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WMMnbMWM Machen- und Nachricht-Matt zugleich 8WB-Aijtijtr für Ho'ftSorf, Nsiitz, Veriisttrf, Mkrf, St. KBic^ HmiriPort, Rariemil M RHIstii. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. —— ———— — L8. Jahrgang. — — — — Nr. 34. Sonnabend, den 9. Februar 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden' Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiserl- Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Jns'erate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Bekarmtmachrmg. Vom diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 1. Stück, und vom diesjährigen Reichs-Gesetzblatt Nummer 2 erschienen und für die nächsten 14 Tage zu jedermanns Einsicht in hiesiger Ratsexpedition ausgelegt worden. Dieselben enthalten: «. Gesetz- und Verordnungsblatt. No. 1. Verordnung, die polizeiliche Beaufsichtigung der Eisenbahnarbeiter betreffend vom 24. Dezbr. 1888. No. 2. Bekanntmachung, eine Anleihe der Aktiengesellschaft „Dresdner Papierfabrik" betreffend vom 27. Dezbr. 1888. No. 3. Bekanntmachung, die Festsetzung des Betrags der für die Natural- verpflegnng der Truppen im Jahre 1889 zu gewährenden Vergütung betreffend vom 27. Dezbr. 1888. No. 4. Bekanntmachung, die Postordnung vom 8. März 1879 und die Telegraphenordnung vom 13. August 1880 vom 28. Dezbr. 1888. No. 5. Verordnung, die Abtretung von Grundeigentum zu Erbauung einer an die normalspurige Sekundäreisenbahn von Berthelsdorf nach Groß hartmannsdorf anschließenden Zweigbahn von Brand nach Langenau nebst Zufuhrstraße nach Bahnhof Langenau betr. vom 28. Dez. 1888. t». Reichs-Gesetzblatt. No. 1841. Gesetz, betreffend den Schutz der deutschen Interessen und Bekämpfung des Sklavenhandels in Ostafrika vom 2. Februar 1889. Lichtenstein, den 7. Februar 1889. Der Rat zu Lichtenstein. Fröhlich. Vereinigtfeldschacht leicht ein großes Unglück entstehen. Eine Arbeiter schob einen Hunt statt in das gerade oben stehende Fahrgestell nach der daneben befindlichen Oeffnung des Förderschachtes, durchbrach dabei die davor angebrachte Barriere, und der Hunt stürzte in die Tiefe. Nur dem Umstande, daß das andere Ge stelle gerade unten hielt, ist es zu verdanken, daß kein Menschenleben zu beklagen ist. Das Gestelle freilich mußte, um die Förderung wieder frei zu bekommen, zerhackt werden. ( — Mülsen St. Jakob. Für die Zwecke der hier bald zu errichtenden Herberge zur Heimat wird voraussichtlich kommenden 3. März ein größeres Gesangsconcert in Pitschels Saal veranstaltet werden, welches in zwei Teilen geistliche und weltliche Musik Vorfahren wird. Der erste Teil bietet eine Reihe von Chören und Solis aus der ersten Hälfte des Oratoriums „Paulus" von Mendelssohn, der zweite Teil u. a. die große Löwesche Ballade „Archibald Douglas" für eine Singstimme und zum Schluß die Geibelsche Ballade „Schön Ellen" für Chor und Soli von Max Bruch. Es steht zu erwarten, daß diesem Coneert in Ansehung des guten Zweckes, so wie des reichhaltigen Programms eine rege Teilnahme nicht fehlen wird. — Die „Voss. Ztg." läßt sich aus der Ober lausitz schreiben: „Die von der Handelskammer zu Chemnitz beim Ministerium des Innern beantragte Verlegung der Kirmeßfeste auf ein und dieselbe Woche ist den Bezirksausschüssen zur Begutachtung über wiesen und hat demgemäß auch die Bezirksausschüsse in Zittau und Bautzen beschäftigt. Die Mehrheit des Zittauer Ausschusses hat sich gegen diese Be schränkung ausgesprochen und will