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Wochen- und Knchrichtsolatl zugleich GeWts-AWizer für Hohiidors, Mlitz, Benis-orf, RüÄors, St. Wit», Heinichsort, Rarieimil mü Mst«. Amtsblatt für Ze« StaZtrat zu Lichtenstein. —— ——-— ———— KS. Jahrgang. — — — Nr. 165. Donnerstag, den 18. Juli 1889. Mes Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Bierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. -- Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die vrergespaltene Ksrpuszeile oder deren Raum mit 1V Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestns vormittag 10 Uhr. Holz-Auktion. Auf Lichtensteiner Revier sollen Montag, den SS. Juli d. I. von vormittags 8 Uhr an, Versammlung auf dem Holzschlage im Stänkermann 14 Nm. buchene Br.-Scheite und Rollen, 100 Rm. fi. Neste (grünes Schneidelreißig) und 10 Ä^ellhdri.bi. Reisig, (in der „Schwarzen Allee" und Röhrenstuhl) unter den üblichen Bedingungen meistbietend versteigert werden. Fürstliche Forstverwaltung Lichtenstein, den 17. Juli 1889. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein. Auf den seit dem 15. d. M. in St. Egidien haltenden Abendschnellzug, durch welchen der Anschluß nach Chemnitz re. erreicht wird, machen wir unsere geschätzten Leser an dieser Stelle wiederholt aufmerksam. Mit diesem Zug finden also Passagiere des von hier abends 6 Uhr 59 Min. abgehenden Zuges Anschluß nach Chemnitz. (Der betreffende Eilzug hält aber nur inHohenstein, nicht auf den anderen Stationen). — Der Kgl. Landeskulturrat giebt folgende allgemeine Uebersicht über den Saatenstand im Königreich Sachsen Ende Juni 1889. Die bereits außergewöhnlich warme Mai-Witterung steigerte sich in den beiden ersten Dritteilen des Juni zu außer ordentlicher Hitze und verursachte fast allenthalben große Trockenheit und zum teil Dürre, da in manchen Gegenden wochenlang die ersehnten Nieder schläge ausblieben. DieRapps-Ernteist zumeist beendet und ist deren Ertrag, wie zu erwarten war, schlecht ausgefallen. Auch mit dem Roggenschnitt konnte in Gegenden mit leichtem Boden vereinzelt begonnen werden, doch erlangte die Frucht teilweise nur Not reife. Die Weizensaat hat sich zum teil gebessert, zum teil wird über viel Rost geklagt. Am schwersten haben unter Regenarmut des Monats Juni die Sommerhalmfrüchte, Knollengewächse und der Nach wuchs von Klee und Grummet gelitten. Auf den leichten Böden kam der zu Ende des Monats einge tretene günstige Witterungswechsel schon zu spät und haben die betreffenden Gegenden in Sommerroggen, Gerste und Hafer teilweise eine Mißernte zu ver zeichnen. In den Gegenden, welche im Mai unter Wolkenbrüchen und Ueberschwemmungen zu leiden hatten, sind die Kartoffeln sehr lückenhaft und un gleichmäßig aufgegangen, da sdie gesteckte Saat zum teil verfault oder weggeschwemmt worden ; war. Nur in einer Beziehung lauten alle Berichte erfreu lich, hinsichtlich des Einbringens und Ertrages des ersten Kleeschnitts und der Heu-Ernte. Mit der Menge und Güte ist man, mit Ausnahme einiger überschwemmt gewesener Gegenden, wo das Futter verschlammt wurde, sehr zufrieden. Dagegen ist der Nachwuchs auf Wiesen und Kleefeldern infolge des Regenmangels fast überall ein spärlicher und wird vielfach Grünfutternot befürchtet. Allenthalben sehnt man sich nach Regen, ja nach viel Regen. Daß die inzwischen eingetretenen spärlichen Niederschläge der Not allenthalben abgeholfen haben, ist kaum anzu nehmen. Von starkem Hagelwetter, teilweis bis zu totalem Schaden