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WchmMckMW Wochen- nu- Nachrlchtsblatt zugleich GesWs-AnzeM ßr Sodüdars, MSlitz, PernsSorf, Wdorf, -t. KOm, Heinrichsort, Rmieiia« md Riilsm. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — —— — — — »» Jahrgang. —— — — Nr. 128. Dienstag, den 4. Juni 1889. Dieses Blatt , erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen,inehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. ,, l IMMUN «N «I Lagesgeschichte. — Wir machen unsern verehrten Leserkreis darauf aufmerksam, daß der neue Sommerfahrplan der Eisenbahnen, welcher kürzlich unserem Blatte beigefügt war, am 1. Juni in Kraft getreten ist. — Giltigkeit der Tagesbillets zu Pfingsten. Die jenigen Tagesbillets, welche am Pfingstheiligabend, am ersten, zweiten oder brüten Feiertag gelöst werden, berechtigen auf den Kgl. Sachs. Staatsbahnen zur Rückreise bis mit Freitag nach Pfingsten. — In besonders hervorragender Weise wird die sächsische Landwirtschaft beim Hnldigungszuge der Wettiufeier beteiligt sein. Nach den bis zur Stunde getroffenen Anordnungen werden seitens des Landes kulturrates drei Festwagen und zwar unter Mitwir kung von Landwirten aus der näheren und ferneren Umgebung von Dresden, aus dem Vogtlande, aus der altenburgischen Grenzgegend und aus der Ober lausitz, veranstaltet. — Die Klöppelschulen Sachsens im Jahre 1889. Im vorigen Jahre betrug die Zahl der in unserem Lande bestehenden Klöppelschulen 28, wovon 15 auf die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, 6 auf Anna berg, 5 auf Zwickau und je 1 auf Freiberg und Auerbach kommen; der Schülerbestand war 1301, darunter 52 Knaben. Der Gesamteinnahme von 21599 Mk. 70 Pf. standen als Ausgabe 20147 Mk. 98 Pf. gegenüber. Die Staatsbeihilfe betrug 12945 Mk., die Beihilfe der betreffenden Gemeinden 2707 Mk. Der Gesamtarbeitsverdienst der Klöppelschüler stellte sich auf 25865 Mk. 40 Pf. (Arbeitsverdienst einzelner war bis über 80 Mk. Das gesamte Spar guthaben erreichte die Höhe von 20523 Mk. 17 Pf. (höchstes einzelnes 263 Mk.) Als Auszeichnungen wurden verliehen: von der Kgl. Kreishauptmannschast Zwickau 52 Belobigungsurkunden und 18 mündliche Belobigungen, von den Bezirksausschüssen der betreffen den Amtshauptmannschaften 61 Geldprämien (5—10 Mk.) und aus der Fr. Meier-Stiftung in Jöhstadt 6 Prämien von je 5Mk. In den Schulen zu Brand, Elterlein und Grünhain wurden ausschließlich Lyoner und etwas echte Gold- und Silberspitzen in allen übrigen Schulen Torchon- und stark leinene, sowie in mehreren Jdrianer-Spitzen angefertigt. Die in Schnee berg bestehende Königl. Spitzenklöppel-Musterschule zählte im vergangenen Jahre fünfzehn Schülerinnen, deren Leistungen in Dresden bei der Ausstellung ge werblicher Schulen vielfach anerkannt wurden; acht frühere Schülerinnen der Musterschule sind jetzt mit Erfolg als Klöppelschullehrerinnen thätig. Aus der Marx'schen Stiftung kamen voriges Jahr wieder 30 Mk. als Prämien für die 4 besten Schülerinnen der - Musterschule zur Verteilung. Die Spitzenklöppel- Musterschulc arbeitete verschiedene feine Sachen im Auftrage, die sonst in Sachsen nicht hätten gemacht werden können. Die von berufensten Händen ange fertigten und von der Schule angekauften marktgängigen Muster waren allen Svitzenindustriellen zugängig und sind auch vielfach benutzt worden; ebenso wurde an einzelne Fabrikanten außergewöhnlich feines Material zu Versuchen mit selten teuern Spitzen zum Selbst kostenpreis abgegeben. — Durch Verleihung von Anerkennungsurkunden seitens des evangelisch-lutherischen Landeskonsistoriums für Treue und Gewissenhaftigkeit bei