Volltext Seite (XML)
MchmMckyMM Wochen- md Nachnchlsblaü zugleich 8tschW-AWM ßr Hohüünf, Ailitz, Zmskrf, MUrf, St. W)i«, ßeimiPort, Nrrieitt mH Mstt. Amtsblatt fkr dm Ststztrst z« LichteNstei«. . —— . IH, 'JshLAEWg« .. —— ———— Nr. 175. Dienstag, den 30. IM 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Soun- Md Festtags) abends für den folgenden Tag, Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer ö Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postaustalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalteue Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekMULmaHrmg. Vom diesjährigen Reichs Gesetzblatt sind die Nummern 13, 14, 15, 16 erschienen und für die nächsten 14 Tage zu Jedermanns Einsicht in hiesiger 'Rats expedition ausgelegt worden. Dieselben enthalten: No. 1858. Gesetz, betreffend die Jnvaliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juni 1889. Nv. 1859. Verordnung, betreffend den Eigentumserwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke im Schutzgebiete der Marschall-Inseln vom 22. Juni 1889. No. 1860. Verordnung, betreffend das Verbot der Einfuhr von lebenden Schweinen aus Rußland, Oesterreich-Ungarn und den Hinterländern Oesterreich-Ungarns vom 14. Juli 1889. No. 1861. Bekanntmachung, betreffend die Führung des Genossenschafts registers und die Anmeldungen zu demselben vom 11. Juli 1889. No. 1862. BskamutMKchung, betreffend den Aufruf und die Einziehung der Einhundertmarknoten der Hannoverschen Bank in Hannover vom 16. Juli 1889. No. 1863. Bekanntmachung, betreffend den Anteil der Rcichsbank an dem Gesamtbeträge des steuerfreien ungedeckten Notenumlaufs vom 16. Juli 1889. Lichtenstein, den 27. Juli 1889. Ter Rat zu Lichtenstein. —Fröhlich. DeffezMche SüMversrNZstsWtzMg Dienstag, den 3O. Juli I8W, ^8 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mitteilungen. 2. Verkauf eines Scheunenplatzes betreffend. 3. Arealaustausch betreffend. 4. u. 5. Gutachtliche Aeußerungen über polizeiliche Anordnungen beziehentlich Re gulative betreffend. 6. Stipeudienangelegeuheit betreffend. 7. Justifikation städtischer Rechnungen. In München findet gegenwärtig das siebente deutsche Turnfest statt und Tausende von deutschen Männern und Jünglingen strömen nach der Feststadt, von der Bevölkerung aus das Herzlichste willkommen gehußen. Zwei Dinge sind ja in diesem Jahrhundert dem deutschen Volke zum Ausdruck seines Wesens geworden: sein Turnen, sein Singen. Franzosen und Italiener, Engländer und Russen mögen es uns nachthun, so viel sie wollen, wie wir es thmn, ist es eben anders, aus der Volks seele selber h-rausgeströmt. Wie der deutsche Männer gesang hat mich die deutsche Turnern in ihrer Aus bildung und Ausdehnung, von dem Knaben- bis hoch in das Mannesalter hinauf, nicht ihres Gleichen. Wo die Deutschen im Auslande zahlreicher beisammen wohnen, bilden sie Turn- und Gesangvereine, es ist das teuerste Stück Heimat, das sie in die weiteste Ferne mit sich genommen haben. Das gemeinsame Turnen und Singen übt auf unser Volk nicht nur seine geistig und körperlich erziehende Kraft aus, son dern erhöht in ihm das Gefühl seiner Zusammenge hörigkeit und die Liebe zuin Vaterlande. Für die Jugend ist das Turnen das beste Gegengewicht gegen die sitzende Lebensweise, zu der sie die Schule und ihre Arbeit notwendig