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zugleich GMts-AMztt fir HshÄors, NSIlh, Zernsharf, Niissiorf, St. KOieil, HmrichÄrt, Mriem ui Nilscr. Amtsblatt für den Stadtrst zn Lichtenstein.' —— ——.—-——— — IN. JadegKUg. — — —-— —-——— Nr. 173. Sonnabend, den 27. Juli 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag, Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. —- Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekMNtRMhMH. Die nächste Aufnahme von Zöglingen in die Königliche Unteroffizier-Schule zu Marienberg soll am 1. Oktober dieses Jahres stattfinden. Die Anmeldungen hierzu haben im Laufe des Monats Juli durch persönliche Vorstellung des Aspiranten bei dem Bezirks-Kommando seines Aufenthaltsortes oder bei dem Kommando der Unteroffizier-Schule zu erfolgen, bei welchen Be hörden auch das Nähere bezüglich der Aufnahme-Bedingungen re. zu erfahren ist. Bemerkt wird noch, daß die betreffenden Aspiranten mindestens 14 Jahre alt und konfirmiert sein müssen, bezw. das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürfen und daß die gesamte Erziehung der Zöglinge in der Unteroffizier-Schule unentgeltlich geschieht. Dresden, den 22. Juni 1889. Kriegs-Ministerium. v. Fabrice. Tagesgeschichte. — Callnberg, 26. Juli. Nachdem gestern abend der prächtige Vogel an der Stange unter großem Pomp befestigt worden ist und derselbe nunmehr seiner Vernichtung durch Pulver und Blei entgegensieht, hat das Vogelschießen mit heute seinen Anfang genommen. Früh nach 5 Uhr verkündeten Reveille und Geschütz donner den Beginn des Festes, Us11 Uhr versammelten sich die Schützen im Lange'schen Restaurant, worauf die Abholung des vorjährigen Schützenkönigs, Herrn Hutmachermeister Bauer, und der solenne Auszug nach dem Schützenhause in üblicher Weise stattfand. Die Festtafel daselbst begann kurz nach 1 Uhr. Die Reihe der Trinksprnche eröffnete Herr Haupt mann Friedrich, indem derselbe zuvörderst des ver flossenen günstigen Jahres für die Gesellschaft gedachte, dann in längerer Rede die nunmehr 1jährige vorzüg liche Regierungszeit Sr. Mas. des Deutschen Kaisers herdorhob, auch auf die verflossene Wettinfeisr in Sachsen überging und mit den Worten „Gott schütze, Gott segne und erhalte Se. Mas. unsern deutschen Kaiser, sowie unsern allverehrten Landesvater Se. Maj. König Albert von Sachsen" schloß derselbe seinen Trinkspruch. Weitere Trinksprüche folgten: Herr Kertzscher auf den Schützenkönig, Herrn Hutmachermstr. Bauer, Herr Bauer auf die Einigkeit, Herr Thum auf die Ehrengäste, Herr Voigt auf den Scheibenkönig, Herrn Lieberwirth; Herr Kaufmann Arends aus Lichtenstein auf die Freund schaft derbeidenSchützengesellschaftenvonLichtenstein und Callnberg; Herr Hauptmann Friedrich, nach Ueberreich- ung einer Photographie von Sr. Maj. dem König Herrn Bauer auf denselben und sein königl. Haus u. s. w. Die Tafel wurde kurz nach 4 Uhr aufgehoben. sis5 Uhr rückte die Schützengesellschaft Lichtenstein auf dem Fest platze an. Hiermit schließen wir unsern heutigen Bericht. — Extrazüge auf den sächs. Staatsbahnen An fang August. Am ersten Augustsountage, den 4. nächsten Monats werden auf den sächs. Staatsbahn linien folgende größere Extrazüge abgelassen: 1) Von Dresden und Freiberg nach Moldau und Eich wald, 2) von Chemnitz nach Wolkenstein, Aunaberg und Cranzahl (Fichtelberg), 3) von Leipzig nach Greiz und Rentzschmühle (voigtländische Schweiz), 4)von Leip zig nach Dresden mitAnschlutzvon Coswig nach Meißen. — Ein früher Herbst steht in Aussicht, wenn man den Imkern glauben darf. Die Biene prophezeit durch ihre Thätigkeit ein baldiges Ende der