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MtMkin-ßMMWM Wochen- und Unchrichlsblatt zugleich AslW-Anziv für vsljOüch RDlitz, BttüsSsrf, ÄÄsrs, St. KOim, Hkiürichsort, Rliritm» M RillskN. Amtsblatt für den Aadtrat za Lichtenstein. —-—— —— —— —— —— - 28 Jahrgang. ———— — —— Nr. 13. Mittwoch, oen 16. Januar 1889. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis: 1 Mark 25 Pf. — Einzelne Nummer 5 Pfennige.— Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen oercchnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. LE S ' - BekiMiltmaOMg. Nach der in jüngster Schung des Stad^gemeiuderats zu Callnberg erfolgten Neu- bez. Wiederwahl des Sparkassen-Ausschuffes daselbst, besteht derselbe bis auf weiteres ans: 1. dem unterzeichneten Bürgermeister als Direktor, 2. Herrn Stadtkassierer Sckeuker als Kassierer, 3. „ Stadtverordneten Sradtrirhter Werner, „ „ Fabrikant Zierold, 4. „ Schuhmachermeister Hermann Hentschel, „ Hutmachermeister Hermann Bauer, „ Weberfaktor Anto» Wunderlich während als Vertreter 1. für den Direktor Herr Staolrat Fabrikant F. A. Kreißig, 2. „ „ Kassierer Herr Lehrer sm. Ehrhard Großer, als Beisitzern, 3. für die vorstehend unter 3 Genannten die Herren Stadtverordneten Bäckermeister I. A. Kert scher und Musterschläger Gustav Friedrich und 4. „ die unter 4 Genannten die Herren Handelsmann Eduard Weidauer, Geschäftsgehilfe Hermann Brückner, Webersaktor Hermann Sättler, sämtlich hier wohnhaft, gewählt worden sind, was in Gemäßheit von Z 3 des hiesigen Sparkassen-Regulativs vom ll. September 1885 hierdurch bekannt ge macht wird. Callnberg, den 12. Januar 1889. Der Stadtgemeinderat. Schmidt, Bürgermeister. Tagesereignisse.. — In Nr. 1 ! seines Verordnungsblattes vom Jahre 1887 hatte das Landes-Konsistorium den Wunsch ausgesprochen, Ortschroniken, insoweit sie kirchliches Jniereiw darvieten, möglichst zahlreich und vollständig für seine Sammlung zu erwerben, und es sind infolge dessen von verschiedenen Seiten der gleichen Chroniken emgesendet worden. Da jedoch noch an manchen Orren derartige Schriften existieren, deren Besitz für das Landes-Konsistorium von Wert oder Interesse sein würde, so wird von dem letzteren die Aufforderung zur Einsendung solcher Chroniken mit dem Bemerken wiederholt, daß man geneigt sei, eventuell einen angemessenen Kaufpreis zu gewähren. — In unserer jetzigen vielbewegten Zeit mit seiner hastigen Lebensweise, gehört es wohl gewiß zn den Seltenheiten, wenn es jemandem vergönnt ist, ans eine 50jährige treue Dienstzeit zurückblicken zu können. Am 3. Januar 1839 trat der jetzige Kammerdiener Karl Graßmann, aus Gusow in der Mark Brandenburg gebürtig, in den Dienst weil. Sr. Erlaucht des Grafen Heinrich von Schönburg- Glauchcku, wo er über 18 Jahre verblieb; sodann trat er bei der Reichsgräflich Gaschin'schen Familie zu Poln. Krawarn in Schlesien in Dienst nnd be findet sich heute noch daselbst in voller Rüstigkeit. — Die Besprechung der Eisenbahnprojekte Lim- bach-St. Egidien-Waldenburg-Altenbnrg und Lim- bach-Wüstenbrand hatte am vergangenen Sonnabend abend eine große Anzahl von Einwohnern Limbachs nach dem Speisesaale des Hotels Hirsch daselbst gezogen. Die Herren Bürgermeister Hofmann, Stadt rat Jungnickel nnd Amtsrichter Vr. Wetzel empfahlen das Projekt