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MMMckMWM Wochen- und RachrichtMall zugleich AWts-AMM fiir Hohiidorf, NSdlitz, Berii^mf, ÄsSm, St. ßOitli, Hcjm'ilhÄfl, Mariem» Uöls». Amtsblatt fiir den Stadtrat zn Lichtenstein. — ——— »». Jahrgang. — — — Nr. 64. Sonnabend, den 16. März 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. - Einzelne Nummer 5 Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergeipaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Die Anmeldung der künftige Ostern schulpflichtig werdenden, also in der Zeit vom 1. Juli 1882 bis 30. Juni 1883 gebornen Kinder ist für die Stadtschule Montag, den 18. ds. oder Donnerstag, den 21. ds. nachm. zwischen K und S Uhr im Sitzungszimmer (Nr. 6), für die Seminarübungsschule Mittwoch, den 20. ds. nachm. zwischen 2 und 4 Uhr im Amtszimmer unter Beibringung des Impfscheines, bei auswärts gebornen auch der Ge burtsurkunde und einer Taufbescheinigung zn bewirken. Callnberg, den 14. März 1889. Tie Direktionen. Schmidt. Höser. Tagesereignisse. — Der Winter scheint sich schwer von uns trennen zu können; der gestrige Tag sowie verflossene Nacht brachten uns nämlich wieder heftiges Schneegestöber. — Den nächsten Sonntag, den 17. März hat Rud. Falb als einen der kritischen Tage erster Ord nung bezeichnet und unter diesen wiederum denselben als einen ganz besonders gefährlichen. Wir werden sehen, in wieweit und an welchen Orten der Erde vornehmlich sich diese Voraussagung bestätigen wird. — Ueber die Ursachen der Obdachlosigkeit schreibt die „Soz.-Korr.": Einer der tiefsten Grade der Armut ist die Obdachlosigkeit. Dieselbe pflegt das Mitleid am meisten zu erregen und hängt zuweilen mit der Wohnungsnot in großen Städten zusammen, ist jedoch in den meisten Fällen durch schlechte Wirt- chaftsführung oder noch schlimmere Ursachen ver- chuldet. Die Wohnungsmiete, welche meist viertel- ährlich entrichtet wird, bildet den höchsten Posten im Haushalte der Armen und die Voraussicht und Sparsamkeit reicht bei vielen nicht aus, um diese Summe zusammenzubringen, so daß sie um Unter stützung wegen Miete nachsuchen oder ein anderes Logis wählen müssen. Die Statistik ist noch nicht zur allgemeinen Ermittelung der Ursachen der Ob dachlosigkeit gelangt, aber viele gewissenhafte Arme.l- verwaltungen geben sich die Mühe, darüber Nach forschungen zu hasten. Einen sehr schlagenden Beweis dafür, daß die Obdachlosigkeit meist selbst verschuldet ist, liefert der hochinteressante kürzlich erschienene Bericht der Dresdener Armeuverwaltung über das Jahr 1887. Demnach war das Armen amt im Jahre 1887 genötigt, zur Unterbringung obdachloser außergewöhnliche Maßregeln zu treffen. Die Zahl der von Anfang des Jahres untergebrachten Obdachlosen — 83 Familien mit 408 Köpfen — stieg im 2. Quartal auf 111 Familien mit 517 Köpfen. Am Jahresschlüsse waren 504 obdachlose Personen untergebracht. Tie Ursache der Obdach losigkeit war bei 110 Familien, für die hierüber Nachrichten Vorlagen, Trunksucht in 20, Zanksucht in 19, Bestrafung des Ehemanns in Folge Trunksucht in 10, Unreinlichkeit in 8, Arbeitsscheu in 7, unsitt licher Lebenswandel, Nachlässigkeit in 5, fortgesetzter ehelicher Zwist in 3 Fällen; nur von 21 Parteien konnte angenommen werden, daß sie die Obdachlosig keit wirklich nicht verschuldet haben. — Das Kapitel über den Schaden, welchen die Krähen dem Wildstande zufügen, erfährt durch nachstehenden Fall wiederum eine Bereicherung. Am