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WWWckMNM Wochen- und Nachrichlsblati zugleich MjW-ÄMM für Hohnkrf, USlitj, Bensdorf, Bösdorf, St. KAmi Heimichssrt, Rttiemu »od Mölseii. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. - ——— —— ——-——-—————— AA. Jahrgang. — ——— —— ———-— Nr. 87. Sonnabend, den 13. April 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Katserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. GekMNtMKchUW. Es wird hiermit zur Nachachtung bekannt gemacht, daß dem Bergarbeiter Herrn Emil Reinhold, hier, das Amt des Einhebers der Gemeindeanlagen für den Gemeindebezirk Hohndorf, ausschließlich der Kohlenwerke, vom 15. April d. I. ab von dem Unterzeichneten übertragen ist. Der Gemeinde-Vorstand. Reinhold. Holz-Auktion. Nächstkommenden Montag, den 15. d. sollen auf dem Gemeindeberg zu Hohndorf eine Partie Hartreisig und harte Stämme öffentlich versteigert werden. Versammlung vormittags 9 Uhr beim Gemeindehaus. Der Gemeinde-Vorstand. Reinhold. Sparkassen-Expedittoustage in Lichtenstein: Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Tagesgeschichte. —* Lichtenstein, 12. April. Der Ringofen- Ziegeleibesitzer Herr Adolf Friedel hier hat für unsere Stadt und Umgebung eine nicht zu unterschätzende Neuerung in seinem Ziegelfabrikationsbetriebe ge troffen, wodurch die Ziegellieferung das höchste Maß erreicht. Wir meinen die Ziegelfabrikation mittelst Dampfkraft. Da die Anlage nunmehr fertig gestellt worden ist, hat die Arbeit mit gestern begonnen und es dürfte gewiß manchen unsrer Leser interessieren, wenn wir hier ein kurzes Bild aus dem Betriebe entwerfen. Wer die Ziegelei besucht, bemerkt, wenn er rechts an dem Trockenschuppen vorbeischreitet, am Hintern Ende desselben Arbeiter, welche den dem Boden entnommenen Lehm in einen großen Karren schaufeln, sobald der Karren gefüllt, wird er mit eisernen Ketten verbunden und' rollt auf Schienen in das 2. Stock des Maschinenhauses. Der nach oben beförderte Lehm wird nun durch weitere Arbeiter in die Ziegelpresse geworfen, wo derselbe verarbeitet und sofort im Parterreraum als fertige Masse heraus gedrückt wird, sodaß ein Arbeiter einfach mit einem sinnreich konstruierten Messer die Ziegel abschneidet. Die fertigen Ziegel werden nun in einen Fahrstuhl gelegt und nach dem Trockenraum befördert, wo dieselben der Zeit harren, in der sie in den Bren..- ofen gelangen. Die Kraft zu diesem Betriebe liefert eine 25pferdiae Dampfmaschine. Wie wir beiläufig bemerken wollen, liefert die Maschine pro Stunde bei normalem Betriebe 1800 Ziegel. —* Gestern abend gegen 5 Uhr zog das erste Gewitter in diesem Jahre über unsere Gegend und kündigte sich durch mehrmaliges Blitzen mit längere Zeit nachhaltendem Donnerrollen an. *— Herr Emil Mahla, Chef der Firma Mahla L Gräser in Remse, wurde bei Gelegenheit^der 50jäh- rigen Feier des Bestehens des Geschäfts von Sr. Mas. dem Könige zum Kommerzienrat ernannt. Von den Chefs der Firma wurden an diesem Tage 30 000 M. gestiftet, deren Zinsen zu Unterstützungen an Arbeiter des Etablissements gewährt werden sollen. —* Von einem Freund unsres Blattes erhalten wir aus Gößnitz die Nachricht, daß während des Gewitters gestern gegen Abend der Blitz in eine Scheune in der Nähe des Bahnhofes Ronneburg einschlug. Die Scheune, welche alsbald in Flammen aufging, enthielt viel Stroh und