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MtcMi-tzMM PiM Wochen- nnd Nachrichlslüall zugleich ßeschösts-Anzeiger fiir WMrf, Adlitz, Pmsdsrf, Riisdorf, Lt. Wmi Smuilhsork, RliritW» Aid MHlscn Amtsblatt für den Stadtrat zn Lichtenstein. »s. Jahrgang. — —————— —— Nr. 25. Mittwoch, den 30. Januar 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein. Markt 179, alle Kaiser!- Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. — ——— x —— —— — — Auktion. Nächsten Sonnabend, den S. Februar, von früh S Uhr an, soll die Verlassenschaft der verstorbenen Frau Pauline Wilhelmine verehel. Selb mann geb. Weidlich, bestehend in Kleidern, Wäsche, Betten und einigen Möbels, im Weidlich'schen Wohnhause Nr. hierselbst öffentlich verauktioniert werden, was hierdurch bekannt gemacht wird. Callnberg, den 29. Januar 1889. Stadtrichter Werner. Tagesereignisse. — Ueber den Einfluß des Hauses und der Frauen auf das Volkswohl schreibt die „Soz.-Korr.": Wir haben uns nur zu sehr daran gewöhnt, die höchsten Ergebnisse der Bildung einzelner Perfonen und ganzer Massen ausschließlich von der Schule zu erwarten; dennoch hängt von den frühesten und andauernden Einwirkungen des Hauses und soinit besonders auch der Mutter der Haupterfolg, auch selbst des in der Schule genossenen Unterrichts ab. Können Lehrer es doch schnell genug an dem ge samten Betragen, an dem Fleiße und dem Fort schritte ihrer Schüler bemerken, wie es um die häuslichen Verhältnisse derselben bestellt ist. Sofern uns der häusliche Herd als die Geburtsftätte alles bürgerlichen, staatlich nationalen Gedeihens gelten darf, werden wir den Einfluß der Frauen, welche doch Hauptstützen der Häuslichkeit und des Familien lebens sind, eine besonders hohe Stelle anzuweisen haben. Sie vornehmlich können die guten Genien ihrer Hausgemeinde, sie die Stützen sittlich haltungs loser Männer, sie die Warnerinnen vor schweren Ausschweifungen oder unbesonnenen Handlungen der Söhne und Töchter, sie die weisen Ordnerinnen des mit Zerrüttung bedrohten Familiengutes, sie die Vorbilder der Sparsamkeit, Reinlichkeit, Gewissen haftigkeit und Pflichttreue, ja, aller der Tugenden und Bestrebungen sein, die, zusammengenommen, die beste Gewähr für ein gedeihliches Familien- und öffentliches Leben bieten. — Mit Recht beschäftigt sich daher gegenwärtig alle Welt mit der Frage, wie die weibliche Volksschule einzurichten sei, um tüchtige Hausfrauen heranzubilden. Glücklicherweise hat die Natur selbst den Weg vorgezeichnet, den man bei der Erziehung und dem Unterrichte namentlich des weiblichen Geschlechts einzuschlagen haben wird. Eine ganze Reihe von der Natur gegebener Finger zeige weisen auf die Notwendigkeit, der weiblichen Bildung gewisse Eigentümlichkeiten eiuzuräumen. Der Schwerpunkt der Ausbildung der Mädchen und des ganzen Familienlebens muß in die selbständige, er ziehliche Arbeit der Eltern, besonders der Mütter, gelegt werden. Kindern nur ihr leibliches Dasein zu schenken, ist ein Nichts gegenüber der allein wür digen, aber freilich auch fchwierigen Aufgabe, dieselben zu tüchtigen Menschen heranzubilden. Nun will es uns bedünken, als ob die vielfach in die Höhe ge triebene Wissenskultur eben nicht die geeignete Vorschule für künftige Hausmütter sei; die mit aller lei zerstreut liegenden, oft noch dazu rein mechanisch angeigncten Kenntnissen angefüllten Köpfe sperren sich nur zu gern gegen die Uebernahme kleiner un scheinbarer häuslicher Pflichten; sie trachten nach scheinbar wichtigeren, höheren Dingen, und sowohl die Pflege der Kleinen, wie die gesamte Hauswirt schaft muß unter solchen Händen übel genug geraten. Vielleicht leidet