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MIMi-WlkMMM Wochen- mr!» Unchrichtsbiatt zugleich KWB-AnzkM ßr Hoh^orf, Udlitz, Perlisdorf, Usdorf, -I. kgldieii, Heiiirilhsort, Roricllail und Mlsen. Amtsblatt fiir den Stadtrat zn Lichtenstein. — — —— — LS. Jahrgang. —— — —— — — Nr. 29. Sonntag, den 3. Februar 1889. Dieses Blatt erscheint, täglich (anher Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt l79, alle Kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Naum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Tagesereignisse. — Lichtenstein, 2. Februar. Am Donnerstag früh halb 7 Uhr ist auf dem Kohlenwerk „Vereinigt feld" in Hohndorf der 24jährige ledige Anschläger Baumann aus Ortmannsdorf durch Hinabstürzen in den Förderschacht verunglückt. Der Tod trat sofort ein. —* Auf Kohlenwerk „Vereins-Glück" in Oels- nitz bei Lichtenstein sind in der Nacht vom Donners tag zum Freitag 2 Bergarbeiter durch infolge Streckenbrandes entstandene Gase erstickt. *— Gestern ist infolge des angesammelten Treibeises das Wehr des Lungwitzflusses in St. Egidien, unterhalb der großen Brücke, durchbrochen, so daß sich sofortige Reparaturarbeiten notig machen. — Mit dem 1. Februar ist für das seit Mona ten hart verfolgte Hasengeschlecht auf längere Zeit hinaus eine bessere Zeit angebrochen, denn nicht nur bei uns in Sachsen, sondern auch in Preußen und Oesterreich begann mit dem l. Febr. die gesetzliche Schonzeit. Zuglich mit den Hasen treten in Sachsen die Rehböcke, Fasanen, Becassinen und Wachteln in die Hegezeit. Die Erträgnisse der diesmaligen Jagd saison waren in Hirschwild normale, in Rehen unter- mittle, in Rebhühnern recht schwache, in Hasen aber, bei welcher Wildpretsorte man im Anfang der Jagd ganz geringe Resultate erwartete, schließlich noch be friedigende. — Dresden. Infolge des Hinscheidens Sr. K. K. Hoh. des Kronprinzen von Oesterreich ist am hiesigen Ho^ eine zweiwöchentliche Hoftrauer angesetzt. Alle Hoffestlichkeiten, welche in dieser Zeit stattfinden sollen, fallen nunmehr fort; ebenso werden auch der Subskriptionsball im Neustädter Hoslheater, der Ball beim Kriegsminister Grafen v. Fabrice, die Reise Ihrer Majestäten nach Leipzig vorläufig unterbleiben. Ob dieselben an einem späteren Tage statlfinden werden, ist noch nicht bekannt. — Zwickau, 30. Jan. Oeffentliche Verhand lungen vor dem Königlichen Landgericht, Strafkammern. Von den heute vorgeladenen Angeklagten belegte man den des schweren Diebstahls geständigen Handarbeiter Friedr. Rich. Heil aus St. Egidien mit einer Zucht hausstrafe von 1 Jahr 6 Monaten, erklärte denselben auch der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren für verlustig. Entwendet hat er dem Flei scherlehrling Körner in Glauchau ein Portemonnaie mit 13 Mk. und dem Fleischergesellen Wilhelm dort- selbst ein Portemonnaie mit 38 bis 39 Mk. Geld. — Der Schuhmacher und Trichinenschauer Ernst Moritz Kölbel aus Mülsen St. Niklas mußte wegen Körper verletzung zu einer Gefängnisstrafe von 2 Monaten verurteilt werden. Obwohl derselbe leugnete, war doch für erwiesen anzusehen, daß er am 19. November v. I. im Pctzold'schen Gasthof zu Mülsen St. Niklas anläßlich eines Wortwechsels den Schuhmacher Franz Louis Fankhänel mit einem Bierglas auf den Kopf geschlagen hat. Letzterer hat nur eine linsengroße Hautschürfung davon getragen. Die Behauptung des Angeklagten, daß er Fankhänel'n nur ein paar Ohr feigen gegeben habe, harmonierte mit den Aussagen der gehörten Belastungszeugen durchaus nicht. — Zwickau, 1. Februar. Die hiesigen Ste nographen-Vereine Gabelsberger Systems, der Gabels- berger Stenographen-Verein und der Gabelsberger Stenographen-Klub haben, wie