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MMWAMW Wochen- und NachrichtsAM zugleich HesWs-ÄWM ßr tzohiiLors, Röölih, Btriisilorf, Usilorf, St. kiiilie«, Heinichsort, Rmitiiaii M RLlsen. Amtsblatt für den Stabtrat zn Lichtenstein. —— ——— ———— 88. Jahrgang. — — — —-— — —- Nr. 53. Sonntag, den 3. März 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — I n sie rate werden die viergespaltene Korpuszcile oder deren Raum mit 1V Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekanntmachung. Vom diesjährigen Reichs-Gesetzblatt sind die Nummern 3 und 4 und vom diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblatt das S. Stück erschienen und für die nächsten 14 Tage zu jedermanns Einsicht in hiesiger Polizeiexpe dition ausgelegt worden. Dieselben enthalten: a Reichs-Gesetzblatt. Nr. 1842. Verordnung, betreffend die Ausübung der Prisengerichtsbarkeit aus Anlaß der ostafrikanischen Blokade vom 15. Februar 1889. Nr. 1843. Gesetz, betreffend die Kontrole des Reichshaushalts und des Lan deshaushalts von Elsaß-Lothringen für das Etatsjahr 1888/89 vom 18. Februar 1889. l>. Gesetz- und Verordnungsblatt. Nr. 6. Bekanntmachung, eine Anleihe der Stadtgemeinde Crimmitschau betreffend vom 24. Januar 1889. Nr. 7. Bekanntmachuug, die veränderte Benennung der Oberförsterkan didaten betreffend vom 31. Januar 1889. Nr. 8. Verordnung, die Enteignung von Grundeigentum zu Erbauung einer normalspurigen Secundär-Eisenbahn von Großpostwitz nach Cunewalde betreffend vom 5. Februar 1889. Nr. 9. Bekanntmachung, die Dienstwaffen der Gendarmerie betreffend vom 12. Februar 1889, Nr. 10. Bekanntmachuug, einer Anleihe der Stadtgemeinde Limbach be treffend vom 12. Februar 1889. Lichtenstein, den 2. März 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Tagesereignisse. — Lichtenstein, 2. März. Der ledige Berg arbeiter Hermann aus Bernsdorf wurde heute früh fts5 Uhr auf der Chemnitzerstraße von Bergarbeitern erstarrt aufgesunden. Vorläufig wurde derselbe bei Oekvnom Friedrich Dost untergebracht und dann um 8 Uhr Herrn Naturheilkundigen Bahner übergeben, welcher durch Dampfbad und Einpackung ermöglichte, daß Hermann um 11 Uhr gesund und wohlgemut seinen Weg nach Bernsdorf wieder antreten konnte. Gewiß ein schöner Erfolg, wenn schnelle Hilfe und Nächstenliebe zusammengreifen. — Die Sonne ist neuerdings hinsichtlich ihrer physikalischen Eigenschaften Gegenstand einer tief gehenden Untersuchung geworden, die so viel Neues und bisher allgemein verbreitete Ansicht Modifizieren des ergeben hat, daß ein kurzer Hinweis auf diese Resultate auch hier wohl nicht ungerechtfertigt erscheint. Eine Frage, die mit Vorliebe gestellt wird, ist die nach der Temperatur der Sonne. Und es ist ein jeder nur zu leicht geneigt, sich diese Frage selber zu beantworten in der Richtung, daß er der Strahlen spenderin eine ganz immense Temperatur zuschreibt, wie wir denn einmal in einer populären Darlegung die Sonnenwärme so ganz leichthin auf 20,000 bis 30,000 Grad angegeben fanden. So gefährlich ist die Sache nicht. Der, wie aus der neuesten Unter suchung hervorgeht, zähflüssige Sonnenkern hat höch stens eine Temperatur von 10,030 Grad, während die gasförmige, leuchtende Hülle 6000 bis 7000 Grad erreicht. Interessant ist das Ergebnis der er wähnten Untersuchung, wonach die Atmosphäre