Limbach-Wüstenbrand, während die Herren Rechtsanwalt Baumgärtel, Cantor Bret schneider, Voigt-Obersrohna sich warm für die Linie Limbach-St. Egidien verwandten. Schließlich wurde von der Versammlung mit großer Mehrheit beschlos sen, für das Projekt Limbach-St. Egidien einzntreten, das bisherige Agitationskomitee aufgelöst und ein neuos Komitee gebildet, dessen Vorsitz Herr Amts richter Or. Wetzel führen soll. Alle Kosten der Agitation will der Stadtrat zu Limbach tragen. — Zur Warnung! Infolge einer auf eigen tümliche Weise entstandenen Vergiftung starb in Barmstedt eine ältere Frau. Dieselbe hatte sich an der Hand eine unbedeutende Verletzung zugezogen und blaute, ohne die unscheinbare Wunde zu beachten, die Wäsche. Allein nach wenigen Tagen schwollen beide Arine furchtbar an und die Aermste verstarb unter unsäglichen Qualen. — Das Restaurant von Karl Fieder, Blasewitzer straße in Dresden hat in seinem neu eingerichteten altdeutschen Kneipzimmer folgende originelle Dcckcn- inschrift, welche von dem als Volksdichter und Sagenforscher bekannten Maler Eduard Dietrich ge dichtet ist: Man spricht gern, trinkt man Gerstensaft, Von Politik und Volkswirtschaft, Von Russen, Türken, Jud' und Czech', Am meisten aber schwatzt man Blech! — Man schreibt aus Leipzig: Die Mitteilung, daß sich der flüchtig gewordene ehemalige Kollektiv prokurist und Buchhalter Hahnemann im Gefängnis von Port Said erhängt habe, bestätigt sich und damit ist ein Ereignis zum vorläufigen Abschluß gelaugt, das in der hiesigen Geschäftswelt auf das Ei rigste besprochen wnrde und noch wird. Am meisten be dauert man bei dem Drama die nunmehr verlassene Familie des Durchgängers, die Frau und die Kinder. Man erzählt, daß dieselbe habe keine Ahnung haben können von den betrügerischen Manipulationen, die sich Hahnemann zu Schulden kommen ließ. Die außergewöhnliche Reise nach Egypten hatte der un getreue Buchhalter mit seinem schlechten Gesundheits zustande zu begründen versucht, ebenso sein Verlassen der Stellung in einem Alter von erst 43 Jahren. Zur Begründung der Geldmittel, die sich in seinem Besitz befanden, wurde von ihm ein Lotteriegewinn erdacht. Im ganzen hat er nach dem bisher bekannt Gewordenen über 100,000 Mk unterschlagen — für- wahr eine respektable Summe, die iud-sseu nicht hcran- reicht an die sonstige Schädigung des Geschäftes von Hammer und Schmidt, in welchem Hahnemann be schäftigt gewesen. — Die erste öffentliche Todesanzeige kam in Leipzig am 19. März 1785 vor, an welchem Tage sie in der „Leipziger Zeitung" erschien. Sie galt der Jungfrau Friederike Banse, Schwester des berühmten Kupferstechers Johann Friedrich Bause, welche 20 Jahre alt, am Nervenfieber gestorben war Diese Todesanzeige in einem öffentlichen Blatte wurde Bahn brecherin für gleiche Anzeigen, welchen sich bald auch die Familiennachrichten erfreulicheren Inhalts an schlossen. — Aus Zwickau wird berichtet: Ju hiesiger Stadt erregten am Sonnabend zwei Zigeuner, ein Mann und dessen Ehesran, Aufsehen. Dieselben er freuten sich offenbar eines gewissen Wohlstandes; die Frau trug einen talarartigen bunten Mantel, dessen Knöpfe aus blanken Silberthalern bestanden. Die Leute waren aus dem Elsaß und hatten ord- nnngsmäßige Legitimationspapiere; sie kamen aus Altenburg, hatten hier mit