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MmMatztMDWW Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich 8Wfts-AMger sir HijiUrs, WLlitz, LtrilsSorf, WUrf, St. 8zii>ien, Heimichssch Nttitis« mZ Nölst«. Amtsblatt für ven Stadttat zn Lichtenstein. ' " — KS. ZKhrgKNg. ° Nr. 140. Mittwoch, den 19. Ium 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtag?) abends für den folgenden' Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 17S, alle Kaiser!. Postanßalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltenr Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. -- Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. VetKMtWachNKg. Nächstkommenden 7. Juli kommen die Zinsen der Pleißnerscher» Armeu- ftiftung zur Verteilung. Wir erlassen daher an solche Arme, welche in Lichtenstein geboren und daselbst wohnhaft sind, das 7S Lebensjahr erfüllt haben und bei der gegenwärtigen Verteilung berücksichtigt zu werden wünschen, hierdurch die Aufforderung, sich bis zum Juni unter Beibringung eines Geburtsscheines in der hiesigen Ratsexpedition zu melden. Bezüglich der im vorigen Jahre zur Perzeption gelangten Bewerber bedarf es einer neuen Anmeldung nicht. Lichtenstein, am 17. Juni 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. WelaMtmachMg. Da die für Sonntag abend geplante Beleuchtung des Helmgartens wegen des eingetretenen Regens unterbleiben mußte, so soll bei günstiger Witterung Mittwoch, den IN. Juni L88N, als am Tage des Dresdner Huldigungszuges, abends 8 Uhr Freiconeert im Garten des Gasthofs zum goldnen Helm mit Illumination des Gartens stattfinden. Dem Concert folgt Ball. Lichtenstein, den 17. Juni 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein. Unserm gestrigen Bericht über die Wettinfeier in Lichtenstein haben wir noch nachzutragen, daß auch im Schützenhause am Sonn tag nachm. sich reges Leben entwickelte, indem sich daselbst die Mitglieder der Schützengesellschaft und deren Familien, sowie auch verschiedene andere Gäste, z. B. der Liederkranz, Mitglieder des Turnvereins und des Kriegervereins eingefuuden hatten und da selbst einige Stunden geselliger Unterhaltung pflegten. Die verschiedenen Vereine, und in erster Linie der Gesangverein Liederkranz, verherrlichten die Stunden durch Vortrag patriotischer Gesänge. — Die Liste der im gegenwärtigen Termine aus gelosten Königl. Sachs. Staatsschulden-Kassenscheine ist erschienen und liegt in unsrer Expedition zur Ein sichtnahme aus. — Hohndorf. Endlich liegt das von Erwach senen wie von Kindern sehnlichst herbeigewünschte Fest der 800jährigen Gedenkfeier des Hauses Wettin hin ter uns. Wie sich es die hiesigen Bewohner angele gen sein ließen, dem Feste ein würdiges Gewand zu verleihen, konnte man am Montage bemerken. An mehreren Stellen waren reichausgestattete Ehrenpforten mit den Bildnissen Ihrer Majestäten errichtet; an vielen anderen ließ der Wind bunte Flaggen in den Lüften flattern. Auch die meisten Häuser hatten ein festliches Kleid angelegt, sie waren mit Kränzen und Guirlanden reichlich ausgeschmückt. Trotz Regens und schlechter Wege marschierte doch am frühen Morgen eitt Musikchor, begleitet von je einer Abteilung Mili tärverein, Turnverein u. Feuerwehr durch das Dorf und weckte die Leute aus dem süßen Schlafe. Ja, damit auch die zu Hohndorf gehörigen Schafgartenbe wohner ihren Teil von der Morgenmusik