Heu. — Mit dem 10. April beginnt im Königreich Sachsen die Schonzeit für die sogenannten Sommer laichfische, und es dauert dieselbe bis mit dem 9. Juni. Während dieser Zeit dürfen diese Fische in fließenden Gewässern nicht gefangen und überhaupt weder feilge boten, noch verkauft, noch zum Zwecke des Verkaufs versendet werden. Diese Fische sind: Stör, Zander, Rapfen, Blei, Maifisch, Finke, Aland, Barbe, Döbel, Schleie, Aesche, Karausche, Rotfeder, Barsch, Rotauge, Schmerle, Weißfisch und Zehrte. Von den gewöhn lichen Süßwasscrspeisefischen dürfen daher während dieser Zeit auf dem Markte lediglich erscheinen: Lachs, Lachsforelle (d. h. eigentlich Landsee- oder Meerforelle), Bachforelle, Karpfen, Hecht, Aalraupe und Aal. — Nicht genug können die Eltern in jetziger Jahreszeit darauf aufmerksam gemacht werden, ihren Kindern das Sitzen auf Steinen, Thürschwellen oder auf der platten Erde zu verbieten. Dadurch auch schon an sich, noch mehr aber, wenn die Kinder durch vorhergehendes Spielen im Freien erhitzt sind, können die bedenklichsten und langwierigsten Krankheiten her vorgerufen werden. — Zur Warnung! Die vielfach geübte Unsitte, kleinen Kindern ein Vergnügen zu bereiten, indem man ihre beiden Händchen ergreift und sie nun zu Schleu derbewegungen im Kreise herumwirbelt, — ein billiger Ersatz fürs Karussellfahren, — hat schon häufig zu dauernden Schädigungen und bleibenden Verstüm melungen der kleinen Opfer des menschlichen Unver standes geführt, weshalb wir hiermit an der Hand eines solchen Falles vor diesem gefährlichen Verfahren warnen wollen. In eine Berliner chirurchische Privatklinik kam am Montag früh eine dem Arbeiter staude angehörige Frau mit ihrem fünfjährigen Söhnchen, welches den rechten Arm in einer Binde trug und bei der leisesten Berührung des kranken Gliedes einen lebhaften Schmerzensschrei ausstieß. Die Mutter des Kleinen gab über die Ursache der Verletzung an, daß „Vater", der jeden Sonntag mit dem kleinen Liebling zu scherzen und zu tändeln pflegte, seinen Sprößling am Nachmittag des vor hergehenden Tages in der oben geschilderten Weise vermittelst Kreisbewegungen unterhalten habe, womit der Kleine so lange überaus einverstanden gewesen sei, bis er einen heftigen Ruck und darauffolgenden ungeheuren Schmers im Ellenbogen verspürte. Der Umstand, daß der Knabe die ganze Nacht gewimmert und bei jeder versuchten Bewegung des betreffenden Armes laut aufgeschrien habe, führte die Mutter zum Arzt. In der That konstatierte dieser eine Verre.ckung des Vorderarmes, welche das Tragen eines Gipsver bandes für die nächsten Wochen notwendig machte. Nicht nur diese im Uebermut und scherzenden Leichtsinn unternommenen Handlungen können eine Verrenkung der kindlichen Arme zur Folge haben, sondern weit häufiger beobachtet man dieselben beim Ueberschreiten des Rinnsteins oder beim Treppensteigen, bei welcher Gelegenheit oft Mütter ihre Kinder mit aller Kraft nachschleppen und den Vorsprung von einigen Stufen, denen ihnen ihre längeren Beine ermöglichen, durch heftigen Ruck am Arme der Kleinen zu ersetzen suchen. — Vor der Auswanderung nach Nordamerika wird neuerdings wiederholt dringend gewarnt, da die gegenwärtigen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten sehr ungünstig für Einwanderer sind. Wie die „Pol. Korr." hervorhebt, finden gebildete Einwanderer, als L hrer, Beamte, Studenten