Honig- tracht, also die Nähe des Herbstes. In gewöhnlichen Jahren werden die männlichen Bienen (Drohnen) erst im Monat August hinaüsgetrieben, damit sie dann dem Hungertode verfallen; in diesem Jahre hat nach der „Fr. O. Z." die Drohnenschlacht schon vor einigen Tagen den Anfang genommen, ja selbst die Drohnen brut, die noch hier und dort in den Stöcken sich vor findet, wird erbarmungslos aus den Zellen gerissen und zu den Stöcken hinausgeworfen. — Mit Rücksicht auf die unaufhörlichen Natur katastrophen in Sachsen ist bekanntlich mehrfach der Wunsch ausgesprochen worden, daß die reichfundierte Landesbrandkasse jeden an Immobilien angerichteten Schaden, möge solcher durch Feuer, Wasser, Hagel, Erdbeben oder dergleichen herbeigeführt worden sein, vergüte. Im Jahre 1886 belief sich die Zahl der Brände, für welche die Landes-Jmmobiliar-Brandver- sicherungsanstalt in Anspruch genommen wurde, auf 1468; vergütet wurdeu 3,757,321 Mark (nämlich 1,299,556 Mark für Jmmobiliarschüden in deüStüdten und 2,457,765 Mark für solche auf dem Lande). Der Gesamtbetrag der Versicherungen hezifferte sich imJahre 1886 auf3,289,651,790 Mark (1,626,670,310 Mark in den Städten, 1,662,981,480 Mark auf dem Lande). Der Höchstbetrag der vergüteten Jmmvbiliar- schäden wurde im Jahre 1868 gezahlt, nämlich 4,696,200 Mark (1,172,910 Mk. für Schäden in den Städten und 3,523,290 Mark für folche auf dem Lande); im Jahre 1859 beliefen sich die vergüteten Jmmobiliarschüden auf 4,628,258 Mark (3,085,332 Mark in den Städten, 1,542,927 Mark auf dem Lande). Ein sehr glückliches Jahr hinsichtlich der Jmmobiliarschüden war 1884; es wurden für 1123 Fälle vergütet 2,784,426 Mark (716,960 Mark in den Städten, 2,067,466 Mark auf dem Lande. — In dem Gasthause „zum Anker" in Oelsnitz hat sich verflossenen Sonntag nach Beendigung der Tanzmusik und zwar nachts gegen 1 Uhr ein Unbe kannter in die unverschlossen gewesene Oberstube ein geschlichen und aus einem verschlossenen Schrank, jedenfalls mittelst Nachschlüssels, gegen 350 Mark gestohlen. Durch das Schreien eines 14jährigen Kin dermädchens, welches in einer Kammer nebenan schlief, mußte der Unbekannte sofort die Flucht ergreifen und ist einen Stock hoch in den Garten heruntergesprungen. Beim Herabspringen hat derselbe seinen Hut, welcher mit der Firma Emil Kuhn, Zwickau, versehen war, verloren. Alles nähere über den Dieb fehlt noch. — Hohenstein, 24. Juli. Unter dem Vorsitz des hiesigen Pfarrers Zimmermann fand heute im Hotel „Phönix" die diesjährige Vereinigung der nieder- erzgebirgischen Predigerkonferenz statt, welche durch die Gegenwart des Präsidenten des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums, von Berlepsch, ausgezeichnet wurde und von über 100 Geistlichen und Nichtgeistlichen, darunter viele Damen, besucht war. Nach gemein samem Gesang und Gebet des Vorsitzenden wurde der Vertreter der obersten Kirchenbehörde begrüßt, worauf derselbe in gewinnender Ansprache erwiderte und be sonders hervorhob, wie Wissenschaftlichkeit und Treue in und außer dem Amte die beste Grundlage für ein gedeihliches Wirken des Geistlichen bilde. Im vorigen Jahre hatte die Konferenz, veranlaßt durch einen Vortrag des U. vr. Hölscher aus Leipzig über den Konfirmandenunterricht, an das Landeskousistorium den Antrag gerichtet, es möchte ein Landeskatechismus abgefaßt und eingeführt werden, der namentlich dem Konfirmandenunterrichte als Grundlage dienen könne. Der darauf ergangene Bescheid des Landeskonsistoriums, welcher vorgetragen wurde, lautetablehnend. In der Begründung desselben wird darauf hingewiesen, daß die Abfassung eines