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MckiMlckWHM Mochm- und Rachrichlsblatt zugleich MiW-AnzM für Hüüors, Rödlitz, VttDiSorf, UMrf, St. KOie«, Heiirichsort, Mariem» M Niiilskii. Amtsblatt fiir den Stadtrat zn Lichtenstein. —-— SS. Jahrgang. — — Nr. 30. Dienstag, den 5. Februar 1889. Dieses Blatt escheinh täglich (außer Sonn- nnd Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer S Pfennige. — Bestellungen nhmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl- Postanstalteu, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekanntmachung, im -ffeutlicheu Verkehr nicht mehr zulässige Gewichte betr. Uv vielsestigen Anfragen zu begegnen, bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntys, daß vom I. Januar dieses Jahres an folgende Gewichtsstücke im öffent- lichen Verkehr nicht mehr zulässig sind: 4) eiserne Gewichtsstücke zu 20 Pfund in Pombenform; / d) eiserne Gewichtsstücke unter 10 Kilogramm mit fester Handhabe (Griff) statt des vorgeschriebenen Knopfes; o) eiserne Gewichtsstücke mit beweglichen Handhaben, Ringen und dergleichen ; ei) eiserne Gewichtsstücke mit Justierhöhlung an der Bodenfläche oder mit einer sonstigen Justlereinrichtung, welche der Vorschrift' des 8 39 Nr. 3 der Aichordnung nicht entspricht. sZ 39 Nr. 3: die eisernen Stücke (solche aus Gußeisen, Gußstahl, Hartguß und dergl.) von 50 Kilogramm bis 100 Gramm einschließlich sollen mit einer zur Aufnahme des Justier- materials bestimmten Justierhöhlung versehen sein, welche auf der oberen Fläche des Gewichtsstückes in einer Oeffnung (dem Justierloch) ansmün det und durch einen Aichpfropf zu schließen ist. Diese Ausmündung der Justierhöhlung soll jedensalls so beschaffen sein, daß der in dieselbe ein zuschlagende Aichpfropf darin einen festen Halt hat. — Ein unterhalb des Knopfes gelegenes Justierloch darf nicht zu nahe am Rande, aber auch nicht derartig angebracht sein, daß die Zugänglichkeit desselben durch den Knopf beeinträchtigt wird.) Tagesereignisse. — Lichtmeß, ein Tag, den unsere Altvordern und jetzt noch unsere Landbevölkerung als einen ganz besonders wichtigen Noteltag bezeichnen und auf den es im Volksmunde mehr als ein halbes Dutzend zum Teil recht drastischer Sprüchlein giebt, verlief diesmal für' alle die, welche noch immer fest an die Zuver lässigkeit jener alten Witterungsregel glauben, nicht verheißungsvoll. Einige wenige Sonnenblicke ausge nommen, zeigte der Himmel während des Vormittags zwar ein trübes Gesicht, ab und zu Regengüsse zur Erde sendend, doch während des weiteren Tagesverlaufs, mittags und nachmittags, vertrieb der heftige Wind die dicken Wolken und die Sonne gewann die Ober hand. Ein Nachwinter wird deshalb gefürchtet. Sieht doch auch der Bauer zur Lichtmeß den Wolf lieber im Schafstall als die Sonne am Himmel und „Lichtmeß hell, schind't dem Bauer das Fell". Gefeiert wird der Tag nur in der katholischen Kirche und hat er seinen Namen von drr Kerzenweihe, welche an diesem in jener Kirche vorgensmmen wird, erhalten. Diese Sitte, die Kerzen auf das ganze Jahr zu weihen, soll nach einigen aus der Zeit herrühren, wo die ersten Christen ihre Versammlungen bei Nacht in den Kata komben halten mußten, nach anderen aber eine Nach bildung der siebenarmigen Leuchter im jüdischen Tem pel sein, welche durch die symbolische Bedeutung, die man der Kerze beilegt, christlichen Halt bekam. Gewiß ist, daß sie bereits im 3. Jahrhundert üblich war. — Bezüglich der für Kinder zu lösenden Fahr karten, begegnet man im Publikum noch immer irrigen Auffassungen und wollen wir deshalb nicht unterlassen, die hierauf bezüglichen Bestimmungen, auch an dieser Stelle mitzuteilen. Dieselben lauten: 1. Kinder unter 4 Jahren werden frei befördert. 