des flüssigen Sonnenkerns sich über eine halbe Million Kilometer hoch erstreckt. Bisher nahm man den Wasserstoff als den hauptsächlichsten Bestandteil der Sonuenatmosphäre an. Aber es läßt sich zeigen, daß eine Wasserstoffhülle der Sonne die angegebene Höhe nicht erreichen könnte. Diese Hülle enthält vielmehr vorzüglich ein auf der Erde nicht vorkommendes aber Spektroskopisch nachweisbares Gas, das sogenannte Corongas, das sich durch eine charakteristische grüne Linie im Spektrum bemerklich macht. Gerade wie die Atmosphäre der Erhe, so weist auch die der Sonne Wolken auf, welche stus denselben Stoffen bestehen, wie der flüssige SoUnenkern selber. Diese Wolken, die bis zur Weißglut/ erhitzten Dämpfe der Sonnen materie, welche hiesse unterste Schicht der Sonnen atmosphäre bilden, -sind das, was man die Photo sphäre nennt. Sie sind das eigentlich Licht Sendende an der Sonne. s — „Die neuen /Einjährigen!" wird es, wie jedes halbe Jahr, bald wi!eder über die weite Fläche des Kasernenhofes schallest — zuerst aus dem Munde des Kompagniechefs, der die neuen Jünger des Mars um sich versammelt, um sie an ihre nunmehrigen Pflichten zu gemahnen, dann aber von den Lippen des „zur Ausexerzierung kommandierten" Leutnants. „Im Kreise rechts und links schwenkt — marsch!" kommandiert er — es ist das erste militärische Kommando, das die jungen Leute zu hören bekommen — ein Unteroffizier verliest mit mehr deutlichem als wohlthuendem Organ die unendliche Reihe der Kriegsartikel, aus denen die Hörer mit Schrecken jeden Augenblick etwas wie „Todesstrafe" und „lebenslängliches Gefängnis" ver nehmen, dann übergiebt der Herr Leutnant seine Opfer den einzelnen, ihm zur Hilfeleistung attachierten Feld webeln nnd Unteroffizieren und — die Einführung in die Mysterien des Wehrstandes beginnt. Wie oft aber wird der Ruf: „Die neuen Einjährigen" „och über den Hof, durch die Korridore und durch den Raum des Exerzierschuppens dringen, bis jene als ebenbürtige Kameraden in den Verband ihrer Kom panien und somit auch des Regiments ausgenommen werden. Denn „die neuen Einjährigen" gelten vor läufig noch als eine Sondertruppe, die unter dem wohlweisen Walten ihrer unmittelbaren Vorgesetzten erst vom „eivilisierten" Zustand befreit werden müssen, welcher von ihrem früheren Dasein her noch immer an ihnen haftet. Vor allem „muß der „Murr" in die Knochen", wie der Herr Feldwebel unablässig bei jedem „Antreten" proklamiert, der „Murr", jenes Etwas, daß sich so schwer erklären läßt, das aber jeder, der unter der Fahne gedient, in den Gliedern, in der Haltung und in der ganzen Art seines Austretens mit nach Hause bringt. Hat der Körper aber erst gelernt, in straffen energischen Bewegungen dem Kommando zu gehorchen, hat er die Nonchalance des Civilisten erst abgestreift, dann entwickeln sich die übrigen Fertig keiten des Waffenträgers von selbst und er braucht nicht mehr zu befürchten, beider „Vorstellung", jenem lauge vorher besprochenen Ereignis, mit welchem seine Ausbildung abschließt, mißfällig das Auge des ge strengen Herrn Oberst auf sich zu leuken. Eine neue Aera eröffnet sich ihm jetzt, das Soldatenleben in all' seiner Poesie und auch —Prosa, ein fröhlicher, bunter Abschnitt in dem Buche seines Lebens, auf dem in späterer Zeit seine Blicke noch oft und lange weilen