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NWMMMkM Wochen- und Kochrichisblatt zugleich Wiists-AnzcM siir Hchnhorf, UUitz, Pmükrf, Nii^orf, St. heiniPort, Rliricm» Riilseii. Amtsblatt für den Stabtrat zu Lichtenstein. ——— — —— »s Jahrgang. —-— — —- Nr. 262. Sonnabend, den 9. November 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (nutzer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Insera te werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekanrttymchrmg. Gemäß Z 50 der rev. Städtcordnung ist für die demnächst vorzunehmende Stadtverordneten-Ergänzungswahl eine Liste der Stimmberechtigten, sowie der Wählbaren aufgestellt worden und liegt von jetzt ab 14 Tage lang während der gewöhnlichen Geschäftszeit an Ratsstelle beim Registrator Baumann zur Einsicht aus. Nach Z 51 der rev. Städtcordnung steht es jedem Beteiligten bis zum Ende des 7. Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung, sonach bis mit dem IS. November 188S frei, gegen die Wahlliste beim Stadtrat Einspruch zu erheben, über welchen dann vor Schluß der 14tägigen Ausliegezeit und vor Schluß der Liste der Rat Ent schließung fassen und dem Einsprechenden eröffnen wird. Nach Ablauf des 22. November 1889 wird die Wahlliste geschlossen und können alle Bürger, welche in der geschlossenen Liste nicht eingetragen sind, an der bevorstehenden Wahl nicht teilnehmen. Lichtenstein, den 6. November 1889. Der Rat zu Lichtenstein. - Fröhlich. A u k t i o n. Sonnabend, den S. d. M. sollen von mittag ^2 Uhr an im Schulhof mehrere Haufen ganz gesundes starkes Bauholz, in langen und kurzen Stücken, und andere Gegenstände an den Meistbietenden gegen sofortige Zahlung verauktioniert werden. Auch die großen eichenen Thore kommen mit zur Auktion. Lichtenstein, den 6. November 1889. Der Kirchenvorstand. Heute städtische Bolksöidliothel geöffnet von 11—12 Uhr. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 8. Novbr. Der diesjäh rige gestern und heute stattgefundene Herbstjahrmarkt brachte unserer Stadt einen regen Verkehr von aus wärts zu, so daß wohl anzunehmen ist, daß die Ge schäftsleute mit dem gehabten Ergebnis zufrieden sein dürften. Die Witterung war freilich recht herbstlich und der heutige Freitag fast ununterbrochen regnerisch. *— Die diesjährigen Herbst-Control-Versamm- lungen im Landwehr-Control-Bezirk Lichtenstein finden Montag, den 11. November, vormittags 9 Uhr für die Beurlaubten der Ortschaften des Amtsgerichtsbezirks Lichtenstein und an demselben Tage, nachmittags ffs2 Uhr für die Beurlaubten aus den Städten Lichtenstein und Callnberg auf dem alten Schießanger zu Lichten stein statt. — Eine persönliche Befehligung zu den Control-Versammlungen findet nicht statt und haben alle diejenigen Mannschaften, die ohne genügende Ent schuldigung fehlen, der für dieses Vergehen ausge worfenen Strafe gewärtig zu sein. Wer nach dem Verlesen eintrifft, verfällt der Bestrafung, als ob er bei der Controlversammlung gefehlt hätte. Etwaige Dispensationsgesuche, welche spätestens 3 Tage vor der betr. Control-Versammlung bei dem Haupt-Melde amt des Königl. Bezirks-Commandos Glauchau anzu bringen sind, finden nur auf Grund einer beigefügten behördlichen Bescheinigung Berücksichtigung. DieMann- schafien haben unter Anlegung der Ehrenzeichen in geeigneter Kleidung zu erscheinen und die Militär papiere