2. Ein Kind im Alter von 4—10 Jahren wird in allen Wagen klassen und bei allen Zugsgattungen zur Hälfte des Fahrpreises für Erwachsene befördert. Die Fahr preise für Kinder-Fahrkarten werden für 1., 2. und 3. Wagenklasse auf volle Zehn Pfennige, für 4. Wagenklasse auf volle Fünf Pennige abgerundet. 3. Zwei Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren werden in allen Wagenklasien und Zngsgattungen auf eine Fahrkarte der betreffenden Wagenklasse für Erwachsene befördert. 4. Diese Bestimmungen finden auch auf Rückfahrkarten und Rundreisekai ten, sowie auch in Buchform hergestellte Fahrkarten Anwendung. — Im Jahre ^3 sind bei der Königlichen o) Gewichtsstücke in Gestalt vier- oder achtseitiger Prismen; t) Gewichtsstücke in Gestalt abgestumpfter sechsseitiger Pyramiden; §) Gewichtsstücke aus Messing und verwandten Legierungen in Zylinder form ohne Knopf, sowie solche von 200 Gramm abwärts in Zylinderform mit Knopf, bei denen aber die Höhe des Zylinders dem Durchmesser gleich oder größer als der letztere ist; d) Gewichtsstücke aus Messing und dergleichen von würfelförmiger Gestalt, sowie in Gestalt von ebenen oder gebogenen Platten; i) zylinderförmige Gewichtsstücke zu 4 Pfund, bei denen die Höhe des Zy linders dem Durchmesser gleich oder größer als letzterer ist, falls bei diesen Stücken die Dimensionsbestimmungen des ß 37 der Aichordnung vom 27. Dezember 1884 nicht eingehalten sind (die Zylinder sollen, ab gesehen vom Knopf, mindestens 65 und höchstens 78 Millimeter hoch sein), ferner zylinderförmige Gewichtsstücke zu Pfund, bei denen die Höhe des Zylinders kleiner ist als der Durchmesser desselben; ü) alle Gewichtsstücke zu 5 Pfund und alle solche Gewichtsstücke unter 10 Psund, welche nach Zentner bezeichnet sind, sowie alle Gewichtsstücke unter V2 Pfund, welche nach Pfund bezeichnet sind. Lichtenstein, den 2. Februar 1889. Ter Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Grundsteuer fällig! "WM, o „MIN. - W-... IM ' ...JI i »NIMM »MF-MM Irischen Entladungen herein. Sämtliche Eismassen von oberhalb Herrnskretschen bis unterhalb Schandau trieben im Laufe dieser Nacht zu Thal. Die Ge wässer des großen Winterberges ergossen sich durch Schmilka, während in Herrnskretschen die Kamnitz so bedeutende Wassermassen mit sich führte, daß die Fluten die Dorfstraßen bedeckten, Holzmassen zur Mündung spülten und die in und vor der Mündung hängenden zahlreichen Fahrzeuge bedrohten. Heute morgen hatten sämtliche kleineren Fahrzenge, die sich in voriger Nacht am Ufer und auf dem Eise los gelöst, in genanntem Flusse eine Zufluchtsstätte ge funden. Hin und wieder treiben auf den noch schäu menden Wogen der Elbe größere Stämme, Klötzer, Sparren hinab, welche an geeigneten Stellen auf- gefischt, und den Eigentümern später znrückerstattet werden. Der Sturmwind wühlt znr Stunde den Strom bis zum Grund auf, dazwischen kommen hef tige Regengüsse; sollte diese Witterung anhalten, so würde die Eisdecke, welche unweit der Landesgrenze Schöna-Niedergrund beginnt und bis oberhalb Aussig reicht, baldigst brechen. — Die Mörderin der Witwe Caroli in Dresden, die verehelichte Schach, welche während der Uater- suchungshaft an einer heftigen R ppenfellemzündung erkrankt war und deshalb un JiadDaokcnbanse unler- gebracht werden mußte, ist