lieber die Schieß feste auf die Kirmeß oder auf die Pfingsttage ver legen lassen. Als bestes Mittel gegen die Ueber- handnahme der Vergnügungssucht wurde die Lohn auszahlung an den Freitagen, die Errichtung von Wochenmärkten in den Jndustriedörfern und Errich tung von Volksbibliotheken, sowie die wirtschaftliche Ausbildung der jungen Mädchen des Arbeiterstandes empfohlen. Der Bezirksauschuß zu Bautzen hat die Beschränkung der Kirmsen und die Verminderung der Tanzbelustigungen der Vereine empfohlen. Das Mi nisterium selbst ist für eine Verkürzung der Kirmeß- feiern, hat aber doch Bedenken, ob eine durchgängige und gleichmäßige Behandlung dieser althergebrachten Feste ohne Anstoß durchzuführen ist, und ob es sich nicht empfehlen dürfte, zur Erreichung des beabsich tigten Zweckes an anderer Stelle einzusetzen und der übermäßigen Häufung der von Vereinen veranstalteten Lustbarkeiten entgegen zu treten." — Eine neue Warnung vor der Auswanderung nach Brasilien enthält die „Pol. Korrespondenz". Sie schreibt: In der letzten Zeit sind über die Einwande rungsverhältnisse in Brasilien, insbesondere in den Provinzen San Paulo und Minas Geraes, feiten der Auswanderungsagenten vollkommen falsche Berichte in Die Wahlreformfrage iu Frankreich. Das Ministerium Floguet ist iu Uebereinstim mung mit den republikanischen Gruppen der franzö sischen Deputiertenkammer endlich zu dem Entschlusse gekommen, von einer Politik der Gewaltmaßregeln gegen den Boulangismus, wie sie von den republi kanischen Heißspornen im ersten Schreck über den glänzenden Wahlsieg Boulanger's in Paris befür wortet worden war, vorläufig abzusehen. Vielmehr soll der vom Boulangismus drohenden Gefahr für die gegenwärtige französische Republik nur durch die Wiedereinführung der Bezirkswahl begegnet werden und wurde der Deputiertenkammer bereits vom Kabi nett Floguet ein bezüglicher Entwurf vorgelegt, den die Kammer am vorigen Sonnabend zunächst einer Kommission zur Vorberatung überwiesen hat. Es soll also das zur Zeit in Frankreich bestehende Listen system bei den allgemeinen Wahlen, das überhaupt erst einige Jahre besteht, abgeschafft nnd durch den schon früher in Geltung gewesenen Wahlmodus, bei welchem die Deputiertenwahlen nach den einzelnen Verwaltungsbezirken oder Arrondissements erfolgen, wieder ersetzt werden. Das hauptsächlichste Unter scheidungsmerkmal zwischen Bezirks- und Listenwahl besteht nun darin, daß bei ersterer jedes einzelne Arrondissement, von denen mehrere zusammen wiede rum ein Departement bilden, seinen parlamentarischen Vertreter erwählt, während bei der Listenwahl nach ganzen Departements gewählt wird. Jedes der letzteren entsendet eine gewisse, seiner Einwohnerzahl entsprechende Anzahl von Abgeordneten in die Kammer und je nach der Größe des betreffenden Departements hat jeder Wähler sechs, acht, zehn und noch mehr Kandidaten zugleich zu nennen, daher der Name Listenwahl. Nach diesem Modus wird in Frankreich seit einigen Jahren bei den allgemeinen Neuwahlen zur Deputiertenkammer gewählt, nachdem schon früher die Listenwahl in diesem Lande wiederholt angewendet worden war, während die parlamentarischen Vertreter der französischen Kolonien überhaupt immer, auch zur Zeit der Bezirkswahlen, nach Departements ge wählt wurden. Es ist erklärlich, daß bei den Wahlen der Deputierten nach Arrondissements lokale Einflüsse und Kirchturminteressen eine weit größere Rolle spielen, als bei den Listenwahlen, bei denen gleich die