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Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Katserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespalten« Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesgeschichte. — Mülsen St. Jacob, 21. Mai. Bei dem sich gestern in den Nachmittagsstunden hier ent ladenden Gewitter, welches bei Windstille von heftigen Blitzen und Donnerschlägen begleitet war, schlug abermals der Blitz zweimal ein und zwar bei Guts besitzer Kriester in einen Birnbaum in nächster Nähe des Gutes, und am sogenannten Poppensberg in eine Eiche. Ebenso hat der Blitz in das Bauerngut des Gutsbesitzers Schubert, unweit des Armenhauses, in Mülsen St. Niclas geschlagen, ohne glücklicher weise zu zünden. — Zwickau, 21. Mai. DerStreik im Zwickauer Kohlenrevier ist in aller Form proklamiert und seit gestern abend thatsächlich ausgebrvchen. — Zwickau, 22. Mai. Mit jedem Tage steigert sich der Besuch der Aufführung dcs Herrig'- schen Luthersestspiels. Bei der 4. und 5. Vorstellung war das Haus völlig ausverkauft, und viele mußten wieder heimkehren, ohne eine Einlaßkarte erlangt zu haben. Auch von auswärts laufen tagtäglich sehr zahlreiche Bestellungen ein, so daß jeder, der von auswärts einer Vorstellung beizuwohnen gedenkt, gut thun dürfte, sich rechtzeitig eine Eintrittskarte zu be stellen oder vielleicht durch einen Freund oder Be kannten besorgen zu lassen. Gewiß wird niemand ohne die vollste Befriedigung die Aufführung ver lassen. In der That ist die Zwickauer Aufführung eine geradezu wustergiltige zu nennen und wird über einstimmend über die Dresdner und Leipziger gestellt. Da ist alles in bester Ordnung, alle Mitwirkenden sind an ihrem Platze und bringen ihre Rollen in zum teil meisterhafter Weise zur Darstellung. Ueberraschend wirksam gestalten sich auch die Volksszenen — wir erinnern nur an die Bilderstürmerszene —, und staunende Bewunderung erregt bei jeder neuen Vor stellung die große Reichstagsszene wegen der Pracht der Kostüme. Wahrhaft ergreifend wirkt die letzte Szene — Luther im Kreise der Seinen —, wobei wir nicht vergessen wollen zu erwähnen, daß dem einen der beiden trefflichen Vertreter der Lutherrolle eine überraschende Porträtähnlichkeit zu statten kommt. Bei so trefflichen Leistungen ist mit Bestimmtheit an zunehmen, daß der Besuch sich nicht nur auf gleicher Höhe erhalten, sondern noch steigern wird, namentlich wenn auch von auswärts, wie es den Anschein hat, die Teilnahme eine noch regere wird. Für heute Mittwoch hat das Waldenburger Seminar sich ange meldet. — Von einem Augenzeugen wird über das am Montag über Zwickau und Umgegend niederge gangene Gewitter folgendes berichtet: „Nachdem be reits während dcs gestrigen Nachmittag« die Luft sehr schwül geworden war, entlud sich über Zwickau, Mosel, Schlunzig, Rothenbach und Lauterbach gegen 6 Uhr rin schweres Gewitter. Schlag folgte auf Schlag und gegen 7 Uhr wurde ein Schadenfeuer in der Richtung nach Planitz bemerkt. Das Dörfelsche Gut in Nieder planitz ging in Feuer auf. Bedeutend waren die Wassermengen, welche in der Zeit von ffs6—7 Uhr niederfielen, unermeßlicher Schaden war die Folge davon. Die Bahndämme wurden mehrfach unterspült, so daß an verschiedener. Stellen heute