sind besonders heimgesucht worden Fluren der Amtshauptmannschaft Freiberg, des oberen Teiles der Aintshauptmannschaft Flöha und mehrere Gemeinden der Amtshauptmannschast Marienberg, Annaberg und Schwarzenberg. — Vom Lande. In der ersten Hälfte der ab gelaufenen Woche war das Wetter für den Land wirt günstig und gab sich jedermann der Freude über die zu erhoffende Ernte hin, welche, nebenbei bemerkt, auf einzelnen Stellen begonnen hatte, aber leider wurde die Hoffnung durch das am Freitag stark mufge- troffene Hagelwetter, welches die Feldsrüchte fast vollstättdig verwüstete, den Bäumen und Gebäuden nicht unerheblichen Schaden zufügte, getrübt. Vielen Grundbesitzern ist grdßer Schaden zugefügt worden, welcher seiner Grund darin hat, daß dieselben nicht versichert hatten. Die Stimmung im Getreidege schäft war, wie meistens um die Zeit der Ernte, un entschieden, aber die Preise haben sich fest behauptet und der Markt neigte eher zur Besserung, da immer hin einige Fragen zu befriedigen waren. Neuer Roggen war an den Börsen vereinzelt angeboten. Rüböl blieb knapp angeboten und verfolgte steigende Richtung. Der Handel in Oelsaaten Gestaltete sich schwierig. Es existiert sehr wenig Material und Eigner verharren auf hohen Forderungen an dm Börsen. — Das Hagelwetter vom Freitag ist leider zur ungünstigsten Zeit gekommen. Steht doch der Landwirt schon in oder vor der Ernte. Wir ver- säumm daher nicht, daraus aufmersam zu machen, daß die meisten Hagelversicherungsgesellschaften die Entschädigung bei etwaiger Aberntung der Felder davon abhängig machen, das an einer oder besser an einigen Stellen das verhagelte Getreide anstehen bleibt! Es ist das eine Bestimmung, die getroffen werden mußte, um etwaigen Betrügereien vorzu beugen. — Immer näher rückt der Beginn der großen Ferien und wer irgend dem Dunst und Geräusch der Städte entfliehen kann, der sucht Erholung in den Bergen und schmiedet Reisepläne. Da gelten denn gar vielen die bekannten Geucke-Wagner'schen Alpen fahrten als höchst willkommen, die, seit 21 Jahren unter stets wachsender Teilnahme ins Werk gesetzt, sich allseitiger Beliebtheit erfreuen. — Bon dem berufensten aller Erzgebirgsführer, dem „Berlet'schen Wegweiser durch das sächsisch-böh mische Erzgebirge", erscheint in diesen Tagen die sechste Auflage. Die fünfte, 1887 erschienene Auflage ge dachten Buches konnte mit Fug und Recht als zeitgemäßester und korrektester „Führer" gelten. Zwei Jahre aber genügten schon, um mit den zahlreichen Fortschritten, die in vielfacher Hinsicht das Erzgebirge macht, zahlreiche Erweiterungen und Ergänzungen auch für das Berlet'sche Werk nötig zu machen. Daß dasselbe gegenwärtig wohl auf größte Zuverlässigkeit Anspruch machen darf, geht daraus hervor, daß eine Anzahl Kenner des Gebirges und wohl sämtliche Erzgebirgs- und Verschönerungsvereine Mithilfe geleistet haben, alle Angaben der Neuzeit entsprechend zu bewirken, und daß vor allen Dingen der Herausgeber des Buches, Hr. Professor Rektor Berlet, seinen Wohnsitz mitten drin im Erzgebirge, zu Annaberg, hat und mit dem Erzgebirge lebt und fühlt. Noch in dieser Woche wird das in H. Graser'ö Verlag erscheinende Buch, enthaltend das Gebiet von Altenberg bis Greiz und Nordböhmcn bis Rochlitz (mit Karte und Fichtelberg tableau), in allen bedeutenderen Buchhandlungen Sachsens zu haben sein; finde dies Werk der Emsig keit und des Fleißes freundliche Aufnahme allerwärts. — Die durch verschiedene Zeitungen gegangene Notiz, daß