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OLtendorfsr Zeitung Nummer ^0^ Jahrgang Mittwoch, den 2H. August 4932 Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und UrngegekA i-ZMEs ÜMMW- ,A. YÄVKM E Fallr höherer Dewslt (Arieg sd. fenst. « : - Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen Z n des Gemeinderates Zu Ottendars-Okrilla. z srruch «uf Lirf-run, ,d«r NachU-f-rung der -- ' r 8«u»n« ^d. d. V-P.g,?»,s«. - Mit dm BeUagen „Neue Jllustrirrts^ .Msde und Krim- Mö „Drr Kvbsw-. Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendsrs-O^Ms. Herttiches und Sächsisches. LUtendorf-Bkrilla, am 2z. August i9s2. — Wiederum eines regen Zuspruchs erfreute sich das Kinder- und Sommerfest des To. Jahn, das dieser am Sonn ig im Hirsch-Garten veranstaltete. Die verschiedenen sportlich- humoristischen Veranstaltungen für die Kinder fanden eine rege Beteiligung und lösten bei Zuschauern wie Teilnehmern grohe Heiterkeit ans. Eifrig wurde von Jung und Alt der edle Schießsport nach Stern und Vogel wie auch nach der Scheibe gepflegt. Und ein jeder hat wohl den Versuch an der Tombola oder am Glücksrad unternommen einen größeren oder gar den Hauptgewinn zu erlangen. Kurz vor einem Aewilter wurden noch Hunderte von Ballons zu dem Wett- Mgeii ausgelassen. V ele fanden bei dem Sturm ihren Weg "'S Freie nicht und blieben in den Zweigen der Linden hängen "m hier mit lautem Knall ihr Dasein aufzugeben. Daß trotz dem zahlreiche Ballons ihre luftige Fahrt bis in die Bautzen- "öbauer Gegend ausdehnen konnten, beweisen die bereits heute fMgetroffenen Karten. Der einsetzende Regen verursachte eine mrze Unterbrechung des Sommerfestes, aber bald herrschte wieder lustiges Leben und Treiben im Hirschgarten das bis jum Schluß unvermindert anhielt. Eine angenehme Ueber- mschung bot während einer Tanzpause ein mit ihrer Mutter hier auf Besuch weilendes Mädchen, das, Mitglied einer dresdner Ballettschule, einen allerliebsten Solotanz zum Besten Hab und bei den zahlreichen Anwesenden durch diese treffliche Darbietung stürmischen Beifall erntete. — Ein schwerer Unfall ereignete sich am Sonntag früh Wn 6 Uhr auf der Königsbrücker Straße unmittelbar am Rasthof zum Ring. Ein von Dresden kommender in Laußnitz wohnender Motorradfahrer wollte ein paar vor ihm fahrende Radfahrer überholen und stieß dabei an einen von Königsbrück "°mmenden Personenkraftwagen der Reichswehr. Der Kraft- tadsahrer wurde auf die Straße geschleudert und blieb "tsinnungslos liegen. Mittels Krankenauto wurde der Schwer- ^rletzte, nachdem ihm erste Hilfe geleistet worden war und einen Schädelbruch, einen Arm und Beinbruch erlitten Mte, dem Radeberger Krankenhaus zugesührt- . Dresden. Nächtliche Schießereien. Bei einem ^owmerfest in Reick schoß ein Nationalsozialist nach einer Auseinandersetzung auf politische Gegner, von denen vier °Metzt wurden. Der Täter wurde festgenommen. In der ^Ichofswerdaer Straße wurde ein Angehöriger der NSDAP °°n Unbekannten nach einem politischen Streit angeschossen. Dresden. Mißglückter Raubüberfall. In Haus der Hubertusstraße versuchte ein etwa Zwanzig- Miger, einem dort wohnhaften Filialleiter die Aktentasche Entreißen. Der Ueberfallene setzte sich zur Wehr und rief Hilfe. Der Tärer ließ darauf von dem Mann ab und .Miss auf einem Fahrrad die Flucht. Es gelang ihm, uner- ""Nt zu entkommen. Leine Frau erwürgt . Dresden. Sonntagnachmittoa bezichtigte sich bei der kHminalpolizei der Tischlergehilfe Lorenzaus der Kleinen M)gasse, seine Ehefrau nach voraufgegangenen Auseincm- ^stetzungen erwürgt zu haben. Die Nachprüfung