mitzubringen. — Mülsen St. Jakob. Seit dem 4. Novbr. ist die Telephon-Neuanlage Thurm, Mülsen St. Jakob, Mülsen St. Niklas in Angriff genommen worden, und wird voraussichtlich der Betrieb derselben binnen Kurzem eröffnet werden, was für die Geschäftswelt im Mülscngrunde von hohem Interesse sein dürfte. — Während der Streik in der Thost'schen Fa brik zu Gersdorf fortdauert, haben bei Münch daselbst ea. 90, meist Frauen und Mädchen, die Ar beit wieder aufgenommen. Auch betreffs des Ver kaufspreises der Nadeln ist zwischen Fabrikant und Arbeitern eine Vereinbarung getroffen worden. So zeigte sich Herr Münch auch bereit, die geforderten 10 Prozent den Feinarbeitern zu bewilligen. Diese aber wollen sich zu Gunsten der Starkarbeiter au 8 Pro zent genügen lassen, damit den Letzteren 10 Prozent zuteil werden; doch ist hierüber noch keine Einigung erzielt worden. — Eisenbahnverbindung zwischen Altenburg und Chemnitz. Die Bevölkerung im Osten des Herzog tums Sachsen-Altenburg und im Westen des König reichs Sachsen wird allem Anscheine nach nicht eher ruhen, bis ihre Wünsche bezüglich der besseren Ver bindung der genannten Städte in Erfüllung gegangen find. In allen Orten dieser Gegenden ist man wieder eifrigst bemüht, Namen unter Petitionen zu sammeln, welche die Erbauung einer Eisenbahn von Altenburg nach dem Muldenthale und darüber hinaus befür worten und der sächsischen Ständeversammlung, sowie dem Altenburgischen Landtage übermittelt werden sollen. An verschiedenen Orten, wo noch keine Eisen bahnkomitees bestehen, werden gegenwärtig solche ge bildet. — In Zwickau sprang am Dienstag abend ein Fabrikarbeiter in selbstmörderischer Absicht in den Schwanenteich. Ein Lehrer und zwei Kaufleute, welche den Vorgang von weitem beobachtet hatten, retteten den Lebensmüden. — Aus Anlaß verschiedener zur Kenntnis gelangter Vorgänge hat sich die königlich sächsische Amtshaupt mannschaft zu Chemnitz im Interesse der Aufrecht erhaltung der öffentlichen Ordnung veranlaßt gesehen, folgende Bestimmung gegen das sozialdemokratische Boyeottsystem zu treffen: „Wer in Zukunft es unter nimmt, den Gewerbebetrieb eines Anderen dadurch zu stören oder zu beeinträchtigen, daß er öffentlich vor einer Menschenmenge oder durch Verbreitung (Z 85 des Reichsstrafgesetzbuches) oder durch öffentlichen An schlag dazu auffordert, in einem bestimmten Gewerbe betriebe keine Waren anzukaufen oder zu bestellen, be ziehentlich in einem bestimmten Geschäftslokale nicht zu verkehren, wird mit Geldstrafe bis 100 M. oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen bestraft." Die Maß regel ist dadurch notwendig geworden, daß die sozial demokratischen Wortführer ihrem Anhang verboten, bei gewissen Geschäftsleuten zu kaufen oder zu ver kehren, weil sich diese als Gegner der Sozialdemokratie bekannt hatten. — Der Hülfsausschuß für die Wettergeschüdigten im amtshauptmannschaftlichen Verwaltungs - Bezirke Glauchau konnte in seiner unter Vorsitz des Herrn Amtshanptmann Merz in Kertzsch vorgestern abgehal tenen Sitzung an weitere 428 Personen in 35 Ge meinden Beihülfen zu Gebäudeschäden von 5 bis zu 150 Mark bewilligen. Desgleichen wurden Beihülfen von 300 bis 400 Mark an 4 Bezirkseingesesseue ge währt, welche nicht sowohl durch Hagel, als vielmehr durch den am l 2. Juli d. I. aufgetretenen orkanartigen Sturm erheblichen Schaden