Wählerschaft eines ganzen Departements sich für oder gegen eine gewisse Anzahl von Kandidaten zu entscheiden hat und es kann daher die Parteiagitation beim Listenscrutinium iu viel größerem Maße sich entfalten, als bei den Bezirkswahlen, in den häufig lokale Fragen den Ausschlag geben. Als vor einigen Jahren unter dem Einflüsse Gambetta's das Be zirkswahlsystem in Frankreich durch das Listenscruti nium der Departements ersetzt wurde, so leitete die damals herrschende gemäßigte republikanische Partei hierbei der Gedanke, durch das Listenscrutinium ihr Regime zu befestigen, da sie sich in ihrem parlamen ¬ tarischen Besitzstände durch die Wühlereien einer seits der Radikalen, anderseits der Monarchisten bei den Arrondissementswahlen allmählig bedroht fühlte. Außerdem schwebte dem allmächtigen Führer der herr schenden republikanischen Partei, eben Gambetta, die Erinnerung an Thiers vor, der 1871 bei den gleich falls nach dem Listensystem vollzogenen Wahlen zur französischen Nationalversammlung durch seine gleich zeitig in 24 Departements erfolgte Wahl sein Ueber- gewicht begründete und diesen plebiscitären Charakter der Listenwahl suchte auch Gambetta auszubeuteu. Aber was Thiers und Gambetta als für ihre Bestre bungen vorteilhaft erkannt, ist auch dem Scharfblick eines Boulanger nicht entgangen und wie er die in der Listenwahl für einen kühnen, rücksichtslosen Partei führer liegende Möglichkeit, für sich eine Art Plebiszit zu schaffen, auszunutzen verstanden hat, beweist feine nunmehr in fechs Departements mit stets großer Mehrheit erfolgte Wahl zum Deputierten. Bei den reißenden Fortschritten, welche die Sache Boulanger's unverkennbar macht, ist es mehr als wahrscheinlich, daß er bei den nächsten allgemeinen Wahlen in Frank reich von mindestens der Hälfte aller Departements auf den Schild gehoben werden würde und die Wieder einführung der Bezirkswahlen soll also dieser drohenden Wahrscheinlichkeit vorbeugen. Aber vermutlich dürfte auch durch die Arrondissementswahlen an dem end lichen Triumph Boulanger's nichts geändert werden, denn das Fortschreiten der boulangistischen Bewegung läßt sich durch eine so schwächliche und fragliche Wahl reform gewiß nicht hemmen. Vielleicht wird aber schon vor der Entscheidung durch das „souveräne Volk" sich das Schicksal der französischen Republik vollzogen haben und ihr Boulanger den Kehraus machen, ohne erst den Verlauf der Wahlreformfrage abzuwarten! Tagesereignisse. *— Auf der Nvdlitzerstraße geriet am Donners tag der mit Kohlen beladene Wagen eines hiesigen Kohlenhändlers an eine abschüssige Stelle, sodaß derselbe umschlug und seinen Inhalt entleerte. Nur mit vieler Mühe gelang es, Pferd und Wagen wieder auf die Beine zu bringen. Die Führerin des Fuhr werkes kanc mit einigen Verletzungen davon. —* Callnberg, 8. Februar. Ein schöner Familienabend vereinigte gestern die Mitglieder der Schützengesellschaft mit Frauen im dasigen Schützen hause. Das gleichzeitig damit verbundene Abend essen wurde durch Trinksprüche ernsten und heiteren Inhalts gewürzt, ebenso trug die Konzertmusik des Orchesters, sowie die Zithervorträge einiger Herren zu angenehmer Unterhaltung ein erhebliches bei. Zudem waren eine Anzahl Gäste aus Stollberg erschienen, welche eine Schlittenfahrt nach hier unter nommen hatten und nun erfreulicherweise, wenn auch per Zufall, sich der geselligen Vereinigung anschlossen und ihr Scherflein Humor zum ganzen beitrugen. Hohndorf. Am Donnerstag konnte auf dem