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ÄtMm-WkMMM V—> ( ! früher Wochen- und Rachnchtsdlatt zugleich 8Wfts-AMM siir HHodorf, Wdlitz, Beriisdarf, Riisilsrf, St. KBie«, Htinrichsort, Rürieiiaii und Riilskn. Amtsblatt für den Stadtrat zu Lichtenstein. — — SN. Jahrgang. Nr. 19. Mittwoch, den 23. Januar 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltenr Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Aufgebotsverfahren. Von der Firma M. Hiller Nachfolger Kommandite zu Berlin ist das Aufgebot zweier auf Herrn E. Vetterlein in Lichtenstein gezogenen und mit dessen Acceptvermerk versehenen, an die Ordre des Ausstellers gestellten, von dem selben jedoch nicht unterzeichneten, Berlin — mutmaßlich vom 15. Juni 1888 — datierten Wechsel, von denen der eine auf den Betrag von 89 Mark, der andere hingegen auf den Betrag von 89 Mark 85 Pfennig lautete, und von denen der erstere am 5. August 1888, der letztere am 25. September 1888 zahlbar war, unter dem Anführen beantragt worden, daß dieselben im Monat Juni 1888 unter ihrer Adresse in Lichtenstein zur Post gegeben worden, jedoch nicht in ihren Besitz gelangt seien. Die Inhaber der bezeichneten Wechsel werden daher hiermit aufgefordert, spätestens in dem auf den SN. September L88S, vormittags 9 Uhr, vor dem unterzeichneten König!. Amtsgerichte anberaumten Aufgebotstermine unter deren Vorlegung ihre Rechte an denselben anzumelden und geltend zu machen, widrigenfalls auf Antrag deren Kraftloserklärung erfolgen wird. Königliches Amtsgericht Lichtenstein, am 15. Januar 1889. Gehler. Vom Krönungs- und Ordensfcst. Das vornehmste Fest, welches der preußische Hof seit neunundsiebenzig Jahren, mit nur wenigen Unter brechungen begeht, ist das Krönungs- und Ordensfest, gefeiert zum Andenken der Stiftung des hohen Ordens vom Schwarzen Adler und der darauf erfolgten Er hebung des Kurfürsten von Brandenburg zum König von Preußen, gefeiert aber noch mehr zum Andenken der Treue und der Thaten, mit welchen das preußische Volk in schwerer Zeit zu seinem Königshanse gestanden hatte. Es war dies eine zweite Krönung durch die Liebe und Hingebung eines Volkes. Darum hat das Krönungs- und Ordensfest nichts von seinem Nimbus eingebüßt. Bildete es sonst den Beginn der Festlich keiten bei Hofe, so macht es in diesem Jahre zugleich den Anfang und den Beschluß derselben. Der Grund der diesmaligen Einschränkung der Hoffeste liegt be kanntlich in der Rücksichtnahme auf die Trauer in der Kaiserlichen Familie. Das Krönungs- und Ordensfest ist gestiftet in einer Zeit, wo das Vaterland, aus tausend Wunden blutend, darnieder lag. König Fried rich Wilhelm III. hatte in den Zeiten der tiefsten Demütigung und Not wohl erkannt, wie sein Volk mit ihm duldete und litt, aber auch welche Kraft und welche Stütze es ihm in der Zukunft zu werden ver sprach; cs drängte ihn, seinen Gefühlen der Anerken nung und der Dankbarkeit einen entsprechenden Aus druck zu geben, und so schuf er dieses Fest als ein Gedächtnis und eine Ehre jedes Verdienstes, das der Einzelne, mochte er auf der höchsten oder niedrigsten Rangstufe des Staates oder der Gesellschaft stehen, in glänzender That oder in fortgesetztem stillen Wirken sich erworben hatte. Der König zog an diesem Tage fein Volk an seinen Hof; das alte Zeremoniel wurde durchbrochen und so damals schon der erste Gedanke zu einer Repräsentation des Volkes ins Werk gesetzt. Mit wenigen Unterbrechungen ist dies Fest, das man in seiner eigentümlichen Art an keinem Hofe irgend eines Souveräns wiederfindet, vom Stiftungstage an alljährlich gefeiert worden; nur in den Jahren 1813, 