werden. — Vom Festzug der Wettiner-Feier schreibt das „Dresn. Journ.": Die Hoffnnng, dem hohen Königs haus aus Anlaß des bevorstehenden Jubelfestes eine allgemeine Huldigung in Gestalt eines historischen Festzuges darzubringen, wird sich wohl kaum erfüllen. Die mit den Entwürfen für diesen Festzug von der Kunstgenossenschaft betrauten Künstler sind zwar eben so wie der aus angesehenen Männern verschiedenster Berufskreise bestehende Ausschuß für die Vorbereitung dieses Festzuges unermüdlich thätig gewesen; je weiter aber diese Arbeiten vorschritten, um so mehr mußte man erkennen, daß die der Ausführung dieses Unter nehmens entgegenstehenden Schwierigkeiten in der ver hältnismäßig kurzer Frist von ungefähr 5 Monaten sich nicht besiegen lassen. Diese Schwierigkeiten sind um so größer, als man in Dresden zum ersten Male an ein solches Unternehmen herangetreten ist, dennocy aber nicht blos eine Huldigung der Stadt Dresden, sondern zugleich auch andere Städte und Ortschaften des Landes in historischem Gewände geboten werden sollte. Da nun das Jubelfest keinesfalls weiter als bis in den Monat Juni verschoben werden kann, so wird die Ausführung des historischen Festzuges wohl aufgegeben werden müssen; die Frage, ob dem hohen Königshause eine Huldigung in anderer Form darzu bringen sei, wird damit selbstverständlich noch nicht verneint. — Mehrfach ist es vorgekommen, daß die alte und gut situierte Sächsische Vieh-VersicheruuZs-Bank in Dresden mit der neu gegründeten Vaterländischen Vieh-Versicherungs-Gesellschaft in Dresden, welche nach ihrem ersten Rechenschafts-Bericht eine Unterbilanz von Mk. 28,122.75 zu ,verzeichnen hat, verwechselt worden ist. Um weiteren Irrungen vorzubeugen, hat sich die Sächsische Vieh-Versichernng-Bank veranlaßt gesehen, im heutigen Inseratenteile eine diesbezügliche Annonce zu erlassen. — Am Mittwoch abend ging in Leipzig das große Konkurrenz-Fahren ans der Fahrrad-Aus stellung in der Alberthalle in Szene. Eine sehr enthusiastische Zuschauerschaft füllte die weite Halle fast vollständig. Die Konkurrenz bestand in Reigen fahren, Kürfahren, Kunstfahren und Fnßradfahren. Besonders thaten sich in den einzelnen Abteilungen hervor die Herren G. Heine-Hannover, P. Leipold- Berlin, Bruno Reußner-Halle, Paul Focke-Leipzig, Arthur Streubel-Leipzig, Rob. Höfer-Leipzig, Ernst Geppert und Carl Richter aus Weißenfels a. d. S. (die beiden Sieger im Kürfahren beim 5. Bundes tage des deutschen Radfahrerbundes in Wien). Alle diese und namentlich die beiden Letztgenannten leisteten Erstaunliches. Die höchste Anerkennung sand aber wieder Richard Schulz, Meisterfahrer von Europa. Er ist eine für das Radfahren außergewöhnlich be fähigte Natur und bei allen größeren Festlichkeiten des deutschen Radfahrer-Bundes in den letzten Jahren immer einer der Konkurrenten im Kunstfahren ge wesen. Der junge 21jährige Mann, eine schlanke Erscheinung, von bevorzugter Elastizität, errang sowohl bei dem Radfahrer-Bundestag in Berlin wie auch bei dem in Frankfurt a. M. je den ersten Preis. Zahlreiche andere Preise wurden ihm zu teil, so in Braunschweig, Hannover, Hambnrg, Nürnberg, Crefeld, Karlsruhe, Bremen, Darm stadt, Essen re. Seine Meisterschaften im Kunst fahren der allgemeinen Radfahr-Union in Mannheim und von Deutschland in Wien sind aus ganz beson-