früh dis Schienen — besonders zwischen Mosel und Zwickau — sozusagen in der Lufp hingen. Leider ereignete sich auch unweit Crossen und Oberrothenbach ein Eisen bahnunglück, indem die Maschine und mehrere Wagen des sonst gegen 7 Uhr in Zwickau eintreffenden Güter zuges unweit Oberrothenbach an eine Stelle kamen, die ebenfalls infolge Rutschens des Erdreiches schad haft geworden war. Die Lokomotive stürzte herab und wurde fast gänzlich zertrümmert, der Tender lag daneben und darüber stand ziemlich unversehrt der Wagen des Oberschaffners, während mehrere andere Güterwagen daneben lagen. Der Lokomotivführer, von dem nur eine Hand und ein Stückchen Rock unter den Trümmern der Maschine und Wagen hervorsah, sowie der Heizer find jedenfalls sofort tot gewesen. Die Landstraße zwischen Zwickau und Glauchau ist an verschiedenen Stellen unterbrochen, so bei Crossen, bei Rothenbach und Mosel. Auf dem Bahnhofe Mosel befinden sich mehrere Personenzüge von gestern Abend, unter anderen auch der Schnellzug, der zum Glücke nicht weiter gefahren ist. Kurz vor dem verunglückten Güterzuge befindet sich noch ein anderer Güterzug, der nicht weiter gekonnt hat. Am schlimmsten soll das Unwetter in Rothenbach und Mosel gehaust haben. In vielen Gehöften ist das Wasser meterhoch eingedrungen, in dem einen sind fünf Kühe, Pferd und Schweine ertrunken, in anderen die Menschen nur mit Mühe gerettet worden. In Lauterbach ist die Besitzung der Firma M. S. Esche in Chemnitz stark verwüstet. Die Felder stehen zum Teil unter Wasser, die Straße ist für einige Zeit unfahrbar. Kleine Bäche wurden zu reißenden Strömen und waren meterhoch angeschwollen. In Zwickau stand in den Straßen der nördlichen Stadt das Wasser in den Kellern ziemlich hoch. Menschen leben sind zum Glück angeblich keine zu beklagen, doch ist der sonstige Schaden bedeutend. — Die Wiederherstellung der durch Wolkenbruch zerstörten Strecke bei Mosel wird längereZeit, voraus sichtlich einige Wochen in Anspruch nehmen. Die Auf rechterhaltung des Personenvei kehres ist vorläufig nicht einmal durch Umsteigen zu ermöglichen, weil der Bahn körper auf eine ziemlich große Entfernung unpassierbar ist. Es muß daher der ganze Personenverkehr aus schließlich über Aue geleitet werden, da die Leipzig- Hofer Strecke ebenfalls einige Tage bei Crimmitschau unfahrbar bleiben wird. Der Güterverkehr bewegt sich gleichfalls über Aue und wird durch die Einlegung von Nachtzügen zu bewältigen gesucht, bei den un günstigen Steigungsverhältmfsen und der eingleisigen WMMckMWM Wochen- nud Kachrichtsblatt zugleich GesWs-AWM für Hchiöorf, Mlitz, BerMors, AsSars, St. Wien, ScmilhMi, Marien«« M Rillst». Amtsblatt für de« Stadtrat zu Lichtenstein. — —-—— — SÄ. Jahrgang. — — — —— — —. Nr. 119. Donnerstag, den 23. Mai 1889. Bekanntmachung. Anläßlich der Arbeitseinstellung unter Bergarbeitern wird vor allem ungesetzlichen Verhalten, insonderheit vor jeder Be schädigung von Eigentum der Werksverwaltungen und vor allen Zwangsmitteln gegenüber solchen Bergarbeitern, welche die Arbeit fortsetzen wollen, gewarnt. Bei Ausschreitungen wird die volle Strenge des Gesetzes in Anwendung gebracht werden. (ßH 124,12S und 116 des Reichs- strasgesetzbuches.) Glauchau, den 22. Mai 1888. Königliche