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MMMßMWU Woche«- und KachriMMM zugleich KWsts-ÄWM sm Hghssrf, RSSlitz, Vtrn^ors, Wims, 8t. 8Bie«, Hkimilhsorl, RailtM!, m- Riilsei!. Amtsblatt für de« Stadtrat z« Lichtenstein. —— — —— —— — s«. Jahrgang. ——— — —— — Nr. 199. Dienstag, den 27. August 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. MEj-chrücher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. - Einzelne Nummer 5 Pfennige.- Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie du Austräger entgegen. - Inserate werden die viergespaltene Korpnszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgefchichte. — Lichtenstein-Callnberg, 26. Aug. Gestern fand wie angekündigt die feierliche Ordination und Ein führung des Herrn Candidaten Werner aus Gersdorf als Pfarrvikar in Lichtenstein durch Herrn Superintendent Weidauer aus Glauchau in der Kirche zu Callnberg statt. Sonnenschein lag äußerlich auf dem Tage; Sonnenschein ging in der Kirche ans von der herz erhebenden Handlung. Nach dem üblichen Eingang, Verlesung der Sonntagsepistel und des Sonntags evangeliums, trat Herr Sup. Weidauer an den Altar und stellte den vor" ihm stehenden Ordinanden, aus gehend zunächst von der wehmütigen Ursache der gegenwärtigen Feier, der Gemeinde vor. In seiner warmen und ans Herz dringenden Weiherede über Röm. 10, 13—17, verweilte er insonderheit bei dem letzten, dem 17.V., dessen 1. Hälfte: „So kommt der Glaube aus der Predigt", der Gemeinde insonderheit, die 2. „Das Predigen kommt durch das Wort Gottes", dem Herrn Ordinanden innig und sinnig, gewissenschärfend und erquicklich in dieser wichtigen Stunde milgebend. Unmittelbar folgte sodann die Ordination des Herrn Werner zu einem Diener der ev.-luth. Kirche Sachsens, auf Grund des Rufes der obersten Kirchenbehörde und nach Ablegung des Ordinationsgelübdes und so dann die Einweisung in sein erstes Amt als Pfarr vikar in Lichtenstein. Nachdem sodann ein kurzer Lebenslauf des neu Eingewiesenen von Herrn Diac. Riedel verlesen war, fand die Feier des heil. Abend mahls für ersteren allein statt, welches ebenfalls Herr Diac. Riedel spendete. Endlich die Antrittspredigt des nunmehrigen Herrn Vikar. Sein Trost war Röm. 1, 16. Frisch und glaubensfreudig wie die Apostelworte war der Ton der Predigt, die ihm, wir zweifeln nicht, die Herzen der Hörer geneigt gemacht hat. Der Herr der Kirche wolle diesen seinen Diener ausrüsten mit Kraft des Geistes und sein nun be ginnendes Awtsleben bebauen mit reichem Segen. * — Callnberg, 26. August. Der Turn verein zu Callnberg hielt am Sonntag nachmittag sein diesjähriges von verhältnismäßig günstigstem Wetter begleitetes Schauturnen ab. Dasselbe erfreute sich auch diesmal wieder, wie schon in früheren Jahren, einer regen Teilnahme aus allen Schichten der Be wohner Lichtenstein-Callnbergs und Umgebung. Bürgte ja schon der gute Ruf, welcher genanntem Turnverein stets vorausgeht, dafür, daß die günstigsten Resultate zu erhoffen standen, so sind doch die gehegten Erwar tungen bei Weitem übertroffen worden, denn eine wahre Freude bereitete es, die Vigilanten Gestalten in echt militärischer Haltung bei den Freiübungen und an den Geräten zu beobachten. Der Gesamteindruck dieses Schauturnens war ein vorzüglicher, und glauben wir mit Bestimmtheit annehmen zu dürfen, daß der selbe auch in der Zukunft ansporuend auf die Turn brüder wirken wird. — Abends von 8 Uhr ab fand im Schützenhause zu Callnberg der übliche Commers statt, welcher ebenfalls wieder viele Freunde des Turnens und der turnerischen Aufführungen herbei lockte. Das Programm, welches sehr reichhaltig und mit Umsicht aufgestellt war,. bot viel des Interessanten. Musik-, Gesangs- und Zithervorträge, sowie Masfen- gesänge wechselten mit einander ab und