Volltext Seite (XML)
WMMlbMlWU Wochen- und Nachricht-Mall zugleich WaD-AiUM M Riilitz, Bernsdorf, Nnsdsrf, St. ßOieli, HklUlujsKi, martensü md Miilsen. Amtsblatt fkr den Stadttat zu Lichtenstein. —— —— — — — SS. Jahrgang. — — Nr. 50. Donnerstag, den 28. Februar 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesereignisse. — Pferde können vor dem Anhaften von Schnee an ihren Hufen, wodurch sie unsicher und mühsam gehen und leicht fallen, durch ein einfaches Mittel geschützt werden, indem man den Huf, besonders auf der Sohle zwischen dem Hufeisen mit Fett oder Oel bestreicht; der Schnee bleibt dann nicht haften. — Am Abendhimmel sind gegenwärtig sämtliche vier größere Planeten sehr deutlich sichtbar: 6 Uhr abends sieht man am westlichen Himmel, ziemlich hoch über dem Horizont, die Venus, gegenwärtig Abend stern, mit hellstrahlendem Lichte; am östlichen Himmel steht unterhalb des Sternbildes der Zwillinge Jupiter, der sofort wegen seines blendend Hellen Lichtes ins Auge fällt; etwas tiefer links Mars mit rotem Licht; am südlichen Himmel ist hoch über dem Horizont, zwischen den Plejaden (Siebengestirn) und dem röt lichen Stern Aldobaran im Sternenbilde des Stiers, der Planet Saturn mit bleicherem Lichte sichtbar. — In vielen Familien, in denen Kinder schul pflichtig werden oder aber die Volksschule verlassen und eine höhere Schule besuchen wollen, werden naturgemäß schon jetzt die nötigen Vorbereitungen getroffen und bildet dabei die Wohnungsfrage sehr oft den Hauptgegenstand der Erwägungen. Das Wohnen in einem an der Eisenbahn gelegenen Vor orte der Stadt ist durch die im vorigen Jahre von der sächsischen Staatsbahn eingeführten billigen Abonnements für Schüler wesentlich erleichtert worden, die noch geringe Benutzung dieser Einrichtung läßt aber darauf schließen, daß dieselbe noch zu wenig im Publikum bekannt geworden ist und dürften des halb nachstehende Mitteilungen vielleicht mancher Familie von Interesse sein. Schülerkarten werden für Schüler und Schülerinnen der niederen und höheren Schulen, auch der Fortbildungs- und Ge werbeschulen, sowie für Zöglinge von Präpa- randenanstalten und für Konfirmanden aus gefertigt. Für junge Leute, welche akademische Anstalten, Universitäten, technische Hochschulen, Konservatorien und dergleichen besuchen, gelten diese Karten nicht. Schülerkarten werden auf die Dauer von einem bis zu zwölf Monaten zur Fahrt in 2. oder 3. Wagenklasfe der gewönlichen Personen züge ausgegeben; das Abonnement kann an jedem Tage beginnen. Die Karten werden für eine bestimmte Bahnstrecke ausgefertigt mit der Berechtigung zu einer einmaligen Hin- und Rückfahrt täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage, fowie der in der Schüler karte vermerkten Ferientage, oder zu einer einfachen Fahrt in einer oder der anderen Richtung täglich mit Ausnahme der vorbezeichneten Tage, wenn die fahrplanmäßigen Personenzüge zum Beginne oder Schluffe der Schulstunden nur in einer Richtung benutzt werden können, oder mit der Beschränkung auf bestimmte Wochentage oder die Sonntage, wenn der Unterricht (wie für Konfirmanden, Schüler von Fortbildungsschulen und dergl.) nur an bestimmten Tagen erteilt wird. Der Einheitssatz beträgt für einen einzelnen Schüler oder eine einzelne Schülerin bei einem Abonnement von geringerer als zwölfmonatlicher Dauer 1,33 Pf. in der 3. Klasse und 2 Pf. in der 2. Klasse, bei einem vollen Jahres abonnement 1 Pf. in der 3. Klasse, 1,50 Pf. in der 2. Klasse für jedes Kilometer. Für mehrere Schul kinder derselben Familie (Geschwister) werden ohne Rücksicht auf die Dauer des Abonnements berechnet: für 2 Kindern in 3. Klasse 2 Pf., in 2. Klasse 3 Pf. für 3 Kinder in 3. Klasse 2,66 