durch die Mordkommission ergab die Richtigkeit dieser Selbstbezich- Mng. Eheliche Zwistigkeiten sind der Grund der Tat. Dresden. Brotpreissenkung. Mit Wirkung vom August ab ist der Brotpreis in Dresden um 4 Rpf. für "s Vierpfundbrot herabgesetzt worden. , Dresden. Polizei als Ernteschutz. In der wei- und näheren Umgebung von Dresden waren verschie- .chtlich Erwerbslose gegen die die Ernte einbringenden Land- Me wnd deren Helfer tätlich vorgegangen und hatten sogar U Brandstiftung gedroht. In einzelnen Orten sammelten wnfzig bis hundert Erwerbslose auf den Feldern, um die Knieten landwirtschaftlichen Erzeugnisse zu stehlen. Die Ordner Schutzpolizei sah sich daher veranlaßt, zahlreiche ^verfallkommandos an die betreffenden Stellen zur Wieder- ^stlellung der Ruhe zu entsenden. s Dresden. Gemäldediebstahl? Vom Hamburger y "Mverein war am 1. August eine zwölf Kilo schwere Kiste ^ Dresden abgeschickt worden, die auf bisher ungeklärte abhanden gekommen ist. In der Kiste befand sich ein ^volles altdeutsches Gemälde „Meister M. S. mit Malthe- «jo kadebeul. FinanzamtkommtnachDresden. der Stadtverordnetensitzung teilte Bürgermeister Dr. mit, daß der Reichsfinanzminister die Verlegung Omanzamtes nach Dresden verfügt habe, also die in Aus- ^'genommene Errichtung eines Finanzamtsgebäudes in Loßnitz nicht mehr in Frage komme. Radeberg. Handgranatenwurf Bisher unbe kannte Täter warfen durch ein offenes Fenster eine Eier handgranate in der Saal des hiesigen Schützenhauses, in dem der Stahlhelm eine Versammlung abhielt; die Granate explo dierte glücklicherweise nicht. Die Politische Polizei aus Dres den und die Radeberger Polizei haben die Ermittelungen ausgenommen. Rathen (Sächs. Schweiz). Beim klettern am sogenannten Gansfelsen im Basieigebiek stürzten zwei Dresdner, und zwar k der 22jährige Hans Hillmann und der Z4jährige Emil Leuteritz, aus beträchtlicher Höhe ab und blieben mit schweren Schädel- und Knochenbrüchen tot liegen. Die Leichen wurden durch Beamte des Forstamtes Hohnstein geborgen und in die Leichenhalle Königstein gebracht. Die Kletterer wollten die Südwand an der Kleinen Gans über die sogenannte Originalroute besteigen und wa ren durch einen schweren Riß und über eine Verschneidung zweier Wände bis zu einem festgeklemmten Felsblock hoch gestiegen. Hillmann stieg dann als erster weiter; als er sich etwa zehn Meter über dem Felsblock befand, auf dem Leute ritz auf das Nachsteigen wartete, stürzte Hillmann plötzlich rücklings ab. Der Absturz erfolgte so plötzlich, daß Leuteritz die Wucht des niederreißenden Seiles nicht aufhalten konnte und mit dem Felsblock etwa vierzig Meter tief hinunterge rissen wurde. Es wird angenommen, daß Hillmann durch das Ausbrechen eines Griffes den Halt verloren hatte. Die Südwand ds^' Kleinen Gans ist zum ersten Mal am 22. August 1909, also vor genau 23 Jahren, durchstiegen worden. Wegen der herrlichen Aussicht vom Gipfel der Klei nen Gans auf den Lilienstein und den Königstein werden im mer wieder Kletterer zum Hinaufsteigen gereizt. Das Unglück konnte von der Vasteibrücke aus von der die Südwände der Kleinen Gans von oben bis unten voll eingesehen werden können in seinen Einxelbeiten beobachtet werden: Bautzen. Gasthof eingeäschert Der Gasthof „Zum lustigen Jäger" in Crosta-Lomska ist durch ein Scha denfeuer zum Teil vernichtet worden; der Tanzsaal fiel den Flammen zum Opfer ebenso das Dachgeschoß des Restaura tionsgebäudes. Die von der Bautzener Ueberlandspritze ver stärkten Feuerwehren hatten stark mit Wasserschwierigkeiten zu kämpfen. Die Brandursache konnte