traten auch hierin ausgezeichnete Leistungen zu Tage. Wohl Mancher, welcher bis jetzt der Turnsache noch fern- gestanden, wird durch Teilnahme an diesem Schau turnen mit Commbrs zu der Erkenntnis gekommen sein, daß es am Platze ist, dem gemeinnützigen Streben des Turnens auch seinerseits durch Wort und That förderlich M sein! Gut Heil! * — Gestern wurde von einigen jungen Leuten auf dem Wege von Hohndorf nach Bernsdorf eine Kreuzotter gefangen und getötet. — Seitens der Staatsbahnverwaltung wird den Mitgliedern der sächs. Militärvereine eine Fahrver günstigung insofern gewährt, als dieselbe allen Mit gliedern genannter Vereine, welche sich bei der anläß lich der Anwesenheit Sr. Maj. des Kaisers in Oschatz am 6. nnd 8. September stattfindenden Spalierbil dung beteiligen, gegen Vorweis und Abstempelung der von dem „Militärvereinsbund Sachsens, Bezirk Oschatz" ausgestellten Legitimationskarten vom 5. bis mit 8. September einfache Personenzugsfahrkarten nach Oschatz verabreichen läßt, welche zur freien Rückfahrt bis mit 9. September berechtigen. - — Die Befürworter möglichst gesteigerter Eisen bahnfahrt-Geschwindigkeit dürste es interessieren, daß man in England, der eigentlichen Heimat des Schnell fahrens, von diesem Brauche nach und nach zurück kommt und sich eingesteht, daß die vermeintlichen Vor teile eines überhasteten Fahrtempos doch mit dem Ri siko für Leib und Leben der Passagiere und der enor men Abnutzung des rollenden Materials in keinem rechten Verhältnis stehen. Nach den Ermittelungen englischer Eisenbahntechniker ist die höchste, amtlich be glaubigte Fahrgeschwindigkeit 80 (englische) Meilen in einer Stunde. Dabei ist der Kostenpunkt aber ein so beträchtlicher, daß ein schwerer, sehr langsam gehender Zug ungleich lohnender erscheint, als ein leichter, mit Windeseile dahinschießender. Vom Kostenpunkte aus betrachtet, ist seitens der englischen Fachmänner als wirtschaftlichste Geschwindigkeit des Zugverkehrs die Znrücklegung von etwa 30 Meilen stündlich angenom men; für Linien, welche dem Eilverkehr zu dienen be stimmt sind, wird für die Züge das Geschwindigkeits verhältnis von 50—60 Meilen die Stunde als völlig ausreichend erachtet. — Die Landtagswahlen sollen nicht, wie dies sonst üblich, in der ersten Hälfte des September, sondern voraussichtlich erst Anfang Oktober stattfinden. — Der Verband deutscher Perrückenmacher- und Friseur-Innungen hat eine Wander-Musterausstcllung veranstaltet, die von Stadt zu Stadt allen zum Ver bände gehörigen Innungen zugeschickt wird. Zweck derselben ist, die Leistungsfähigkeit der Mitglieder zu erhöhen und dieselbe zu neuen Erfindungen anzu- spornen. Die Sammlung wird durch fortgesetzte neue Einsendungen erweitert; sie besteht aus Perrücken, Toupets, Scheiteln und modernen Haararbeiten. — Der Verein deutscher Pomologen und Obst züchter, welcher alle drei Jahre eine Hauptversammlung abhält, hat als Vorort für seine diesjährige — zwölfte — Zusammenkunft Schwabens Hauptstadt, Stuttgart, erwählt und als Zeit hierfür die Tage vom 22. bis 26. September bestimmt. Wie die früheren Ver sammlungen, so wird auch die diesjährige wieder zahl reich besucht werden; es finden sich die ersten Pomologen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus anderen Ländern zusammen nnd die bei diesen Versammlungen gehaltenen Fachvvrträge sind stets von größtem Interesse. Zu der gleichzeitig zu veranstaltenden Ausstellung von Obst, Obstbäumen, Obsterzeugnissen, Maschinen und Geräten für Obstverwertung, Obstverpqckungs- arten u. A. sind die Vorarbeiten in vollem Gange. Die Ausstellung, deren Arrangement dem Württ. Obstbauverein übertragen ist, findet in der städtischen Gewerbehalle statt, einem für solchen Zweck ganz be sonders geeigneten Gebäude. Für die