derartigen Büchleins angesichts der verschiedenartigen Vorbildung des Konfirmanden besonders schmierig sein würde, daß ferner schon jetzt im ganzen Lande der lutherische Katechismus als Grundlage des Religionsunterrichts diene und daß endlich in den amtlich empfohlenen Schriftchen von Ullrich und von Jakob geeignete Hilfsmittel für den Konfirmandenunterricht vorhanden seien. Zum ersten Male trat der seit einem Jahre in Leipzig wirkende Professor der Theologie, Zahn, einer Versammlung sächsischer Geistlicher gegenüber mit einem glänzenden freigehaltenen Vortrage, welcher die in den letzten 50 Jahren erfolgten kritischen Angriffe auf die Echtheit der Briefe des Apostels Paulus behandelte und namentlich die neuerlich aufgestellten Behauptungen der holländischen Theologen Pierson und Naper, sowie des Berner Professors Steck, aus inneren und äußeren Gründen als unberechtigt und unhaltbar zurückwies. Mit reichem Beifall lohnte die dankbare Zuhörerschaft die lichtvollen und interessanten Ausführungen des Redners. Der zweite, dem praktischen Gebiete zuge wendete Vortrag des Pastors Keil aus Röblitz behan delte die Frage: „Welche Schäden erwachsen dem geist lichen Stande bei der derzeitigen Art der Pfarr amtsbesetzung in Sachsen und was geistlicherseits geschehen, denselben abzuhelfen. Von jeder Erörte rung einer etwa wünschenswerten Abänderung der gegenwärtigen Gesetzgebung über die Pfarrwahl ausdrücklich absehend, wurde nur das in Betracht gezogen, was von feiten der Geistlichen zur Abhülfe vorhandener Uebelstünde geschehen könne. Der In halt des Vortrages wurde in die gedruckt vorlie genden Leitsätze zusammengefaßt, welche nach leb hafter Verhandlung, an der sich namentlich Präsi dent v. Berlepsch, Sup. Prof. Michael und P. Trautzsch aus Chemnitz, sowie Slip. Weidauer aus Glauchau beteiligten, in folgender Form zur einstim migen Annahme gelangten: „Es ist Einschränkung der heutigen ausgedehnten Amtsbewerbung anzu streben a. weil dieselbe unpraktisch ist (sie verringert nur die Aussichten der einzelnen Bewerber und er schwert die Erreichung berechtigter Ziele); 5. weil die selbe sittlich schädigend wirkt (durch Doppelbewer bung mit ihren Folgen, Versuchung zum Ambitus und zur Verbitterung); und zwar 1. durch Ver pflichtung der Bewerber zur Anzeige jeder Bewer bung bei ihrer vorgesetzten Kirchenbehörde; 2. durch Aufforderung geeigneter Nichtbewerber zur Bewer bung von feiten von Patronen; 3. dadurch, daß die Geistlichen es als ihre Pflicht ansehen, ohne beson dere Gründe vor Ablauf von mindestens 5 Jahren ihre Gemeinde nicht zu verlassen; 4. durch Erweite rung der zur Zeit bestehenden Bestimmungen über Abführung überschießender Gehaltsbezüge für jüngere Inhaber höher dotierter Stellen zu höheren Alters zulagen an ältere Inhaber niedriger dotierter Stellen (bez. Wiederherstellung von Altersgrenzen für die Bewerbung); 5. durch gleichmäßigere Normierung der geistlichen Emeriteugehälter, Witten-, Waisen pensionen." Nach einem einfachen Mittagsmahls folgten die Konferenzteilnehmer einer Einladung des Kirchenvorstandes zur Besichtigung der nach Plänen des Architekten Chr. Schramm in Dresden erneuerten Stadtkirche. Der geschmackvolle Altar, die schön geschnitzte Kanzel, die gemalten Fenster, welche, die Thatsachen der drei hohen Feste darstellend, den Altarplatz abschließen, namentlich aber die überaus reichen, in echt kirchlichem Style gehaltenen Para mente und heiligen Gefäße, welche der Opferwillig keit der Gemeindeglieder zu danken sind, fanden die ungeteilte Bewunderung der Besucher, und legten Zeugnis davon ab, wie fruchtbar die Anregungen