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MMMÜWMM Wochen- mck NachrichlMM zugleich 8Mts-AWM sn HohnUrf, RUlitz, Bernskrf, MUrf, Ft. 8jiiin, HeimGich Rärins» nS RSIse». Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. Nr. 106. —— KN. Jahrgang. —- Mittwoch, den 8. Mai 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden' Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. —- Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Karserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Feld-, Wiesers-, Teich- msd OW-BerMchtrmg. Montag, den LL. Mai nachmittags 2 Uhr, sollen im Fürstlichen Rentamte hier die am 1. Oktober c. pachtfrei werdenden Grundstücke und zwar: das Beetel 3 Acker 207 O-Ruten Feld, das Mühlfeld 10 Acker 62 O-Ruten Feld, der Saugraben 2 Acker 267 Ud Ruten Wiese, das Göhlersche Grundstück in der Nähe der Rllmpfteiche — 2 Acker 132 O-Ruten Feld und Wiese, der Pfußler-Teich in der Nähe der Zwickauer Chaussee --- 1 Acker 248 O-Ruten Teich und Wiese, der Arzig-Garten 1 Acker 263 O-Ruten Gras und Obst, das sonst Keller-Reihold'sche Grundstück in Michelner Flur — 2 Acker 66 O-Ruten Feld und Wiese, unter den vorher bekannt gemacht werdenden Bedingungen auf 12 Jahre meist bietend verpachtet werden. Fürstliche Rentverwaltuug Lichtenstein. v. Uslar-Gleichen. Verbote« ist das Betreten der sogenannten Gotteswiese an der Glauchauer und Walden burger Straße. Kirchkassenverwaltung zu Lichtenstein. Tagesgeschichte. *— Lichtenstein, 7. Mai. Gestern nachmittag in der 4. Stunde fiel ein 4jähriger Knabe in den sog. Kupferteich, wurde aber glücklicherweise durch Hinzuspringen einer Nachbarsperson gerettet. Vielleicht ließe sich au der Barriöre des Teiches, an welcher sich die Kinder gewöhnlich anlehnen, ein Drahtgeflecht anbringen, wodurch Unfälle, wie der oben bezeichnete, vermieden werden könnten. —* Zu der bereits gemachten Mitteilung, den Waldbrand in der Rümpf betreffend, ist noch hinzu zufügen, daß auch deshalb mittags Us2 Uhr die hie sige freiwillige Feuerwehr alarmiert wurde und mit den nötigen Werkzeugen versehen, nach dem Brand platze abrückte. Unterwegs jedoch kam die Meldung, umzukehren, da weitere Hilfe nicht mehr nötig sei. *— Am Sonntag wurde im Rümpfwalde von einigen jungen Leuten eine Kreuzotter gefangen und getötet. — Wer das Pflanzenwachstum in unserer Gegend seit 8 Tagen beobachtet hat, der muß seine Freude da rüber haben. Wie prächtig steht alles. Die Wiesen haben in den letzten Tagen ein vollständig grünes Gewand angelegt. Die Obstbäume haben, soviel zu ersehen ist, durchweg eine solche Fülle von Trag knospen angesetzt, daß von ihnen ein reicher Ernte fegen zu erwarten ist, vorausgesetzt, daß der weiteren Entwickelung die dazu erforderlich günstigen Bedin gungen nicht fehlen. Auch die Saatfelder treiben dicht und üppig, ebenso berechtigt der Klee zu den schönsten Hoffnungen und bleibt zum Weitergedeihen des Pflanzenwachstums nur noch zu wünschen, daß im Mai keine Nachtfröste mehr vorkommen. — Bauernregeln. Im wunderschönen Monat Mai, wenn alle Knospen springen, da sei es warm vor allen Dingen, sonst ist es mit der Lust vorbei. — Kühler Mai — ist 'ne alte Regel — bringt viel Arbeit für Kelter und Flegel. — Mai käferjahr, fruchtbares Jahr. — Wenn die Pirols emsig kreischen, wird bald Regen niederträuschen. — Wenn die Wachteln fleißig