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Wochen- und KnchnchtMM zugleich 8tschM-AMM sir Hshüsrf, LNlih, Hensi-rf, Mkrf, St. ßBie», HmriPort, «urikitt »ü Nils». AMtsblatt für Sen SLstztrat zu Lichtenstein. Nr. 176. SN. ZahxgKUg. — Mittwoch, den 31. Juli 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Vostanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte. *— Callnberg, 30. Juli. Beim dies jährigen Vogelschießen, welches nun mit gestern seinen Abschluß fand, erhielt Herr Fleischermeister Heinrich Thum die Königswürde. — Wenn Eisenbahn-Unglücksfälle nicht durch Einfluß elementarer Ereignisse geschehen, auch nicht durch unaufklärbare Störung des Betriebs materials, sondern wenn notorisch die Schuld der Verwaltung oder einzelnen Beamten zufällt, so ist die Bahnverwaltung, bei Staatseisenbahnen also der Staat, verpflichtet, den Verunglückten, bez. den Hinterlassenen, eine Entschädigung zu zahlen, sei es in Form einer einmaligen Zahlung oder einer Rente. Dem Vernehmen nach wird die bayrische Staatsverwaltung einer durch das Unglück bei Röhrmoos doppelt betroffenen Dame und ihren verwaisten Kindern die einmalige Summe von 160,000 Mk. gewähren. — Der erste Komet dieses Jahres, welcher schon am 31. März von Barnard aus dem großen Obser vatorium im Orion entdeckt wurde und sich daselbst längere Zeit stationär hielt, auch nachher in den Sonnenstrahlen verschwand, ist dann auf der anderen Seite der Sonne wieder sichtbar hervorgetreten. Ob gleich der Komet seit dem 10. Juni sich wieder von der Sonne entfernt, nähert er sich doch noch fortwäh rend der Erde, so daß seine Heiligkeit zunimmt. Nach den Rechnungen von Herrn Millosevich in Rom, welche in Kiel von Herrn Studiosus F. Kroeger fortgesetzt wurden, wird der Komet noch über den September hinaus bei weiter zunehmender Helligkeit zu beobachten sein, wo er daun schon vor Mitternacht aufgeht. An fang September verläßt er endlich das Sternbild Orion und geht mit zunehmender Geschwindigkeit in südwestlicher Richtung durch einen kleinen Teil des Sners zum Eridanus über. — Die Furcht vor dem Blitze ist in diesem gewitterreichen Sommer wieder sehr oft zu beobachten. Und dennoch ist die Zahl Derer, die vom Blitze ge tötet werden sehr gering. Aus dem neuesten sächsi schen statistischen Jahrbuch ersehen wir, daß im Jahre 1888 nur 12 Personen in Sachsen vom Blitz getötet wurden, während im ganzen 730 Personen verun glückten. Es fanden einen gewaltsamen Tod durch Ertrinken 229 Personen, erschlagen, verschüttet, er drückt wurden 79, infolge von Herabstürzen und Fallen starben 115, durch Ueberfahrenwerden 112, verbrannt, verbrüht, erstickt wurden 57, es erfroren 22. In Preußen werden jährlich etwa 103 Per sonen vom Blitze getötet. Die Zahl der vom Blitz Getöteten würde noch geringer sein, wenn gewisse Vor sichtsmaßregeln während eines Gewitters beachtet würden. Draußen stelle man sich nicht unter Bäume, an Mauern, unter Thorwege, nicht an Stellen, wo das Wasser von den Dächern stürzt, in den Häusern nicht unter Kronleuchter, unter Drahtzüge, unter den Rauchfang, in die Nähe von Spiegeln, welche mit Metall belegt sind, überhaupt nicht in die Nähe von Metallmassen. Die Mitte des Zimmers und die Mitte der Straße sind die sichersten Plätze. — Soeben erschien im Verlage von C. Heinrich in Dresden: „Kalender und Statistisches Jahrbuch ür das Königreich Sachsen nebst Marktverzeichnissen ür Sachsen und die Nachbarstaaten auf das Jahr 6890. Herausgegeben vom Statistischen Bureau des Oönigl. sächsischen Ministeriums des Innern. — Wie in früheren Jahrgängen bringt diese Veröffentlichung zunächst den astronomischen Kalender, bearbeitet