an ihren Gebäuden er litten hatten. Die gemachten Bewilligungen beliefen sich auf 12,709 Mark, so daß von den in Höhe von gegen 29,000 Mark bis jetzt eingegangenen Hülfs- geldern nunmehr ca. 18,700 Mark zur Verteilung gelangt sind. Von dem Restbeträge soll der Entschließ ung des Hülfsausschusses gemäß noch ein Teil I dem nächst, der Rest aber erst im nächsten Frühjahr zur Verteilung gelangen. i — Glauchau. In einem der letzten Tage kamen zwei Unbekannte in den Laden eines hiesigen Uhrmachers, um sich eine Uhr mit Kette auszusuchen. Da der eine sich als Sohn eines dem Uhrmacher wohlbekannten Mannes vorstellte, überließ ihn der Uhrmacher die auserlesene Uhr ohne jede Anzahlung. Kaum hatten die beiden Unbekannten aber den Laden wieder verlassen, als der Inhaber desselben zu seinem Schrecken bemerkte, daß mit der verkauften Uhr auch noch eine andere verschwunden sei. Die Annahme, daß er Schwindlern in die Hände gefallen sei, lag nunmehr nicht fern. Es stellte sich auch bald heraus, daß der als Vater angegebene Mann gar keinen Sohn besitze. Durch ähnliche Vorspiegelung wußten sich die beiden Schwindler auch noch bei einem Schuh macher Waren anzueignen und begaben sich dann auf der Straße in der Richtung nach Jerisau zu. Trotz allen Bemühungen der Polizei ist es noch nicht ge lungen, die beiden Unbekannten ausfindig zu machen. — Glauchau, 7. Nov. Bei der hiesigen Be völkerung hat die gestern abend hier eingetroffene Nachricht große Freude erregt, daß von der Budget kommission des Reichstages, sowie von der Sub- kommision der Ankauf des für die Errichtung des neuen Postgebäudes ausersehenen Platzes an der Leipziger Straße genehmigt worden ist. — Unter dem Viehbestände des Gutsbesitzers Gottlieb Veit in Callenberg ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. — Nach dem Oktoberbericht der Arbeiter-Kolonie Schneckengrün sind seit Eröffnung der Kolonie überhaupt 1464 Kolonisten aufgenommen worden. Zu dem beim Abschluß des vorigen Berichts verbliebenen Bestand von 78 sind im Laufe des Monats Oktober 43 Kolonisten hinzugekommen, während 18 abgegangen sind. Der jetzige Bestand beträgt 103, darunter 80 Sachsen. Von den 18 abgegangenen Kolonisten gingen 14 auf eigenen Wunsch, 1 erhielt Stellung durch die Kolonieverwaltung und 3 entliefen. Die Kolonisten wurden außer den nötigen Haus-, Hof- und Stall arbeiten, sowie Besetzung der Werkstätten hauptsäch lich bei der Kartoffelernte, mit Drainieren, Rajolen, Flachszubereitung u. Bestellung der Wintersaat beschäftigt. — Crimmitschau, 6. Nov. Gestern früh vor Beginn der Arbeitszeit war in der Buckskinfabrit von Theodor Schönfeld hier der Wolfer Heinrich Mispel auf einen nicht in Betrieb befindlichen Dampfkessel gestiegen und hatte auf dem Rückweg das Unglück, die Treppe herabzufallen. Mispel erlitt hierbei keiner lei äußere sichtbare Verletzungen und konnte auch den ganzen Tag über seine Arbeit verrichten. Abends Ur-7 Uhr wurde er indessen besinnungslos im Wolf lokale aufgefnnden und ist noch in vergangener Nacht in seiner Wohnung, wohin man ihn gebracht, ver schieden. Ob die Todesursache direkt oder indirekt durch den erlittenen Sturz verursacht wurde, wird erst durch die erfolgende Sektion festgestellt werden. Mispel ist 54 Jahre alt und verheiratet. — Mylau, 6. Nov. Heute früh hat sich in der Nähe Obermylau's der Lokomotivführer Guido