noch nicht festgestellt werden. Das MssionsZubiläum in Herrnhut Herrnhut. Im Verlauf des großen Missionsfestes der Brüdergemeinde Herrnhut waren die zahlreichen Gäste am Sonntagabend Zeugen einer eindrucksvollen Ordinations feier, bei der Missionssuperintendent Gsmuseus, der dem nächst mit seiner Frau wieder nach Afrika geht, feierlich zu einem Bischof der Brüdergemeinde geweiht wurde. Sieben Zenkner Schmuckkellen geschmuggelt Zittau. Im Zusammenhang mit der Festnahme von vier Schmugglern an der Grenze bei Obersohland gelang der Polizei die Aufdeckung eines qroßangelegten Bandenschmug gels. Es konnte auch der Auftraggeber der Schmuggler, als er beim Zollamt vor Zittau die Grenze im Kraftwagen pas sieren wollte, festgenommen werden. Das Schmugglergut, das im Zollkommissariat Schirgiswalde aufbewahrt wird, besteht aus fünf Säcken mit Gablonzer Schmuckketten im Ge samtgewicht von sieben bis acht Zentnern, die für Dresdner Empfänger bestimmt waren. Es wurde noch eine zweite Schmugglerbande gefaßt, die ähnliches Schmuggelgut über die Grenze bringen wollte. Das Großseuer in Leschwitz Görlitz. Wie zu dem Grohfeuer, das den Gasthof „Reichshof" in Leschwitz in Asche legte, noch gemeldet wird, dürfte der Einsturz des Giebels, wobei die beiden Feuerwehr leute Eichler und Fischer tödlich getroffen wurden, auf die Explosion der schadhaft gewordenen Gasleitung Zurückzuführen sein. Die Explosion war in weitem Umkreis hörbar. Durch die Gasrohrleitung drang weiteres Gas an die Brandstelle, was die Löscharbeiten erheblich erschwerte. Im Laufe des Sonntag pilgerten ungeheure Menschenmassen an die Brandstätte. Wegen der bestehenden Einsturzgefahr der Brandruinen wurde der Brandplatz polizeilich abgesperrt. Da der Verdacht der Brandstiftung besteht hat die Staatsanwalt schaft die Ermittelungen ausgenommen. Leipzig. Ein furchtbares Flugunglück ercigneke sich am Konnabendmillag auf dem Flugplatz Mockau. Ein von dem in Leipzig wohlbekannten und als Kunstflieger erfolgreichen Pilot Bader gesteuertes Reklameflugzeug der Zwickauer Strickwarenfirma G. L. Bahner stürzte beim Abflug vom Flughafen Leipzig-Mockau ab. Durch den Aufprall explodierte der Benzintank und sofort stand der ganze Apparat in Hellen Flammen. Bader und sein Monteur Gerber aus Hohen stein-Ernstthal konnten sich aus dem brennenden Apparat nicht mehr retten und erlitten den Flammentod. Die Leichen der beiden Verunglückten verbrannten bis zur Unkenntlichkeit. Der Apparat wurde durch das Feuer in einen Trümmer haufen verwandelt. Das Unglück ereignete sich direkt an einem Flugschuvpen, der infolge der Explosion Feuer fing, das aber bald gelöscht werden konnte. Die Katastrophe ereignete sich dadurch, daß der Apparat durch starkes Ueberziehen steuerlos geworden war. aus einer kurzen Kurve rutschte und obstürzte. Turnen - Spiel - Sport im Turnverein Sahn e.V (Deutsche Turnerschaft). Sonnabend, den 20. August 1932. Hermsdorf — Rammenau 5 : 0 Sonntag, den 21. August 1932. Fußball. Jahn I. - Klotzsche I. 4:7 (3:1) In dem Bezirksvereinswctturnen konnte in der Staffel B. die 1. Mannschaft des hiesigen Tv. Jahn den 2. Sieg erringen. Die 2. Mannschaft des gleichen Vereins kam auf den 5. Platz. Die 3 mal 1000 Meter-Staffel holte sich die Jahnmannschaft (Klotzsche Fritz, Georgi Walter, Rumbcrger Bruno) in ganz überlegener Weise mit einer halben Bahn runde Vorsprung. Leipzig. Wahrscheinlich Selbstmord. Wie bereits gemeldet wurde, war der seit dem 29. Juli ds. Js. mißte Staatsanwalt Dr. Zieschang bei Stettin aus der Oder als Leiche geborgen worden. Da man an dem Körper keinerlei