von dem jüngst verstorbenen Direktor des mathematischen Salons in Dresden, Hofrat I)r. A. Drechsler, und sodann das Marktverzeichnis, enthaltend sämtliche Messen, Kram-, Vieh-, Woll- und Produktenmärkte im Königreich Sachsen, in den Thüring'schen Staaten und den angrenzenden königl. Preuß. Regierungsbe zirken Merseburg und Liegnitz im Jahre 1890. Das Statistische Jahrbuch, redigiert von dem Direktor des königl. sächsischen Statistischen Bureaus, Geh. Regie rungsrat Professor vr. Viktor Böhmert, enthält in 13 Hauptabschnitten auf das Königreich Sachsen, bezw. die deutschen Bundesstaaten bezügliche statistische Mitteilungen über folgende Gegenstände: Stand der Bevölkerung, Bewegung der Bevölkerung, Finanzwesen, Industrie und Handel, Dampfkessel und Dampfma schinen, Landwirtschaft, Verkehr und Verkehrsstraßen, Versicherungswesen, Verbrauchsberechnungen, öffentliche Armenpflege, Justizwesen, Medizinalwesen und Meteo rologie. Aus diesen Abschnitten ergiebt sich die große Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Jahrbuchs, welches nicht nur den Behörden, Beamten und Geschäftsleuten, sondern überhaupt allen denjenigen, welche sich für die staatlichen und wirtschaftlichen Einrichtungen Sachsens interessieren, reiche Belehrung bieten und als ein nützliches und oft sehr nötiges Nachschlagebuch dienen wird. Der Preis für das ganze, ea. 24 Bogen umfassende Buch beträgt 1 Mk. — Das Reichsgericht zu Leipzig hat kürzlich einen Rechtsfall entschieden, der schon um deswillen interessant sein dürfte, weil das k. Hofbräuhaus in München als Kläger auftrat. Es war nämlich wieder holt vorgekommen, daß anderes als Hofbräuhausbier in Eisenbahnwaggons, welche die Aufschrift „Hofbräu haus" oder „vormals Hofbräuhaus" trugen, befördert worden war. Das k. Hofbräuhaus stellte Strafan trag aus Z 14 des Markenschutzgesetzes und verlangte zugleich Erklärung. Die Klage wurde in oberster Instanz vom Reichsgericht abgewiesen. Das Reichs gericht führte aus, daß das k. Hofbräuhans, sofern es durch den unbefugten Gebrauch seiner Firma in seinen Rechten sei, unter Umständen eine Civilklage aus Art. 27 des Handelsgesetzbuchs mit Erfolg durch führen und den Beklagten auf Schaden-Ersatz belangen könne. Ein Anspruch auf Civil- oder strafrichterlichen Schutz nach Maßgabe des Z 14 des Markenschutz- gesctzes könne aber auf den obigen Thatbestand nicht gestützt werden. Denn dieses Gesetz erkennt nur die widerrechtliche Bezeichnung der Ware oder der Ver packung mit dem Namen oder der Firma eines in ländischen Produzenten als Grundlage einer Civilklage oder eines Einschreitens des Strafrichters an. Den unbefugten Gebrauch der Firma in anderer Art als durch Anbringen auf den Waren oder auf deren Ver packung habe das Gesetz in den Kreis der von ihm zu schützenden Rechte nicht ausgenommen. — „An das geehrte Publikum!" Unter dieser Ueberschrift findet sich im „Leipziger Tageblatt" folgen des Inserat: „Da unsere wohl bescheidenen und sehr gerechten Forderungen direkt von der Leipziger Inn ung zurückgewiesen wurden, auch jede Verhandlung abgelehnt, wollen wir auf einige Zeit die Arbeit nieder legen. Das geehrte Publikum, welches unsere Lage kennt, ersuchen wir, unser Unternehmen zu unterstützen. Hochachtungsvoll das Komitee der streikenden Bäcker gesellen." — Oberlungwitz, 29. Juli. Am gestrigen Tage feierte der hiesige Militärverein I in den Räumen des Restaurants zum Casino hier sein fünfundzwanzig jähriges Fahnenjubiläum. Kurz nach 12 Uhr sah man zahlreiche Militürvereine und andere Korpora tionen zum teil mit Fahnen und Musik dem Festlokal, welches übrigens auch auf das herrlichste geschmückt war, zumarschieren