1814, 1815 und 1870 hat es ausfallen müssen. Als König Friedrich Wilhelm III. nach einer erzwungenen Abwesenheit von länger als 3 Jahren wiederum die auptstadt des Landes betreten und in die Burg seiner äter wieder eingezogen war, wurde am 10. Januar 1810 die Stiftung des hohen Ordens vom schwarzen Adler und das Andenken der Krönung mit groß m Gepränge im Rittersaale des Königlichen Schlosses vollzogen und am Sonntage darauf durch eine gottes dienstliche Feier geheiligt, bei welcher die Ritter und Inhaber der Ehrenzeichen feierlich zur Kirche zogen und von da ebenso zurückkehrten, worauf sie zur Kö niglichen Tafel geleitet wurden. Bei der Feier am 18. Januar 1810 versammelten sich die neu zu deko rierenden Personen in der Vorkammer des Rittersaales und empfingen dort vom Generalleutnant von Dierike, dem Präses der Gencral-Ordenskommission, nach Vor lesung der Stiftungsurkunde, die für sie bestimmten Orden und Ehrenzeichen. Die neuen Ritter begaben sich alsdann nach dem Rittersaal, wo sich inzwischen die Ritter vom Schwarzen und Roten Adlerorden ein gefunden hatten, und nahmen mitten im Saale Auf stellung. Punkt 12 Uhr erschien der König mit der Königin Louise, gefolgt von den Mitgliedern der Kö niglichen Familie, den fremden Fürstlichkeiten und dem Hofstaat. Während das Königspaar auf dem Thron sessel Platz nahm, stellten sich die Prinzen zur rechten und die Prinzessinnen zur linken Seite desselben auf, während die Hofchargen im Halbkreise nm den Thron sich gruppierten. Nachdem Generalleutnant von Die rike eine Ansprache über den Zweck der Feier gehalten, verlas Geheimer Staatsrat Nagler, Mitglied der General-Ordens-Kommission, die Stiftungsurkunde nochmals mit lauter Stimme. Es folgte hierauf große Defiliercour vor dem Königspaare, womit die Feier lichkeit ihr Ende hatte. Am selben Abend fand im Königlichen Schlosse große Cour statt, die mit einem Ball beschlossen wurde. Am nächsten Sonntag wurde großer Festgottesdienst im Dom abgehalten, dem der Königliche Hof und die neuen Ritter beiwohnten. Die Fcstpredigt wurde vom Hofpredigcr Stosch gehalten und nach Beendigung derselben der Choral: „Herr Gott, Lich loben wir" gesungen. Ein großes Diner zu 160 Couverts vereinigte nach dem Gottesdienst den Hof, sowie die Ritter und Inhaber von Ehrenzeichen in der Bildergallerie des Königlichen Schlosses. Der König hatte den Befehl erlassen, daß an der Tafel nicht nur die Ritter des Roten Adler-Ordens, sondern auch aus den einzelnen Regimentern der Berliner Garnison 20 Gemeine teilnehmen sollten, welche mit Medaillen dekoriert waren. Es sollte an diesem Tage nicht Rang und Stand gelten, sondern nur allein der Verdienst. Im Weißen Saale speisten die übrigen Gäste. Dies war das erste und zugleich auch das letzte Ordensfest, an welchem die Königin Louise teil nahm. Die Königin soll sich an diesem Tage von ihrem Gemahl die Palmen erbeten haben, mit welchen die Königliche Tafel geschmückt war. Wenige Monate später lagen dieselben Palmen auf dem Sarge der unvergeßlichen Königin. Zu ihrem Andenken prangen noch jetzt an jedem Ordcnsfest an den goldenen Deko rationsstücken auf der Tafel Palmen-Zweige und Kränze. Am ersten Ordensfest wurden u. a. mit dem Roten Adler-Orden dekoriert: die Generalmajors von Jork und von Scharnhorst, Stadtrat Freiherr von Altenstein, Großkanzler Beyme, Geh. Staatsrat von Kleewitz, Geh. Legationsrat von Raumer, Ober-Tri- bunals-Präsident von Grolman, Regierungs-Präsident von Vinke, Ober-Konsistorialrat Sack, Iffland, Geh. Staatsrat von Humboldt, Kammerherr von Humboldt in Paris, Regierungs-Präsident von Schön in Gum