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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeration» Preis 22; Sgr. (z Thlr.) v'ertehährtich, 3 Thlr. für d >4 ganze Jahr, ohne Er, Höhung, in allen Theilen »er Prcusiischcn Monarchie. Magazin für die Man vranumcrirt auf dieses Beiblatt der Allg. Pr. StaatS- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Straüe Nr. 34); in der Prooin; so Ivie ini Auslände bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. V' 67. Berlin, Freitag den 3. Jnni L83V Ostindien. Eine neue Religion im westlichen Indien. Der folgende merkwürdige Bericht über eine Seklc Hindostanischer Schismatiker, die sich RamsanLhi (Goltcssrcnnde, wörtlich Namas- m'bis Rama-Freunde) nenne», ist der Asiatischen Gesellschaft von Bengalen vom Eapilain G. E. Wesimacott, Asststenlcii bei des General- Gouverneurs Agentur an der Nordost-Gränzc, mitgetheilt worden. lieber die Ma Hanls oder geistlichen Orden «-Oberen. Ramlschara», der Gründer der Ramsanehi-Sekte, im Jahre 1719 der christlichen Zeitrechnung in Sorütschasin, einem Dorfe nahe bei Dschai-pura, geboren, war ein Ramaval-Bairagi (Indische Stoiker, zugleich Bcitclmönche). Weder die Ursache, warum er dem Glauben seiner Baler abtrünnig wurde, noch Lie Zeit, wann dies geschah, sind genau bekannt geworden; mir so viel ist gewiß, daß er dem Götzen dienste beharrlich entgegcnwirktc, was ihm" heftige Berfolgungeu von Seite» der Brahmemcn zuzog. Im Jahre 17»0 seinen Geburtsort ver lassend, durchstrcislc er das" Laub und ließ sich vorläufig in Bhilvara, im Gebiet von Udipura, nieder; nachdem er aber hier zwei Jahre ge lebt halte, ward Bhim-Singh, der dortige Fürst und Baier des jetzige» Herrschers, durch die Geistlichkeit gcnöthigt, ih» dermaßen hart zu be handeln, daß er sich gezwinzgen sah, die Stadl zu verlasse». Der damalige Herrscher »011 Schahpura, gleichfalls Bhima Singh (der schreckliche Löwe) genannt, erbarmte sich über sein Unglück und bot dem Wanderer ein Asyl an seinem Hofe an, indem er ihm eine genü gende Begleitung zudachtc; allein der Weise, obgleich diese Höslichkcit dankbar anerkennend, vcrweigcrle dennoch die Annahme der Stephanie» und der ihm angebolencn Eskorlc, und kam im Jahre 1767 zu Fuß in Schahpura an. Er scheint sich aber erst zwei Jahre später dort für beständig niedergelassen zu bade», und erst von da an kann man die Begründung der Sekte festsetzcn. Ramalschara» starb im April de« Jahres 1798, im siebennndneunzigstcn Jahre seines Lebens, und sein Leichnam ward im großen Tempel zu Schahpura verbrannt. Sadha Nam, Statthalter von Bhilvara, ein Bania (so heißen die Kaufleute) aus dem Deopura-Slamm, war einer der erbittertsten Feinde Ramatscharan'S; er sandle einst einen Sciigi (Karawanen-Führer) nach Schabpura, um den Schismaliker zu ermorden; dieser Letzlere aber, der wahrscheinlich von der Sache uiilerrichlet war, bcugle, als der Singi eintral, sei» Haupt und forderte ihn auf, seinen Auftrag zu erfüllen, aber zu bedenke», daß der Allmächtige allein das Leben schenke und daß Niemand es ohne göttliche Zulassung rauben tönne. Der gedungene Mörder zitterte vor der, wie es ihm schien, übernatürlichen