und bald waren die Festräume von einer wogenden Masse gefüllt. Gegen ^/s3 Uhr begab sich der Festverein mit Fahne und Musikchor zum Restaurateur Geßner, um die sich daselbst ver sammelten Frauen und Festjungfrauen (es waren wohl gegen 60) nach dem Festplatze abzuholen. Inzwischen war auch der Königliche Landwehrbezirkskommandeur Herr Oberst Eras aus Glauchau daselbst eingetroffen. Der Festaktus, welcher hierauf begann, wurde einge leitet durch einen Gesangsvortrag des hiesigen Männer- gesangvereius. Hier ergriff Herr Vereinsvorstand Karl Vogel jun. das Wort, hieß mit herzlichen Worten die erschienenen Vereine und Gäste willkommen und gab seiner Freude Ausdruck, daß man so zahlreich von den Einladungen Gebrauch gemacht habe, was den kameradschaftlichen Sinn unter den Militärvereinen deutlich kennzeichne. Redner wünschte, daß dies stets so bleibe und schloß mit einem dreifachen Hoch auf den hohen Protektor der Militärvereine Se. Mas. dem König Albert. Hiernächst betrat Herr Pastor Laube das Podium, gab einen Rückblick auf die Entstehung des Vereins, um hieronschließend unter Zugrundlegung des Themas: „Was ist die Fahne", die Festrede zu halten. Der wertgeschätzte Redner wurde indes durch eintretenden Regen unterbrochen und konnte nur kurz erklären, daß die Fahne sei ein Symbol geschichtlicher Erinnerung, ein Symbol der Eintracht, ein Symbol der Treue und ein Symbol der Tapferkeit. Redner schloß mit einem Hoch auf den festgebenden Verein. Hierauf erfolgte die Uebergabe der dem Verein bezl. der Fahne zugedachten Geschenke. Als vornehmstes Geschenk ist wohl das zu bezeichnen, welches Se. Majestät König Albert durch Herrn Oberst Eras überreichen ließ, nämlich ein kostbares Fahnenband mit Nagel, ein dreimaliges Hoch aus den königlichen Spender begleitete diesen Akt. Einen weiteren Nagel überreichte Herr Oberst Eras im Namen des Offizier korps des Kgl. Bezirkskommandos. Hieran reihte sich noch die Uebergabe der Geschenke von den Jung frauen durch Frl. Oppermann. Nach Beendigung der Geschenkübergabe dankte Vereinsvorstaud Vogel allen Gebern herzlich. Nachdem der Männergesangverein den Schlußgesang vorgctragen, ordneten sich sämtliche Vereine, Reiter, Frauen und Festjungfrauen nebst den Ehrengästen in Landauern, mit 7 Musikchören, 14 Fahnen und 3 Standarten zu einem langen Festzug. — Waldenburg, 29. Juli. Se. Durchlaucht der Fürst hat an baren Unterstützungen für ein zelne namhaft gemachte durch das Unwetter vom 12. d. Geschädigte in Waldenburg, Altstadtwaldenburg und Altwaldenburg 1200 Mk. bewilligt. — Planitz bei Zwickau, 29. Juli. Ritterguts besitzer v. Arnim auf Planitz hat für die etwa 700 Personen betragende Belegschaft seiner Kohlenwerke die von den Arbeitern zu leistenden Beiträge für die Kranken- und Pensionskasse für seine Person und bezw. für die Zukunft zur Bestreitung übernommen, sodaß nun die Arbeiter ihren Lohn ohne allen Abzug er halten. Diesen Entschluß that Herr v. Arnim in einer von ihm persönlich besuchten Knappschaftsver sammlung kund. Der Betrag dieser Kassenbeiträge ist ein sehr bedeutender. Die Veranlassung zu diesem neuen Wohlthätigkeitsakt soll das mustergiltige Ver halten der v. Ärnim'schen Bergarbeiter beim letzten Bergarbeiterausstand, an dem dieselben sich in keiner Weise beteiligten, sein. Herr v. Arnim trägt übrigens auch das Schulgeld für die Kinder seiner Arbeiter u. s. w. — Das am Sonntag und Montag in Schnee berg von mehr denn tausend Sängern anläßlich des 25jährigen Bestehens des obererzgebirgischen Gausängerbundes besuchte Fest ist in allen seinen Teilen glänzend verlaufen. Die Sänger fanden in ihren Quartieren eine zweite Heimat. Die in