am 3l. v. M. von dort als vollständig genesen emlass u und der Kömgllchen Gefangenanstalt wieder zugefülpt wo den. Die ge- richtliche Aburteilung der verehel. Sch!chs und deren Ehemanns (ihres Helfers bei der blutigen Tyat) wwo in den ersten Tagen der am 13. d. M. beginnenden Schwurgerichtsperivde stattfinden. — Die „Leipz. Geiichisztg." berichtet über einen in Leipzig großes Anssehen erregenden Vorgang, dessen Hanptfaktor der jugendliche Mitinhaber einer der größten dvitigen Firmen ist. Kürz! ich ging bei dem Vater desselben, dem Begründer der Firma, von einem auswärtigen Bankhaus ein privates Schreiben ein, worin vertraulich mitgeteilt wurde, es sei ein Wechsel auf 66,000 Mk. eingegangen, ob es denn mit diesem seine Richtigkeit habe. Man kann sich denken welch' ein Schreck dem allen Herrn in die Glieder fuhr, denn er hatte keine Ahnung von den ganzen Vo gäugen. Es kamen hierauf die unvermeidlichen Ause nunter- setzungen zwischen Va>er und Sohn, und da stellie » sich denn heraus, daß der Herr Sohn nicht we > gec wie 750,000 Mk. Schulden gemachi hatie, daruute- etwa 150,000 Mk. Wechselschulden. Bezeichnend stt es, j Altersrentenbank zu Dresden-Altstadt, Landhaus und König Johannstraße, im Landhaus 3,357906 Mark in 6675 Einlagen eingezahlt worden; dadurch wurde seit Bestehen der Bank überhaupt die höchste Jahreseinnahme erreicht. — Vor einigen Wochen wurde durch einen Zu fall in einem Fremdenzimmer des Hotels „Zum Deutschen Haus" in Groß-Glogau die Summe von 10400 Mark aufgefunden, welche, wie nachträglich ermittelt wurde, der Gutsrendant Martini aus Demb- no unterschlagen hatte. Jetzt hat man auch den Be trüger selbst ausfindig gemacht, ohne ihn jedoch dem Gerichte übergeben zu können, denn er starb, noch ehe seine Identität mit dem steckbrieflich verfolgten Ver brecher festgestellt werden konnte. In einem Dresdner Hotel wohnte seit der zweiten Hälfte des Dezembers ein Fremder, der, nnter verdächtigem Namen auge meldet, zurückgezogen lebte. Eine Krankheit, welche den Gast befiel, verschlimmerte sich derart, daß der hinzugezogene Arzt die Unterbringung in dem Stadt krankenhause für notwendig erachtete. Tue Ueberfüh- rung dorthin fand am Donnerstag statt; unterwegs starb der Patient, und nach seinem Tode entdeckte man, wie der „Niederschl. Anz." meldet, bei Durch suchung seiner Papiere, daß der Verstorbene zweifellos der aus Dembno flüchtig gewordene Gutsrendant Felix Martini gewesen. Das Geheimnis seiner Irr fahrten nach der Verübung des Verbrechens hat er mit sich ins Grab genommen. — Dresden, 1. Februar. Se. Majestät der König Albert erhielt die Nachricht von dem Plötz lichen Tode des Kronprinzen Rndolf von Oesterreich auf privatem Wege bereits am Mittwoch nachmittag gegen 3 Uhr und war über dieselbe so bestürzt, daß er anfänglich geneigt war, deren Wahrheit zu be zweifeln. Se. königl. Majestät erfuhr jedoch auf sofortige telegraphische Aufrage iu Wien die Bestä tigung der traurigen Botschaft und teilte dieselbe erst dann Ihrer Mäjestät der Königin Carola mit welche, ebenso wie ihr hoher Gemahl, von der Schreckens kunde ans das schmerzlichste berührt wurde. — Von der Landesarenze im oberen Elbthale, 1. Februar. Die Schrecken der soeben vergangenen Nacht haben die Bewohnerschaft zu Dresden daran gemahnt, alle Vorsichtsmaßregeln gegen das bald zu erwartende Hochwasser mit Eisfahrt zu treffen. Das Unwetter brach am Donnerstag abend 9 Uhr über unsere sächsische und böhmische Gebirgswelt mit orkanähnlichem Sturm und vernehmbaren elek-