Volltext Seite (XML)
WMMcktzMM Wochen- und Nachrichtsblalt zugleich WD-AMM fiir Sohndors, RiiSlitz, BerisSorf, Niisdorf, 8t. KOieil, hckriPort, Minitüiili miil Mülseii. Amtsblatt für den Stadttat zu Lichtenstein. — ————— — —— — FK. Jlihrgaug. -——-—— ———— — — Nr. 89. Dienstag, den 16. April 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer S Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Katserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BelMKtmachung. Es wird hiermit zur Nachachtung bekannt gemacht, daß dem Bergarbeiter Herrn Emil Reinhold, hier, das Amt des Einhebers der Gemeindeanlagen für den Gemeindebezirk Hohndorf, ausschließlich der Kohlenwerke, vom 15. April d. I. ab von dem Unterzeichneten übertragen ist. Ter Gemeinde-Vorstand. Reinhold. Tagesgeschichte« — Lichtenstein, 15. April. Am Sonnabend abend hatten sich die Veteranen von 1849 aus Lich- tenstein-Callnberg und Umgegend im dasigen Ratskeller saale zusammengefuuden, um die vierzigjähnge Erin nerungsfeier an die Erstürmung der Düppeler Schanzen durch ein gemeinschaftliches Mahl zu begehen. Hierzu waren Einladungen an die Vorsteher des Militär- u. Kriegervereins ergangen, und waren letztere auch er schienen. Nachdem einer der Veteranen die verschiedenen alten Kameraden, sowie die Gäste begrüßt hatte, er griff der Virsteher des Kriegervereins, Herr Amts straßenmeister Hörnig, das Wort und gedachte ganz besonders der bei der Erstürmung derDüppelerSchanzen Gefallenen, und als Zeichen der Pietät erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. In seiner weiteren Ansprache gedachte der Vorsteher des Kriegervereins Sr. Mas. des Königs Albert und schloß mit einem dreifachen Hoch auf denselben. Desgleichen ergriff der Vorsteher des Militärvereins, Herr Stadtrat Beyerlein, das Wort und hob unter anderem hervor, daß die Erstürmung der Düppeler Schanzen den Grund zur Einigung des großen Deutschen Reichs gelegt habe und schloß mit einem Hurrah auf die Veteranen. Die Unterhaltung nach aufgehobener Tafel wurde noch durch Vorträge aus den Kreisen der Veteranen und deren Frauen weitergeführt und endete zur allseitigen Zufriedenheit der Teilnehmer. Auf ein abgesandtes Glückwunsch-Telegramm an Se. Maj. dem König Albert ging folgende Antwort ein: „Danke meinen alten Kameraden für Glück- und Segenswünsche. Albert." — Ernste und wehmutsvolle Tage sind für zahl reiche Familien jetzt eingetreten, an denen die diesjährigen Konfirmanden aus der Schule entlassen worden sind. Ein höchst bedeutsamer Abschnitt im Leben dieser jungen Mit bürger ist zurückgelezt, ein ernster Wendepunkt ist ein getreten. Die goldene frohe Jugendzeit ist verstrichen, in welcher fürsorgliche Eltern, Lehrer und Wohlthäter die Sorge trugen. Zum letzten Male hat treuer Lehrermund zu ihnen gesprochen; ein ernstes und letztes Wort, das ihnen als Leitstern auf dem mühe- und wechselvollen Lebenswege dienen soll, ist verklungen. Die Schule des Lernens ist geschlossen, sie treten ein in die ernste Schule des Lebens. Mit zufriedenen und vertrauensvollen Blicken sehen Eltern-und Lehrer auge auf viele dieser jugendlichen Schaar, können sie sich doch der festen Ueberzeugnng hingeben, daß das ausgestreute Samenkorn reiche Früchte tragen und ihr Fuß nicht straucheln wird. Doch aber auch mit banger Wehmut und stillen Sorgen im Herzen fällt der Blick auf viele; jugendlicher Leichtsinn und Thorheit