aber auch die weibliche Volksschule, wenn nicht gerade unmittelbar unter einem Ueber- maß von Unterrichtsstoffen, so doch an zu geringer Berücksichtigung dessen, wozu das Mädchen aus dem Volke, also aus dem Arbeiter- und Handwerkerstande oder aus den ländlichen Kreisen, in erster Linie vor gebildet werden sollte. Man wird nicht zu viel be haupten, wenn man von einem wenig befriedigenden Zustande in dem gesamten Familienleben, auch nament lich der niedrigen Stände, redet; man wird aber zugleich auch die Verbesserung der materiellen Lage, wie der sittlichen und intelektuellen Bildung eben dieser Stände ganz wesentlich mit auf den weiblichen Einfluß zu begründen haben. Die Bestrebungen für eine Reform der weiblichen Volksschule und für den hauswirtschaftlichen Unterricht der Mädchen aller Stände verdienen daher gerade vom Standpunkte des Volkswohls aus die höchste Beachtung und allseitige Förderung. — Eine Entdeckung von ungeheuerer Wichtigkeit hat Hr. Karl Kiesewetter gemacht, gegen welche einer seits Wackerson's Haar-Balsam, anderseits die Wetter- Voraussagungen des hundertjährigen Kalenders als Kleinigkeiten erscheinen. Genannter Herr läßt nämlich in der tollen Monatsschrift „Sphinx" astrologische Abhandlungen erscheinen, in welchen er „streng nach den Regeln der alten Astrologen" den Charakter und Lcbensgang der deutschen Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. aus den Sternen bestimmt und daran Prophezeihungen über die nächste Zukunft des Deutschen Reiches unter Wilhelm II. lnüpft. Er stellt gewisser maßen Deutschland die „Nativität" (das Wort bedeutet das Geburtsverhänguis, die Planetenstellung zur Zeit der Geburtsstunde, woraus das Schicksal der Neuge borenen erkannt werden soll) und entwirft die betref fende Figur für den Meridian und die Polhöhe Berlins, sowie für die dortige Ortszeit des Augen blicks, in welchem die Sonne in den Widder tritt. Die Stellung der Sterne zeigt nach Kiesewetter's astrologischer Prognose für das gegenwärtige Jahr einen Krieg in Sicht. „Die Sonne selbst," sagt er, „als Herrin des Jahres, bezeichnet unruhige, aller Stabilität entbehrende Zeit und Krankheiten; sie läßt aber alle Feinde nur fruchtlos sich rühren und bringt endlich Blutvergießen im Westen. Wir würden dem nach den Krieg mit Frankreich zu erwarten haben. Die Quadratur des Jupiter und Mars bringt uns den Sieg, welchen auch noch andere später zu bespre chende Anzeichen verkünden." Das ist wenigstens im merhin tröstlich bei so trüben Aussichten, und der Astrolog könnte füglich und klüglich bei diesem Prog- nostikon stehen bleiben, um sein Ansehen nicht durch zu ge naues Eingehen in Einzelheiten mehr als unbedingt not wendig aufs Spiel zu setzen. Kiesewetter aber glaubt ganz und ehrlich an seine astrologischen Bestimmungen, deshalb geht er weiter und wagt Aussprüche, über politisch-kritische Tage". Für den 9., 10. und 13. Februar ist „auf schwerwiegende, politische Verwicke lungen, wenn nicht auf Kriegserklärung zu schließen". Ferner: „Am 15. und 16. April, sowie am 10. und 11. Mai scheint unseren Kaiser eine persönliche Gefahr oder Krankheit zu bedrohen. . . . Tage, welche äußere Unannehmlichkeiten bringen, sind der 26. und 27. Mai, ferner der 10. Juli und 20. August, sowie der 13. bis 16. Oktober. . . . Die Tage vom 23. bis 26. Juli dagegen werden hohe Ehrentage sein." Kiesewetter geht noch weiter. „Betrachten wir," sagt er, bei Beurteilung der Gesundheit die in Betracht kommenden Signifikatoren, so sehen wir im allgemeinen günstige Anzeichen für Se. Majestät den Kaiser. Im ersten Hause befindet sich Jupiter und im dritten Venus mit Mars vereinigt, was