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WckiMWMWM Wochen- und Unchrichtsblatl zugleich MDi-AnchM fiir Hahiiiisrf, Rttlitz, HernDorf, Riiskrf, St. KBlen, HeiNiDort, MmitW» u»d Miilseil. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —' —-—— SS. Jahrgang. —— ——— ——-———— Kr. 37. Mittwoch, den 13. Februar 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Zur Samoafrage. Die Hoffnung, daß es in der Samoa-Angelegenheit trotz des Säbelraffelns der Iankees doch noch zu einer Verständigung zwischen Deutschland und Nord amerika kommen werde, kann nunmehr als eine ge gründete bezeichnet werden. Nicht nur ist der Vor schlag des Fürsten Bismarck, zur Beseitigung der vor handenen Schwierigkeiten und Streitigkeiten eine Kon ferenz nach Berlin einzuberufen, in den letzten Tagen zustimmend von der Unionsregierung beantwortet worden, sondern sie hat jetzt auch durch einen anderen bemerkenswerten Schritt bekundet, daß sie gleichfalls eine friedliche Lösung der Samoafrage wünscht. Mr. Bayard, der nordamerikanische Staatssekretär für das Auswärtige, richtete an den zur Zeit in Washington weilenden amerikanischen Konsul auf Samoa, Mr. Sewell, das Ersuchen, seine Enlassung zu nehmen, da seine Ansichten mit denen derUnionsregicrung nicht über einstimmten und natürlich wird sich der Herr Konsul beeilen, dem mehr als deutlichen Winke des Staats sekretärs nachzukommen. Mit der „Kaltstellung" des bisherigen amerikanischen RegierungsvcrtreterS auf Samoa beweist das Kabinett von Washington, daß es ihm aufrichtig um eine Verständigung mit Deutsch land zu thun ist, denn Sewell war, trotz seiner amt- ichen Stellung, einer der Haupthetzer gegen die Deut- chen auf Samoa und alle Berichte von dort haben attsam erkennen lassen, daß er seinen einflußreichen Posten in schmählichster Weise dazu mißbrauchte, Um triebe gegen die Deutschen anzuzetteln und ihnen über haupt in jeder Weise Abbruch zu thun. Außerdem hat sich Sewell in seiner persönlichen Berichterstattung über die Zustände auf Samoa vor dem Senate zu Washington in einer fast absichtlicyen Verdrehung der dortigen Verhältnisse auf Kosten der Deutschen ge fallen und atmete seine ganze Darstellung eine solche deutschfeindliche Gesinnung und enthielt sie solche offen kundige Uebertreibungen, daß man selbst in Amerika den Kopf zu seinen Ausführungen schüttelte. Nun ist dieser Mann genötigt, von seinem Posten zu scheiden und hiermit erfahren die Aussichten auf eine baldige gütliche Beilegung des Zwistes wegen Samoa eine erfreuliche Verstärkung. Die Grundlage für die anznstrcbende Verständigung wird die ange kündigte Berliner Konferenz zwischen den Vertretern Deutschlands, Nordamerikas und Englands, als den drei fremden Mächten, die auf Samoa Interessen zu wahren haben, bilden und in Anbetracht der jetzt bei den Beteiligten allseitig vorwaltenden friedlichen Dis positionen darf mit Zuversicht auf einen Ausgleich der bestehenden Gegensätze durch die signalisierte Konferenz gerechnet werden. Nichts wäre auch lächerlicher als wenn sich zwei große und in vielfachen engen Bezie hungen zu einander stehende Kulturmächte, wie Deutsch land und Nordamerika, wegen einer im fernen Welt meer gelegenen und kaum 54 Quadratmeilen umfaffen- den Inselgruppe feindlich anfallen wollten und die Nordamerikaner hätten cs wahrhaftig nicht nötig ge habt, sich anläßlich der Samoafrage in eine so merk würdige kriegerische Erregung hineinzuarbeiten. Zudem nehmen sich die bramabasicrenden Andeutungen ge wisser Herren in der amerikanischen Volksvertretung, wonach die Union ihre Rechte auf Samoa eventuell mit Waffengewalt zu schützen wissen würde, wunder lich genug aus, wenn man z. B. in New-Iorker Blättern liest, daß die Unionsflotte mehr