Fahrräder in das Freigewicht von Gepäck eingerechnet würden, bezieht sich nicht auf den Lokalverkehr der sächsischen Staatseisenbahnen, sondern nur auf einige direkte Verbandsverkehre auf preußischen Staatseisenbahnen. — Am Sonnabend abend halb 11 Uhr wurde die 4 Meter lange Fahne von dem Schlosser Jakobi wieder von der Kreuzturmspitze zu Dresden entfernt, wohin sie derselbe an einem. Tage der Wettinfeicr befestigt hatte. In einer Viertelstunde war die Arbeit vollendet. — Es ist jetzt die ministerielle Genehmigung erteilt worden, daß auf der Bastei ein großes Hotel nach der Elbseite gebaut werden kann. Der Bau wird bereits iw kommenden Herbst begonnen und vom Staat ausgeführt, während die innere Einrichtung durch den rührigen Pächter, Herrn Leukroth, geschieht. Die Eröffnung des Hotels soll bereits im nächsten Sommer erfolgen. — Hohenstein, 15. Juli. Hier ist durch den Hagelschlag ganz bedeutender Schaden verursacht worden, mehr denn 400 Scheiben sind eingeschlagen, aber auch den Schieferdächern sind vielfach Defekte zugefügt worden. Dem Besitzer der „Katze" aber ist, wie es scheint, der empfindlichste Schaden durch das Unwetter zugefügt worden. Das umfängliche Dach ist gänzlich zerschlagen, der Regen hat die Decken durchweicht und die Fenster sind zum teil mit der Umrahmung herausgeschlagen. Auch hat der Blitz in die Esse geschlagen, ohne zu zünden. Außerdem sind die Feldfrüchte gänzlich vernichtet, sodaß der Besitzer seinen Schaden auf 10—12000 Mark berechnet. Eine Wanderung durch Grumbach und Callenberg bietet ein arges Bild der Verwüstung. Zu Hunderten liegen die Bäume wild durcheinander an der Straße und in den Gürten. Die Ziegeldächer sind gänzlich zerschlagen, ja sogar Giebelteile sind eingedrückt. — Zwickau, 15. Juli. Infolge des am Freitag über Glauchau, Meerane und Krimmitschau niedergegangenen Unwetters war hier die Nachfrage nach Fensterglas wie Dachziegeln eine enorme. Ganze Wagenladungen von Glas gingen von hier nach diesen Orten ab. Unsre Glaser waren voll be schäftigt. Der Preis der Dachziegel, der erst 30 Mk. für das Tausend betrug, verdoppelte und ver dreifachte sich infolge der starken Nachfrage. —- InZwickau ist am Sonnabend — wie das dortige Wochenblatt erfährt — ein als Gefreiter der Reserve zum Militär eingezogener junger Mann, früher Einjähriger, Sohn eines Krimmitschaner Fabrikanten, bei einemUebungsmarsch vom Hitzschlag betroffen worden und eine Viertelstunde darauf ver storben. — Waldenburg, 16. Juli. Wie das „Schönb. Tgbl." erfährt, sind hier massenhaft getötete Vögel, wie Staare, Schwalben, Sperlinge, Finken, Fliegen schnepper rc. aufgefunden worden, welche durch das Unwetter vom Freitag ebenfalls vernichtet worden sind. Früher konnte man sich namentlich im Lustgarten nnd im Grünfelder Bark an dem fröhlichen Gezwitscher erfreuen, heute ist alles still; von den kahlen Zweigen ertönt kein Laut, überall macht sich die herbstliche Stimmung bemerkbar, nur mit dem Unterschied, daß an jedem Baumstamm, an jedem Zweig und an jedem Strauch die Spuren der zerstörenden Gewalt des Un wetters, wie sie eine tagelange Beschießung im Kriege nicht so allgemein hervorzubringen vermag, zu sehen sind. Jahrzehnte wird es bedürfen, ehe der angerichtete L-chaden an den Bäumen und Sträuchern verwachsen sein wird. Auch ein Fall glücklicher Errettung soll nicht unerwähnt bleiben. In dem Epheu am Fürst lichen Schlosse hierselbst befand sich ein Nest mit vier jungen Vöglein; als das Unwetter vorüber war, be-