lassen die Sorgen berechtigt erscheinen. Viele von ihnen treten unerfahren hinaus in das öffentliche Leben mit seinen gleißnerischen Freuden, Verlockungen und Ver suchungen. Die jugendliche Pflanze ist vielfach noch zu schwach, um den Stürmen des Lebens zu wider stehen. Doppelte und heilige Pflicht eines Jeden ist es, sich dieser jungen Bäumchen anzunehmen und den selben eine feste Stütze zu gewähren, die auch den wildesten Stürmen trotzt, oder, wenn sie geknickt, sich wieder aufrichtet, verbindet und heilt. Ernst ist der Wendepunkt, leicht die Wahl, denn es ist ihnen in Haus und Schule gezeigt worden, welcher Weg zum Ziele führt. Mit stiller Wehmut sind sie geschieden von den ihnen lieb gewordenen Orten, von ihren jugendlichen Kameraden, von denwohlmeinenden Lehrern. Möge ihr Fuß nie straucheln! — Die Zeit der Reisen und Sommerfrischen naht und glücklich ist der zu nennen, dem es vergönnt ist, sich auf einige Zeit dem Gewühle des Alltagslebens zu entrücken, um in ländlicher Stille in Bergen und Thalern Erholung und Stärkung zu suchen. Unser herrliches Erzgebirge und Vogtland mit seiner gesun den und würzigen Waldluft, welches sich wie keine andere Gegend zur Aufnahme von Sommerfrischlern eignet, ist seither leider vom großen Publikum immer noch nicht genügend gewürdigt worden. Erst in neuerer Zeit ist erfreulicherweise eine stärkere Frequenz von Sommerfrischlern und Touristen zu verzeichnen u»d dies dürfte namentlich dem segensreichen Wirken des Erzgebirgsvereins mit seinen Zweigen zu verdanken sein, der sich fortgesetzt bemüht, weitere Kreise auf unser Gebirge aufmerksam zu machen. Wie man uns mitteilt, beabsichtigt auch dec in Dresden bestehende Zweigverein, die Landsmannschaft Erzgebirger und Vogtländer, in diesem Jahre wieder mehrere Auskunsts stellen für Sommerfrischen zu errichten, um dem Erz gebirge und Vogtlande wieder neue Freunde zuzuführen. Damit die voraussichtlich zahlreich eingehenden Anfra gen in befriedigender Weise erledigt werden können, wendet sich die Landsmannschaft an alle diejenigen Gastwirte und Prwmpersonen, welche Sommerfrischler bei sich aufzunehmeu gedenken, mit dem höflichen Er suchen, ihr nähere Mitteilungen über Lage des Hauses, Anzahl der Zimmer, Preise ec. unter der Adresse des Die Villa am Rhein. Original-Novelle von Mary Dobson. - >— (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Dann wandte er sich nochmals zu seiner Schwester und sagte: „Karoline, wir haben noch nicht an Walther ge dacht, den Du einstweilen hier lassen mußt." „Walther — ja; das arme Kind; er ist vielleicyt schon eine vaterlose Waise!" und laut schluchzend be deckte sie ihr Gesicht mit den Händen. „Die Depesche sagt nichts von Lebensgefahr, gieb Dich also solchen Gedanken noch nicht hin," entgegnete ihr Bruder, obgleich er selbst das Schlimmste befürchtete, und fuhr dann eiligst zur Stadt. Hier wartete seiner neue Aufregung und Sorge. Aus den Briefen ent nahm er, daß eine bedeutende Firma in London vor läufig ihre Zahlungen eingestellt habe, wodurch er sehr empfindlich getroffen wurde. Er verschwieg es aber seiner Gattin, als er kaum eine halbe Stunde vor Abgang des Zuges sie mit der Schwester am Bahnhof empfing. Die Majorin war ruhiger und gefaßter, doch hatte die plötzliche Nachricht einen tiefen Eindruck auf sie gemacht und die sonst so lebenslustige Frau war ganz verwandelt. Zu einer weiteren Unterredung