Pf., in 2. Klasse 4 Pf., für 4 Kinder in 3. Klasse 3,33 Pf., in 2. Klasse 5 Pf., für 5 Kinder in 3. Klasse 4 Pf., in 2. Klasse 6 Pf, für jedes Kilometer. Die Bestellung solcher Karten muß spätestens 8 Tage vor dem Beginne des Abonnements bei der Billetexpedition derjenigen Station, von welcher aus das Abonnement benutzt werden soll, unter Benutzung des vorgeschriebenen Bestellscheines (der auf allen Bahnhöfen zu haben ist) schriftlich erfolgen. Der Bestellung ist eine Beschei nigung des Schulvorstandes (bei Konfirmanden des Pfarrers) über den Schulbesuch beizufügen; in derselben müssen auch die FerieMage verzeichnet sein. Bei der Bestellung eines Schülerabonnements mit der Beschrän kung auf bestimmte Tage muß in der Bescheinigung des Schulvorstandes angegeben sein, daß der Unter richt nur an jenen Tagen erteilt wird. — Bei der Beförderung von Fahrrädern auf den Eisenbahnen als Reisegepäck wurde der Gepäck frachtberechnung seither das wirkliche Gewicht zu Grunde gelegt. Am 1. April tritt nun auf allen deutschen Eisenbahnen eine Tarifbestimmung in Kraft, nach welcher bei dieser Frachtberechnung künftig Normalgewichtsätze Anwendung finden. — Annaberg. In einem Geschäftslokal in der Buchholzergasse fand am Morgen des 24. Februar eine Gasexplosion statt. Schon am Sonnabend abend hatte sich ein ziemlich starker Gasgeruch bemerkbar ge macht. Als am Sonntag früh der Inhaber des Lokals die Leitung mit dem Lichte ableuchtete, erfolgte plötz lich eine Explosion, welche glücklicherweise nur geringe Beschädigungen verursachte und dem Ableuchtenden aber keinerlei Schaden zufügte. Von den Arbeitern der Gasanstalt wurden sofort die Reparaturarbeiten in Angriff genommen, wobei sich herausstellte, daß die Zuleitung nicht im Geschäftslokale, sondern in der Erdleitung einen Defekt erlitten hatte. — Borna. Ueber ein besonders für Bienen züchter interessantes Vorkommnis wird dem „Born. Tagebl." aus einem, zum Amtsgerichtsbezirke gehörigen Dorfe geschrieben: „Eine höchst seltene Entdeckung bei jetziger Jahreszeit machte neulich der Bäckermeister H. H. in Hainichen, indem er, als er abends nach Hause kam, auf seinem Backofen einen ausgeschwärmten Bienenschwarm vorfand. Der Schreck war groß und die lustigen Tierchen tummelten sich bunt durcheinan der, als wenn der liebliche Mai mit seinem Blumen duft auf den Backofen gekommen wäre. Der Spaß sollte aber nicht lange dauern, denn nach Alarmie rung mehrerer Nachbarn waren die Lustigen bald wieder in ihr Winterquartier gebracht mit dem Nach rufe, sich so etwas nicht eher zu erlauben, als bis die Helle Sonne sie herauslockt und nicht die Wärme des Backofens". — Pirna, 25. Febr. Mit Genehmigung des König!. Ministeriums des Innern hat die Königliche Direktion der Landesheilanstalt Sonnenstein eine frei willige Feuerwehr eingerichtet, die aus den Beamten und Bediensteten der Anstalt besteht. Der Dienst dieser Feuerwehr erstreckt sich in der Hauptsache auf den Feuerschutz und Hilfe in Feuersgefahr bei Bränden in der Anstalt oder in der zur Anstalt gehörigen ca. 15 Minuten östlich gelegenen Meierei Cunnersdorf. — Glashütte. Die deutsche Uhrmacherschule hier kann nunmehr auf eine zehnjährige Thätigkeit zurückblicken. In dieser Zeit haben 314 Zöglinge die Schule besucht. Die Beziehungen, welche die Schule mit einem großen Teile derselben jetzt noch unterhält, haben ergeben, daß sich die Ziele der Schule in rich tigen Bahnen bewegen und daß neben der allgemeinen Ausbildung genügende Rücksicht auf die Bedürfnisse der Praxis genommen wird. Daß das Streben der Schule auch in den Fachkreisen genügende Anerkennung gefunden hat und findet, geht zur Genüge daraus hervor, daß die in jedem Jahre neu eintretendcn