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UMMlcklMWM ! früher Wochen- und Nachnchlsblatt zugleich 8eWts-AiUM siir Sohndorf, Rodlitz, KmsSors, Wdors, 8t. KAitü, Seinrilhssch Mritilüti mit Miilsm. Amtsblatt für de» Stadtrat zu Lichtenstein. — ——— - — ————- SS. Jahrgang. -— — — — ———————- Nr. 166. Freitag, den 19. Juli 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abend» für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpnszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte. — Wer für die Vögel auf billige Weise Futter erhalten will, schneide die blühenden Sonnenrosen jetzt noch nicht ab, sondern lasse sie verblühen und hebe die Rosen am Stocke bis zum Winter aus. Dann stecke man sie in den Schnee, und man wird seine Freude darüber haben, wenn die Meisen, die Zaunkönige, die Zeisige und andere Tiere den Sonnenrosengarten zu ihrem Lieblingsaufenthalte ausersehen. — Im Freien oder besonders in der Nähe der Dorfschafteu kann man vielfach die Kadaver getöteter Igel, welche der Unwissenheit der Menschen und namentlich der Jugend zum Opfer gefallen sind, antreffen. Ebenso wie die Kröte, die durch Insekten vertilgung allgemein nützlich wird, so hat auch der Igel, der unzählige Mäuse, Ratten und Ottern vertilgt, von altersher wegen seines üblen Rufes zu leiden, es wäre sehr erwünscht, wenn der Jugend immer und immer wieder an das Herz gelegt würde, diese der Verfolgung ausgesetzten Tiere zu schonen. — Leipzig, 17. Juli. Se. Durchlaucht der Fürst von Schönburg-Waldenburg traf in Begleitung zweier Prinzen des fürstl. Hauses gestern nachmittag, von Dresden kommend, hier ein und reiste mit dem Schnellzug nach Berlin weiter. — Eine höchst mutige und anerkennenswerte That vollbrachte am Montag abend in Leipzig ein 13jähriger Schulknabe. Derselbe, Namens Ernst Oskar Austel, Sohn eines dortigen Polizeischutzmanns, war Zeuge davon, wie ein kleiner, 5 Jahre alter Knabe, Sohn einer in der Plagewitzer Straße wohn haften Witwe, unterhalb der sogenannten heiligen Brücke in die jetzt hochangeschwollene Elster fiel und in Gefahr war, vom Strome erfaßt und mit forlge- trieben zu werden. Schnell entschlossen entledrgte er sich seiner Kleidung und sprang in's Wasser dem Kinde nach, das er schwimmend auch erreichte und vor dem unvermeidlichen Tode des Ertrinkens rettete, indem er es mit der einen Hand über Wasser haltend unter eigener Lebensgefahr glücklich an das Ufer brachte. — Chemnitz, 16. Juli. Am Montag hat sich ein junger Mann in einem Zimmer eines hiesigen Gast hauses erschossen. Der Leichnam wurde polizeilich aufgehoben. Nach den bei dem Verlebten vorgefundenen Papieren war derselbe aus Eger gebürtig. — Weiter wurde am Dienstag mittag im Chemnitzfluß bei Sach sens Ruhe ein bis jetzt noch unbekannter weiblicher Leichnam aufgefunden und ebensfalls polizeilich auf gehoben. Die Verlebte, vermutlich eine Arbeiterin, war bekleidet mit schwarzem Falbelrock, schwarzblauer Tricot taille mit Knöpfen,^auf welchen ein Frauenkopf dargestellt ist, braunwollenem Unterrock, hellbraunen baumwolle nen Strümpfen, schwarzem Halstuch, rot und weißge streifter Latzschürze. — In diesen Tagen wurde der typographisch genaue Wiederabdruck des ältesten Zwickauer (und zugleich Sächsischen evangelischen Gesangbuches vom Jahre 1525) beendet. Noch vor diesem liefen von auswärtigen Bibliotheken (so von der Landes- und Universitätsbibliothek zu Straßburg) Bestellungen auf das hochinteressante Buch ein, dessen Original nur noch in einem einzigen vorhanden ist. Der Ab druck ist in geschmackvoller Ausstattung durch die Buch handlungen zum Preise von 1 Mark (zu Gunsten der Zwickauer Gemeindediakonie) zu haben. — Glauchau, 17. Juli. Heute vormittag bemerkte