Versammlung selbst ist der Zeitpunkt sehr günstig gewählt. Am 28. September wird in Cannstatt (nur 3 km von Stuttgart entfernt) das landwirtschaftliche Landeshaupt fest abgehalten, das dieses Jahr zu Ehren des füns- undzwanzigjährigen Regierungsjubiläums des wiirttem- bergischen Königs besonders glanzvoll gefeiert werden wird. Der Württembergische Obstbauverein, welcher auch die Vorbereitungen zu dieser Hauptversammlung besorgt, wird Alles aufbieten, um den Teilnehmern an derselben ihren Aufenthalt iu Stuttgart zu einem angenehmen zu machen. Das Programm für die Ausstellung ist fertig gestellt und wird an alle Inte ressenten, welche dasselbe wünschen, von dem Schrift führer des Württembergischen Obstbauvereines, Kauf mann Ferdinand Groß in Stuttgart, unentgeltlich versendet. Es ist in 6 Abteilungen nnd 83 Nummern gegliedert. Als Vereinspreise sind 4 goldene, 49 kleine silberne, 76 bronzene Medaillen und 79 Diplome ausgesetzt. Außerdem sind bis jetzt schon verschiedene Ehrenpreise verwilligt worden, von denen wir zunächst nur die goldene Staatsmedaille von Sr. Maj. dem deutschen Kaiser, 3 silberne und 3 bronzene Staats- medailleu von der königl. preußischen Regierung nennen. — Fran verw. Oberförster Beyreuther in Eiben stock, deren Mann bei Röhrmoos verunglückte und die selbst an den Wunden noch schwer darniederliegt, hat bekanntlich vom bayrischen Staate 100,000 Mrk. als einmalige Entschädigung ausgezahlt erhalten. Die beiden anderen Familien, die des verunglückten Post direktors und Kreissteuerinspektors, haben eine Ent schädigung von je 50,000 Mark erhalten. — Die drei internationalen rumänischen Bank- und Kasseneinbrecher Goldstein, Reisz und Schina, welche seiner Zeit in Leipzig zu langen Zuchthaus strafen verurteilt worden sind, wurden zur Erörterung einer anderen Kasseudiebstahls-Angelegenheit unter den größten Sicherheitsmaßregeln nach Dresden ge bracht. Der Kassendiebstahl iu Nürnberg harrt noch der Verhandlung. Bisher saßen die drei gefährlichen Spitzbuben im Leipziger Gefängnis. — Dresden, 23. Aug. Aus amtlichen Quellen wird über die sogenannte Morgenstern'sche Erbschaft folgendes berichtet: Bereits sein Anfang dieses Jahr hunderts sind, anläßlich zahlreicher Gesuche von Erb prätendenten, wiederholt amtliche Nachforschungen in den Niederlanden und deren Kolonien über den Nach laß eines aus Sachsen gebürtigen, angeblich 1748 ver storbenen holländischen Schiffskapitäns Joh. Christoph Morgenstern augestellt worden. Diese Nachforschungen sind gänzlich erfolglos geblieben, insofern sich niemals eine Spur eines solchen Nachlasses hat ermitteln lassen. Die amtlich noch in den letzten Jahren einge zogenen Erkundigungen haben weiter ergeben, daß die, insbesondere in den Jahren 1837 und 1854 in nieder ländischen Zeitungen veröffentlichten, in deutsche Zei tungen übergegangenen, in amtliche Form gekleideten Aufrufe an die Erbberechtigten zur Geltendmachung ihrer Ansprüche an dem angeblich „36 Tonnen Goldes" betragenden Morgensternschen Nachlasse einen amt lichen Ursprung nicht gehabt haben, vielmehr vermut lich in eigennütziger Absicht von Privatpersonen ver breitet worden sind, über welche Näheres nicht mehr hat ermittelt werden können. Gleiches gilt von Ur kunden und sonstigen Papieren, welche unrechtmäßiger weise in amtlicher Form, von dem Vorhandensein eines solchen Nachlasses handeln und sich noch in den Händen von Erbprätendenten befinden mögen. Ueb- rigens steht auch fest, daß der Geltendmachung von Erbansprüchen, selbst wenn solche früher begründet gewesen wären, der Umstand entgcgenstehen würde, daß solche Ansprüche nach niederländischem Rechte regelmäßig in dreißig Jahren verjähren. — Dresden, 24. Aug. Von jetzt ab hat das 1. Feldartillerie-Negiment Nr. 12, ausschließlich der