Verwaltung kirchlicher Ehrenämter und Funktionen wurden neuer dings ausgezeichnet: Der Gutspächter August Bern hard Kaurisch in Berggießhübel, der Gutsauszügler Friedrich Gottlieb Hänel in Hartmannsdorf bei Frauen stein und der Gutsbesitzer Wilhelm Weißbach in Heimersdorf. . - — Der elektrische Strom ist bereits mehrfach zur Beförderung des Wachstums der Pflanzen ver wendet worden und hat hierbei die sehr bedeutsame Wirkung ergeben, daß die so erzielten Früchte an Dauerhaftigkeit, Wohlgeschmackund Aroma gewannen. Ganz neu und von ungleich höherer wirtschaftlicher Bedeutung ist die Behandlung von jungem Wein mit Elektricität Das Patent- und Technische Bureau von Richard Lüders in Görlitz schreibt hierzu: Der gesamte Entwickelungsvorgang des Weines besteht in einem Oxydationsprozeß, welcher das Bouquet, d. h. diejenigen Stoffe, welche den eigenartigen Geruch und Geschmack ausmachen, erzeugt. Durch den elektrischen Strom wird dieser Vorgang zunächst beschleunigt, hinterher jedoch eine gewisse Reaktion hervorgerufen, so daß das fertige Produkt gewissen italienischen und spanischen Weinen an Blume und Geschmack gleichkommt. Jedenfalls gelingt es auf diesem Wege aus minderwertigen Trauben in vielmal kürzerer Zeit einen ganz vorzüglichen und kräftigen Wein zu erzeugen, den selbst Kenner von echten Weinen dieser Art nicht zu unterscheiden vermögen. Die Vorrichtung für die elektrische Behandlung ist so einfach, daß sie jeder Kellermeister ohne weiteres wird anwenden können. Zwei Elektroden aus Platinblech werden durch das Spundloch des Fasses in die Flüssigkeit eingeführt und mit Hilfe einer galvanischen Batterie, sowie eines Stromwechslers Elektricität von bestimmter Stromstärke durch dieselbe geleitet. — Für die Wnsserbeschädigten im Mulden- und Pleißenthale spendete Sc. Majestät der König die Summe von 1500 Mark. — Das Chemnitzer Landgericht verhandelte dieser Tage gegen den Hochstapler Carl Ludwig Horche, geboren 1843 in Kassel, 1873 Realscyullehrer in Mitt weida, von 1874 an Direktor der Realschule in Leis nig, bis er als ein ganz arger Schwindler entlarvt wurde. Derselbe hat schon mehrere Zuchthausstrafen verbüßt und jetzt wurde vom Landgericht wegen Rück fallbetrugs die ihm vor Kurzem vom Landgericht Alten burg zuerkannte Zuchthausstrafe von 1 Jahr 3 Mo naten und 300 Mk. Geldstrafe auf 5 Jahre 3 Mo nate Zuchthaus und 750 Mk. Geldstrafe, ev. weitere 4 Monate Zuchthaus erhöht. Horche hat mit raffi nierter Frechheit und mit Hilfe seiner schönen Kennt nisse im Dezember 1888 zwei Chemnitzer Schuldirek toren und zwei Geistliche der Umgebung unter Vor spiegelung falscher Namen und falscher Thatsachen zu betrügen gewußt, bezw. versucht. Mit obiger Strafe ist es aber noch nicht abgethan, denn der Präsident des Gerichtshofes erklärte dem Horche, daß er wegen gleicher Vergehen noch eine Reihe Hauplverhandlungen in Dresden, Magdeburg rc. zu passieren haben werde. Uebrigens gestand Horche diesmal alles zu, während er in der Voruntersuchung geleugnet hatte. — Hohndorf. Am 1. Juni befand sich der Bergarbeiter F. von hier in sehr angetrunkenem Zu stande in Tauscher's Gasthaus. Dort verwiesen und ins Freie befördert, schlug derselbe die Scheiben einer Glasthür mit beiden Händen ein, zerschnitt sich dabei mehrere Flechsen und erlitt einen ziemlich bedeutenden Blutverlust. Hilfreiche Hände brachten ihn in seine Wohnung. Dort wirv er während der Krankheit Zeit haben, über die Folgen seiner thörichten Handlungs weise und ihrem Grunde nachzudenken. — Die Sammlungen für die Wasserbeschädigten im Mulden- und Pleißenthale sind besonders in Glauchau sehr erfolgreich. So