blieb ihm keine Zeit, denn der Zug langte an, und nach kurzem Abschied trennte man sich in ernster Stimmung. Elisabeth kehrte dann nach der Villa und zu ihrer Tochter zu rück. Auf dem Wege dahin bemächtigten sich ihrer trübe Ahnungen und bis dahin nie gekannte Sorgen, denn im Fall des Todes ihres Schwagers war seine Witwe teilweise auf den Beistand ihres Bruders an gewiesen, der für seine einzige Schwester eine warme Zuneigung empfand, während leider in ihrem Herzen für die Majorin kein wärmeres Gefühl aufkommen wollte. Und diese Ahnungen betrogen sie nicht. Zwei Tage nach seiner Abreise schickte ihr Gatte ein Tele gramm, in welchem er ihr den lebensgefährlichen Zustand seines Schwagers anzeigte, und wiederum zwei Tage später folgte ein ausführlicher, welcher folgendermaßen lautete: „Teuerste Elisabeth! Durch meine Depesche bist Du schon auf das Schlimmste vorbereitet, und ich muß Dir leider Mit teilen, daß Falkenberg gestorben ist; ein Herzschlag hat Plötzlich seinen Tod herbeigesührt. Da ich die mir zugefallenen traurigen Pflichten so schnell wie möglich erledige, werden wir morgen mit der Leiche nach Düsseldorf abreisen, um sie in der dortigen Fa miliengruft beizusetzeu. Teile dies alles Walther mit, der ja bei Dir ist und über dessen Abreise zur Beer digung seines Vaters ich noch näher bestimmen will. Du erhältst von hier aus uur noch einen Brief, teuerste Elisabeth, uno zwar aus Düsseldorf. Laß mich dort Nachricht von Dir vorfinden, nach der ich mich sehne, doch steht es hoffentlich gut mit Dir und unserem Kinde. Meine Rückkehr kann ich noch nicht bestimmen; ich muß noch vorher Karolinens Angele genheiten ordnen. Sie ist durch den Tod ihres Mannes schwer getroffen und weist jeden Trost zurück. Es ist auch für sie und den Knaben ein unersetzlicher Verlust, denn es ist sehr traurig, daß Falkenberg in der Kraft seiner Jahre hat sterben müssen, jetzt, wo er besser als bisher für Weib und Kind sorgen konnte. Weiteres nicht mehr für heute, meine geliebte Elisabeth, nur bitte ich Dich noch inständig, stets Deine Gesundheit im Auge zu haben, damit wir uns wohlbehalten wiedersehen. Küsse unser teures Kind von mir und sei herzlich gegrüßt von Deinem treuen Gatten Gustav." Zwei Wochen nach Ankunft dieses Briefes traf Eschenbach wieder in der Villa ein und ward von seiner Gattin, seiner jubelnden kleinen Tochter und der Gerichtsrätin Waldheim begrüßt, welche einige Tage früher angelangt war. Er war glücklich, die Seini- gen im besten Wohlsein zu finden, er selbst hatte mit der Schwester eine schwere traurige Zeit durchlebt. Der nächste Tag war ein trüber Augusttag; in dichten Tropfen fiel der Regen zur Erde nieder und hüllte die Gipfel der Berge in feuchten Nebel ein, während der Wind sausend durch die hohen Laub kronen der Bäume des Gartens fuhr und welke Blätter vor sich Hintrieb. Die Rätin blickte mit einem Vorgefühl des nahenden Herbstes aus dem Fenster, ihre Tochter war am Kaffeetische beschäftigt und mit verschränkten Arinen schritt ihr Schwieger sohn in dem weitläufigen Gemache auf und ab. Endlich das Schweigen brechend, sagte er mit einem tiefen Seufzer: „Wer hätte vor einigen Wochen gedacht, daß schon so bald der Tod unsere Familie treffen würde!" „Du hast Recht", entgegnete teilnehmend die Rätin, „und ich bedanre die arme Karoline, deren Lage ich so ganz verstehen kann!" „Ja, die Witwen und Waisen der Offiziere und