auf Gesundheit deutet, insofern dieselbe von der Kraft des Organismus abhängig ist. Doch droht Saturn, im neunten Hause, im Zeichen des Löwen rückläufig, eine von einem äußeren Zufall abhängige Störung der Gesundheit, nämlich eine Ver letzung durch ein Pferd, sei es nun infolge eines Sturzes oder eines Schlages." Doch genug des Unsinns. — Waldenburg, 28. Jan. Gestern feierte der hiesige Gewerbeverein sein diesjähriges Stiftungsfest im Saale des Rathauses. Leider war vr. Wislicenus aus Berlin, Generalsekretär der Gesellschaft für Ver breitung von Volksbildung, durch Unwohlsein verhin dert, den beabsichtigten Vortrag über „Das Deutsch tum in den Vereinigten Staaten und in Südamerika" halten zu können. Dafür entschädigte wohl der ge sellige Teil der Feier die Anwesenden. Wie schon voriges Jahr, so hat auch diesmal Herr Kantor Uhlig sich den besonderen Dank des Vereins erworben durch Uebernahme der Leitung der Gesangsvorträge. Der Bedeutung des Tages wurde Rechnung getragen durch gemeinschaftlichen Gesang patriotischer Lieder. — Möge der Gewerbeverein zu Waldenburg auch im neuen Vereinsjahre zur Förderung des allgemeinen Wohles sein Tei! beitragen. — Ehrenfriedersdorf, 26. Jan. Ein über aus frecher Postdiebstahl wurde am Freitag morgen im nahen Thum ausgeführt. Kurz vor Abgang des ersten Personenzuges, nachdem der Postschaffner die Postsachen übernommen und die Thür des Postwagens wieder geschlossen hatte, um sich fiir wenige Minuten vom Zuge zu entfernen, damit er den Postkarren mit den Berg hinaufschieben helfe, nahte sich von der Rückseite des Zuges ein Mann, ergriff durch das Post wagenfenster einen dort liegenden Beutel mit 1100 Mark Inhalt und entfloh in der Richtung nach hier. Trotz sofortiger Verfolgung gelang es nicht, den Thäter zu erfassen. Soviel sich in der Dämmerung erkennen ließ, trug der Dieb eine Militär- und Post beamtenmütze; seine Füße waren, den Abdrücken im Schnee nach zu urteilen, mit Filzschuhen bekleidet. — Schmiedeberg. Am Mittwoch ist eine hiesige angesehene Käufmannsfamilie in die tiefste Trauer versetzt worden. Wohlgemut fuhren Vater und Sohn mit Bekannten in der Mittagsstunde auf die Jagd in das Brucauff'sche Focstgebiet. Zu ihrer großen Freude erlegten die Jäger einen Hirsch. Als sie denselben behufs Transportierung auf Stangen zu legen bemüht waren, wobei der Sohn des Kaufmanns eifrig half, entlud sich Plötzlich aus einer völlig unaufgeklärten Ursache das Geivehr eines der Schützen, und der junge Mann sank, in den Kopf getroffen, tot zur Erde. Derselbe ist das einzige Kind wohlhabender Eltern und hatte erst vor wenigen Monaten als Einjährig- Freiwilliger seiner Militärpflicht genügt. Eine Schuld an dem beklagenswerten Unfall ist keinem der Schützen beizumessen, da keine Vorsichtsmaßregel versäumt wor den war. — Gößnitz. Ein recht alter Knabe von einem Handwerksburschen passierte kürzlich Gößnitz. Der „Kunde" war 53 Jahre alt, Lohgerber und befand sich schon seit 18 Jahren auf der „Walze". 8 Aus Thüringen. In der nächsten Umgebung von Saalburg hat seit dem Sommer v. I. ein neuer Industriezweig Eingang gefunden, der von Bedeutung zu werden verspricht. In den Steinbrüchen hat man nämlich Marmor von ausgezeichneter Güte entdeckt und zwei Berliner Baumeister haben sofort eine groß artige Marmorschneiderei in's Leben gerufen. Die Marmorbrüche sind von großer Mächtigkeit und nach Gutachten eines Breslauer Professors, welcher zur Untersuchung an Ort und Stelle war, auf Jahrhunderte ausdauernd. Z Berlin, 27. Jan. Zur Feier des Kaiserlichen Geburtstages waren heute alle öffentlichen Gebäude und zahlreich: Privatgebäude reich mit Flaggen und