aus „alten Waschtrögen" als aus wirklich kriegstüchtigen Schiffen besteht! Dringend erwünscht aber wäre cs, hauptsächlich wegen der bedeutenden Handclsinteresscn Deutschlands auf den Samoa-Jnseln, wenn die weiteren diploma tischen Erörterungen und Verhandlungen über Samoa zu recht baldigem Abschlusse kämen. Denn aus einer im „Hamb. Korresp." letzthin veröffentlichten Original- Korrespondenz aus Samoa geht hervor, daß die dor tigen Zustände nachgerade unhaltbar geworden sind und Leben und Eigentum der Weißen auf dieser Insel gruppe ernstlich bedroht erscheinen. Nach den Schil derungen des Gewährsmannes des genannten Blattes ist eine allgemeine Abschlachtung der Weißen, in erster Linie der Deutschen, und die Vernichtung ihres Eigen tums und in Verbindung hiermit die vollständige Zer störung von Handel und Wandel auf diesen Eilanden, gar nicht so unwahrscheinlich, falls die Mächte nicht bald energisch eingreifen, um Ruhe und Ordnung auf Samoa wieder herzustellen. Tagesereignisse. — Die Besitzer von Hundefuhrwerken mögen auf eine Angelegenheit aufmerksam gemacht werden, die eigentlich jeder Tierschutzverein auregen sollte. Hunde, welche vor den Wagen gespannt werden und viel in den Schnee kommen, laufen sich die Haut zwischen den Zehen durch und sind dann kaum im stände, das Fuhr werk fortzuzichen. Um nun dieser Quälerei vorzubsugen, ist es zweckmäßig, den Hunden nach Art der Kamtscha dalen und Finn- und Lappländer lederne Strümpfe über die Füße zu ziehen. Wenn sich auch die Tiere in der ersten Zeit sträuben, zu ziehen, so gewöhnen sie sich doch sehr bald daran und verrichten nach wie vor ihre Arbeit und leichter, weil ohne Schmerzen. — Beschlägt man doch das Pferd, um den Huf desselben zu schützen, warum sollen also die Hunde, wenn sie nun doch einmal als Zugtiere gebraucht werden, nicht den gleichen Schutz genießen? — Danksagungen an Geistliche. Der „Ev.- Kirchl.-Anz" schreibt: „Wie überall, besteht auch hier die Unsitte, daß die Geistlichen, wenn sie eine Leichen rede gehalten haben, durch die Zeitungen einen Dank der Hinterbliebenen für die „trostreichen Worte", die sie geredet, empfangen. Gemeinhin ist es so, daß nach dem Dank für die zahlreiche Begleitung, für die Kranzspenden, für die Sänger, auch noch die „trost reichen Worte" des Geistlichen herankommen. Welchen Wert derartige, meist von der eingerissenen Mode eingegebenen Danksagungen haben, liegt auf der Hand. Wenn der Trost des Goltesworts verwundeten und gebeugten Herzen in bangen, schweren Stunden wohl- thut und die Getrösteten dafür in der Stille die Hand dem Prediger drücken und aus ihrem Ange den Dank entgegenleuchten lassen für den durch seinen Dienst empfangenen Frieden, so ist das ein köstlich Ding, worauf jeder Geistliche den größeren Wert legen wird. Oeffentliche Danksagungen aber ent sprechen nicht dem Heiligtum, in dem wir mit den Trauernden bei einer Leichenfeier uns doch bewegt haben. Die Geistlichen bedürfen weder eines solchen Dankes noch solcher Reklame." — Die „Dr. Landw. Presse" schreibt: Der Keuchhusten ist eine der am meisten gefürchteten Kinderkrankheiten, nicht nur, weil er häufig, besonders bei kleinen Kindern, Lungenentzündung im Gefolge hat, sondern auch, weil er durch seine lange Dauer die Kleinen sehr anstrengt und entkräftet. Der Volks mund sagt: Neun Wochen steigt die Krankheit und ebenso lange Zeit bedarf sie, bis der Husten ver schwunden ist. Mag dies nun auch insofern wahr sein, daß das Kind achtzehn Wochen lang, in manchen Fällen sogar noch länger, die Ansteckungsfähigkeit bewahrt, so läßt sich doch sicher durch vernünftige Behandlungsweife die Kraft des Hustens und die Heftigkeit der einzelnen Anfälle abschwächen. Da ich selbst in den letzten