ein Arbeiter der Grünertschen Färberei, wie eine Frau, den Bergabhang vom Röhrenstcig herab kam, an der Bergerschen Badebude in den Mühl- . graben sprang Pid durch den Strom, mit fortgerissen wurde. Jni Hofe der am andern Ufer des Mühl grabens gelegenen Brummschen Lohgerberei beschäftigte Arbeiter wurden durch Zurufen schnell in Kenntnis gesetzt, und es gelang diesen auch, den auf dem Wasser dahertreibenden Körper noch lebend dem nassen Ele mente zu entreißen. Hier wurde die Aermste, in welcher man die schon bejahrte Ehefrau des Weber meisters S. von hier erkannte, mit trocknen Kleidern versehen und in die Wohnung des ängstlich suchenden und nichts gutes ahnenden Gatten zurückgebracht. Hier wurde sie zu Bette gebracht, um sich wieder zu erwärmen. Als der besorgte Gatte aber nach einiger Zeit eintrat, mußte er zu seinem Schreck bemerken, daß die Gattin durch Erhängen ihrem Leben ein Ende gemacht hatte. Die Motive zu der unseligen That dürften in der Aufregung der letzten Tage und in dadurch hervorgerufener momentaner Geistesstörung zu suchen fein. Der Tod der 71jährigen Frau trifft den im 76. Lebensjahre stehenden Gatten besonders hart. — Waldenburg, 17. Juli. Im hiesigen Ratskellersaal fand gestern abend eine durch den Stadtrat einberufene öffentliche Bürgerversammlung statt, um über ein an die Königl. Staatsregierung abzusendendes Unterstützungsgesuch der durch das Unwetter vom 12. d. M. betroffenen hiesigen Ein wohner zu beraten und Beschluß zu fassen. Als Punkt 1 der Tagesordnung wurde die Frage aufge stellt, ob überhaupt eine solche Petition abgeschickt werden solle. Nach längerer Diskussion wurde der Antrag auf Abfassung und Absendung einer Petition an die Staatsregierung um eine entsprechende Unter stützung einstimmig angenommen, desgleichen der zweite Antrag zur Bildung einer Kommission von 3 Mitgliedern, welche die Ausarbeitung rc. übernehmen soll und das Recht hat, sich durch Sachverständige in Bausachen rc. zu verstärken. Es wurden gewählt: Bürgermeister Kretschmar (als Vorsitzender), Stadt rat Hobusch und Schlossermeister A. May. Ferner wurde beschossen, daß sogen. Fragebogen ausgegeben werden sollen, in welchen jeder vom Hagelwetter Betroffene den ihm entstandenen Schaden einzutragen und bis Sonnabend abend an hiesiger Ratsstelle ab zugeben hat. Die Aufstellungen der Sachbeschädi gungen sollen dann durch die von der Kommission zu wählenden Sachverständigen geprüft werden. — Hohenstein, 16. Juli. Die diesjährige Vereinigung der nicdererzgebirgischen Pastoralkon ferenzen, welche am 24. Juli vormittags ^/s11 Uhr im hiesigen Gasthof „zum Phönix" unter dem Vorsitz des hiesigen Pfarrers Zimmermann tagen wird, dürfte auch von auswärts um deswillen zahlreich von Geistlichen und sonstigen Freunden der Kirche besucht werden, weil bei dieser Gelegenheit der vor Kurzem nach Leipzig erst berufene Professor der Theologie Zahn zum ersten Male mit den im Amte stehenden Geistlichen in Berührung treten wird. Sein Vortrag behandelt die in den letzten 50 Jahren an den Briefen des Apostels Paulus geübte Kritik. Auch der zweite praktische Vortrag, welchen Pastor Keil aus Rödlitz bei Lichtenstein zugesagt hat, behandelt eine viclbewegte und dringliche Frage, nämlich die Mängel des gegenwärtigen Besetzungs verfahrens. — Meerane. Eine allgemeine Weberversamm lung fand am 15. Juli in Härtel's großem Saale unter Beteiligung von ca. 2-—300 Personen statt. In einer früheren Versammlung war ein Komitee von 11 Personen gewählt worden, welches anstreben sollte, eine Lohnerhöhung von 20 Prozent bei den hiesigen Fabrikanten für die Handweber durchzusetzen. Nach längerem Beraten hatte man sich dahin geeinigt, in dieser.Angelegenheit- die