bekämen, mußten 2 Trommler den Leuten dort auf Veranlas sung u. Kosten eines hiesigen Spaßvogels ein Ständ chen bringen. Vormittags 9 Uhr fand sodann eine Festfeier für die Schulkinder mit den 5 oberen Klassen in Forbrig's Saal, welcher auch mehrere Freunde der Schule beiwohnten, statt. Die Feier selbst be stand in Gesang, patriotischen Deklamationen und einer Festrede des ersten Lehrers. — Mit bangen Blicken schauten am Nachmittage viele nach dem bei wölkten Himmel, sich fragend, ob er wohl heute uns mit seinen Regengüssen verschonen würde. Doch das Wetter gestaltete sich prächtig. Um 1 Uhr stellten sich Gemeindevertreter, Abordnungen von beiden Schäch ten, Vereine, sowie sämtliche Schulkinder bei Forbrigs mit Fahnen zum FestzUge. Sie hörtett sodann deck Klängen des von hiesigen Sängern trefflich vorge- führten Liedes: „Dies ist der Tag des Herrn", zu, folgten mit Teilnahme der wohldurchdachten und in- haltrejchen Rede des Herrn Diakonus Riedel — der uns die Segnungen des Hauses Wettin für das Sach senland und -Volk recht lebhaft vot Augen führte, zum Danke dafür aufforderte und mit einem 3 maligen Hoch auf das Königshaus schloß — und stimmten schließlich ein in den Gesang der Sachsenhymne: „Den König segne Gott Hierauf erfolgte Um zug durch das Dorf und endlich Auflösung des Fest zuges bei Forbrigs. Hierauf entfaltete sich nun erst ein reges Leben. Die Kinder schossen teils Vögel ab, teils belustigten sie sich unter Leitung ihrer Lehrer und dienst williger Herren und Damen mit allerlei Spielen. Da zwischen wurde ihnen Kaffee und Kuchen, Brötchen und Würstchen gereicht. Schließlich kam eine Verlosung von Prämien an die Reihe. Da waren frohe Gesichter unter Groß und Klein zu bemerken, denn es konnte, Dank der Fürsorge unserer Gemeinde vertretung, sowie des Festausschusses und opfer williger Geber reichlich ausgeteilt werden. Die Schulkinder bewegten sich dann abends im Zuge nach der Schule zurück und nach einer kurzen Ansprache des Herrn Diakonus Riedel, worin er die Kinder zum Danke gegen Gott und alle die, welche sich um das Zustandekommen und die Aus führung des Festes verdient gemacht hatten, auf forderte — und nach einen: 3maligen Hoch gingen die Kinder. Die Erwachsenen vereinigte noch ein geselliges Beisammensein bei Forbrigs, andere vergnügten sich bei einem Tänzchen. — Wir können daher mit Freude auf den wohlgelungenen Verlauf des Festes zurückblicken. — Seitens sämtlicher Fürsten Europas sind unserem Könige im Laufe des Sonntags Glückwunsch telegramme zu dem Wettiner Jubiläum zugegangen. — Dienstag, in den späteren Nachmittagsstunden treffen auf dem Böhmischen Bahnhofe in Dresden die Abordnungen der Bergwerke zu Zwickau, Lugau, Schnee berg, Oelsnitz und Freiberg in Stärke von ca. 800 Mann ein. Dieselben erhalten durch denOrdmtngs- und Empfangs^ Ausschuß Quartiere der Seevorstadt angewiesen. Der Einzug in die Quartiere findet mit Musik statt. — Manche Gasthofwirte in Dresden haben sich jetzt zu unerhörten Zimmerpreisen verleiten lassen. So verlangt der Inhaber eines Gasthofes zweiten Ranges, wie in seinem Schreiben schwarz auf weiß zu lesen steht, für eine Stube mit einem Bett im zweiten Stock fünfzig Mark, für eine solche im dritten Stock vierzig Mark täglich! — Für den Fall, daß der Festzug durch un günstiges Wetter unmöglich gemacht wird, sind vom FestzugSausschuß folgende Bestimmungen getroffen