und andere, dort gar keine Verwendung, und für Handwerker, Arbeiter und dergl. sind die Aussichten gleichfalls sehr wenig versprechend. Alle Erwerbszweige sind überfüllt; außerdem bestehen in jedem Industriezweige Arbeitcrvereinigungen, welche zum gegenseitigen Schutz der Mitglieder gegründet, jeden Fremdling mit entschiedener Abwehr empfangen. — Im 13. Jahrhundert galt der Name „Apo theke" für einen gewöhnlichen Kramladen. Erst zu Ende des 14. Jahrhunderts wurden Arzneien in den Apotheken bereitet. Im Jahre 1436 wurde in Ulm bereits einer ärztlichen Beaufsichtigung derselben er wähnt. Die feilgebotenen Arzneien würden freilich jetzt nicht mehr verschrieben werden. Da enthielt ein Gefäß den teueren Extrakt des menschlichen Gehirns (gegen Epilepsie); andere Gefäße enthielten den Ex trakt von Hirschgeweihen gegen Pest, den Extrakt der Krebsaugen gegen Haarstrenge, den Extrakt der Kalbs leber gegen Leberleiden, der Fuchszunge gegen Brust krankheiten, destilliertes Lerchenblut gegen Unterleibs krankheiten rc. Häufig wurden dem Patienten mehrere dieser Medikamente gleichzeitig eingegeben. Als Herzog Albrecht von Oesterreich am 11. November 1295 nach dem Essen sich unwohl fühlte und vergiftet zu sein glaubte, gaben ihm die Aerzte viele und allerlei Me dikamente ein; und als diese nicht halfen, ließen sie ihn bei den Beinen aufhängen, in dem Glauben, das Gift werde beim Munde herauskommen. — Eine eigenartige „Warenprobe" ging dieser Tage einem Sachsen mit der Briefpost aus Italien zu. Die Sendung war ein kleines, längliches Holz kästchen in der Form der „Warenproben", an einer Seite mit dichtem Drahtgitter und darinnen summte und brummte es gleich einem Bienenkörbe. Und wirk lich beherbergte das Kästchen auch lebende Bienen, die den weiten Weg von Italien her als „Briefpostgegen stand" zurückgelegt hatten! — Nach einer Mitteilung des Königlichen Land stallamtes zu Moritzburg soll die diesjährige Stuten musterung und Fohlenschau für das Zuchtgebiet Wernsdorf am 2. Mai vormittags 9 Uhr ohne Prä miierung in Glauchau, Wildenfels am 6. Mai vor mittags 9 Uhr mit Prämiierung in Wildenfels, Schönfeld am 9. Mai vormittags 9 Uhr mit Prä miierung in Annaberg, Ebersdorf am 10. Mai vor mittags 9 Uhr ohne Prämiierung in Ebersdorf statl- finden. — Der kühnste und verwegenste der drei Ein brecher, welche das Bankgeschäft von Hammer L Schmidt in Leipzig berauben wollten, der sogen. „Dachreiter", hat im dortigen Gerichtsgefängnis einen Ausbruchs versuch unternehmen wollen. Man ist jedoch noch rechtzeitig hinter seine schliche gekommen, und es sind Maßregeln getroffen worden, daß ihm die weitere Neigung zum Ausbrechen vergehen wird. ts" — Zwickau, 10. April. Im hiesigen Kreis- krankenstift wurden einem Mädchen beide Beine, welche erfroren waren, abgelöst. Das Mädchen hat künstliche Beine erhalten, kann ohne Stock und Stütze gehen und wurde vorgestern als geheilt entlassen. — Zwickau, 10. April. Beim Abbruch eines Hauses wurden zwischen Diele und Fehlboden 129 alte Kupfermünzen aus dem Anfänge biefes Jahr hunderts und einige Silberdreier aus dem vorigen Jahrhundert, insgesamt sächsischen Gepräges, vorge funden. — Waldenburg, 11. April. Gestern abend trafen I. I. D. D. Prinz Ernst von Schönburg- Waldenburg mit Gemahlin, Prinzessin Helene, aus Gauernitz zum Besuche am Fürstlichen Hofe hier- selbst ein.