Vermittelung des Mi'rger- . Meisters. Or. Böhme anzurufen,. welcher sich auch in bereitwilliger Weise diesen Wünschen geneigt zeigte und seinerseits eine Versammlung der hiesigen Fabrikanten in dieser Angelegenheit anstrebte. Das Resultat dieser ersten einleitenden Versammlung war, daß von einer Lohnerhöhung von 20 Proz. keine Rede sein konnte und man dem Komitee anheimgab, andere Vorschläge zu machen, auf denen man weiter bauen könne. Letz teres stellte nun noch folgende Grundberechnung auf. Man normierte „5 Pfg. Minimalnettolohn" pro 1 Zahl West einzusetzeu; Treiben, Scheeren, Vorrichten und Spulen rc. soll dann noch besonders berechnet werden, sodaß sich alsdann ein jeder Weber sofort den Lohn für ein in Arbeit zu nehmendes Stück selbst berechnen könnte rc. Diese Weftzahl soll auch als Grundlage für alle Gespinste gelten und nach ihr der Lohn für Kammgarn berechnet werden. Es sand als dann noch eine gemeinschaftliche Sitzung von Fabrikanten und Webern statt, unter Vorsitz des Bürgermeisters Or. Böhme, in welcher man auch allerseits eine Besser ung der Löhne sür die hiesigen Handweber nötig erachtete. In derselben wurde indessen der Lohn von 5 Pf. pro 1 Zahl West als zu hoch gegriffen bezeichnet und man einigte sich vorläufig auf „4sts Pf. Minimalnettolohn", sich seitens der Fabrikanten indeffen noch vorbehaltend, diesen Lohnsatz noch eingehender zu erörtern rc. Nach der vorliegenden Lohnstatistik würde ein solcher Mini malnettolohn für manche Fabrikate eine viel größere Erhöhung als 20 Proz. ergeben, denn es ist nachge rechnet worden, daß manche derselben nur 3, 30s und 4 Pf. Nettolohn begeben. Dies die Ergebnisse der gestrigen Weberversammlung. Der Hauptzweck der Versammlung war, den Erschienenen diesen „Minimal nettolohn" zur Begutachtung und Annahme vorzulegen. Es entstand eine lange Aussprache hierüber. Schließ lich wurde der Minimalncttolohn von 4sts Pfg. pro Weftzahl angenommen und die Jnkrafttrctung dieses neuen Lohntarifs auf den 1. August festgesetzt. Im allgemeinen verlief die Versammlung in ruhiger Weise, wenn auch mancher mit den gefaßten Beschlüssen sich nicht ganz einverstanden erklären konnte und wollte. — Penig, 16. Juli. Am 9. d. M. ist im Wolkenburger Park jein großer Hund erschossen worden, welcher Symptome der Tollwut zeigte. Ein ganz eigenartiges Ergebnis lieferte die Oeffnung des Magens dieses Tieres ; neben anderen unverdaulichen Gegenständen, als Haare rc. befanden sich 5 junge Hasen darin, die ungekaut verschluckt wordeu waren. Da der Hund in verschiedenen Ortschaften umher gestrichen, ist über den ganzen Amtsgerichtsbezirk Penig einschließlich der Stadt Lunzenau bis zum 9. Oktober die Hundesperre verhängt worden. — In Limbach bei Herlasgrün ist vorgestern ein Mann, Namens Mangoldt, an Blutvergiftung gestorben. Derselbe hat ein milzbrandiges Rind ausgehäutet und einen geringfügigen Schnitt am Finger gehabt. Der letztere Umstand führte zum Tode, dem der Mann als Soldat 1866 und 1870/71 manchmal ins Ange gesehen hat. *— Im Schützenhaus zu Hartenstein fand Mittwoch früh unter Leitung des Obcrgendarm Grüne berger aus Chemnitz eine Besprechung über verschiedene Dienstangelegenheiten von mehreren Obergendarmen, Brigadiers und Gendarmen der Amtshauptmannschaften Chemnitz, Zwickau und Glauchau statt. —Ein Landwirt aus Raitzenhain, welcher in einer Gastwirtschaft in Ronneburg am Freitag das Unwetter heranziehen sah, bemerkte: „Ich habe nun noch niemals gegen Hagelschlag versichert; morgen werde ich aber gleich gehen und es thun." Als er nach Hause kam, hatte es ihm Feldfrüchte im Werte von über. 6000 Markweggehagelt. — Pirna/ Fachkundige Perlenfischer aus dem sächsischen Vogtlande wurden äuf Veranlassung eines