worden: Die dem FestzugSausschuß schon früh um 7 Uhr zur Verfügung stehenden 200 bis 300 Ttom- peter, Hornisten rc. werden, falls der Festzug wegen ungünstigen Wetters unterbleiben muß, in die Straßen der Stadt einzeln geschickt, um das Signal „Das Ganze halt" zu blasen; auch werden einzelne Musiker in deN Straßen in Droschken hcrumfahren, die Mit großen Plakaten mit der Aufschrift „Festzug aufge schoben" versehen sind. Hellt das Wetter auf Uttd ist die Abhaltung des Festzugs für eine spätere Tages« stunde möglich, werden wiederum die Trompeter und Hornisten in gleicher Weise durch die Straßen der Stadt geschickt werden, um das Signal „Das Ganze avancieren" zu blasen. Zwei Stunden nach diesem zweiten Signal haben sich dann die Festzugsteilnehmer an den ihnen vom Festzugsausschuß genau bezeichneten Aufstellungsplützen einzufinden. Die Zugsteilnehmer die sich bis früh halb 8 Uhr jedenfalls in ihren Woh nungen und Absteigequartiere aufhalten, werden dem nach aus einem zwischen 7 und 8 Uhr geblasenen Signal entnehmen können, daß der Festzug auf eins spätere Stunde beziehendlich auf den nächstfolgenden Tag verschoben ist. Die Wiederaufnahme des Fest zugs ersolgt, wie mitgeteilt, dann 2 Stunden nach Erteilung des zweiten Signals. Auch bei diesem zweiten Signal werden wiederum Droschken mit Musikern die Stadt durchfahren und Plakate mit der Aufschrift tragen: „Der Festzng findet um ... . Uhr statt." — Zwick au,17. Juni. Se. Majestät der König haben aus Allerhöchsteigener Bewegung geruht, 16 Gefangene der hiesigen Strafanstalt am heutigen Tage zu begnadigen bez. zu beurlauben. — Schlettau, 17. Juni. Bei Abtragung des den Altarraum bildenden Teiles unserer Kirche stieß man auf einige Grüfte, von denen die eine neun noch ziemlich gut erhaltene Särge enthielt, deren Inhalt nach den aus schweren Seidenstoffen bestehen den BekleidUttgsstoffen den Schluß gestattet, daß diese Gruft einer Patrizierfamilie angehört hat, wie deren namentlich zu Ende des 17. Jahrhunderts mehrere hier wohnhaft gewesen sind, weil teils wäh rend des dreißigjährigen Krieges mehrere chöhmische Exulanten in Schlettau sich niederließen und das damals churfürstliche Schloß Jagdschloß war und die Churfürsten Georg öfters von hier aus Jagden abhielten, aus welchem Grunde mehrere churfürstliche Beamte ihren Wohnsitz hier hatten. — Scheibenberg, 15, Juni. Gestern vor mittag zwischen ffs und ^1.2 Uhr ging auf dem Felde des Herrn Traugott Mai in Markersbach, oberhalb der großen eisernen Brücke eine Landhose nieder. Die selbe, eine trichterförmige, nach unten spitz zulaufende Wolke, begann ihr Wirbeln ^/s Stunde von Scheiben berg entfernt in der Nähe des sogenannten Emmler, so daß die Bahnarbeiter, welche am Oeserfelsen Steine brechen, die Flucht ergreifen mußten, denn in ihrer Nähe wurden Bäume entwurzelt oder wie Spähne gebrochen. Auf obengenanntem Felde stand ein be ladener Düngerwagen, bespannt Mit vier Pferden. Denselben hob diese TroMbe nebst Vieh und Kutscher ein Stück in die Höhe. Det Wagen zerbrach in zwei Teile. Der Hintere Teil des Wagens wurde etwa 100 Meter vom vordern entfernt gefunden, der Boden des Wages ist völlig zertrümmert und liegt spahn weise zerstreut auf den Feldern umher. Der Dünger wirbelte in der Luft, so daß von ihm Nichts mehr zu sehen ist. Auch am sogenannten Erinitzbusche, ober halb der Markersbacher Kirche, sind starke Bäume