wir erfahren, behufs gemeinsamer Feier des 100jährigen Geburtstages ihres Meisters, Franz Laver Gabelsberger, ein umfassendes Programm zur würdigen Begehung dieses Tages vorbe reitet. Die Feier findet am 9. ds. Mts. abends ffs8 Uhr in den Räumen des Hotels zum Deutschen Kaiser statt. Grmrdsteuer fällig! — Hohenstein, 1. Februar. Am 3. Februar, nachmittag 2 Uhr, findet im hiesigen Schützenhause die Bezirksvortnrnerstunde des Niedererzgebirgischen Turngaues statt. Turner und Freunde des Turn wesens werden hierzu eingeladen. — Waldenburg, 1. Februar. Vorgestern abend trafen I. I. D. D. die Frau Prinzessin Mar garethe von Schöneich-Carolath, geborne Prinzessin von Schönburg-Waldenburg, und hvchderen Schwester, die Prinzessin Elisabeth von Schönburg-Waldenburg, zum Besuche am Fürstlichen Hofe hierselbst ein und reisten heute mittag über Glauchau nach Droyßig weiter. — Bei einer am 28. v. M. auf Biensdorfer Flur stattgefnndenen Treibjagd wurde in einem Gehölz ein männliches Gerippe, welchem der Kops fehlt, auf gefunden. Aus noch vorhandenen Kleidungsresten wi.d geschlossen, daß dasselbe mit dem im September 1887 verschwundenen Hausbesitzer und Fabrikarbeiter Grundmann aus Burkhardswalde, welcher bekanntlich versuchte sein Haus in Brand zu setzen, identisch ist und daß sich derselbe, wie ein ebenfalls dabei gefun dener Strick vermuten läßt, an der erwähnten Stelle durch Erhängen entleibt hat. — Plauen, 30. Januar. „Silberhegen seine Berge Wohl in manchem tiefen Schacht," so preist der Fürst von Sachsen sein Land in dem bekannten Gedichte Justinus Kerners. Wie groß der Silber reichtum unseres Erzgebirges ist, zeigt die aus den Jahrbüchern für das Berg- und Hüttenwesen in Sachsen zu ersehende Thatsache, daß in den 25 Jahren 1862—1887 die Erzgruben der Freiberger Bergreviere 713,106 Kilogramm Silber aus den von ihnen ge lieferten Erzen gewonnen haben. Freilich ist in der selben Zeit der Preis für das Kilogramm von 178 M. auf 131 M. gesunken, was unserem, viele Men schen ernährenden Bergbau schwere Schädigung ge bracht und seinen Fortbetrieb zum Teil in Frage gestellt hat. Der Preis für das Kilogramm Gold flieg in diesen 25 Jahren von 2784 M. auf 2792 M. Gold wird jedoch in den Gruben des Erzge birges nur in sehr geringen Mengen gefunden: alles, was an bezahlbarem Gold von dem Sächsischen Bergbau (es ist vornehmlich das Schwarzenberger Revier, welches hierbei in Betracht kommt) während der ganzen Zeit von 1862 bis 1887 geliefert worden ist, hat sich nur auf 0,868 Kilogramm, also 868 Gramm belaufen. Wie viel Zwanzigmarkstücke haben sich daraus fertigen lassen? Man wird auf diese Fra^ von den wenigsten eine auch nur annähernd richüge Antwort erhalten; es sei daher bemerkt, daß nach dem Reichsgesetz über die Ausprägung von Goldmünzen (vom 4. Dezember 1871) aus eiuem Pfund feinen Goldes 69^,4 Zwanzigmarkstiicke aus gebracht werden müssen, welche 900 Tausendteile Gold und 100 Tausendteile Kupfer enthalten. Die von unseren Gruben gelieferten 868 Gramm Gold haben also immerhin zur Herstellung von 121 Zwan zigmarkstücken ausgereicht. — Aus dem Vogtlands. Einer eigentümlichen Sitte begegnet man um die jetzige Zeit in einigen Orten an der reußischen Grenze, als auch im nahen Reußenlande selbst. In der Woche, in welcher Licht meß fällt, wird von den jungen Mädchen, welche den Winter über eine „Rockenstube" halten — das sind gesellige, abendliche Vereinigungen, wobei sie emsig spinnen — das „Schaabrucken" oder „Zündamt", ein eigenartiges Fest veranstaltet. Dasselbe dauert 3 Tage. Da schafft jedes der Mädchen, die sich zu einer „Rockenstube" vereinigt haben, 3 „weizene Kuchen" herbei, jedes muß alle Tage fie