zwingt; wie cs ihre Muskeln in Spannung und Thätigkeit setzt, richtet es auch ihren Geist erfrischend von der Wissenschaft auf die Außen welt, von der Uebung des Verstandes auf die Uebung der Kraft und des Mutes. Mit dem Arm und der Brust gedeihen auch die Kühnheit und der Frohsinn, das Selbstvertrauen und das Gefaßtsein im turnerischen Wettkampf. Wie er die Jugend stählt, hält er das Alter frisch und Jung und Alt ist es, was nach München zum großen Turnfest einmütig gezogen ist. Eine solche Einrichtung hat in sich selbst, bei der Natur unseres Volkes, das alles gern in seiner Tiefe zu erfassen sucht, eine Schwungfeder, die sie über ihre nächsten Zwecke emporschnellt. Es konnte nicht aus bleiben, daß die treibende Macht unseres Jahrhunderts, die Politik, auch in die Turuerei eindrang, wie in die Universitäten. Wenn alle Hoffnungen unseres Volkes getäuscht waren, flüchtete sich die Sehnsucht nach besseren und freieren Zuständen hierher. Es war gleichgiltig, wie der einzelne Turner und Student sich zu allen politischen Fragen stellte, aber die Freiheit, welche die Wissenschaft dem Geiste, der Mut, den die bestän dige Lcibesübung dem Herzen verleiht, beseelten alle. Daher die Verfolgungen, welche die Universitäten Und die Turnerei gemeinsam in der schlimmsten Zeit deutscher Dumpfheit und Verstörtheit, in den Jahren von 1819 bis 1840, zu bestehen hatten; daher die politische Bedeutung, welche die Turn- und Schützenfeste in den ! Jahren 1859 bis 1865 gewannen. Nicht die Menschen, die Umstände verhelfen ihnen dazu. Der Krieg des dritten Napoleon gegen Oesterreich in der Lombardei, dis langsame, schwerfällige Rüstung des deutschen Bundes, die Eifersucht der Fürsten gegen einander, der ausgesprochene Gegensatz zwischen Oesterreich und Preußen hatten das Volksgemüt auf das Mächtigste erregt: Es suchte nach einer Form und Gelegenheit, seine Wünsche, seinen Willen und seine Entschlossenheit auszusprechen. Kein anderes gemeinsames Organ hatte es, als die Verbrüderung seiner Schützen, Sänger und Turner. Von dem Frankfurter Schützenfest im Jahre 1862, von dem Leipziger Turnfest im Jahre 1863 ging ein Strom vaterländischer Begeisterung aus, sie waren etwas wie die Trompetenstöße, welche die nahende Entscheidung verkündeten. Mit der Gründung unseres deutschen Reiches ist dieser politische Glanz der Turnfeste verblaßt. Aber was sie an politischer Bedeutung verloren, haben sie an Freudigkeit und sachlichem Wert gewonnen. Die Uebung selber, die Entwickelung des Turnens, der fröhliche Wettkampf sind wieder zur Hauptsache ge worden. Aus allen Gauen Deutschlands strömen die frischen uud munteren Scharen zusammen, ihre Kunst und Kraft zu erproben und nach der Arbeit sich beim vollen Glase des Bundes zu freuen, der in der edlen Turnerei Nord und Süd, Ost und West umschlingt. Je weitere Schichten des Volkes in den Kreis dieser Bestrebungen hineingezogen werden, desto mehr wird sich das Turnen zu einer Vorbildung des Waffen dienstes entwickeln. Ehe die Waffenbrüderschaft sich erprobt, verbündet die Turngemeinschaft auf dem Fest platze Knaben, Jünglinge, Männer aller deutschen Stämme. Nicht reale Interessen, die idealistischen Anschauungen kommen hier zur Geltung, aus dem engen Kreis seines Lebens tritt der Einzelne eine Weile in den Bund des Allgemeinen ein und lernt sich als Teil