schlagen, läuten sie von Regen tagen. — Giebt's der Eichenblüte viel, füllt sich auch des Kornes Stiel. - - Wenn die Kröten fleißig laufen, wollen sie bald Regen saufen. — Bienenschwärme im Mai, bringen uns viel Heu. — Zu welcher Stunde des Tages ist der Mensch am stärksten? Diese Frage werden die meisten Menschen voreilig beantworten: „Frühzeitig nach dem Aufstehen!" Dies ist aber keineswegs richtig. Im Gegenteil, nach den letzten Experimenten des Dr. Buch mit dem Dynamometer ist der Mensch früh, wenn er das Bett verläßt, am schwächsten. Unsere Muskelkraft steigert sich schon bedeutend nach dem Frühstück und erreicht den höchsten Grad nach dem Mittagessen. Darauf sinkt sie wieder für einige Stunden, hebt sich aufs neue gegen Abend und verfällt dann allmählich wieder bis zum Morgen. Die beiden schädlichsten Feinde tüchtiger Muskelkraft sind Trägheit und Ueber- anstrengung. Schweißvergießen bei der Arbeit schwächt die Muskeln ganz bedeutend. Wir wissen, daß die fleißigsten Menschen stets frühe aufstanden. Dieses Ausbeuten der Morgenstunde ist aber nur dann gut, wenn es mit einem tüchtigen, zeitigen Frühstück Hand in Hand geht. — Trotz der häufigen Warnungen, bei der Auf gabe von Postsendungen der richtigen und vollständi gen Adresse die größte Aufmerksamkeit zu widmen, haben sich doch die unbestellbaren Postsendungen immer wieder vermehrt. Die Zahl der im Jahre 1887 nicht bestellbar gewesenen Postsendungen betrug 858,497 Stück gegen 817,801 im Vorjahr. Hiervon konnten den Absendern 588,383 zurückgegeben werden, während 270,114 endgiltig unbestellbar blieben. — Mehr als 2500 Jahre ist es her, daß Jesus Sirach den so überaus herrlichen Vergleich wagte: „Wie ein Rubin in feinem Golde leuchtet, also ziert ein Gesang das Mahl; Wie ein Smaragd in schönem Golde stehet: Also zieren die Lieder beym guten Wein!" (Kapitel 32, 7^ bis 9). Schlimm genug sah es damals mit der Schreibkundigkeit aus, und auf die Erfindung der Buchdruckerkunst hatte man noch zwei Jahrhunderte zu warten. Aber auch noch in der Zeit vom 29. Januar 1763 bis zum 13. Juni 1810, als Johann Gottfried Saume fein: Wo man singet laß Dich ruhig nieder, Ohne Furcht, was man im Lande glaubt, usw. schrieb, mit dem bemerkenswerten Schlußsätze: Weh' deni Lande, wo man nicht mehr singt! gab es noch nicht in jeder Stadt eine Buchdruckerei, während heute der Wettstreit mehrerer Buchdruckereien den Preis für das Drucken solcher Tischlieder schon sehr herabgemindert hat. Ein gemeinschaftliches ge sungenes und auf den bestimmten Tag angefertigtes Lied ist nun aber auch eine dankbare Erinnerung, als alle Einladungen, Programme, Menukarten, Tanzvergnügen, Cotillonorden oder was man sonst des Aufhebens wert hielt. Inzwischen stellte auch Ludwig Uhland, welcher in der Zeit vom 26. April 1787 bis zum 13. November 1863 lebte, in seinem „Singe, wem Gesang gegeben u. s. w. die Behaup tung auf: Nicht an wenig stolze 'Namen Ist die Liederkunst gebannt! Wo nun aber im eigenen Kreise sich wirklich nicht so viel dichterische Begabung finden sollte, da wissen stets unsere Buchdruckereieu in ihrem regelmäßigen Verkehre mit Schriftstellern Auswege und sogar schon sehr billige Hilfe, sodaß die Kosten für Tischlieder, bei Familienfesten oderjVereinsveranstaltuugen nicht so erheblich sind, gegenüber dem allen Teilnehmern damit bereiteten