vergangenen Freitag wurden auf einem benachbarten Jagdrevier der sächsischen Schweiz drei Krähen an- getroffen, die über einen ausgewachsenen Hasen her- aefallen waren, ihm die Augen auSgehackt und denselben auch im übrigen derb zugerichtet hatten. Der Hase lebte zwar noch, doch zog man es vor, ihn vollends zu töten, damit er nicht noch längeren Qualen ausgesetzt war. — Die Einlagen zur Königlichen Alter»renten- bank in Dresden (Landhans, König Johannftraße) verteilen sich in ziemlich ungleichmäßiger Weise auf die verschiedenen Zeiten de« Jahre», und ähnliche» wird auch bei des Privatanstalten dieser Art der Fall sein. Es liegt dies einesteils in allgemeinen Verhält nissen, andernteils in den besonderen Einrichtungen begründet, die eine jede dieser Anstalten bezüglich der Rentenberechnung getroffen hat. Unter den allgemei nen Einflüssen gedachter Art ist besonders der Um stand hervorzuheben, daß die Coupons der Staats papiere am Schluffe der Vierteljahre fällig werden. Ein Teil dieser Gelder wiid von den Empfängern zu Einlagen in die Altersrentenbank verwendet und es muß sich daher gegen den Schluß jedes Vierteljahres eine Steigerung der Einzahlungen bei der Alters rentenbank bemerklich machen. Hierzu kommt aber, daß im besonderen bei der Altersrentenbank das In teresse des Publikums für gewisse Einlagen, welche erst kurz vor Vierteljahresschluß gemacht zu werden pflegen, in großer Zunahme begriffen ist, nämlich für diejenigen Einlagen, für welche die Reute sofort be ginnen soll. Dieses Interesse wird als wahlberechtigt erkannt, wenn man bedenkt, wie rasch man auf solche Einlagen hin in den Rentengenuß tritt. Für jede, unter der Bedingung sofortigen Rentengenusses im Laufe dieses Monats gemachte Einlage zahlt die Alters rentenbank bereits am 30. Juni d. I. die erste Viertel jahresrate aus. — Dieses Jahr vollenden sich drei Jahrhunderte, seit eine der schönsten und interessantesten Zierden Dresdens, die große Elbbastion früher „Jungfern bastei" genannt, welche jetzt „die Brühl'sche Terrasse" heißt, erbaut wurde. Sie kostete, weil ein starker Rost in die Elbe geschlagen werden mußte, die für die damalige Zeit ungeheure Summe von 98,000 Gülden. Am 18. August 1589 wurde der Grund stein gelegt und in demselben eine Gedächtnisschrift nebst einer silbernen Medaille im Gewicht von zwei Loten verwahrt. Die Erbauer waren HanL Claus Rußwurm, Hauptmann der Festung Dresden, und Paul Buchner, Zengmeister und Baumeister. Wo jetzt das Belvedöre steht, ließ Kurfürst Johann Georg 1617 ein Prachtvolles Lusthaus errichten, das am 22. September 1747 die Explosion eines darunter in der Kasematte befindlichen Pulverlaboratoriums zerstörte. Kurfürst August schenkte den verödeten Platz seinem Premierminister Grafen Moritz Brühl, der den sogenannten Brühl'schen Garten anlegte und ein neues kostbares Lusthaus erbaute, das samt seinen Kunstschätzen 1759 von den Preußen zerstört wurde. Erst im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts wurden die Ruinen dieses Lusthauses abgetragen und auf der Stelle eine Wirtschaft angelegt, aus welcher das jetzige Belvedäre herum gegangen ist. — Leipzig, 14. März. Wieder ist hier eine hochherzige Handlung von Wohlthätigkeit zu ver zeichnen. Ein Ungenannter hat der Stadt die Summe von 100000 M. geschenkt mit der Bestimmung, daß die Zinsen davon zur Unterstützung hilfsbedürftiger Witwen und Waisen von hiesigen Kaufleuten und Buchhändlern, sowie von Prokuristen