. Taube wurde zu 10, die Wende zu 5 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Helbig, der bereits ein halbes Jahr im Zuchthaus gesessen hat, wird nun nach Wie deraufnahme seines Prozesses unverzüglich in Freiheit gefetzt werden. Z Eine romantische Liebesgeschichte berichtet ein Korrespondent der „Franks. Oder-Ztg.: Emil Becker aus Podelzig, Schmied von Profession, arbeitete seit zwei Jahren in einer Berliner Gewehrfabrik und war wegen seiner Geschicklichkeit in dieser kurzen Zeit be reits zum Werkführer avanciert. Er lernte eine junge Dame kennen, die höchst elegant gekleidet ging, stets ein mit Goldstücken gespicktes Portemonnaie bei sich führte und in Charlottenburg eine große feine Woh nung inne hatte, was ihn veranlaßte, seinen Stand zu verschweigen. Es entspann sich ein intimes Ver hältnis. Eines Tages, als sich die Liebenden in der Wohnung der Dame zusammentrafen, kam eine be deutende Geldsendung aus Rußland an, wodurch der junge Mann erfuhr, wer seine Geliebte eigentlich sei. Er wurde aber nicht angenehm überrascht, als er sich überzeugte, daß seine Braut die Tochter eines jehr reichen russischen Grafen sei. Er suchte nun wegen ei nes so großen Standesunterschiedes das Verhältnis zu lösen, aber die junge Dame blieb standhaft und holte ihn sogar jeden Abend nach Feierabend von der Fabrik ab. Nach der Erzählung der jungen Russin sollte sie von ihrem Vater zu einer Hochzeit gezwun gen werden, widersetzte sich aber ganz energisch und wurde vom Vater dafür aus dem Hanse gewiesen. Sie konnte leben, wo sie wollte, Gelo zum standes gemäßen Leben wurde ihr zugesichert, aber vor Augen sollte sie ihrem Vater nicht mehr kommen. Sie wählte Charlottenburg und so entstand die Liebesgeschichte. Jetzt ist der Vater milder geworden und hat seine Tochter aufgefordert, nach Hause zu kommen; diese hat sich auch bereit dazu erklärt, wenn sie ihren Bräu tigam von hier mitbringen dürfe. Das ist ihr gestattet worden, und vor vier Wochen dampften nun Beide, die russische Gräfin und der ehemalige Schmiedege selle, nach Rußland. Der junge Schmied ist dort als gräflicher Schwiegersohn angenommen und war jetzt in Podelzig, um einen Auslandspaß auf zwei Jahre zu holen; er wird sich binnen Kurzem mit der jun gen Komteß verheiraten und lebt mit ihr herrlich und in Freuden auf den ausgedehnten Besitzungen des Grafen, sechs Meilen hinter St. Petersburg. — Hübsch ist die Geschichte. Ob sie wahr ist? Z Kassel, 12. November. Bei dem nahen Dorfe Sondershausen wurde im Buschwerk die schon halb verweste Leiche eines jungen Mannes gefunden. Der Schädel war zertrümmert, Wertgegenstände fanden sich in den Kleidern nicht vor. Es wird angenommen, daß ein Raubmord vorliegt. Die Staatsanwaltschaft hat bereits Nachforschungen angestellt, um Licht in die Sache zu bringen. Die Jndentität der Leiche hat noch nicht festgestellt werden können. Es scheint, daß der Getötete den gutsituierten L-täuden angehört hat und etwa 20 Jahre alt gewesen ist. Z Hamburg, 13. November. Erzherzog Jo hann von Oesterreich weilt seit gestern in Hamburg und ist im „Hamburger Hof" abgestiegen, wo ihm auf telegraphischem Wege vom Kaiser Franz Joseph die seit Wochen erwartete Erlaubnis zugiug, sich fort an Johann Orth nennen zn dürfen. Er verhandelte hier mit einem unserer größten Schiffsrhedcr und reist morgen nach London ab, um in eine dortige große Schiffsrhederei einzutreten. Sofort nach dem Eintreffen der kaiserlichen Erlaubnis ließ sich der Erzherzog Visitenkarten mit seinem neuen bürgerlichen Namen anfertigen. Z M ü u ch e n , 14. Novbr. Das Kaiscrpaar ist heute nachmittag 5 Uhr eingetroffen. Dasselbe wurde von dem Prinz-Regenten herzlichst begrüßt, welcher