Prophe zeiungs-Gabe des zum Schlachtopscr Ausceschenen, siel ihm zu Füßen und flehte ibn um Bcrgrbung an Ramalscharan dichtete 36,250 Sabda's oder Hvmuen, von teilt» jeder fünf bis eilf Bcrse enthält; zwciunddreißig Buchstaben") gehen auf jeden Sloka, welches die obige Total-Summe ausmacht. Ihm folgte Ramdschan, einer seiner zwölf Tschela's oder Schüler, in der Hierarchie; dieser, im Dorsc Sirst» geboren, ging zur neuen Lehre im Jahre 1768 über und Narb zu Schabpura im Jahre 1809, nach einer Herrschaft von 12 Jahren 2 Monaten und 6 Tagen. Er dichtete 16,000 Sabda's. Der drille Priester-Fürst, Dulha Rain, ward im Jabre 1776 ein Namkanähi „nd starb im I. 1824. Er schrieb 10,000 Sabda's und ungefähr 4000 Süki'S oder epische Gcdichlc zum Lobe von lugendbaslen Männern nicht nur seines Glaubens, sondern auch von Hindu's, Mu- bammedaneni und Anderen. Tschalra-Das ward in dem zarten Alter von zwölf Jahren bekehrt, bestieg 1824 den Thron und starb 1831. Er soll 1000 Sabda's ge dichtet, aber nicht erlaubt haben, daß sic ausgeschrieben wurden. Narajan-Das, der vierte Nachfolger Siamatscharan'S, bekleidet jetzt tue Würde eines geistlichen Oberhauptes. Beim Ableben eines MahantS (Oberpricstcrs) wird eine Versamm- lnng von Priestern und Laien in Schahpura zusammcnbcrufcii, einen Nachfolger zu erwählen, dabei denn aber hauplsächlich nur auf Wcis- teil und Tugend Rücksicht genommen. Er wird am dreizehnten Tage nach Erledigung der Herrschaft installirt, bei welcher Gelegenheit die Dies ist ein Irrthum, es muß Sylbe» heiße»; denn der Sloka besteht »us r Linien, jede enthält 16 Svlben und bei der 8tcn ist immer Lie Easur; »ersteht sich, in dem gewöhnlichen Metrum der evischen Dichtungen. (Der Nebers) Vairügis die gesummte hinduischc Bevölkerung der Sladt in einem Tem pel innerhalb der Ringmauern, welcher unter dem Namen Rammen") bekannt ist, mit allerhand Leckereien bewinden. Der einzige Unterschied in der Kleidung des Mahanl's und der Priester besteht in der Feinheit, indem das Gewand des Ersteren aus Baumwolle von etwas feinerem Gewebe verfertigt ist. Die Nahrung ist dieselbe und besteht in trockenem Zwieback von grobem Waizenmchl, ohne eine Art vo» Säuerung. Der Obere hält sich in Schahpura, dem HauploNe ihrer Religion, auf, welches er aber mitunter auf eine» oder zwei Monate verläßt und die Provinzen bereist, um seinen Körper zu kasteien und denselben gegen Strapazen abzuhärten. Religion. Die R-nusauöhis glauben eine Einheit und Allmacht Gottes, den sie als den Urheber des Schaffens, des Erhallens und Zerstörens"'') a»seden; auch hallen sic, so viel ich erfahren konnte, seine Nalur, so wie seine Attribute, nicht wesentlich von dem, den wir» unserer Lehre nach bekenne», verschiede». Sic nennen das höchste Wesen Rum. Er ist die Quelle alles Guten, wendet alles Böse ab, und da Niemand seine Beschlüsse ergründen kann, so ist Ergebung in dieselben auf das strengste anbcsohle». Den Menschen erklären sic jeder selbstständigen Handlung für unfähig; was sich ereignet, geschieht durch göttliche Ein wirkung, und da Golt allein Belohnungen und Strafen austheilt, so sind sic angewiesen, in seiner Bekehrung beständig zu sehn, am