eines großen Ganzen empfinden. In das „Gut Heil!", mit dem München die Turner begrüßt, stimmt das Vaterland freudig ein. TaaesaesMickte. — Lichten st ein-Callnberg, 29. Juli. Eine Postkarte aus München bringt uns von Seiten unserer hiesigen Turner die frohe Botschaft, daß die selben am Sonnabend mittag in die reichgeschmückte Stadt München inmitten andrer Festgenossen und unter dem brausenden Jubel der dortigen Bevölkerung gesund und munter eingetroffen sind. Gut Heil! — Callnberg, 29. Juli. Zu unserem Be richte von voriger Nummer, das Vogelschießen be treffend, können wir weiter erwähnen, daß am Freitag abend der Besuch auf dem Festplatze sich recht zahlreich gestaltete. Es ist denn auch anzu nehmen, daß dabei die sog. Würstel-, Lotterie- und Würfelbudenbesitzer ihre Rechnung gesunden haben. Am Sonnabend abend bildete den Glanz- und An ziehungspunkt das effektvolle Feuerwerk, welches auch als vollkommen gelungen zu betrachten ist. Der gestrige Sonntag führte ebenfalls viele Besucher herbei, war aber durch das zweifelhafte Wetter etwas beeinträchtigt. Heute Montag sand das Königsfrüh stück im Schützenhause unter allgemeiner Beteiligung der Schützenmitglieder statt. Se. Mas. der Schützen könig, Herr Hutmacherin. Bauer, hatte noch kurz vor seiner Abdankung geruht, seinen Schützenunter- thaneu einen leckeren Imbiß servieren zu lassen. Einige angenehme Stunden wurden den Teilnehmenden damit bereitet. Heute Abend findet die Proklamation des neuen Schützenkönigs statt. — Großes Aufsehen erregt in den Kreisen der Trieotwarenhündler von Chemnitz und Umgegend die plötzliche Zahlungseinstellung des Handschuhfabri kanten Paul Frick, der angeblich Verkaufshäuser in Berlin und London besitzen sollte und die Fabrikanten in Chemnitz, Siegmar u. s. w. um ziemlich große Summen beschwindelt hat. Von London aus, wohin er sich zum Verkauf begab, schrieb Frick an seine Lieferanten, daß er augenblicklich für die 50,000 Mk. auf ihn laufenden Akzepte nicht genug Deckung hätte, sie möchten ihm die Hälfte prolongieren, die Frick aber in bar ausbezahlt haben wollte. Schließlich stellte sich heraus, daß überhaupt keine Deckung vorhanden war, und daß Frick seine Lieferanten auch um die Prolongsumme, die er bar zu empfangen hoffte, be schwindeln wollte. Konkurseröffnung ist, da nicht die geringste Deckung vorhanden, zurückgewiesen worden. Da Frick keine Bücher geführt hat, dürfte sich die Staatsanwaltschaft mit der Sache beschäftigen. Wie der „Konfektionär" mitteilt, soll der größte Teil der Ware nach Berlin verkauft worden sein. — Aus St. Egidien, 26. Juli: Der am 12. ds. Mts. durch das hier aufgetroffene Hagelwetter angerichtete Schaden beziffert sich an den Feldern auf 120,000 Mk., wovon für 28 bis 30,000 Mk. ver sichert sind, und an Häusern, Gärten u. s. w. auf 10,000 Mk., exkl. 7000 zerschlagene Fensterscheiben. Die Gesamtsumme dürfte bei mäßiger Abschätzung sich auf etwa 150,000 Mk. belaufen. — Oberlungwitz, 26. Juli. Die amtlichen Erhebungen über den Umfang des Schadens, welchen das Hagelwetter am 12. dieses Monats im hiesigen Orte angerichtet hat, haben ergeben, daß der Schaden ein viel bedeutenderer ist, als wie anfänglich ange nommen worden. Der Schaden, welcher an Gebäuden (Dächern, Fenstern, Decken u. s. w.) entstanden ist, beträgt 5250 Mark. Der Schaden an Feldern, Wiesen,