Genüsse. Die Eigentümlichkeiten der Gesellschaften und Vereine jeden Ortes werden dabei berücksichtigt und nicht hat man es mehr nö tig, auf das aus anderen Kreisen schon Bekannte zurückzugreifen und bis zum Ermüden zu wieder holen. — Der weitbekannte Queüeufinder Beraz in München ist am 3. Mai im Alter von 45 Jahren gestorben. Herr Beraz hat es oftmals verstanden, mit großer Sicherheit anzugeben, an welchen Plätzen und in welcher Tiefe Quellen anzutreffen seien. Er hat sich dadurch um wasserarme Gemeinden und einzelne Gehöfte große Verdienste erworben. — Wie die Papiermacherkunst entstanden ist. In der „Papier-Ztg." schildert ein alter Papiermacher das Freisprechen eines Papiermacherlehrlings: „Die Gesellschaft," schreibt derselbe, „welche heute dieser Festlichkeit beiwohnt, wird es mir gestatten, auf unsere Kunst aufmerksam zu machen, die im 15. Jahrhun dert entstand und den ersten Anfang gab, daß die Bildung sich auch unter den Ständen ausbreitete. Bis dahin hatten wir nur geschriebene Bücher aus Pergament, die äußerst kostspielig waren und nur in den Klöstern bereitet wurden, wohin sich die Wissen schaft und Gelehrsamkeit geflüchtet. Aber von den Klosterbrüdern sollte diese unsere Kunst kommen, und zwar auf folgende Art: Zwei Kapuzinermönche gingen aus einem schwäbischen Kloster längs des Rheinthales nach Basel und da es anhaltend regnete, suchten sie Ruhe und Schutz unter Felsen. Hier richteten sie auf einem Felsstück ihr Mittagsmahl her und breiteten ein leinenes Tuch auf dem Felsen aus. Auf diesen Felsentisch sickerten von oben die Regentropfen in eine kleine Vertiefung und da beiden Mönchen die Zeit lang ward und sie sich ihren Gedanken Hingaben, so nahm der eine Mönch ohne Absicht einen Stein und klopfte fortwährend das alte feuchtgewordene Tuch. Nach einiger Zeit bemerkte er zu seinem Erstaunen, daß das Tuch durch das Klopfen zerfasert wurde. Er klopfte weiter, sammelte eine geringe Menge dieser Fasern und steckte sie in sein Brevier, um sie seinen Brüdern in Basel zu zeigen. Aber als er zu Haus das Buch öffnete, fand er zu seinem Erstaunen ein dickes, festes, biegsames Blatt: das erste Blatt Papier. Nun wurden weitere Versuche gemacht, Stampfwerke angelegt und leinene Lumpen damit zerfasert. Diese Fasern wurden geformt und so entstanden in Basel, wo noch heute viel Papierfabriken sind, die ersten Papiermühlen, und zwar mit Stampfwerken; die Holländer verbesserten die Lumpenzerkleinerung durch Anlegung einer Maschine, die heute noch „Holländer" heißt. Das Schöpfen des Papiers machte die Kunst und das Gewerbe des Papiermachers aus und nach Beendigung seiner Lehrzeit wird der Lehrling zum Gesellen freigesprochen." — Ueber die Morgensternsche Erbschaftsangele- gcnhcit schreibt das „Frkbg. Tgbl.": Schon seit Jahr zehnten taucht in Msttelsachsen, auch in unsrer Pflege, von Zeit zu Zeit die Morgensternfche Erb- schaflsangelegenheit auf und die Hoffnung auf Tonnen Goldes, welche vielen erbberechtigten Trägern eines so verbreiteten Namens schon viele Tausende von Mark gekostet hat, treibt dann wieder zahlreiche ver trauensselige Menschen zu großen Opfern an Zeit und Geld zur Hebung der Hinterlassenschaft eines Mannes, der vor 140 Jahren in Batavia gestorben ist. Man sollte meinen, es fei einleuchtend, daß, da die Hebung einer Erbschaft nach so langen Jahren schon in