einem Gvldarbeiter Ge schäfte gemacht und sind nach Einnehmen eines Gabel frühstücks weitergereist. — Herr Bürgermeister Martini in Glauch an hat aus Anlaß seiner Erkrankung, in welcher die gehoffte Besserung leider noch nicht eingetreten ist, sein Amt niedergclegt. Rat und Stadtverordnete daselbst haben infolge dessen beschlossen, dem Anträge des Herrn Bürgermeister Martini, ihn mit dem 31. März d. I. in den Ruhestand zu versetzen, stattzu geben, ferner ihm mit Rücksicht auf die Verdienste um die Stadt während seiner 37jührigen Amtsthätig- keit das volle Gehalt von 5700 Mk. jährlich als Pension zu gewähren und das Ehrenbürgerrecht der Stadt Glauchau zu erteilen. — Kommenden Juli feiert die Stadt Pirna das 350jährige Jubiläum der Einführung der Reformation daselbst. Am 8. Sonntag nach Trinitatis, den 27. Juli 1539, hielt Magister Antonius Lauterbach, der erste Pirnaer „Superattendent", Luthers und Melanch thons Freund, die erste evangelisch-lutherische Predigt in Pirna, nachdem schon vom 21. bis 23. Juli die in der Stadt anwesenden herzoglichen Visitatoren in Kürze eine Neuordnung der kirchlichen Zustände vorgenommen hatten. tz Eine große Freude wurde in Schwanebeck in Thür, dem Arbeiter L. Roloff zu teil. Vor un gefähr 2 Monaten traf ein fremder Herr in Schwane beck ein, der die Familie Roloff aufsuchte und mitteilte, daß ihr eine große Erbschaft in Aussicht stehe. Wie mit Recht derartigen Mitteilungen meist kein Glauben geschenkt wird, so war es auch hier; jedoch der Fremde drängte auf Beschaffung der Legitimationspapiere und erklärte, sämtliche Kosten übernehmen zu wollen, be anspruchte aber st-i der Gesamterbschaft. Dieses Ab kommen wurde mit den Erben notariell festgestellt. Kürzlich ist nun die Mitteilung eingelaufen, daß dem Antritt der Erbschaft nunmehr nichts im Wege stehe; dieselbe betrage 220,000 Mk. in Wertpapieren und und 114,000 Mk. in Hypotheken. Nach Abzug des vierten Teiles zerfällt die Erbschaft in 6 Teile. Die selbe soll von einem kaum der Sage nach bekannten Bruder der Großmutter herrühren, der nach Frank reich als Maler gereist sein soll und schon längst als verschollen vergessen war. 8 Berlin, 14. Januar. Bei der heutigen Landtagseröffnuug wurde die vom Kaiser mit fester Stimme verlesene Thronrede wiederholt von Beifall unterbrochen, namentlich bei den Stellen betreffs Sicherung des Friedens, Zunahme der Sparkassen einlagen, Erhöhung der Pfarrbesoldungen, Verbesserung der Lage des Lehrcrstandes nnd Ankündigung einer Einkommensteuerrcform zu Gunsten der Minderbe mittelten mit Einführung der Dcklarationspflicht. Zum Schluß brachte Abgeordneter Reichensperger als ältestes Mitglied des Abgeordnetenhauses ein drei faches Hoch aus. Dem Eröffnungsakte wohnten zahlreiche Vertreter fremder Staaten in der Diplo matenloge bei, unter ihnen der sächsische Gesandte Graf Hohenthal. — Im Abgeordnetenhause erinnerte der Alterspräsident Reichensperger an die schweren Schicksalsschläge des verflossenen Jahres. Die ganze Nation habe sich aber wieder gehoben gefühlt in der stolzen Gewißheit, daß der Erbe des Königshauses in Manncskraft voll hohen Geistes die Zügel der Regierung ergriffen. Mit lebendigem Vertrauen in die Zukunft sehe das deutsche Volk darauf hin, wie ihm der Monarch in seinem Aufrufe in erhabenen