Merkmale feststellte, die auf ein Verbrechen schlie ßen lassen und Dtk-Zieschang auch irgendwelche Briefe nicht hinterließ, wird angenommen, daß ihn eine starke seelische Beeinflussung veranlaßte, freiwillig aus dem Leben zu gehen. Leipzig. Kommunistische Frauendemonstra- tion. Etwa 50 bis 60 kommunistische Frauen bildeten in der Petersstraße, der verkehrsreichsten Geschäftsstraße, einen geschlossenen Demonstrationszug, der im Sprechchor „Arbeit und Brot" forderte. Ein Polizeibeamter wollte den Zug auf- j lösen und die Führerin festnehmen. Er und ein zweiter Be amter gingen mit dem Gummiknüppel gegen die Demonstran ten vor, was aber auf die Frauen^einen Eindruck zu ma chen schien. Erst als die Beamten ihre Pistolen zogen, konnte die Führerin zur Polizeiwache abgeführt werden. Das Ueber- fallkommando mußte eingesetzt werden, um die Ruhe wieder- bemustellen: mebrere Frauen wurden verhaftet. Leipzig. Messer st echeret. Der Zugmaschinenfüh rer Paul M. aus Wiederitzsch traf auf dem Heimweg in der Landsberger Straße den Heizungsmonteur Max Sch. aus Lindenthal, dem M. seit langem feindlich gesinnt war. Wäh rend des Wortwechsels soll M. den Sch. auf die Straße gestoßen haben, wobei letzterer eine blutende Stirnwunde davontrug. Darauf zog Sch. sein Taschenmesser und brachte M. mehrere Stiche in Rücken, Brust und Arme bei. M. mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Leipzig. Von einem Hofmusikanten über fallen. Als eine Bewohnerin des Hauses Kochstraße 49 heimkehrte, wurde sie auf der Treppe von einem etwa 20 Jahre alten Burschen überholt, der durch Musizieren auf der Mundharmonika bettelte'^Als die Frau ihre Handtasche öff nete, um dem Mann ein Geldstück zu geben, versetzte er der Frau plötzlich einen Stoß vor die Brust und entriß ihr die Handtasche, mit der er flüchtete. Auf die Hilferufe der Ueber- fallenen nahm ein Mann die Verfolgung des Räubers auf, der auf der Flucht die Handtasche, in der sich 50 RM Bargeld und ein Sparkassenbuch befanden, fortwarf und über di« Mauer nach einem Nachbargrundstück entkam. Chemnitz. Todesfturz. Als in einer hiesigen Schank- wlrtschaft ein Gartenkonzert veranstaltet wurde, stieg einer der Gäste, ein 67 Jahre alter Rentner, auf das Küchendach, um sich das Konzert besser anhören zu können. Der Mann fiel aus ungeklärte Weise von dem Dach zu Boden und zog sich eine Gehirnblutung zu. Er wurde dem Krankenhaus zuge führt, wo er nach kurzer Zeit verstarb. Lhemnitz. Der Täter fe st genommen. Wie be reits gemeldet, war im Zeisigwald ein etwa 20jähriges Mäd chen blutüberströmt aufgefunden und in das Krankenhaus eingeliefert worden; es handelte sich um eine Eifersuchtstra gödie. Der junge Mann, der nach den ärztlichen Feststellun gen versucht hatte, das Mädchen zu erwürgen und ihm später 27 Stiche in den Oberkörper beibrachte und es hilflos liegen ließ, konnte als der 20jährige Schlosser Kempe festgestellt und verhaktet werden. Chemnitz. Eifersuchtsdrama. Spaziergänger fanden am frühen Morgen des Sonntag im Zeisigwald auf einer Bank ein etwa 20jähriges Mädchen blutüberströmt auf; es wurde sofort für die Ueberführung des Mädchens ins Städtische Krankenhaus Sorge getragen. Aus seinen Aus sagen ging hervor, daß es bei der nächtlichen Heimkehr von einem Ausflugslokal von seinem jugendlichen Begleiter in einem Anfall von Eifersucht zunächst am Hals gewürgt und dann durch Messerstiche schwer verletzt worden war. Der Täter, der noch nicht verhaftet werden konnte, ließ dann sein Opfer hilflos liegen. Die Verletzungen des Mädchens sind schwer, aber nicht lebensgefährlich.