Amtshauptmannschaft. Merz. BreMholzMuttio«. Auf Lichtensteiner Revier sollen Montag, den LV. Mai d. I., von Vorm. 8 Uhr an, 37 Rm. Nadelholz-Brennscheite und Rollen, § im Burg- 120 „ si. Aeste (Schneidelreißig), l u. Neudörfler 50 Wellhdrt. Laub- und Nadelholz-Reißig i Walde, unter den vor der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen und sofortiger Bezahlung meistbietend an Ort und Stelle versteigert werden. Versammlung früh 8 Uhr im Restaurant zur goldenen Krone in Rödlitz. Fürstliche Forstverwaltung Lichtenstein, den 21. Mai 1889. Bahnstrecke eine schwere Aufgabe. Die Strecke Oelsnitz- Pirk soll auch überschwemmt und unfahrbar sein. — Wie über Zwickau und Umgegend, so ist am Montag auch über Crimmitschau und die Ort schaften nach Werdau zu ein starkes Gewitter nieder- gegangeu. Hierüber kommt aus Crimmitschau fol gende Mitteilung: Am Montag nachmittag gegen 6 Uhr trat ein heftiges Gewitter ein, das sich nach Verlauf von einer Stunde noch verschlimmerte. Gegen 8 Uhr erreichte es seinen Höhepunkt. Es folgte Schlag auf Schlag, ein Wolkenbruch ging hernieder. Bald ergossen sich mächtige Wassermassen in die Ja kobsgasse und von da in die Mühlgasse. Um ^/sd Uhr wurde Sturm geläutet. Es drängte der Men schenstrom in die Badergasse, woselbst die Pleiße bis an den Brückenrand gefüllt war. Der östliche Stadt teil rechts der Pleiße, die Werdauerstraße, die Mühl gasse, der Mühldamm dis nach Wahlen glichen einem See. In Lauterbach hat das Wetter am ärgsten gehaust. Ein Wohngebäude mit Scheune und Neben gebäude wurde so vollständig weggeschwemmt, daß man kaum die Stelle wieder bezeichnen kann, wo diese Gebäude gestanden. Von zwei Familien, zusammen 11 Personen, welche dasselbe bewohnten, wurden 9 Personen weggeschwcmmt. Gerettet wurden von der einen Familie nur der Vater, von der anderen die Mutter, welche jedoch bis heute mittag noch ohne Be sinnung liegt. Ertrunken sind von den Familien gliedern 7 Kinder, 1 Mann, 1 Frau. Weiter wurden durch die Wassermassen drei Häuser unbewohnbar, da die Wände vollständig weggeschwemmt sind und die Häuser einzustürzen drohen. In Crimmitschau werden vermißt Rentier Scheffel und eine Frau Hahn. Die Leiche Scheffels soll gefunden worden sein. — C h em ni tz, 22. Mai. Die Fabrikarbeiterin Friederike Wilhelmine verw. Doberenz aus Lichten stein, 46 Jahre alt, und deren Sohn, der Fabrik arbeiter Johannes Paul Doberenz, 19 Jahre alt, die erstere wegen Diebstahls zwei Mal, wegen Un terschlagung und Betrugs ein Mal, letzterer wegen Diebstahl und Betrugs je ein Mal vorbestraft, stan den am 16. Mai vor der hiesigen Strafkammer 11. Wegen Betrugs und Diebstahls, der sich bei der Mutter als Rückfalldiebstahl darstellt, wurde diese mit 7 Monaten, der Sohn mit 3 Monaten Ge fängnis bestraft. — Am Sonntag wurde auf der Festung Königstein dem Zeughaus-Sergeanten Uhlig, welcher mitten im Granatenregen die Wache nebst den verwundeten Posten vom Pulverhause abgeholt hatte, für diese mutige That eine Belohnung von 100 Mk. überreicht. 8 Berlin, 21. Mai. Der König und der Kronprinz von Italien sind heute vormittag 10 Uhr 33 Minuten hier eingetroffen und von Se. Maj. dem Kaiser, von allen Prinzen, dem Reichskanzler und allen Ministern sowie der gesamten Generalität mit