Schüler auf Empfehlung von Uhrmachern kommen, bei welchen Zöglinge der Schule gearbeitet haben. Im letzten Schuljahr haben 60 Zöglinge die Schule besucht. Dieselben verteilen sich der Herkunft nach auf folgende Staaten: Preußen 21, Sachsen 15, Bayern 4, Baden 1, Oldenburg 7, Sachsen-Meiningen 2, Oesterreich 3, Ungarn, Bereinigte Siaaten, England, Belgien, Norwegen, Brasilien und Rußland je 1. — Großzschocher, 25. Februar. Am ver gangenen Sonnabend wurden hier zwei Männer, die im Walde gewildert hatten, von der Gendarmerie dingfest gemacht und nach Leipzig überführt. Ein Spießgeselle von beiden, der in Kleinzschocher wohnt, wurde von den Männern des Gesetzes gerade in dem Augenblick überrascht, als er die Butter zum Wild braten in die Pfanne thun wollte. 8 Ueber den Termin für die Wiedereröffnung des Reichstags schwanken die Angaben zwischen dem 12. und 15. Mürz. Das Präsidium, dem die Wahl des Zeitpunktes überlassen wurde, hat eine feste Bestim mung noch nicht getroffen. Ein weitschichtiger und schwieriger Arbcitsstoff ist dem Reichstag in dieser zweiten Hälfte der Session noch Vorbehalten: außer der Altersversicherung, die noch ein großes Fragezeichen bildet, namentlich das Genossenschaftsgesetz und der Nachtragsetat mit seinen erheblichen Mehrforderungen für die Artillerie. Hierüber, sowie über die geplante Reorganisation der Marineverwaltung, die gleichfalls nicht ohne große finanzielle Tragweite ist, erwarten wir eingehende Aufschlüsse von feiten der Regierung als unerläßliche Voraussetzung für eine gründliche parla mentarische Prüfung. Angesichts so umfassender Auf gaben ist an einen Abschluß der Reichstagsarbeiten vor Ostern nicht zu denken. 8 In der Bergmannschen chirurgischen Klinik in Berlin entstand, wie der „Frank. Kur." erfährt, am 22. Februar vormittags eine heftige Gas explosion unter dem Verbindungsgang des Opera tionssaals mit denKrankensülen,wodurch der Assistenz arzt Dr. Nasse an die Wand geschleudert wurde und einen lebensgefährlichen Schüdelbruch erlitt. Die Erschütterung zertrümmerte die Oberlichtscheiben des Operationssäales, dessen Beschädigungen die gestrige Vorlesunb Bergmanns verhinderten. Bergmann und eine übrigen Assistenten waren sofort nach dem Un- all zur Stelle. Auch ein Heizer erlitt starke Ver- etzungen im Gesicht. Ursache des Unglücks war vermutlich eine durch Frost herbeigeführte Beschädi gung der Gasleitung, mit deren Ausbesserung der erwähnte Heizer gerade beschäftigt war. § Ueber das Projekt einer Brieftaubenpost für Ostafrika wird der „Straßb. Post" geschrieben: Als die Vorlage für Ostafrika von dem Reichstage ge nehmigt war, machte der Vorstand des Straßburger Brieftaubenvereins, Dr. Roeder, dem Hauptmann Wißmann seine eigenen Brieftauben zur Verwendung in jenen unwirtlichen Gegenden zum Geschenk und bot ihm weitere Auskunft hierfür an. Wißmann nahm dieses Geschenk an und engagierte den Schrift führer des Vereins, einen Militär, zur allmähligen Einrichtung der gewünschten Taubenstation in Ostafrika mit 200 von dem Vereine geschenkten Tauben. 8 Thorn, 24. Febr. In Magdeburg wurde kürzlich ein Sarg mit einer Leiche zum Bahntrans port nach Rußland aufgegeben. In der Nähe von Thorn hörte nun, wie der „Ges." erführt, plötzlich ein Schaffner m dem Wagen, in welchem der Sarg stand, ein rätselhaftes Gepolter und gab deshalb das Not signal. Als der Zug hielt und man nach der Ur sache des Gepolters forschte, fand man jedoch nichts Verdächtiges. Bald aber wiederholte sich das Gepolter, der Zug wurde abermals zum Stehen gebracht, und nun erlebte man etwas höchst Sonderba. es. Als man den Deckel des Sarges abhob, um nach der Leiche zu sehen, und diese an der Hand faßte, fühlte man,