Morgen, Mittage und in der Nacht, auch jedesmal vor der Mahlzeit seinen Segen zu erflehen. Die Seele ist, ihrem Glauben nach, ein Ausfluß des göttlichen Geistes und steigt, nach Auslösung der irdischen Hülle, zum Himmel empor; sie prägen ferner ein: daß, wenn Jemand, der die Borlhcile einer guten Erziehung genossen und in de» heiligen Schriften bewandert ist, eine Sünde begebt, er durch keine noch so preiswürdigc Thalen von der Strafe befreit werden könne; während ein Ungelehrter durch Studium, Frömmigkeit und Neue Ablaß für seine Vergehungen zu erlangen im Stande sey. Die Anfertigung und Anbetung von Götzenbildern ist ausdrücklich verboten. Die RamsanöhiS erkennen die Gottheiten der Hindu's nicht an, und keine Act von Bildern oder Svmbolcn des Götzendienstes wird in ihren Tempeln zugclassen. Als ich Narajan-DaS bestimmt um seinc Meinung über Bilderdienst fragte, antwortete er in Versen: „Wie das Waschen des Körpers im Ocean dem Baden in allen Flüssen der Erde gleichkommt, da sie doch alle in die große Tiefe fließen; wie es genügt, nur die Wurzeln des Baumes allein zu begießen, um Blätter, Blüthe» und Früchte zu erquicken uud ins Leben zu rufen, so beseitigt die Ver ehrung des allmächtigen Gottes die Noihwcudigkeit, sich au niedere Gottheiten zu wenden." Der Mahant sagte: es wäre ein Irrsinn», wcu» man glaubte, die Lehren seiner Sekte scvc» neu; sie wärcn i» der Thal schon seit vielen Jahren vorhanden, obgleich ihrer Reinheit beraubt durch Beimischung erniedrigende» Aberglaubens und falscher Auslegungen von Seilen Un wissender und Solcher, die dabei ihre eigene» Zwecke verfolgten. Zu allen Zeilen lebten Männer, welche vmnsiifsigen Glaubenslehren hul digte», allein Verfolgungen »öthigien sie, ihre Meimmgen zu widerru fen, oder sich in Einöden zu flüchten. Dem Ramtscharan war es Vor behalten, ein Lehrbuch aus den am allgemeinsten anerkannten Schriften der Indischen Gesetzgeber zu ordnen. Er nahm klüglich, um nicht gegen die Borurthcilc des Bölkes, das er zu bekehren wünschte, zu verstoße», die Süstra'S (Lehrbücher der Inder, sowohl theologische» als profane» Inhalts) zum Leitfaden, indem er das in denselben enthaltene Gote sammelte, und das, was ihm schädlich erschien, verwarf. Die, welche seine Lehren annahmeu, nannte er Ramsanöht — Freunde, Diener Gottes. Der Mahant schrieb den ersten Säbda mit großer kalligraphischer Eleganz, die folgenden wurden von den Priestern auf eine entsprechende Art abgeschriebrn; vor dem Anfang und nach dem Ende jedes Sloka's (Doppelverses) befindet sich ein Strich oder ein anderes Zeichen mit rolhcr Dinte. Die religiösen Werke der RamsanöhiS sind mit Dcvanä- gari-Eharaltercn und vorzüglich in der Hindustanischen Spracht mit einer Beimischung von Rüdschvärischen Provinzialismen geschrieben; mau findet aber auch eine Menge Sanscrit- und einige Pcndschüd-Vcrse, so wie Arabische und Persische Wörter in diese» Schriften. ") KotteShaus; Provinflalism für Rammeli, vo« Leni Sanskrit k-lm». m-tii: et» restlicher tlmzua zu Ehren Nama'S ") Also eme Modistcatlon der Altindischen Trimurti kDreiheit) des Brahma als iLchövsers, des Wischnu als Erhalters und des Siva als Zer störers.