binnen. Tagesereignisse. —* Lichtcnstein-Callnberg, 22. Januar. Wie aus dem Inseratenteile unserer letzten Sonntags nummer erhellt, hegt Herr Bürgerschullehrer Colditz von hier oie anerkennenswerte Absicht, einen Elementar- UnterrichtskursuS in Gabelsbergerscher Stenographie zu veranstalten. Zu demselben haben bereits mehrere strebsame junge Leute ihre Teilnahme zugesagt und wird binnen wenigen Tagen mit dem Studium dieser nach allen Richtungen hin wertvollen Kunst rüstig begonnen werden. Wir verfehlen daher nicht, alle Interessenten auf dieses Unternehmen eindringlichst auf merksam zu machen und diese überaus günstige Ge legenheit kühn beim Schopfe zu fassen. Bei genü gender Beteiligung gedenkt Herr Colditz den Unterricht für ältere und jüngere Herren getrennt zu erteilen und dürfte dieser Umstand auf beiden Seiten mancherlei Bedenken entfernen. Zur erfolgreichen Erlernung der Stenographie ist jeder geeignet, der über eine geläufige Handschrift und gute Elementarbildung verfügt. Be fähigung und namentlich Fleiß berechtigen zu den schönsteu Hoffnungen.—- Der Nutzen, den die Steno graphie bei ihrer Zeit- und Raumersparnis für alle Berufsarten bietet, ist leicht zu erkennen und bedarf keiner langen Erörterung. Es sei nur daran erinnert, welchen Vorteil die Kenntnis der Stenographie bei dem ermüdenden Geschäft des Konzipierens, Ab- und Nachschrcibens gewährt. Welche Summen von Zeit und Arbeitskraft werden durch das Kurrentschreiben heute noch vergeudet, wo der Spruch „Zeit ist Geld" den Grundgedanken alles Thuns und Schassens der Menschen bildet! Für den Schüler und Studierenden, für den Gelehrten und Kaufmann, für den Geschäfts mann und Militär, kurz für alle, die mit der Feder zu arbeiten haben, erweist sich die Stenographie in jeder Weise förderlich. Es greift jetzt auch allgemein diese Erkenntnis Platz: in den Schulen wird die Stenographie vielfach gelehrt, viele Geschäfte ver langen von ihren Angestellten Fertigkeit im Steno graphieren und die Militärbehörden des südlichen Deutschlands und Oesterreichs haben wiederholt Auf forderungen zur Teilnahme an Unterrichtskursen in der Stenographie ergehen lassen. Auch sei noch dar auf hingewiesen, daß die Stenographie sehr wohl imstande ist ihren Mann zu ernähren. Alles in Allem kann man der Jetzzeit nicht laut und vernehm lich genug die Mahnung zurufen: „Lernt stenogra phieren!" — Auch solchen würdigen "Herren, welche mir zeitlichen Gütern hinreichend gesegnet sind oder vermöge ihrer Stellung der Stenographie nicht mehr bedürfen, ist die Pflege derselben als ein äußerst inte ressanter und geistig anregender Zeitvertreib sehr zu empfehlen. Eine reichhaltige Auswahl stenographischer Zeitschriften steht gegen einen geringen Preis in allen Buchhandlungen stets zur Verfügung. — Callnberg, 22. Januar. Wie wir hören, wird der hiesige Militärverein nächsten Sonntag, den 27. Januar, zum Geburtstage Sr. Maj. des deutschen Kaisers, im Nötzold'schen Saale eine patriotische Abend- uuterhaltung veranstalten. Jedenfalls wird der Verein dabei alles aufbieten um seinen werten Gästen in jeder Hinsicht einen genußreichen Abend zu verschaffen. — Ein schöner Januar bringt, nach der Bauern weisheit, ein gutes Jahr. — Morgenröte deutet auf viele Gewitter im Sommer; viel Schnee, viel Heu, aber wenig Korn. Tanzen im Januar die Mucken, muß der Bauer nach dem Futter gucken. — Vinzenzen (22.) Sonnenschein, bringt viel Korn und Wein. — Wie das Wetter am Makarius (2.) war, so wird's in, September trüb oder klar. — Fabian Sebastian (20.) läßt den Saft in die Bäume gähn. — Sankt Paulus (25.) klar, bringt gutes Jahr; hat er Wind,