Liter gute Milch mit bringen. Vorher wurde von ihnen zusammengelegt zu Kaffee, Zucker, Pflaumen, Brot und Rindfleisch. Nach mittags erscheinen dann die Burschen des Dorfes und das Tanzen beginnt, wobei entweder Musikanten auf spielen oder, wenn diese zu teuer, eine Ziehharmonika den ländlichen Reigen begleiten muß. Nach 10 Uhr beginnt das „Züudamt", bestehend in Essen und Trinken nach Herzenslust. Auch ein Karnevalsvergnügen! — „Zündamt" hat seinen Namen wohl daher, daß eines der Mädchen die zusanimengebrannten Schleißenlichter durch neue ersetzen mußte. Z Schwarzenbach a. S., 28. Jan. Eine schreck liche Blutthat ereignete sich in hiesiger Stadt. Der seit vielen Jahren bei verschiedenen Herren hier be dienstete 40 Jahre alte Kutscher Georg Link, ans Glashütten bei Bayreuth gebürtig, hatte vor längerer Zeit mit der 42 Jahre alten ledigen Fabrikantentochter Katbarina Tröger ein Liebesverhältnis unterhalten, welches die Tröger jedoch wieder löste. Seit einiger Zeit unterhielt dieselbe wiederum ein solches mit dem Schreiner Fr. Boit von hier. Link hegte nun infolge dessen einen Haß gegen die Tröger, der am gestrigen Abend zu einer blutigen Katastrophe führte. Für gestern nämlich hatten Voit und die Tröger beim hiesigen Standesamts das Aufgebot bestellt und am Abend in der Wohnung der Eltern des Voit eine kleine Familienfeier veranstaltet. Gegen 11 Uhr be gleitete das Brautpaar einige daselbst mit anwesende Freunde ein kleines Stück Weges zurück. Als sich diese verabschiedeten und die Voit und die Tröger sich wieder in das Haus begeben wollten, feuerte Link, welcher sich bis dahin versteckt gehalten hatte, aus einem Revolver auf zwei Schritt Entfernung zwei Kugeln auf die Tröger ab, welche sofort tot nieder fiel. Mit einem dritten Schuß verwundete er den Voit nicht unbedenklich am Kopse. Durch schnell her beieilende Personen wurde der Mörder festgenommen und der herbeigerufenen Gendarmerie übergeben, welche ihn in sicheres Gewahrsam nahm. Link soll sofort nach der That versucht haben, sich zu erschießen, doch soll der mit noch 3 Patronen geladene Revolver ver sagt haben. Voit wurde in das Krankenhaus gebracht. Heute vormittag fandsich eine gerichtlicheKommission aus Hof am Thatorle ein, um den Thatbestand aufzunehmen. Der Mörder, welcher geschlossen unter polizeilicher Be deckung vorgeführt wurde, trug ein gleichgiltiges, man könnte fast sagen freches Benehmen zur Schau und zeigte den Herren der Kommission ganz kalt die Stellung, die er bei der schrecklichen That inne hatte. Hierauf begab sich die Kommission nach dem Kran kenhause, wo sich der verwundete Voit befindet, und dann nach der Totenhalle, wohin die Leiche der Tröger verbracht war. Der Mörder wurde an sein Opfer herangeführt. Die Kugel, welche dem Voit neben dem Äuge in den Stirnknochen gedrungen ist, konnte noch nicht entfernt werden. Link wurde heute nachmittag in das Landgerichtsgefängnis in Hof ein geliefert. ** Wien, 1. Februar. Das Geheimnis, welches den plötzlichen Tod des Kronprinzen Rudolf bisher umgeben hat, ist jetzt in schauriger Weise enthüllt. Die amtliche „Wiener Zeitung" berichtet hierüber näheres: „Die gestern von uns über das nieder schmetternde Ereignis des Todes des Kronprinzen Rudolf gebrachten Mitteilungen stützten sich auf die ersten Wahrnehmungen, die von der nächsten Um gebung des erlauchten Dahingeschiedenen unter dem betäubenden Eindruck des schicksalsschweren Vorfalls hierher gelangten. Von dieser Seite wurde, nachdem die Thüre des Schlafzimmers erbrochen war, beim Eintritte der Kronprinz entseelt im Bette gefunden. Auf diesem ersten Eindrücke beruhten die nach Wien gelangten Mitteilungen, sowie die Annahme eines