konnte die Expedition des „Gl. Tgbl." am 31. Mai den bereits abgelieferten Summen im Betrage von 2000 Mk. wiederum 1000 zufügen. Unter den Zeichnern figuriert an erster Stelle Herr Louis Leuschner mit 1500 Mk. — Waldenburg, 1. Juni. Ihrer Erlaucht der Gräfin Frida von Schönburg-Glauchau wurde unterm 9. Mai d. I. von Ihrer Majestät der nun mehr verstorbenen Königin-Mutter von Bayern, Prinzessin von Preußen, der Kgl. Bayerische Theresien-Orden verliehen. I. I. E. E. Graf Clemens nebst hoher Gemahlin werden nächsten Montag aus dem Bade nach Schloß Glauchau zurückkehren. — Lugau. Als ein gelungenes Fest ist das Jahresfest der Männer- und Jünglingsvereine des Kreises Stollberg zu bezeichnen. Dasselbe wurde am Himmelfahrtstage in Lugau gefeiert. Es begann mit Festzug vom Vereinslokale der hiesigen Jünglinge aus; unter Posaunentönen schritt man zum geschmückten Gotteshause, in welchem Hr. Superintendent Freyer- Stollberg seine herrliche Festpredigt mit Zugrundlegung von Apostelgeschichte 1, 12—14 an die Herzen aller Erschienenen richtet? und dieselben ermahnte „zum Aufblicke zu dem erhöhten Christus, ihrem Vereins- und Bundesherrn, der sie verknüpft mit heiligem Band, der sie hält mit starker Hand und sie zieht ms Vater land". Die Nachversammlung im Müller'schen Saale wurde durch eine Besprechung der Vorsteher der er schienenen Vereine eröffnet; Herr Pastor Or. Eckardt- Lugau ging aus derselben wieder als Bundespräses hervor. Unter den herrlichen Gaben der Rede, des Gesanges, der dramatischen Darstellung sind besonders hervorzuheben die Ansprache des Bundespflegers, die herzlichhumoristischen Dankes- und Begrüßungsworte des Herrn Diakonus Tröger-Hohenstein, die vortreff- lichenGesangsleistungenderHartensteiner, diedramatische Gabe: „Junker Georg" der Hohensteiner und die lebenden Biloer, welche der hiesige Jünglingsverein unter bewährter Leitung nach dem vom Oberlehrer Jähnichen-Frankenberg gedichteten Melodrama stellte und dem ganzen Feste so recht den Stempel einer Vorfeier zum Wettiner Jubiläum aufdrückten. Der Geist, der aus allen Worten redete und alle Gaben belebte, war ein christlichfroher. — Daß Meißen noch lange nicht zu den unge sundesten Städten unseres engeren Vaterlandes gehört, das beweist die Thatsache, daß daselbst seit 5. Mai nicht eine einzige erwachsene Person gestorben ist. Die Beerdigungsgesellschaften, die Grabebitter, Totenbett meister und Heimbürginnen machen ein bitterböses Gesicht über das „schlechte Geschäft." 8 Berlin, 1. Juni. Der Kaiser ernannte Prof. Dr. Karl Ludwig in Leipzig zum stimmfähigen Ritter des Ordens pour Io morits für Wissenschaft und Künste. — Der Grund des Rücktritts des Oberpräsi denten von Hagemeister ist darin zu suchen, daß der Kronrat die von Hagemeister beantragte Verhängung des Belagerungszustandes über das Streikgebiet abge lehnt hatte. — Mit der Herstellung des Dortmund- Ems-Kanals wird demnächst vorgegangen, nachdem dafür eine besondere Königl. Kanalkommission eingesetzt worden ist. — Die Meininger haben in Kopenhagen mit einem Defizit von 25000 Mark abgeschlossen. Geh. Rat Kronegk wurde zum Danebrogritter ernannt. Diese Woche gehen die Meininger nach Stockholm. — König Humbert hat dem Präsidenten der Kunstakademie Prof. Becker das Kommandeurkreuz des Ordens der italienischen Krone unter besonderer Anerkennung der bei seinem Einzug veranstalteten Huldigung der Ber liner Künstlerschaft verliehen. ß Berlin, 2. Juni. Gegen den Redakteur Holtheim und Gen. ist wegen Herausgabe der Blätter „Arbeitsmarkt" und „Zukunft", in denen Fortsetzungen der vom hiesigen Polizeipräsidium verbotenen „Volks-