und Kommis, welche längere Zeit in derartigen Geschäften angestellt gewesen sind, verwendet werden. — Zwickau, 12. März. Ueber eine 500 Jahre alte Papsturkunde de» hiesigen RatSarchivs schreibt da» „Zw. Tgbl.": Die 90er Jahre des 14. Jahr hundert» siihrten unsere Stadt in mehrfache Kollisionen mit dem Papste. Im Jahre 1385 hatten nämlich einige Zwickauer Bürger im Streite einen Diener des Burggrafen zu Meißen und Grafen zn Hartenstein erschlagen. Zur Sühne sollten sie eine Kapelle bauen. Das thaten sie denn auch, jedoch ohne zuvor sich die Genehmigung des Rats zu erbitten. Und was that der Rat? Er ließ die Kapelle, als sie fertig war, niederreißen. Das forderte allerdings schwere Sühne, Die Stadt wurde exkommuniziert. Viel scheint mmr sich indes um diese Strafe nicht gekümmert zu haben. Denn erst nach drei Jahren hielt man es für nötig, Schritte zu thun, derselben wieder ledig zu werden. Am 5. Dezember 1388 erlangte die Stadt dieserhalb Absolution. Noch war sie aber nicht vom Banne frei. Derselbe lastete noch wegen einer anderen An gelegenheit auf ihr. Im Juli 1386 hatten eine An zahl Zwickauer Bürger sich an der durch Burggraf Albert von Leisnig ins Werk gesetzten Erstürmung des Schlosses Nabenstein bei Chemnitz, welches dem Chem nitzer Benediktenkloster gehörte, beteiligt. Der Papst belegte deswegen sämtliche Teilnehmer, auch dieZwickauer, mit dem Banne, denselben auf die ganze Bürgerschaft ausdehnend. 1389 sandte unsere Stadt ifl. Nicolaus Lybich nach Rom, um Absolution zu erwirken. Er erlangte solche auch. Der unter dem 21. Juni 1389 ausgestellte, auf Pergament geschriebene, 11« Eue lange, 1 Elle breite Absolutionsbrief befindet sich nebst dem oben erwähnten vom Jahre 1388 noch wohler halten im hiesigen Ratsarchiv. — Die Kgl. Amtshauptmannschaft zu Glauchau ersucht die Wegebaupflichtigen des Bezirks, zur Er leichterung der Abtrocknung der Wegeköiper dafür be sorgt zu sein, daß durch ungesäumte Reinigung der Gräben und Schleußen an den öffentlichen Wegen das Wasser ungehindert abfließen kann. — Vom 1. k. Mts. ab wird ans der Mülsen grund-Bahn der Frühzug bereits früh 4 Uhr 45 Min. in Ortmannsdorf abgelassen, so daß er schon 6 Uhr 6 Min. Anschluß in Mosel erlangt. — Am vergangenen Sonntag hielt Herr Hunger aus Rüsdorf im Naturheilverein zu Altstadtwaldenburg vor zahlreicher Versammlung einen Vortrag über „Die gesunde Lunge und ihre Thäugkeit." Dem Herrn Redner, der hierbei viele Beispiele aus seiner Praxis anführte, wurde reicher Beifall zu teil. Wie wir hören, wird Herr Hunger sich in nächster Zeit in Waldenburg als praktischer Vertreter der Naturheil kunde niederlassen. — Neukirchen, 14. März. Am 12. d. M. hat sich ein hier in Diensten stehendes, 22 Jahre altes Dienstmädchen mittelst Messers einen bedeutenden Schnitt in den Hals aus selbstmörderischer Absicht beigebracht. Sie verblutete sich infolgedessen und wurde, leider zu spät, im Bette ihrer Kammer liegend, aufgefunden. Das Motiv zu dieser entsetzlichen Tbat dürste Fälschung einer Rechnung sein, welche sich die Betreffende hatte zu Schulden kam neu lassen, weshalb sie auch von ihrer Herrschaft des Dienstes entlassen werden sollte. — Dippoldiswalde. In Possendorf ist man beim Verscharre« des Kadaver» einer mit Milz brand behaftet gewesenes Kuh der »erw. Wirtschafts besitzerin Wiegand auf menschliche Gebeine gestoßen. Dieselben dürften von gefallenen Kriegern au« dem Jahre 1813 herrühren, es sind derartige Ucberreste