Wochen mit meinem kleinen Töchterchen diese Krankheit durchmachen mußte, so sei es mir gestattet, meine Erfahrungen mitzuteilen. Unsere Kleine hatte ohne unser Wissen mit einem Kinde im Garten gespielt das von sehr heftigem Keuchhusten befallen war, und fing kurze Zeit dar nach ebenfalls zu husten an. Anfangs hielten wir es für einen Katarrhusten, bald aber stellten sich fein pfeifende Töne ein, sowie Erbrechen und Atem not, so daß wir über die Natur des Hustens nicht mehr in Zweifel sein durften. Die Nachtruhe war gestört und das Kind war recht krank und angegriffen. Da wandten wir folgendes, uns von einem Bekannten empfohlenes Mittel an: Jeden Abend und jeden Morgen wurden Brust, Seite und Rücken des Kindes mit einer Salbe eingerieben, die wir uns aus ft» Pfd. schaumig gerührter Butter, für 10 Pfg. Terpeu- tinöl und fts Weinglas guten Rum bereitet hatten. Hauptsache ist, daß das Eiureiben mit kräftiger Hand geschieht. Außerdem sorgten wir, daß die Kleine täglich, wenn nicht gerade Nordwest wehte, hinans kam; freilich durfte sie nicht herumspringen, sondern mußte spazieren geführt werden, da bei starker Be wegung besonders heftige Hustenanfälle auftraten. Um sie jeder Witterung aussetzen zu können, durfte sie vor allem nicht verweichlicht werden. Wir setzten darum die täglichen kühlen Abwaschungen des ganzen Körpers und tüchtiges Frottieren fort, ließen fleißig gurgeln und die Nase mit Olivenöl reinigen; ferner wurde der Milgenuß beschränkt, da nach der Milch das Erbrechen und die Schleimbildung besonders stark waren. Das Kind hatte seither täglich 1 Liter Milch getrunken und bekam nnn nnr die Hälfte, dafür mehr Brot und Fleisch, sowie Fleischbrühe und weiche Eier. Abends erhielt es gar keine Flüssigkeit und hatte mindestens eine Stunde vor dem Zubette- gehen feine Mahlzeit. Sobald diese Diät eingeführt war, wurde die Nachtruhe besser, da sich die Anfälle nach Zahl und Heftigkeit minderten, und nach kaum vier Woche» waren wir so glücklich, daß die Kleine nur noch einmal nachts hustete und am Tage nur daun, wenn sie besonders lebhaft gewesen, herumge- fprungen war oder geweint hatte. So geht es nun schon vierzehn Tage; der Husten ist nicht verschwun den, aber schwächt das Kind nicht mehr, sondern dasselbe nimmt wieder zu, ist vergnügt und hat seine roten Backen wieder bekommen. Ich teile diese Be obachtungen allen Müttern mit, indem ich wünsche, daß sie auch bei ihren Kindern, wenn dieselben von dem bösen Husten geplagt werden sollten, so gute Erfahrungen machen wie ich und, indem sie oben genanntes Mittel anwenden, den gleichen Erfolg er zielen. — Die durch Schneeverwehung herbeigeführten Verkehrsstörungen auf den sächsischen Staatseisen bahnen sind, nachdem das Schneetreiben einigermaßen nachgelassen hat, im Laufe des verg. Montags wenigstens zn einem Teile behoben worden. Die stark betroffene Linie Leipzig-Riesa-Dresden wurde am Sonntag nachm. bis 2 Uhr zwischen Riesa und Oschatz und bis abends 10 Uhr zwischen Dahlen und Oschatz auf einem Geleise fahrbar. Bis dahin konnten die Züge nur von Dresden bis Riesa ver kehren. Montag war zwar die Verbindung zwischen Leipzig und Dresden über Riesa wiederhergestellt, indessen konnten die Züge die Stelle, an welcher eine Entgleisung der Maschine erfolgt war, nicht passieren und es mnßten daher die Passagiere bei Dahlen noch umsteigen. Auf der Lime Bodenbach- Dresdeu blieb am Sonntag abend in nen entstan denen Schneemassen bei Mügeln der letzte, 'i-11 Uhr abends hier fällige Persouenzug sitzen, es gelang aber, denselben nach Verlauf von etwa einer Stunde wieder flott zu macheu. Die Züge der Görlitz-Dres- den-Reicheubacher Linie verkehrten Montag mit ziem licher Pünktlichkeit, da nur einzelne von Görlitz